Psychologische Selbstbekenntnisse
Pontus Wikner, Raimund Wolfert
Pontus Wikner (1837-1888) war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Philosophen Schwedens; zwei seiner Bücher erschienen auch auf Deutsch. Seine „Psychologischen Selbstbekenntnisse“ sind die früheste Schilderung und Rechtfertigung einer homosexuellen Identität im nordeuropäischen Raum (W. von Rosen). 1879 abgefaßt und durch mehrere Zusätze bis zu seinem Tod 1888 ergänzt, durfte der Text erst nach dem Tode aller Nachkommen veröffentlicht werden. Die 1971 erschienene Ausgabe wurde bald ins Dänische, Norwegische und Finnische übersetzt und gehört in Nordeuropa längst zum sog. „Homo-Kanon“. Mit der vorliegenden Übersetzung wird der Text auch für die kontinentaleuropäische Diskussion um die Herausbildung einer homosexuellen Identität im 19. Jahrhundert zugänglich.
Wikners Selbstbekenntnisse entstanden zeitlich parallel zu Karl Heinrich Ulrichs‘ „Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe“, von denen Wikner, obwohl er die deutsche Spache beherrschte und sogar eine Reise nach Deutschland unternahm, nichts mitbekommen zu haben scheint.
Raimund Wolfert hat seiner Übersetzung eine ausführliche biografische Studie beigegeben. Darin ist auch von den innigen Freundschaften Wikners mit Schülern und Studenten die Rede, die durch seine Briefe und Tagebücher belegt sind, in den Selbstbekenntnissen aber nur in abstrakter Form zur Sprache kommen.