Unruhige Zeiten – Wendezeiten
Wer an Grenzen angelangt ist, braucht neue Ideen
Werner Kunze
Das lang andauernde Wirtschaftswachstum nach dem Zweiten Weltkrieg hat einen Wachstumswahn hervorgerufen, der unter anderem zu einer Zerstörung der ökologischen Gleichgewichte geführt hat. Vor allem aber wurde so die ökonomische Dimension der liberalen Gesellschaften verdammt zum ›Immer-Mehr‹, wobei aus der Maxime ›Mehr‹ ein Synonym für Besser wurde. Folglich beinhaltete das ›Immer-Mehr‹ auch ein ›Immer-Besser‹. Mehr und Besser sind die Grundlagen der Ideologie des Fortschritts. Diese inzwischen fest verankerte Haltung hat verheerende Folgen: Das Wirtschaftswachstum wird einerseits als selbstverständlich, andererseits als immer wünschenswert wahrgenommen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass jede Form der Produktion ihre Berechtigung zu haben scheint, so schädlich oder unnütz sie auch sein mag. Daher müssen neue Vorstellungen entwickelt werden, um aus diesem Kreislauf zu entkommen und eine andere Art zu wirtschaften Wirklichkeit werden zu lassen.
Die kontinuierliche Erosion unserer bewährten Traditionen und kulturellen Prägungen, die Zerstörung der emotionalen Bindungen an die eigene Nation, die Pflege internationaler Gemeinschaften statt nationaler, der Austausch der Völker durch Massenmigration, die Entspiritualisierung und Hinwendung zum Säkularen und Materiellen, und nicht zuletzt eine gefährliche Weltherrschaft des Geldes und des exzessiven Kapitalismus. Aus all diesem ist ein Machtgebilde entstanden, dem sich die zu Vasallen herabgewürdigten Völker und Individuen nicht entziehen können. Ein Umdenken und eine Umkehr sind notwendig. Möglicherweise hat das Coronavirus bereits eine anstehende Deglobalisierung der Welt eingeleitet: Internationale Handelswege und Produktionsprozesse sind teilweise zusammengebrochen. Immer mehr Menschen beginnen aufzuwachen und die herrschenden Verhältnisse in Frage zu stellen. Es sieht nach einer Zeitenwende aus.
In dieser Sammlung von Essays, Einsichten, Eindrücken und pointierten Aussagen bietet Werner Kunze eine abwechslungsreiche und anregende Lektüre für aufgeschlossene Zeitgenossen, die seit Jahren mit offenen Augen und Ohren die Ideen der Zeit und ihre Umsetzung beobachten und bewerten.