Werkausgabe Adam Zielinski

Werkausgabe Adam Zielinski von Kraśko,  Tadeusz, Lipinski,  Krzysztof, Lipiński,  Sabine, Procopan,  Norina, Zielinski,  Adam, Zuliński,  Leszek
Werkausgabe Adam Zielinski in 10 Bänden Band I: Fluchtpunkt Fluchtpunkt bezeichnet in der perspektivischen Malerei jenen imaginären Ort, an dem die Raumlinien scheinbar in einem Punkt aufeinander treffen. So ein Nicht-Ort zwischen erzwungenem Aufbruch und Nirgendwo-angekommen-Sein ist jenes Lager an der Donau, in dem sich die Schicksalslinien von Flüchtlingen aus allen Erdteilen kreuzen. Die erste Pflicht des Flüchtlings ist zu überleben – das gilt für den Botaniker aus Kuba genauso wie für den abtrünnigen Imam aus Bosnien, für den Kleinganoven aus Nigeria genauso wie für das unschuldige Mädchen aus Sri Lanka. Erschwert wird der Kampf ums Dasein durch eine Umwelt, hinter deren vom Wohlstand gesättigter, liberaler und demokratischer Fassade die Fratzen von Fremdenhass, Ausbeutung und abartiger Gier sichtbar werden. Band II: Rückkehr Ein halbes Jahrhundert lang verfolgen wir das wechselvolle Schicksal der Familie Baltycki aus der galizischen Kleinstadt Stryj. Vom nationalsozialistischen und kommunistischen Terror verschleppt oder vertrieben, versuchen die überlebenden Kinder, ihr Leben in der so genannten freien Welt zu meistern. Doch es sind keine glücklichen Menschen, die sich nach fünfzig Jahren in der Fremde am Grab des Vaters versammeln. Band III: Im freien Fall Gemeinsam haben sie einst die Schulbank gedrückt, und lange Zeit über alle nationalen, ethnischen und religiösen Grenzen hinweg ihre Freundschaft bewahrt, doch der Zerfall des jugoslawischen Staates zieht sie in einen Strudel blutiger Aggression. Der hochmütige Gedanke, das könne anderswo nicht passieren, ist fehl am Platz. Auch an den Nebenschauplätzen der Handlung, in Österreich und den USA, sind schwelende Nationalismen und menschliche Abgründe spürbar. Band IV: Abgründe tun sich auf Um zu erfahren, wer ihre Wählerinnen und Wähler sind und was diese wollen, geben Politiker in Wien eine wissenschaftliche Studie in Auftrag. Mit unorthodoxen Methoden werden die Bewohner der Mitterwurzergasse beobachtet und ausspioniert – kein noch so intimes Detail bleibt verborgen. Als die Studie vorliegt, zeigt sie ein Wien, wie es singt und lacht, wie es tanzt und weint, wie es säuft und hurt und intrigiert... Ob die gewonnenen Erkenntnisse zum Besseren führen, ist allerdings eine andere Frage. Vielleicht wollte man es so genau gar nicht wissen? Band V: Gebeutelt - Eine Reportage aus dem XX. Jahrhundert Die Geschichte Mitteleuropas bildet den Rahmen, vor dem die Protagonisten des Romans agieren – oder besser nicht agieren. Rückblenden und Erinnerung überlagern die Gegenwart. In diesen Reflexionen tritt das komplexe Bezugssystem aus nationalen, ideologischen, religiösen und kulturellen Strömungen des mitteleuropäischen Völkergemischs zutage, das die Helden von ihrer Jugend an prägt, traumatisiert und beutelt. Die Jugendjahre der Drei Musketiere Leski, Moldauer und Arend enden in der scheinbaren galizischen Idylle, wo sie mit der verführerischen kommunistischen Ideologie und dem eigenen menschlichen Versagen konfrontiert werden. Die Folge: Sie bleiben ihr Leben lang entwurzelt. Band VI: Jan war Jossele und andere Geschichten aus Galizien Adam Zielinski versteht es, in den Handlungen und Personen seiner Erzählungen die Abgründe der Psyche und das Leid, das Menschen einander zufügen können, einzufangen. Seine Erfahrungen im kulturellen Biotop Galizien haben seine Texte nachhaltig geprägt. Adam Zielinski beherrscht die Kunst, über das Schreckliche zu schreiben, ohne dabei in Pessimismus zu verfallen. Er geht vom Einzelschicksal aus und entwickelt aus der Perspektive des Alltäglichen und Banalen einen völlig neuen Blick auf die Problematik von Antisemitismus und Holocaust. Die an sich tragischen Verwicklungen sind oft durch Humor, Satire und Selbstironie gekennzeichnet – ganz in galizisch-jüdischer Erzähltradition. Nur eines wird man in den Geschichten vergebens suchen: ein Happyend. Band VI vereinigt Erzählungen aus dem jüdisch-polnischen Milieu Galiziens, die Geschichten in Band VII und VIII sind auf verschiedenen Schauplätzen auf allen Kontinenten angesiedelt. Hołobutów · Lemberg · Pełtewna-Straße · Jan war Jossele · Meine erste Liebe · Heimkehr · Ein Provinzler · Stille Nacht Band VII: Am Lowarei-Pass und andere Reisen Am Lowarei-Pass · Rechov-Bialik – Peta Tivka · Ezbeth el Nahkl – Kairo · Mumbay, unweit des Flughafens · Budapest, Zentralfriedhof · Hawthorne Street, New York · Ein fragwürdiges Gespräch mit Gott · Kilchweg bei Zürich · Wien, Ottakringer Straße Band VIII: Die gekaufte Frau und andere Erzählungen Der Assistent · Mein Freund Karl · Die gekaufte Frau · Die Hinterbliebene · Die betrogene Betrügerin · Unvergesslich · Karneval · Der Nierenspender · Der geklonte Präsident · Eine sonderbare Treue · Strafmandat · Selbstanzeige Band IX: Wer sich den Hals brechen will, findet die Leiter auch im Finstern - Gedanken, Thesen, Streitereien (Aus dem Polnischen von Sabine und Krzysztof Lipiński) In Gesprächen mit Tadeusz Kraśko und Leszek Zuliński gewährt Adam Zielinski einen tiefen Einblick in sein an Erfahrung reiches Leben und Denken. Sein Selbstbild als Schriftsteller kommt zur Sprache, sein Verhältnis zu Polen, zu seiner Wahlheimat Österreich und Wien, zu den Ereignissen im ehemaligen Jugoslawien und zu seiner großen Liebe China. Band X: Krzysztof Lipiński: Quergedacht - Über das Werk Adam Zielinskis (Mit einem Essay von Norina Procopan) Abgerundet wird diese Jubiläumsausgabe durch einen Blick auf Zielinskis Schaffen aus der Perspektive der Literaturwissenschaft. Mit unterschiedlichen Ansätzen nähern sich Krzysztof Lipiński, Literaturkritiker und Leiter des Instituts für Germanistik an der Jagiellonischen Universität Krakau, und die rumänische Literaturwissenschafterin Norina Procopan den Themen und Motiven in Zielinskis Werk.
Aktualisiert: 2022-12-31
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Die neun Leben des Adam Zielinski

Die neun Leben des Adam Zielinski von Schmidt,  Ulrich
Der Bielefelder Journalist Ulrich Schmidt war von der Lektüre des Erzählbandes Jan war Jossele von Adam Zielinski (Wieser) nach eigenen Worten „wie elektrisiert, denn da schrieb einer über Galizien aus eigener Anschauung. Dieser Autor blieb aber nicht in der Vergangenheit stecken, sondern verstand es, die Handlungsstrange seiner Geschichten in die Gegenwart weiterzuspinnen. Das fand ich spannend. Die Lektüre seiner zehnbändigen Werkausgabe bei Wieser bestätigte meinen ersten Eindruck. Zugleich weitete sie meinen Horizont der Zielinski’schen Welt über Galizien, Wien, Polen und Ex-Jugoslawien bis nach China. Den Kosmos der Welt aus den eigenen Wurzeln heraus zu er- und begreifen, diese Möglichkeit wies mir der Autor“. Adam Zielinski hat seit dem Frühjahr 2005 Ulrich Schmidt in langen Gesprächen aus seinem Leben erzählt. In weiteren Gesprächen mit Freunden und Wegbegleitern hat sich bei ihm das Bild vom Zeitzeugen Adam Zielinski zugleich gerundet und kompliziert. Neun Mal habe er bereits überlebt, hat der ukrainisch-polnisch-jüdische Autor, der in Wien lebt, einmal gemeint. Sein neunfaches Leben hat der achtzig Jahre junge Galizianer unter schwierigsten Bedingungen gemeistert. Er ist Augenzeuge des »vergessenen Holocaust«, hat den Stalinismus in Polen miterlebt, war Mitstreiter beim wirtschaftlichen Aufstieg Österreichs nach dem Staatsvertrag von 1955, gehörte zu den Pionieren des Handels mit China, war ein gefragter Handelspartner des offiziellen Jugoslawien, bekam bisweilen die Rolle eines Politikberaters zugewiesen und ist mit seinem literarischen Schaffen immer auch unbestechlicher Chronist all dieser Lebensabschnitte. »Ich bin ein Galizianer, ich bekenne mich dazu, ich bin stolz darauf, aber immer wieder stoße ich auf die Frage: Was ist eigentlich Galizien? Galizien ist ein Begriff, der nur in unseren Köpfen existiert, es ist ein Begriff, der seinerzeit vom k. u. k. Österreich geschmiedet wurde, es ist aber ein geografisches Revier, das auf keiner Karte zu finden ist. Trotzdem, Galizien existiert in unseren Herzen und in unseren Gehirnen.« (Interview Dezember 2004) So lebhaft redet Adam Zielinski noch fast neunzig Jahre nach dem faktischen Verschwinden der Region Galizien von der politischen Landkarte. Warum er so temperamentvoll davon redet? Natürlich weil er dort geboren ist, weil er dort unvergessliche Erfahrungen im Guten wie im Bösen gemacht hat und weil ihm daran liegt, dass es nicht vergessen wird. Jacob Allerhand hat in seinem Aufsatz »Alle Wege führen nach Wien« hervorgehoben, was es mit diesem geografischen Revier auf sich hat: »Viele Mächte und Kulturen haben Galizien positiv und negativ geprägt, dem österreichischen Einfluss verdankt es aber so etwas wie Souveränität. Adam Zielinski hat sich für diese austriazistische Option entschieden und ist damit wohl einer der letzten Galizianer. Er lebt in Wien die Souveränität Galiziens und ist mit seinem Schaffen deren bester Interpret.«
Aktualisiert: 2022-12-31
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Galizien existiert in unseren Herzen

Galizien existiert in unseren Herzen von Białek,  Ewald, Busek,  Erhard, Schleicher,  Rembert J., Wieser,  Lojze
Zum ersten Jahrestag des Todes von Adam Zielinski haben Edward Bialek, Erhard Busek, Rembert Schleicher und Lojze Wieser 16 Autorinnen und Autoren aus Mitteleuropa – aus der Ukraine, aus Polen, Deutschland, Rumänien und aus Österreich – versammelt, um des großen Erzählers zu gedenken. „Adam Zielinski, Jahrgang 1929“, schreibt Alex Widner in der Presse, „hat das Schtetl noch erlebt, ist dort gegangen, hat gegessen und geschlafen im Schtetl, hat Geschichten gehört und noch erlebt. Hat seine geplante Auslöschung überlebt, siedelte sich in Wien an, starb hier letztes Jahr, kramte, quasi als Schwanengesang, nochmals sein Gehirn durch nach all den Dingen, die das Schtetl ausmachen […]“ Beim Lesen hat man den letzten Galizianer vor Augen, hört ihn mit seinem unverkennbaren Akzent, und wie wir Scholem Alejchem nicht lesen, wie ihn seine Zeitgenossen gelesen haben, lesen wir auch Adam Zielinski nicht „mit der Unbeschwertheit, mit der wir ihn lesen könnten, ja müssten“. Seine Geschichten werden uns noch lange begleiten. Mit Beiträgen von Erhard Busek (Wien),Cornelius Hell (Wien), Helmuth A. Niederle (Wien), Agnieszka Palej (Kraków), Norina Procopan (Konstanz / Klausenburg), Krzysztof Lipinski (Krakau), Rembert J. Schleicher (Wien), Ernst Brauner (Wien), Ulrich Schmidt (Bielefeld), Grazyna Kwiecinska (Warszawa), Edward Bialek (Wroclaw), Emil Brix (Wien / London), Jaroslaw Lopuschanskyj und Nataliya Daschko (Drohobycz), Wilhelm Pfeistlinger (Berlin / Wien), Lojze Wieser (Klagenfurt/Celovec).
Aktualisiert: 2022-12-31
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