Schattenkrieg im Haus des Herrn
Katholische Kirche und Spionage
Petra Kehl, Ulrich Nersinger
Verrat, Intrigen, Nachrichtensammeln – Spionage ist so alt wie die Menschheit. Das hat auch die Katholische Kirche im Laufe ihrer Geschichte oft erfahren. Schon ihr Gründer wurde um 30 Silberlinge an seine Gegner verraten, weil er der herrschenden Elite unbequem war. So war und ist auch die Kirche immer wieder Zielscheibe geheimdienstlicher Ope rationen. Kein Wunder! Mit ihrem weltumspannenden Netz von Nuntiaturen – Gesandtschaften –, die sensible Informationen an die Zentrale weiterleiten, bietet sie den staatlichen Nachrichtensammlern ein El Dorado. Eng verbunden mit dem kirchlichen Gesandtschaftswesen sind Entstehung und Entwicklung der Kryptografie. Hier haben Schreiber der päpstlichen Kanzlei Grundlegendes geleistet und den ersten Kryptografen geschaffen, einen Verschlüsselungsapparat, der in veränderter Form bis ins 20. Jahrhundert auch von weltlichen Geheimdiensten verwendet wurde.
Doch auch die Katholische Kirche selbst hat sich immer wieder geheimdienstlicher Mittel bedient: gegen räuberische und revolutionäre Umtriebe im Kirchenstaat, zur Sicherung der Seelsorge in Verfolgungszeiten oder auch um wirtschaftlicher Vorteile willen.