Demokratie als Herrschaftsordnung

Demokratie als Herrschaftsordnung von Hättich,  Manfred
Demokratie als Thema der Wissenschaften ist so umfassend und vielschichtig, daß vor weg eine Verständigung über die begrenzte Absicht notwendig ist. Im Grunde dient die Abhandlung der Begründung einer einzigen These: daß eine Ordnungsvorstellung nützlich und möglich ist, die weder positiv-staatsrechtlicher noch sozialphilosophischer Natur, aber auf beide Verfahren hin offen ist; die nicht historisch gebunden, aber den von den Zeitgenossen vollziehbaren allgemeinsten demokratischen Ideengehalten zu mindest nicht konträr ist. Mit dem Demokratiebegriff wird der Versuch einer eigenen, auf fundamental vor gegebenen Sozialphänomenen aufgebauten politischen Ordnungstheorie zur Diskussion gestellt. Doch hätten wir vom augenblicklichen Stand unserer Einsicht aus keine grund sätzlichen Einwendungen zu machen, würde man unser Vorgehen der politischen Sozio logie zurechnen; würde eine uns so in Anspruch nehmende Soziologie doch den hier für erkenntnisfördernd gehaltenen hohen Abstraktionsgrad akzeptieren, eine Abstrak tion, die sich von jeder empirischen und historischen Individualisierung weit entfernt hat, ohne schon in die philosophische Reflexion zu münden. In diesem Abstraktionsgrad sehen wir die Rechtfertigung unserer Arbeit. Unbeschadet etlicher »weißer Flecken« ist die detaillierte Demokratieforschung eine reichhaltige; wir haben darin kaum Neues zu bieten, sondern viel vorauszusetzen. Umgekehrt wird jede Systematik Aufforderungen zu Einzelforschungen enthalten, da sie auch von ihr selbst nicht beantwortete Fragen in Erinnerung bringt. Jeder systematische Versuch ist, weil Denken Bewegung und nicht Fertigung ist, ein sich noch zu bewährender Entwurf. Wir verstehen deshalb unsere These eher als Programm denn als Ergebnis, was unse rer derzeitigen Überzeugung von ihrer Richtigkeit keinen Abbruch tut.
Aktualisiert: 2023-07-03
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Demokratie als Herrschaftsordnung

Demokratie als Herrschaftsordnung von Hättich,  Manfred
Demokratie als Thema der Wissenschaften ist so umfassend und vielschichtig, daß vor weg eine Verständigung über die begrenzte Absicht notwendig ist. Im Grunde dient die Abhandlung der Begründung einer einzigen These: daß eine Ordnungsvorstellung nützlich und möglich ist, die weder positiv-staatsrechtlicher noch sozialphilosophischer Natur, aber auf beide Verfahren hin offen ist; die nicht historisch gebunden, aber den von den Zeitgenossen vollziehbaren allgemeinsten demokratischen Ideengehalten zu mindest nicht konträr ist. Mit dem Demokratiebegriff wird der Versuch einer eigenen, auf fundamental vor gegebenen Sozialphänomenen aufgebauten politischen Ordnungstheorie zur Diskussion gestellt. Doch hätten wir vom augenblicklichen Stand unserer Einsicht aus keine grund sätzlichen Einwendungen zu machen, würde man unser Vorgehen der politischen Sozio logie zurechnen; würde eine uns so in Anspruch nehmende Soziologie doch den hier für erkenntnisfördernd gehaltenen hohen Abstraktionsgrad akzeptieren, eine Abstrak tion, die sich von jeder empirischen und historischen Individualisierung weit entfernt hat, ohne schon in die philosophische Reflexion zu münden. In diesem Abstraktionsgrad sehen wir die Rechtfertigung unserer Arbeit. Unbeschadet etlicher »weißer Flecken« ist die detaillierte Demokratieforschung eine reichhaltige; wir haben darin kaum Neues zu bieten, sondern viel vorauszusetzen. Umgekehrt wird jede Systematik Aufforderungen zu Einzelforschungen enthalten, da sie auch von ihr selbst nicht beantwortete Fragen in Erinnerung bringt. Jeder systematische Versuch ist, weil Denken Bewegung und nicht Fertigung ist, ein sich noch zu bewährender Entwurf. Wir verstehen deshalb unsere These eher als Programm denn als Ergebnis, was unse rer derzeitigen Überzeugung von ihrer Richtigkeit keinen Abbruch tut.
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Demokratie als Thema der Wissenschaften ist so umfassend und vielschichtig, daß vor weg eine Verständigung über die begrenzte Absicht notwendig ist. Im Grunde dient die Abhandlung der Begründung einer einzigen These: daß eine Ordnungsvorstellung nützlich und möglich ist, die weder positiv-staatsrechtlicher noch sozialphilosophischer Natur, aber auf beide Verfahren hin offen ist; die nicht historisch gebunden, aber den von den Zeitgenossen vollziehbaren allgemeinsten demokratischen Ideengehalten zu mindest nicht konträr ist. Mit dem Demokratiebegriff wird der Versuch einer eigenen, auf fundamental vor gegebenen Sozialphänomenen aufgebauten politischen Ordnungstheorie zur Diskussion gestellt. Doch hätten wir vom augenblicklichen Stand unserer Einsicht aus keine grund sätzlichen Einwendungen zu machen, würde man unser Vorgehen der politischen Sozio logie zurechnen; würde eine uns so in Anspruch nehmende Soziologie doch den hier für erkenntnisfördernd gehaltenen hohen Abstraktionsgrad akzeptieren, eine Abstrak tion, die sich von jeder empirischen und historischen Individualisierung weit entfernt hat, ohne schon in die philosophische Reflexion zu münden. In diesem Abstraktionsgrad sehen wir die Rechtfertigung unserer Arbeit. Unbeschadet etlicher »weißer Flecken« ist die detaillierte Demokratieforschung eine reichhaltige; wir haben darin kaum Neues zu bieten, sondern viel vorauszusetzen. Umgekehrt wird jede Systematik Aufforderungen zu Einzelforschungen enthalten, da sie auch von ihr selbst nicht beantwortete Fragen in Erinnerung bringt. Jeder systematische Versuch ist, weil Denken Bewegung und nicht Fertigung ist, ein sich noch zu bewährender Entwurf. Wir verstehen deshalb unsere These eher als Programm denn als Ergebnis, was unse rer derzeitigen Überzeugung von ihrer Richtigkeit keinen Abbruch tut.
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