Püttlingen in bewegter Zeit
Politik und Gesellschaft 1918-1945
Hans W Herrmann
Die Zeit vom Ende des Ersten Weltkriegs bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs stellt einen der wichtigsten Abschnitte der saarländischen Geschichte dar, wurde doch zum ersten Mal das Industriegebiet an der mittleren Saar vom deutschen Staatsgebiet abgetrennt und einer Sonderverwaltung, der vom Völkerbund berufenen, internationalen Regierungskommission, auf die Dauer von 15 Jahren unterstellt. Die Frage, wie bei der vorgesehenen Volksabstimmung zu votieren sei – für die Rückgliederung an das Deutsche Reich, für die Angliederung an die Französische Republik oder für die Fortdauer der internationalen Verwaltung –, löste erst nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Deutschen Reich heftige Kontroversen aus, die in den folgenden zehn Jahren unter dem NS-Regime fortwirkten.
Zahlreiche Darstellungen behandeln aus unterschiedlicher Sicht Strukturen, Entwicklungen und Ereignisse auf Landesebene. Detaillierte Arbeiten über die Jahre von Herbst 1918 bis Frühjahr 1945 auf örtlicher Basis („Mikro-Ebene“) sind bisher noch selten. Daher reizte es den Verfasser, der in den frühen 1990er Jahren das Projekt „Widerstand und Verweigerung im Saarland“ begleitet hatte, die auf Landesebene gewonnenen Ergebnisse auf die dörfliche Ebene zu projizieren und im Vergleich Ähnlichkeiten und Abweichungen herauszuarbeiten. Die ins Detail gehenden Schilderungen politischer Aktionen in den beiden Gemeinden Püttlingen und Köllerbach, seit 1974 in der Stadt Püttlingen zusammengefasst, beschreiben politische Auseinandersetzungen und Gegnerschaften, Anpassung, Verfolgung und Widerstand und lassen ein spezifisches politisches Profil erkennen, das mitunter deutlich vom Landesdurchschnitt abweicht.
Dr. Hans-Walter Herrmann, geb. 1930 in Dudweiler/Saar, schloss sein Studium der Geschichte, Germanistik, Geographie und Kunstgeschichte an den Universitäten in Saarbrücken und Bonn und der École Nationale des Chartes/Paris 1956 ab mit der Promotion über ein Thema der mittelalterlichen Landesgeschichte der Saargegend. Nach seiner Ausbildung zum höheren Archivdienst an der Bayer. Archivschule München 1957-1960 übernahm er im März 1961 die Leitung des Landesarchivs Saarbrücken, das er bis zu seiner Ruhestandsversetzung zum 1. April 1995 zu einem regionalen Forschungsschwerpunkt ausbaute. Von 1988-1992 vertrat er das deutsche Archivwesen auf internationaler Ebene. Seit 1969 lehrt er an der Universität des Saarlandes Landesgeschichte, Historische Hilfswissenschaften und Archivkunde, zunächst als Lehrbeauftragter, seit 1983 als Honorarprofessor.