Zanussi. Oder der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben
Erzählung, Verse und Fragmente
Johannes Michael Grill, Hans-Jürgen Heinrichs
»Was wären Sie gerne?« – »Schriftsteller«, antwortete Zanussi. »Wollen Sie etwa die Welt retten?« – »Ja … nein …« – »Und warum haben Sie nicht längst damit angefangen?« – »Weil ich Angst vor der Einsamkeit habe.« (aus ‚Brennende Bilder‘ in diesem Band)
Literatur aus der Psychiatrie? Texte aus dem Klinikalltag? Kunst als Therapeutikum? Zum wiederholten Male, was wir seit Navratil und Prinzhorn immer wieder einmal lesen? Nein – die Schriften in der sorgfältigen Edition von Hans-Jürgen Heinrichs leisten gleichzeitig die Dinge: Sie erschließen ein Stück Literatur, dass trotz der zunehmenden psychischen Beeinträchtigung des Autors entstehen konnte; sie konfrontieren uns mit existenzieller Fragen (wie jede interessante Literatur); und gleichzeitig erschließen sie Fragen, die nur in dem spezifischen Zwischenraum von Krankheit und Gesundheit entstehen können, an der für jede Erkenntnis so wichtigen Grenze.
»Der Begriff ‚Identität‘ – die Festlegung auf ein Ich – suggeriert immer eine Einheit, etwas Homogenes und Geschlossenes. Dies aber ist eine Illusion. Sie verdeckt das dahinter liegende Heterogene, Vielgestaltige. Wie viele andere Ich-Anteile in jedem Menschen lebendig und virulent sind, offenbaren ebenso die Träume wie irrationale Handlungen, die uns selbst als fremd und fremdartig, ja befremdlich vorkommen mögen. Es ist der große Vorteil des Künstlers und Schriftstellers, sich die Freiheit des Spiels mit vielen Ichs und Phantasie-Namen nehmen zu können, entspricht dies doch zumeist dem ihm zugestandenen Schöpferischen. Dass sich Johannes Michael Grill auf diesem Terrain zuhause und mit sich selbst vertraut fühlte, zeigen seine literarischen Entwürfe.«
Eine Sammlung für den literarisch Interessierten wie für den psychologisch und psychotherapeutisch interessierten Leser – und gleichzeitig ein von den Freunden des Autors ermöglichte Form des ‚Überlebens‘ des Autors.