Vordenker der „ethischen Revolution“
Willi Eichler und das Godesberger Programm der SPD
Ernesto Harder
Wer war Willi Eichler? Der „Cheftheoretiker“ der deutschen Nachkriegssozialdemokratie stand als geistiger Vater hinter dem Godesberger Programm von 1959, mit dem aus der marxistischen „Klassenpartei“ SPD die „Volkspartei“ SPD wurde. Bis 1945 leitete Eichler eine sozialistische Splittergruppe, den Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK), und war dafür 1925 aus der SPD ausgeschlossen worden. Bei Kriegsende kehrte der Außenseiter in die Partei zurück und stieg während der 1950er- und 1960er-Jahre in eine der wichtigsten politischen Positionen der deutschen Sozialdemokratie auf. Wie war das möglich und wie lassen sich die Widersprüche zwischen dem Godesberger Programm und Eichlers früheren Positionen im ISK auflösen?