Zoja und andere Erzählungen
Geschichten aus Finnland
Gisbert Jänicke, Aldo Keel, Runar Schildt
Runar Schildt ist ein scharfsichtiger Beobachter, der Menschen und Milieus mit wenigen Strichen treffend zu skizzieren versteht. In seinen Erzählungen geht es um die Erfahrung von Fremdheit – im sozialen wie im existenziellen Sinn.
Die Menschen in Runar Schildts Erzählungen sind allesamt glücklose Existenzen, Deserteure vor sich selbst oder vor der grausamen Welt, Melancholiker, hin- und hergerissen zwischen Aufbegehren und Resignation. In «Zoja» gilt die Aufmerksamkeit des Autors einer bitter unter ihrer Fremdheit leidenden Exilantin, in «Armas Fager» einem Operettenstatisten mit aussichtslosen künstlerischen Ambitionen und in «Fleischwolf» einer jungen Frau zwischen den Fronten, die sich bei Waffenschiebereien plötzlich in Liebe, Erpressung und Verrat verstrickt sieht.
Es ist die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, die Zeit der Oktoberrevolution, der Erlangung der finnischen Unabhängigkeit und des Bürgerkriegs. Die Stimmung schwankt auf faszinierende Weise zwischen Verzauberung und Illusionslosigkeit, Wehmut und Ironie, Überschwang und Rohheit.
Wie seinen Figuren war auch Runar Schildt die Erfahrung der Vereinzelung, des Fremdseins vertraut. Seine Sprache war nicht die des einfachen Volkes, Finnisch, sondern die der gebildeten Oberschicht, Schwedisch. Aus einer verarmten Adelsfamilie in Helsinki stammend, blieb er sich zeitlebens seines Außenseitertums bewusst.
Inhalt:
Armas Fager / Der Hexenwald / Der Schwächere / Der Fleischwolf / Zoja