Die Entwicklung des modernen Subjekts ist nicht allein mit einer »Rationalisierung« der Lebensführung verbunden. Auch die ästhetische Erfahrung, die Produktion und Rezeption von Literatur und Kunst, trägt zur Reflexion und Konstitution des Selbst bei. Anhand autobiographischer Texte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute, unter anderem von Karl Philipp Moritz, Emil Nolde, Lu Märten, Hanns-Josef Ortheil und Martin Walser, zeigen die beiden Autoren den Wandel ästhetischer Erfahrung und die Entfaltung einer neuen Art von Reflexivität. Sie entwickelt sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem selbstständigen Umgang mit verschiedenen Wissensordnungen: eine wesentliche Voraussetzung für die Zivilisierung moderner Gesellschaften.
Aktualisiert: 2023-06-11
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Eine unbekannte Frau aus dem Norden unseres Landes schreibt ein Buch über ihr Leben. Ohne Promi-Bonus und Voyeurismus-Option. Somit unspektakulär. Könnte man meinen. Aber: Wenn Maike Oltmann all die erlittenen Dramen und Tragödien ihres Lebens in aberwitzigen episodischen Kaskaden über die Leserin, den Leser ergießt, ungestüm und mit entwaffnender sprachlicher Unbekümmertheit, dann wird dieses Leben eben doch spektakulär auf seine besondere Art und Weise.
Die Ich-Erzählerin wächst in einfachsten Verhältnissen als eines von vier Geschwistern auf, mit einem trunksüchtigen, gewalttätigen Vater und einer mal beschützenden, mal dem Mann ergebenen Mutter. Sie beschreibt ihren steinigen Weg ins Erwachsenwerden, der von Missbrauchserfahrungen, schweren Unfällen und tragischen Verlusten gezeichnet ist. Mit bewundernswerter Widerstandsfähigkeit und dem unbändigen Willen zu konsequenter Selbstfürsorge gelingt ihr schließlich die Versöhnung mit der Vergangenheit als Grundlage für ein Leben in persönlichem Frieden.
„Mia oder Vom Schweigen hört man nicht viel“ hat Um- und Irrwege nehmen müssen, um in dieser Form an die Öffentlichkeit zu gelangen. Der ursprünglich reine Lebensbericht ist nunmehr eingebettet in eine Rahmen-Erzählung. Sie stellt die Jugendliche namens Mia in den Mittelpunkt. Wir lernen die 14-Jährige kennen, als sie in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht wird und dort in Kontakt kommt mit eben dieser Geschichte der Maike Oltmann. Die Rezeption dieser Lebensgeschichte verändert auch das Leben des jungen Mädchens zum Positiven. Zweifellos eine Reminiszenz der Autorin an ihre eigene Zeit in der Jugendhilfe und eine Würdigung der Arbeit der pädagogischen Fachkräfte in den Hilfen zur Erziehung.
Dieses Buch ist keine leichte Kost. Aber es ist das Angebot an die Leserinnen und Leser, an den Überlebensmühen und -strategien einer Frau in ihrer ganzen Authentizität teilzuhaben, der es gelungen ist, trotz schwierigster Herkunft und widrigster Erlebnisse heute ein annehmbares Leben führen zu können. Insofern ist es auch ein Buch, das Mut machen kann.
Aktualisiert: 2023-06-11
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Die fortschreitende Medialität des Alltags ist eines der großen Charakteristika des 21. Jahrhunderts. Das Konzept der Virtualität lässt Mediengrenzen verschwimmen und beeinflusst damit auch die Literatur. Ricarda Julia Vodermair untersucht Autobiographisches im Kontext von Weblogs und sozialen Netzwerken und zeigt, wie die Digitalisierung Darstellungsformen und Inhalte modifiziert und sich Selbstkonstruktionen zu virtuellen Selbstinszenierungen wandeln. Ihre literatur- und medienwissenschaftliche Perspektive eröffnet ein erweitertes Verständnis davon, was Virtualität als ästhetisches, strukturelles, gesellschaftliches und subjektkonstituierendes Phänomen gegenwärtig ausmacht und bedeutet.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Das eigene Leben als ästhetische Fiktion? Politiker und andere Personen des öffentlichen Lebens, Architekten und Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller, Philosophen, Physiker - Vertreter_innen unterschiedlichster Berufe haben Autobiographien verfasst, in denen die eigene Lebensgeschichte mit dem beruflichen Werdegang verknüpft wird.
Anhand der Lebensbeschreibungen von u.a. Roland Barthes, Wilhelm von Bode, Werner Heisenberg, Erich Honecker, Rupert Neudeck, Richard Neutra, Max Planck und Louis Henry Sullivan zeigen die Beiträge des Bandes, dass diese Texte nicht als bloße dokumentarische Selbstäußerungen gesehen werden dürfen. Sie gehen den vielfältigen Funktionen von Berufsautobiographien nach und ordnen die Schriften in das weite Feld der Professions-, Kultur- und Sozialgeschichte ein.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die »Zeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft« ist ein Forum, das auf der Grundlage der Kulturwissenschaft eine Kollektivwissenschaft entwickeln möchte. Diese angestrebte neue Disziplin lenkt den Blick auf das Kollektiv als Kulturträger und dient damit zum einen der praktischen Kulturforschung und gewährt zum anderen neuartige Einblicke in das Wesen des Sozialen. Der weit gefasste Begriff des Kollektivs tritt an die Stelle der traditionellen Gruppen- und Gesellschaftskonzepte und macht bisher verborgene Schichten menschlicher Gemeinschaftlichkeit zugänglich.
Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich, wobei sich Themen- und Tagungshefte abwechseln.
Heft 5/1 versammelt verschiedene Beiträge u.a. zum »Völkerdiskurs«, zu Karl Mannheims Generationen-Essay sowie zum Verhältnis von Gruppismus, »Ethnic Boundary Making« und Kollektivgenese. Ein kleiner inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf dem Verhältnis von historischer Autobiographieforschung und Kollektivität.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Das Internet als das Medium der Selbstdarstellung schlechthin wird auch von russischen Autorinnen und Autoren gerne genutzt. Sie übernehmen Bilder der Schriftstellerin bzw. des Schriftstellers aus der russischen Literaturtradition, passen sie auf die kommunikativen Gegebenheiten des Web an und erschaffen sie in medialen Experimenten neu.
Doch wie lassen sich die unter der Oberfläche des Web 2.0 operierenden kreativen Mechanismen identifizieren und im Kontext der Literaturtheorie verorten? Gernot Howanitz verschränkt in seinem Buch qualitative und quantitative Verfahren im Sinne der Digital Humanities, um den (auto-)biographischen Praktiken im russischsprachigen Internet (Runet) nachzuspüren.
Die dem Buch zugrundeliegende Dissertation wurde ausgezeichnet mit dem Gustav-Figdor-Preis für Literaturwissenschaften, verliehen durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (2018), dem Dissertationspreis der Universität Passau (2018) sowie dem DARIAH-DE Digital Humanities Award (2018).
Aktualisiert: 2023-06-09
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Aktualisiert: 2023-06-09
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Das Internet als das Medium der Selbstdarstellung schlechthin wird auch von russischen Autorinnen und Autoren gerne genutzt. Sie übernehmen Bilder der Schriftstellerin bzw. des Schriftstellers aus der russischen Literaturtradition, passen sie auf die kommunikativen Gegebenheiten des Web an und erschaffen sie in medialen Experimenten neu.
Doch wie lassen sich die unter der Oberfläche des Web 2.0 operierenden kreativen Mechanismen identifizieren und im Kontext der Literaturtheorie verorten? Gernot Howanitz verschränkt in seinem Buch qualitative und quantitative Verfahren im Sinne der Digital Humanities, um den (auto-)biographischen Praktiken im russischsprachigen Internet (Runet) nachzuspüren.
Die dem Buch zugrundeliegende Dissertation wurde ausgezeichnet mit dem Gustav-Figdor-Preis für Literaturwissenschaften, verliehen durch die Österreichische Akademie der Wissenschaften (2018), dem Dissertationspreis der Universität Passau (2018) sowie dem DARIAH-DE Digital Humanities Award (2018).
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die fortschreitende Medialität des Alltags ist eines der großen Charakteristika des 21. Jahrhunderts. Das Konzept der Virtualität lässt Mediengrenzen verschwimmen und beeinflusst damit auch die Literatur. Ricarda Julia Vodermair untersucht Autobiographisches im Kontext von Weblogs und sozialen Netzwerken und zeigt, wie die Digitalisierung Darstellungsformen und Inhalte modifiziert und sich Selbstkonstruktionen zu virtuellen Selbstinszenierungen wandeln. Ihre literatur- und medienwissenschaftliche Perspektive eröffnet ein erweitertes Verständnis davon, was Virtualität als ästhetisches, strukturelles, gesellschaftliches und subjektkonstituierendes Phänomen gegenwärtig ausmacht und bedeutet.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Autobiografie gerät durch die Erkenntnistheorie der Postmoderne unter Druck: Dass ein Text die Wirklichkeit wiedergeben kann, stellen Roland Barthes, Julia Kristeva, Hayden White oder Michel Foucault ebenso infrage wie die Existenz eines geschlossenen Subjekts, auf der die Gattung aufbaut.
Robert Walter-Jochum zeigt, dass die Theorie der Autobiografie unter den Vorzeichen des linguistic turn auf eine alternative Grundlage gestellt werden muss, die aber auch einen neuen Blick auf das Genre ermöglicht. Er geht der Herausbildung von Subjektivität in den Texten von Johann Wolfgang von Goethe, Thomas Bernhard, Josef Winkler, Thomas Glavinic und Paul Auster nach.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Photographie hat in der modernen Erinnerungskultur eine entscheidende Rolle gespielt. Wie hat sich die Autobiographie mit dem Aufkommen dieses technischen Gedächtnismediums verändert?
Aus literatur- und medienwissenschaftlicher Perspektive beschäftigt sich Kentaro Kawashima exemplarisch mit autobiographischen Texten von fünf Schriftstellern, die sich mit Blick auf die Photographie umorganisiert haben. Die Analyse dieser nach 1900 entstandenen Schriften stößt immer wieder auf die Kategorien der Zerstreuung und Wiederholung - in dem Maß, wie die Photographie in der modernen Gesellschaft als Identitätsmaschine fungiert hat.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Selbstthematisierung und Selbstreflexion haben ihren klassischen Ort in Tagebuch, Memoiren und Brief. In der Moderne jedoch wird verstärkt das Haus als »Abdruck seines Bewohners« (Walter Benjamin) erkannt, was von einer neuen privilegierten Entäußerungsform des Ich in der Architektur zeugt.
In diesem interdisziplinären Sammelband wird ein ebenso vielfältiges wie spannendes Bild davon entworfen, wie Sprache und Subjekt ihr Territorium auf das Haus ausdehnen und wie sich life writing und life building ergänzen. Ein Fazit, das alle Beiträge eint und sich erstaunlich vormodern liest: Das Ich bewohnt ein Haus, aber das Haus bewohnt auch das Ich.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Photographie hat in der modernen Erinnerungskultur eine entscheidende Rolle gespielt. Wie hat sich die Autobiographie mit dem Aufkommen dieses technischen Gedächtnismediums verändert?
Aus literatur- und medienwissenschaftlicher Perspektive beschäftigt sich Kentaro Kawashima exemplarisch mit autobiographischen Texten von fünf Schriftstellern, die sich mit Blick auf die Photographie umorganisiert haben. Die Analyse dieser nach 1900 entstandenen Schriften stößt immer wieder auf die Kategorien der Zerstreuung und Wiederholung - in dem Maß, wie die Photographie in der modernen Gesellschaft als Identitätsmaschine fungiert hat.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Faszinationskraft von Autobiographien ist ungebrochen; zugleich ergreift die Musealisierung des Selbst auch die bildende Kunst. Anhand der bisher kaum analysierten Werke »Lebensbild« von Hannah Höch, »Autobiographische Geschichten« von Sophie Calle und »Alben-Sammlungen« von Annette Messager widmet sich dieses Buch den folgenden Fragen: Was ist eine visuelle Autobiographie? Wie entwirft sich das Subjekt über Fotografien, Texte und Sammlungen von Objekten? Über die Einzelanalysen hinaus wird erstmals die Überschneidung von Autobiographie, Fotografie und Sammlung in den Blick genommen.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Biographische Praktiken konstruieren Subjekt und Identität, Wissens- und Handlungspotenziale - auf geschlechtsspezifische Art.
Dieser Band versammelt Studien zur Selbstinszenierung, Rezeption, Identitätskonstruktion in Theorie, Geschichte und Literatur vom 16. bis zum 21. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit Denkansätzen der Geschlechterforschung. Die Beiträge analysieren Praktiken des Erschließens, Sichtbarmachens (making visible) und des Sichtbarhaltens (keeping visible) von Geschlechterwissen in auto_biographischen Zusammenhängen.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Die Literatur von Überlebenden der Shoah zeichnet sich oft durch einen kühlen, sachlichen Ton und eine luzide Nüchternheit aus. Welche Bedeutung kommt diesen Stilmerkmalen in der literarischen Auseinandersetzung der Autorinnen und Autoren mit den eigenen Erlebnissen zu? Wie lassen sich die erzählerischen und essayistischen Strategien zusammenführen? Bianca Patricia Pick legt in ihrer Untersuchung der autobiographischen und fiktionalen Texte der jüdischen Verfolgten Albert Drach, Jean Améry, Edgar Hilsenrath, Imre Kertész und Ruth Klüger ein Hauptaugenmerk auf die Deutungskategorie der Distanz als Schreibverfahren, das Züge des Sarkastischen, Grotesken, des Ressentiments und des Protokolls annimmt.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Der jüdische Romanist Victor Klemperer (1881-1960) ist für seine Tagebücher aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt.
Diese erste rein literaturwissenschaftliche Untersuchung seiner Aufzeichnungen zeigt: Klemperers Diarien sind Ausdruck des Versuchs, die eigene Existenz in einen überdauernden Kontext einzuschreiben. Die Analyse seiner vollständigen originalen Tagebücher im Spiegel seiner schriftstellerischen, journalistischen, wissenschaftlichen und autobiographischen Werke offenbart ein komplexes Netzwerk aus unterschiedlichen Schriften, das nicht nur Lebensereignisse autobiographisch fixiert, sondern zumindest phasenweise literarischen Anspruch aufweist.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Biographische Praktiken konstruieren Subjekt und Identität, Wissens- und Handlungspotenziale - auf geschlechtsspezifische Art.
Dieser Band versammelt Studien zur Selbstinszenierung, Rezeption, Identitätskonstruktion in Theorie, Geschichte und Literatur vom 16. bis zum 21. Jahrhundert in Auseinandersetzung mit Denkansätzen der Geschlechterforschung. Die Beiträge analysieren Praktiken des Erschließens, Sichtbarmachens (making visible) und des Sichtbarhaltens (keeping visible) von Geschlechterwissen in auto_biographischen Zusammenhängen.
Aktualisiert: 2023-06-09
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Aktualisiert: 2023-06-09
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