Ludwig Thoma in neuem Licht
›Der Münchner im Himmel‹, die ›Lausbubengeschichten‹, ›Die Heilige Nacht‹: Lange Zeit war Ludwig Thoma einer der beliebtesten bayerischen Schriftsteller. Erst Ende der 1980er Jahre, als bekannt wurde, dass der linksliberale Satiriker in seinen letzten Lebensjahren zum rechtsradikalen Polemiker geworden war, hat seine Popularität nachgelassen.
Kurz nach seinem 50. Geburtstag 1917 begann Thoma seine Erinnerungen aufzuschreiben. Sein Leben lag in Scherben, beruflich und privat. Er flüchtete in eine geschönte Vergangenheit, erschrieb sich eine Herkunft aus geordneten Verhältnissen, die in einem augenfälligen Kontrast zur Realität steht. Martin A. Klaus, der sich seit vielen Jahren mit Leben und Werk Thomas beschäftigt, legt diese Diskrepanz offen und schafft ein geradezu psychoanalytisch gefärbtes Bild des Schriftstellers, das es in der Form noch nicht gegeben hat.
Aktualisiert: 2023-05-10
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Bis heute ist der enge Zusammenhang zwischen Oskar Maria Graf und der Kunstszene seiner Zeit wenig bekannt. Graf wusste von der Wirkung visueller Repräsentationen: Er ließ seine Werke schon früh von befreundeten KünstlerInnen illustrieren. Auch kannte er die Wirkung von Bildern bei der Entstehung eines Autorbildes. Die Ausstellung geht den bildlichen Inszenierungen in Leben und Werk Grafs nach und zeigt eine Bandbreite an Text-Bild-Relationen: Buchillustrationen und Umschlaggestaltungen sowie Exponate zum Verhältnis von Literatur und Fotografie - Darstellungen und (Selbst-)Inszenierungen Grafs als Autor in Porträts und in Ölgemälden, vom Autor vorgegebene Text-Bild-Beziehungen. Auch wird der Kontrast zwischen der grafischen Rezeption des Werks in beiden deutschen Staaten als Dilemma des Exilanten thematisiert.
Dieser Band versammelt die Ergebnisse der Ausstellung »Ein neuer Blick auf Oskar Maria Graf«, die Studierende des Instituts für Deutsche Philologie unter der Leitung von Prof. Dr. Waldemar Fromm (Arbeitsstelle für Literatur in Bayern) in Kooperation mit der Monacensia im Hildebrandhaus und der UB der LMU München erarbeitet haben. Sie war im Frühjahr 2020 in der Unibibliothek München zu sehen.
Aktualisiert: 2022-06-21
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Wie kein anderer Schriftsteller verstand es Oskar Maria Graf, sein Image als »bayerisch-derbes Original« lebenslang aufrechtzuerhalten. Dass der selbsternannte »Provinzschriftsteller«, der auf die Rückseite seiner Visitenkarte »Spezialität: Ländliche Sachen« drucken ließ, über einen Zeitraum von 43 Jahren auch zahlreiche Kunstkritiken verfasste, ist den meisten nicht bekannt. Ferner wurden Grafs kunstkritische Schriften und seine kunstjournalistische Tätigkeit auch in der Forschung bislang nur spärlich behandelt.
Stefan Seidl beleuchtet in seiner Dissertation erstmals ausgiebig diese noch unbekannte Seite des Schriftstellers, der sich sein ganzes Leben mit bildender Kunst beschäftigte. Neben den umfassenden Untersuchungen zu Grafs Tätigkeit als Kunstkritiker, seinen Zugängen, Kontakten und Verbindungen zur bildenden Kunst und zu Künstlern beinhaltet der Band alle bis heute aufgefundenen kunstjournalistischen Texte Oskar Maria Grafs. Seidl hat diese nach den editionsphilologischen Grundsätzen einer historisch-kritischen Ausgabe aufbereitet und präsentiert dem Leser durch einen ausführlichen Apparat mit Bildteil zahlreiche Hintergrundinformationen zum kunstkritischen Gesamtwerk Oskar Maria Grafs.
Aktualisiert: 2023-01-25
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Mit seiner spannenden Familiengeschichte entwirft Oskar Maria Graf ein Bild der bedrohlichsten Phase unmittelbar erlebter Zeitgeschichte: den »Sturz Deutschlands ins Bodenlose« (Jean Amery). Strategien der Gegenwehr und Bewältigung des Exils, die seine Figuren entwickeln, machten das Buch zum Politikum, Parteienstreit verzögerte sein Erscheinen. Obwohl von Autorenkollegen höchst gepriesen, blieb das optimistische Pathos des »Abgrund« (1936) im Schatten der resignativ gestimmten Bearbeitung »Die gezählten Jahre« (1976). Nach 65 Jahren ist dies erst die dritte Auflage. Sie bietet textgetreu die typografischen Eigenheiten einmontierter Dokumente, der originale Einband intendiert die Zeitnähe.
Aktualisiert: 2022-06-21
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»Heute, wenn Einer einen freien Gedanken ausspricht, bleiben ihm nur drei Wege: Irrenhaus, Gefängnis oder die Flucht. Bekent er sich offen zur Geisteskrankheit, so drückt der Bezirksarzt ein Auge zu und - er verschwindet. Ist er hartnäckig und bleibt auf seinem Verstande stehen, dann nimt das Gericht seinen Lauf und - er verschwindet. Verläßt er das Land des Asfalts, bevor ihm die Schuhsohlen verbrennen, so schließt sich hinter ihm die Barriere und - er verschwindet.« Oskar Panizza
Das war sein Leben, darüber schrieb er. Das »Panizza-Lesebuch« zeigt den wütenden, den verzweifelten, aber auch den bisher kaum bekannten humorvollen, spöttischen Panizza in Prosa, Briefen, Gedichten und essayistischen Texten. Neuentdecktes gegen den Katholizismus und über die Passionsspiele in Oberammergau erinnert an den Pamphletisten, Volkskundler und
Theaterwissenschaftler. Seine erstmals vollständig gedruckten Notizen aus dem Amberger Zuchthaus spiegeln Gefängnistexte von Rosa Luxemburg bis Peter-Paul Zahl wider. In Korrespondenz mit emanzipierten Schriftstellerinnen stellt das »Panizza-Lesebuch« erstmals auch den amourösen Mephisto Panizza vor. Von seiner militant religiösen Mutter überwacht und als Zögling einer pietistischen Knabenschule möglicherweise missbraucht, taumelte er in seinen Fantasien ein Leben lang zwischen großen Frauen wie Franziska zu Reventlow und schlichten Freudenmädchen.
Aktualisiert: 2022-06-21
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Ludwig Thoma in neuem Licht
›Der Münchner im Himmel‹, die ›Lausbubengeschichten‹, ›Die Heilige Nacht‹: Lange Zeit war Ludwig Thoma einer der beliebtesten bayerischen Schriftsteller. Erst Ende der 1980er Jahre, als bekannt wurde, dass der linksliberale Satiriker in seinen letzten Lebensjahren zum rechtsradikalen Polemiker geworden war, hat seine Popularität nachgelassen.
Kurz nach seinem 50. Geburtstag 1917 begann Thoma seine Erinnerungen aufzuschreiben. Sein Leben lag in Scherben, beruflich und privat. Er flüchtete in eine geschönte Vergangenheit, erschrieb sich eine Herkunft aus geordneten Verhältnissen, die in einem augenfälligen Kontrast zur Realität steht. Martin A. Klaus, der sich seit vielen Jahren mit Leben und Werk Thomas beschäftigt, legt diese Diskrepanz offen und schafft ein geradezu psychoanalytisch gefärbtes Bild des Schriftstellers, das es in der Form noch nicht gegeben hat.
Aktualisiert: 2023-04-14
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Kein anderer deutschsprachiger Schriftsteller saß wegen einer Buchveröffentlichung ein Jahr im Zuchthaus. Viele von Oskar Panizzas Büchern wurden beschlagnahmt. Angeklagt wegen Blasphemie und Majestätsbeleidigung, ging er aus der Einzelhaft ins Exil - nach Zürich, nach Paris, in den Wahn.
Von Kurt Tucholsky und Walter Benjamin verehrt, von NS-Funktionären mit pervertierten Texten ans Hakenkreuz geschlagen und nach dem Weltkrieg wiederentdeckt, kann in der Biografie zu Oskar Panizza nun belegt werden, dass der Exilant im Antisemitismus eine drohende Gefahr für Europa sah und gerade wegen seines Pamphlets »Abschied von München« endlich in die Erinnerungskultur Bayerns einbezogen werden muss.
Aktualisiert: 2022-06-21
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Manfred Böckl ist einer der bekanntesten bayerischen Schriftsteller, ein international beachteter Literat, der es seit Jahrzehnten schafft, von seinen Büchern zu leben.
Im Nachkriegsjahr 1948 wurde Manfred Böckl geboren, 1976 machte er sich als freier Schriftsteller selbständig; nun, im reifen Alter, legt er seine Autobiographie vor. Und Böckls Lebenserinnerungen haben es in sich: Sie lesen sich so spannend, kurzweilig und bereichernd wie ein mitreißender Roman.
Manfred Böckl erzählt von seiner Kindheit und Jugend im erzkatholischen Niederbayern und in der kommunistischen DDR, wo er sich regelmäßig während der Sommerferien aufhielt. Zudem schildert er frühe, abenteuerliche Trampreisen nach Westeuropa und berichtet, wie mühsam er sich erste kleine Publikationen erkämpfte.
Als junger Schriftsteller muss Böckl zehn Jahre bisweilen harter Armut durchstehen; unbeirrt und oft unter immensen Schwierigkeiten behauptet er sich in seiner fragilen künstlerischen Existenz. Als sich der literarische Erfolg einstellt, ergeben sich hochinteressante Kontakte mit bekannten Kollegen, Verlegern, Filmproduzenten und Schauspielern. Und einmal schlägt Manfred Böckl ein Honorarangebot in Millionenhöhe aus – um sich selbst treu bleiben zu können.
Konsequent beschreitet der Schriftsteller auch den Pfad seiner spirituellen Erkenntnissuche. Nach fürchterlichen Erlebnissen mit christlichen Priestern wendet er sich von Christentum und Bibelmonotheismus ab und kehrt heim ins keltische Heidentum. Und im Zusammenhang damit hat er faszinierende paranormale Erlebnisse; teils in Bayern, teils in England, Wales und Irland erlebt er Rückerinnerungen an frühere Inkarnationen und blickt in andersweltliche Dimensionen.
Aktualisiert: 2021-05-13
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Oskar Maria Graf inszenierte sich gern als bayerisch-bäuerlicher Naturbursch, als sinnlich-vitaler Kraftlackl, der in seinen Texten immer dann am eindrücklichsten die Stimme erhebt, wenn der Mensch ganz Körper, ganz begieriger Genuss wird: beim Essen und Trinken. In Grafs Welt wird eher gesoffen als getrunken, da gibt es Bier statt Schampus und Würste statt Austern, und manchmal wird auch auf den Boden gespuckt. Dabei blitzt aus seinen großartigen, dampfenden Gelagen stets der scharfsinnige Schriftsteller mit famoser Beobachtungsgabe heraus.
Waldemar Fromm und Wolfgang Görl, beide im Vorstand der Oskar-Maria-Graf-Gesellschaft, setzen dem Schriftsteller zu seinem 50. Todestag am 28. Juni 2017 ein besonderes Denkmal. Ausgewählte Texte aus dem schier unermesslichen Feld des Essens und Trinkens, der Völlerei und des gepflegten Rausches, werden erstmals in einem Band versammelt – Anekdoten, Humoresken, auch autobiografische Texte, in denen Graf am Wirtshaustisch, am heimischen Herd oder an der feierlichen Tafel der Kunst des Derbleckens frönt.
20 einmalig Graf’sche Geschichten werden von 20 einmalig guten, mit feinstem Pinselstrich und noch feinerem Humor entworfenen und eigens für diesen Zweck entstandenen Zeichnungen des Künstlers Peter Engel begleitet.
Aktualisiert: 2023-03-16
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Aktualisiert: 2023-03-31
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