Sächsische Fürstentestamente 1652-1831
Jochen Vötsch
Testamente und Vermächtnisse (Kodizille) der regierenden deutschen Reichsfürsten in der Frühen Neuzeit sind als historische Quellengattung bislang kaum beachtet worden. Diese fürstlichen Selbstzeugnisse fungieren als Traditions- und Werteträger; sie treffen Aussagen zu Fürstenethos und Herrschermentalität oder enthalten politische und administrative Handlungsanweisungen für den Nachfolger. Das Buch bietet eine vollständige wissenschaftliche Edition aller 30 festgestellten letztwilligen Verfügungen der in Sachsen regierenden albertinischen Wettiner zwischen 1652 und 1831. Mit der Erschließung dieser überwiegend ungedruckten neuen Quellen soll der noch immer dominierenden borussischen Überlieferung im Alten Reich die Tradition der Wettiner, der lange Zeit wichtigsten deutschen Dysastie nach den Habsburgern, zur Seite gestellt werden. Der gewählte Untersuchungszeitraum dokumentiert eine sich schrittweise verändernde Herrschaftsauffassung, die schließlich zu einem neuen Verständnis von Dynastie und Staat, von Fürsten- und Staatseigentum führte. Herausragend an inhaltlicher Substanz, aber auch politischer Brisanz ist das weitgehend von Veit Ludwig von Seckendorff konzipierte umfangreiche Testament des Herzogs Motitz von Sachsen-Zeitz (1681). Die Edition bildet zusammen mit ausgewählten ergänzenden Dokumenten die Quellengrundlage für künftige, vergleichend angelegte Studien im Kontext deutscher und europäischer Geschichte.