Wirklichkeit als literarisches Problem
Voraussetzungen und Formen des Erzählens bei Adalbert Stifter
Ludger Brüning
Die vorliegende Untersuchung erschließt in einem systematisierenden Ansatz die inhaltlich wie strukturell zentrale Funktion, die der Wirklichkeitsproblematik als einem äußerst differenziert und immer wieder in unterschiedlicher Intensität gestalteten Aspekt von Stifters Erzählen zukommt.
Schwerpunkte der Analyse bilden sowohl die narrativ gestalteten Stadien und Szenarien der individuellen Entwicklung der Vorstellungswelt als auch die erzählerisch reflektierte Entwicklung des empirisch-rationalen Denkens (wie sie – als letztlich über-individueller Prozeß – etwa in Darstellungen von Entmythisierung und Säkularisierung von Welt erkennbar wird).
Dabei zeigt sich, daß Stifters perspektivistisches Wirklichkeitsverständnis, dem das als Realität Erfaßte letztlich als (vorläufiges) Konstrukt erscheint, über die Polyvalenz der Dinge bis in Grenzbereiche einer Ästhetik des Schrecklichen vorstößt.