Relativität und Bildung
Fachübergreifende Herausforderungen und fachspezifische Grenzen
Ulf Abraham, Tarek Badawia, Roman Bartosch, Dietrich Benner, Bettina Bussmann, Carla Cederbaum, Britta Eiben-Zach, Klaus Feldmann, Carolin Führer, Daniel Goldmann, Bernd Grewe, Ralf Koerrenz, Juliane Köster, Uwe Küchler, Daniel Löffelmann, Marco Magirius, Wolfgang Polleichtner, Oliver Reis, Hanna Roose, Friedrich Schweitzer, Bernd Tesch, Philipp Thomas, Fahimah Ulfat, Laurenz Volkmann, Mario Ziegler
In einer digitalen Gegenwart, in der Fakten medial immer neu (auch halbwahr oder ‚postfaktisch‘) erzählt werden, stellt sich mitunter ein Relativitätsverständnis ein, demzufolge Aussagen (z.B. über moralische und politische Sachverhalte, Wissensbestände und Erkenntnisse) keine absolute Geltung besitzen. Wert- und Moralvorstellungen scheinen im globalen Horizont nur noch in einem ökologisch, ökonomisch und sozial komplexen Beziehungsgefüge entwickelt werden zu können. Diese Dynamik der Relativität spitzt sich in bildungstheoretischer Perspektive noch zu. Relativität erscheint hier zugleich als ein Bildungsziel, das aus der notwendigen Einsicht in die Bedingtheit und Perspektivität von Erkenntnissen, Überzeugungen und Wertesystemen in einer pluralen und demokratischen Gesellschaft erwächst. Dieses Ziel steht jedoch stets in Spannung zu den institutionellen Rahmungen, in denen Bildungsprozesse stattfinden.
Der vorliegende Band stellt einen ersten Versuch dar, sich dem Relativitätsproblem in der Bildung in einer interdisziplinären fachdidaktischen Perspektive zu nähern. Deutlich wird, dass sich Orientierung und Gewissheiten nur in bewusster Aufnahme und Reflexion des Relativitätsproblems in konkreten fachlichen Bildungskontexten gewinnen lassen.