Von Lindenblättern und verderbten Dialekten
Neue Studien zu Georg von der Gabelentz (1840–1893)
Henning Klöter, Xuetao Li
Georg von der Gabelentz (1840–1893) wurde im Jahr 1878 zum außerordentlichen Professor für ostasiatische Sprachen an die Universität Leipzig berufen; später wechselte er an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. Während seiner fünfzehnjährigen Tätigkeit leistete er in unterschiedlichen Disziplinen nachhaltige Pionierarbeit. Seine Chinesische Grammatik (1881) gilt als bahnbrechende Gesamtdarstellung der klassischen chinesischen Schriftsprache. Die Sprachwissenschaft, sein zehn Jahre später erschienenes zweites Hauptwerk, präsentiert Begriffe und Analyseansätze, die die Sprachwissenschaft bis heute prägen.
Die zehn Beiträge des Bandes zeigen anhand von zahlreichen Beispielen auf, wie Gabelentz das sinologische und sprachwissenschaftliche Denken seiner Zeit und weit darüber hinaus prägte. Zudem werden seine wissenschaftlichen Leistungen jenseits der Hauptwerke gewürdigt. So setzte er beispielsweise das Wirken seines Vaters Hans Conon (1807–1874) in der austronesischen Sprachwissenschaft fort und seine Verknüpfung von philologischer mit philosophischer Analyse führte ihn zu Fragen, die in der interkulturellen Philosophie des 21. Jahrhunderts hochaktuell sind. Der Band vereint unterschiedliche Perspektiven auf Gabelentz, die in den letzten Jahren mit der Übersetzung seiner Hauptwerke ins Chinesische und Japanische auch eine zunehmend internationale Dimension gewonnen haben.