Schicke mir ein Katzenfell!
Feldpostkarten von der Etappe – Ein Anhalter aus dem Landsturm-Infanterie-Bataillon Dessau berichtet. (1914–1918)
Karin Weigt
Eine ungewöhnlich geschlossene Sammlung von Feldpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg, die das Museum für Stadtgeschichte Dessau 2014 als Schenkung erhielt, ermöglicht einen Blick in die so genannte Etappe.
Hugo Herz, mit 38 Jahren aus dem zivilen Berufsleben als Oberinspektor der Bauverwaltung Bernburg einberufen in das Landsturm-Infanterie-Bataillon Dessau, 1. Kompanie, 6. Etappe, verschickte durchschnittlich drei Feldpostkarten am Tag.
Im Spannungsfeld zwischen dramatischen Lebensumständen an der Front und der von Vätern und Söhnen verlassenen Heimat durfte unter strenger militärischer Zensur und dem Wunsch seine Familie nicht zusätzlich zu belasten, die ganze Wahrheit nie geschrieben werden.
Vom Abmarsch aus Dessau über Stationen seiner Einsatzorte in Belgien und Frankreich bis zur Rückkehr nach Bernburg nutzt Herz den schmalen Grad der Freiheit, um seiner Familie, den Freunden und vielleicht sogar sich selbst aus seinem Leben im Krieg zu berichten.
Die Kulturwissenschaftlerin Karin Weigt hat hunderte Feldpostkarten transkribiert und damit eine Quelle von Zeitzeugnissen freigelegt, die nun für weitere Forschung und alle Interessierten mühelos zugänglich sind.