Professionelle Entwicklung Promovierender
Eine Untersuchung der Enkulturation in die wissenschaftliche Gemeinschaft
Markus Hirschmann
Möglichkeiten zur Förderung der professionellen Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses werden bereits seit Jahren intensiv diskutiert. Gründe hierfür liegen vornehmlich in hochschulpolitischen Entwicklungen. Dennoch fehlt bislang eine empirische Auseinandersetzung mit Lern- und Entwicklungsprozessen des wissenschaftlichen Nachwuchses. Wie Doktorandinnen und Doktoranden an wissenschaftlichen Expertengruppen partizipieren, sich mit anderen Personen austauschen, diese Beziehungen für ihr eigenes Vorankommen im Forschungsprozess nutzen, in diesen Beziehungen lernen und dabei letztendlich selbst Teil dieser Expertengemeinschaft werden, ist kaum empirisch untersucht. Folglich besteht großer Bedarf an empirischen Analysen der Lehr-Lern-Prozesse des wissenschaftlichen Nachwuchses. In diesem Buch wird der Fragestellung nachgegangen, welche Rolle die soziale Vernetzung für die professionelle Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses spielt. Hierzu setzt sich die Studie mit den unterschiedlichen Akteuren im Promotionsprozess auseinander und betrachtet die Interdependenz individueller und sozialer Veränderungen während der Promotionszeit. Zwei empirische Studien in der Domäne Wissenschaft und konkret im Fachbereich der Erziehungswissenschaft werden vorgestellt. Die beiden querschnittlichen Studien beleuchten einerseits aus Sicht Betreuender (Studie 1) und aus Sicht des wissenschaftlichen Nachwuchses (Studie 2) die professionelle Entwicklung junger Forschender unter besonderer Berücksichtigung sozialer Vernetzung. Studie 1 ist als eine Interviewstudie konzipiert. Studie 2 kombiniert eine Interviewstudie mit einer egozentrierten Netzwerkanalyse. Die Studienergebnisse zeigen, dass soziale Determinanten eine wichtigere Rolle für die professionelle Entwicklung Promovierender spielen als individuelle. Es konnte gezeigt werden, dass vor allem schwach verbundene und heterogen strukturierte Netzwerke mit der professionellen Entwicklung Promovierender in Zusammenhang stehen. Auch konnte die Betreuungsdyade als determinierend für die Intention zur sozialen Vernetzung Promovierender bestimmt werden. Ein Nutzen dieser Arbeit liegt in der Zusammenführung der Perspektiven Betreuender und Promovierender in der Analyse professioneller Entwicklung. Sie ermöglicht ein besseres Verständnis über den individuellen Nutzen sozialer Vernetzung und den damit verbundenen individuellen Lernerfahrungen. Zusätzlich erweitert das Werk durch den innovativen Einbezug netzwerktheoretischer Überlegungen das Forschungsfeld zur Professionalisierung in der Wissenschaft.