Wolfgang Hildesheimer und die bildene Kunst –
'… und mache mir ein Bild aus vergangener Möglichkeit …'
Hilde Strobl
Wolfgang Hildesheimer – bekannt durch ein umfangreiches literarisches Werk, sein großes Mozartbuch und die fiktive Biografie Marbot – war auch Künstler. Seine Arbeiten umfassen rund 700 Zeichnungen, Malereien und Collagen. Sie wurden bislang nur unzureichend als wichtiges Element seines künstlerischen Wirkens gesehen. Hilde Stobl untersucht in diesem Buch den Autor und den Künstler in seinem Verhältnis zur Bildenden Kunst. Die Autorin setzt in diesem Buch die methodischen Verfahrensweisen im Bildkünstlerischen und Literarischen in Analogie zueinander. Dabei stehen die motivischen Text–Bild-Beziehungen im Zentrum. Dass Bilder Träger der Wahrnehmungs- und Rezeptionsgeschichte – traditionelle Zeugnisse eines kulturellen Gedächtnisses – sind,scheint unbestritten. Wolfgang Hildesheimer stellt das Verhältnis von Künstler und Kunstwerk, von Entstehungsgeschichte des Werks und historischem Umfeld infrage. Er entstellt das allzu Bekannte, indem er es eliminiert und in fremdem Kontext neu zusammenfügt, um Werk und Künstler wieder anders lesbar, erfahrbar und rezipierbar zu machen. Die Frage nach den Möglichkeiten der Sprach- und Bildrezeption zieht sich wie ein roter Faden durch sein gesamtes Werk: Die Gemeinsamkeit von Rezeption und Reproduktion, die Entstehung von etwas Neuem von bereits Gegebenem, wird zur Schablone, zum Konzept seiner vielfältigen künstlerischen Ausdrucksweisen. Hilde Strobl gelingt ein Musterbeispiel interdisziplinärer Forschung.