Roman eines Konträrsexuellen
Émile Zola
Der hier vorliegende Roman wurde bis vor wenigen Jahren noch einem anonymen Autor zugeschrieben, lediglich beim Vorwort gab man Zola als Autor an. Erst durch jüngste Hinweise und Quellen konnte man sicher sein, dass die gesamte Erzählung Zola zugeordnet werden kann. Warum also die jahrelange Anonymität? Zola handelte immer als Freidenker, als unabhängiger Moralist und wurde als moderater Liberaler eingeordnet. Grundlage der naturalistischen Bewegung waren vor allem die positivistische Philosophie Auguste Comtes und neue naturwissenschaftliche Theorien (die Vererbungslehre nach Charles Darwin und Prosper Lucas, die Milieutheorie Hippolyte Taines und die Experimentalmedizin Claude Bernards). Der Mensch, so lassen sich diese Theorien verkürzt zusammenfassen, könne den Vorbestimmungen durch seine ererbte und soziale Herkunft nicht entgehen. Zola verfolgte das Ziel, diese naturwissenschaftlichen Methoden und Erkenntnisse in der Literatur fruchtbar zu machen. Für die Figuren seiner Romane gibt es trotz heroischer Anstrengungen kein Entrinnen aus ihrem sozialen Milieu und ihrer erblichen Veranlagung. In diesem Roman geht es um einen jungen Italiener, der aus einer hochgestellten Familie mit spanischen Wurzeln stammt. Ein Hausbursche von 15 Jahren setzte seiner Unschuld ein Ende. Er empfand Abscheu gegenüber dem weiblichen Geschlecht und lebte später seine sexuelle Orientierung aus. Dem Roman voraus geht eine ausführliche und bebilderte Einleitung zur Problematik der Homosexualität.