Warum Krieg?
Eine tiefenhermeneutisch-empirische Untersuchung der intersubjektiven Dynamik im Nahostkonflikt
Anas Nashef
Wie erleben die Betroffenen den Nahostkonflikt? In insgesamt 18 Gesprächen mit je fünf Israelis und Palästinensern geht Anas Nashef dieser Frage unter psychologischer Perspektive nach. Er gibt denjenigen eine Stimme, die in der rational-politischen Friedensdiskussion bisher nicht zu Wort gekommen sind, und belegt, dass die Bemühungen der Politik um die Lösung rationaler Konfliktherde an den individuellen wie kollektiven Bedingungen der betroffenen Menschen vorbeigehen. Daher erweisen sie sich als prinzipiell nicht ausreichend für eine Friedenslösung des Nahostkonflikts. Es wird herausgearbeitet, wie die Betroffenen je unterschiedlich mit ihren lebens- und kollektivgeschichtlichen Erinnerungen umgehen und – selbst unter traumatisierenden Bedingungen – Kompromissbildungen finden, die ihre Beschädigungen wie ihre weiterbestehenden Hoffnungen in erschütternder Weise deutlich machen. Es wird klar, dass alle Friedenbemühungen, die diese Bedingungen der Subjekte nicht berücksichtigen, zum Scheitern verurteilt sind. Die Analyse verdeutlicht unterschiedliche Typen individueller Lösungsstrategien und arbeitet Vorschläge für zukünftige Konfliktlösungsstrategien heraus, in denen die Erinnerungen und Handlungsmöglichkeiten der betroffenen Menschen Anerkennung finden und als unverzichtbarer Bestandteil neben den politischen Bemühungen zum Tragen kommen können.