Römische Kleinstadt Schleitheim-Iuliomagus
Streifenhäuser im Quartier Z‘underst Wyler
Cornelia Alder, Sabine Deschler-Erb, Valentin Homberger, Elisabeth Marti-Grädel, Jonas Nyffeler, Patricia Vandorpe
Südwestlich des heutigen Ortes Schleitheim im Kanton Schaffhausen lag in römischer Zeit die Kleinstadt Iuliomagus. Geplante Überbauungen machten hier im Areal Z’underst Wyler in den Jahren 1995 und 2000 Ausgrabungen nötig. An derselben Stelle waren bereits 1871 und 1902/03 einzelne Mauerzüge freigelegt worden, und 1988 hatte man die unmittelbar südlich anschliessende Parzelle untersucht. Auf der rund 1000 m2 grossen Fläche konnten die Reste von sechs römischen Gebäuden nachgewiesen werden. Die langrechteckigen, mit der Schmalseite zur Strasse ausgerichteten Grundrisse (sog. Streifenhäuser) waren zwischen 6 und 12 m breit und wohl bis zu 26 m lang.
Die erste Bauphase begann um 80 n.Chr. mit Terrassierungen und Schüttungen zur Sicherung des abschüssigen und stellenweise vom Zwärenbach bespülten Geländes. Anschliessend errichtete man erste einfache Ständer- und Pfostenbauten. Nach einem Brand im späten 1./frühen 2. Jahrhundert wurden alle Häuser ersetzt. Die gegenüber ihren Vorgängern etwas längeren, sonst aber identischen Neubauten waren nun als Fachwerkkonstruktionen angelegt, die auf Steinreihen oder Sockelmauern ruhten. Ein Bau dürfte ganz oder zumindest bis auf Höhe Erdgeschoss in Stein ausgeführt gewesen sein. Die nördlichen drei Häuser besassen im rückwärtigen Teil auch gemauerte Halbkeller.
Die Masse der Funde entstammt den älteren Phasen des späten 1. und frühen 2. Jahrhunderts. Danach nimmt die Fundmenge stark ab. Verlassen wurde das Quartier wohl erst im späten 2.,allenfalls frühen 3. Jahrhundert.
Im vorliegenden Band werden auch die ersten römischen Gräber von Schleitheim-Iuliomagus vorgelegt, die 2001 beim Ausheben eines Leitungsgrabens in der Flur Chochbrunnen, an der südlichen Ausfallstrasse, ausgegraben wurden. Es handelt sich dabei um ein Körpergrab und vier Brandgräber des 2. Jahrhunderts.