Richard Wagner und das Kino der Dekadenz
Vorträge: Elisabeth Bronfen, Jörg Buttgereit, Bernd Kiefer, Peter Moormann, Andreas Urs Sommer, Marcus Stiglegger
Jan Drehmel, Kristina Jaspers
Der Begriff der Dekadenz liefert ein wichtiges Instrument, um die große Affinität des Kinos zu Richard Wagner zu erklären. Denn das Kino, das auf der Leinwand jede menschliche Regung ins Unermessliche vergrößert, Augen und Ohren überwältigt und im dunklen Saal zu Tränen rührt, das ohne Pathos und Emotionen im Kern nicht existieren würde, bewegt sich im engsten Umkreis der Dekadenz.
Ausgehend von Friedrich Nietzsches Wagner-Kritik wird in den versammelten Beiträgen untersucht, wie weit Nietzsches Analyse auch für ein bestimmtes Filmkonzept gilt, das Wagner’sche Topoi, musikalische oder personelle Konstellationen oder ästhetische Konzepte übernimmt. Das Spektrum der erörterten Themen reicht von Erlösungsfantasien und der Überwindung des Todestriebes im Hollywood-Kino, über Verfallsgeschichten bei Regisseuren wie Luchino Visconti und Hans Jürgen Syberberg bis zu den Wagner-(An-)Klängen im Bereich des Horror- und Fantasyfilms.