Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811

Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811 von Kaak,  Heinrich
Dieser Titel ist unter der Lizenz CC-BY-NC-ND 4.0 im Open Access verfügbar. | This book is open access under a CC-BY-NC-ND 4.0 license.°°°°Wurden die Agrarinnovationen der Johanniter in der brandenburgischen Neumark bisher vorzugsweise unter dem Thema Kultivierung des Warthebruchs behandelt, so werden in dieser Studie die beiden parallel verlaufenden großen Innovationsstränge des 18. Jahrhunderts, die Melioration der „alten“ Siedlungen und die Errichtung neuer „Kolonien“, im Kontext betrachtet. Erstmals wird korporative Gutsherrschaft detailliert in ihren Entscheidungs- und Vollzugsebenen von der Führungsebene des Ordens bis zur Ebene der Untertanen und Kolonisten analysiert und gefragt, wie aus ganz unterschiedlichen Interessenlagen und Initiativen eine im Ganzen kohärente Entwicklung erfolgte.°°In Konkurrenz standen nämlich diejenigen Beteiligten, die möglichst viele existenzfähige Bauern- und Kolonistenstellen erhalten bzw. neu gewinnen wollten, und diejenigen, die für die Errichtung großer Agrarbetriebe eintraten. Die agrartechnischen Neuerungen standen zugleich in einem Spannungsverhältnis zu den sozialen Verbesserungen.°°In der insgesamt erfolgreichen Innovationstätigkeit seit 1763 bildete sich auf dem Wege der Praxis ein Kompromiss, der dem Zuwachs an Menschen, an Groß- und Kleinbetrieben und an Ordenseinkünften, zugleich an Rechtssicherheit Nachhaltigkeit verlieh. Als der Adel auf Grund staatlichen Drucks nachteilige Maßnahmen gegen seine Bauern unterließ, erbrachte der Orden auf Grund eigener Zielvorstellung fördernde Leistungen für seine Untertanen. Zugleich war er Adelsinstitution, dessen Angehörige auf den Ausbau der Eigenbetriebe drängten, als man auf den Domänen bestrebt war, Großbetriebe aufzulösen. Mit diesem Ausbau war eine Ansiedlung kleiner Kolonisten verbunden, die den erklärten Zielen des Ordens wenig entsprach. Die zwischen Adelsbesitz und Domänen einzuordnende Korporation wurde auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung 1811 vom preußischen Staat aufgelöst und ihr Besitz eingezogen, weil der Staat unter der Last der französischen Besatzung um seine Zahlungsfähigkeit kämpfte.°°Der Autor – promoviert an der Freien Universität Berlin, Privatdozent an der Leibniz Universität Hannover – hat sich intensiv mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostelbiens und besonders des frühneuzeitlichen Brandenburg auseinandergesetzt. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen gelten diesem Themenbereich – und hier gerade den großen Flussniederungen der östlichen Kur- und der Neumark.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811 von Kaak,  Heinrich
Wurden die Agrarinnovationen der Johanniter in der brandenburgischen Neumark bisher vorzugsweise unter dem Thema Kultivierung des Warthebruchs behandelt, so werden in dieser Studie die beiden parallel verlaufenden großen Innovationsstränge des 18. Jahrhunderts, die Melioration der „alten“ Siedlungen und die Errichtung neuer „Kolonien“, im Kontext betrachtet. Erstmals wird korporative Gutsherrschaft detailliert in ihren Entscheidungs- und Vollzugsebenen von der Führungsebene des Ordens bis zur Ebene der Untertanen und Kolonisten analysiert und gefragt, wie aus ganz unterschiedlichen Interessenlagen und Initiativen eine im Ganzen kohärente Entwicklung erfolgte.°°In Konkurrenz standen nämlich diejenigen Beteiligten, die möglichst viele existenzfähige Bauern- und Kolonistenstellen erhalten bzw. neu gewinnen wollten, und diejenigen, die für die Errichtung großer Agrarbetriebe eintraten. Die agrartechnischen Neuerungen standen zugleich in einem Spannungsverhältnis zu den sozialen Verbesserungen.°°In der insgesamt erfolgreichen Innovationstätigkeit seit 1763 bildete sich auf dem Wege der Praxis ein Kompromiss, der dem Zuwachs an Menschen, an Groß- und Kleinbetrieben und an Ordenseinkünften, zugleich an Rechtssicherheit Nachhaltigkeit verlieh. Als der Adel auf Grund staatlichen Drucks nachteilige Maßnahmen gegen seine Bauern unterließ, erbrachte der Orden auf Grund eigener Zielvorstellung fördernde Leistungen für seine Untertanen. Zugleich war er Adelsinstitution, dessen Angehörige auf den Ausbau der Eigenbetriebe drängten, als man auf den Domänen bestrebt war, Großbetriebe aufzulösen. Mit diesem Ausbau war eine Ansiedlung kleiner Kolonisten verbunden, die den erklärten Zielen des Ordens wenig entsprach. Die zwischen Adelsbesitz und Domänen einzuordnende Korporation wurde auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung 1811 vom preußischen Staat aufgelöst und ihr Besitz eingezogen, weil der Staat unter der Last der französischen Besatzung um seine Zahlungsfähigkeit kämpfte.°°Der Autor – promoviert an der Freien Universität Berlin, Privatdozent an der Leibniz Universität Hannover – hat sich intensiv mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostelbiens und besonders des frühneuzeitlichen Brandenburg auseinandergesetzt. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen gelten diesem Themenbereich – und hier gerade den großen Flussniederungen der östlichen Kur- und der Neumark.
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Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811 von Kaak,  Heinrich
Wurden die Agrarinnovationen der Johanniter in der brandenburgischen Neumark bisher vorzugsweise unter dem Thema Kultivierung des Warthebruchs behandelt, so werden in dieser Studie die beiden parallel verlaufenden großen Innovationsstränge des 18. Jahrhunderts, die Melioration der „alten“ Siedlungen und die Errichtung neuer „Kolonien“, im Kontext betrachtet. Erstmals wird korporative Gutsherrschaft detailliert in ihren Entscheidungs- und Vollzugsebenen von der Führungsebene des Ordens bis zur Ebene der Untertanen und Kolonisten analysiert und gefragt, wie aus ganz unterschiedlichen Interessenlagen und Initiativen eine im Ganzen kohärente Entwicklung erfolgte.°°In Konkurrenz standen nämlich diejenigen Beteiligten, die möglichst viele existenzfähige Bauern- und Kolonistenstellen erhalten bzw. neu gewinnen wollten, und diejenigen, die für die Errichtung großer Agrarbetriebe eintraten. Die agrartechnischen Neuerungen standen zugleich in einem Spannungsverhältnis zu den sozialen Verbesserungen.°°In der insgesamt erfolgreichen Innovationstätigkeit seit 1763 bildete sich auf dem Wege der Praxis ein Kompromiss, der dem Zuwachs an Menschen, an Groß- und Kleinbetrieben und an Ordenseinkünften, zugleich an Rechtssicherheit Nachhaltigkeit verlieh. Als der Adel auf Grund staatlichen Drucks nachteilige Maßnahmen gegen seine Bauern unterließ, erbrachte der Orden auf Grund eigener Zielvorstellung fördernde Leistungen für seine Untertanen. Zugleich war er Adelsinstitution, dessen Angehörige auf den Ausbau der Eigenbetriebe drängten, als man auf den Domänen bestrebt war, Großbetriebe aufzulösen. Mit diesem Ausbau war eine Ansiedlung kleiner Kolonisten verbunden, die den erklärten Zielen des Ordens wenig entsprach. Die zwischen Adelsbesitz und Domänen einzuordnende Korporation wurde auf dem Höhepunkt ihrer Entwicklung 1811 vom preußischen Staat aufgelöst und ihr Besitz eingezogen, weil der Staat unter der Last der französischen Besatzung um seine Zahlungsfähigkeit kämpfte.°°Der Autor – promoviert an der Freien Universität Berlin, Privatdozent an der Leibniz Universität Hannover – hat sich intensiv mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Ostelbiens und besonders des frühneuzeitlichen Brandenburg auseinandergesetzt. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen gelten diesem Themenbereich – und hier gerade den großen Flussniederungen der östlichen Kur- und der Neumark.
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