Schlossmärchen
Ein Stück Winsen
Martin Teske
Ein Schloss in den eigenen Mauern zu haben, ist für jede Stadt ein ganz besonderer Schatz. Die Alten von heute haben vor 60 Jahren in seinem Keller, von außen zugänglich, Partys gefeiert – mit einem Kofferradio, einer ersten Zigarette, einem ersten Kuss oder einem ersten Schnaps.
Sie haben das Schloss verfallen sehen und sich gefreut, dass es in den 1990er-Jahren gerettet worden ist. Die Bürger haben sich dort vor dem Amtsgericht verantworten müssen, das dort auch die Grundbuchakten im Turm gelagert hat. Sie schließen bis heute Ehen in der Schlosskapelle, und manche werden später im Schloss geschieden.
Sie haben nach der Restaurierung Führungen durch das Schloss gemacht und tun das bis heute. Sie feiern die Schlossnacht, erleben dort manches Konzert. Das Schloss hat der Kulturreihe »Schlosskonzerte« den Namen gegeben.
Kinder klettern bis heute auf der alten Kanone herum, die mit der Schlossgeschichte gar nichts zu tun hat, aber trotzdem schön ist, auch wenn sie erst aus dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 stammt.
Das Schloss ist ein Stück von Winsen, und es hat zwar eine große Geschichte, aber bislang keine Schlossgeschichten zum Erzählen und Vorlesen. Das sei mit diesem Büchlein nachgeholt.