Auf den Titelseiten der führenden Nachrichtenmagazine erobern Stichwörter: Klimawandel, Krise in der Geschichte der menschlichen Zivilisation und Erneuerbare Energie zunehmend die Schlagzeilen. Wir müssen oftmals erkennen, wie eine neue Lösung gleich mehrere neue Probleme schafft, für die kurze Zeit später gleich wieder mehrere Lösungen parat sind. Das Ganze ist zudem durch das Alles-oder-Nichts-Prinzip gekennzeichnet, man kann auch sagen Schwarz-Weiß-Denken, Abkehr von konventionellen Energieträgern, Zuwendung zu den erneuerbaren Energieträgern. Fragen wie zur Versorgung mit Grundlastenergie, Fluktuationen insbesondere von Solar- und Windenergie und die damit verbundenen Netzprobleme werden schnell mit Lösungen wie z.B. Elektroauto und intelligente Ladevorgänge beantwortet. Eine Abschätzung u.a. des dafür erforderlichen Kupferbedarfs macht schnell deutlich, dass aus dem Energieproblem ein Rohstoffproblem wird. Wir wenden uns nicht gegen die Entwicklung und Erprobung neuer Lösungen, ganz im Gegenteil. Der Blick zurück zeigt, dass Ingenieure immer das Ziel der Effizienzsteigerung – Verbesserung des Wirkungsgrades, Senkung von Emissionen, Verbesserung der Wirtschaftlichkeit – angestrebt haben. So soll es auch in Zukunft bleiben. Es müssen parallele Wege beschritten werden, in der Technikentwicklung oftmals lange Zeit. Dementsprechend kommt die Internationale Energie-Agentur (IEA) im World Energy Outlook 2007 zu einem differenzierten Bild, in dem u.a. die fossilen Energieträger bis 2030 ihre dominierende Stellung behalten, der Beitrag der erneuerbaren Energien weltweit bis 2030 auf etwa 17 Prozent ausgebaut sein wird und eine erweiterte Nutzung der Kernenergie befürwortet wird.
Der Grundsatz lautet weiterhin Diversifikation. Ebenso bleibt das Ziel der Effizienzsteigerung durch wissenschaftlich-technische Entwicklungen bestehen. Wichtig sind Diskussionen zwischen Fachleuten aber auch der offene Dialog mit der Gesellschaft – ideologiefrei. Bewertungen über dringend zu lösende Menscheitsprobleme fallen unterschiedlich aus. Gemäß dem Kopenhagener Konsens von 2004, dem u.a. vier Nobelpreisträger angehörten, stehen auf der globalen Prioritätenliste für den Einsatz zusätzlicher Ressourcen Klimafragen an 15. Stelle, zuvor kommen Aufgaben im Zusammenhang mit Gesundheit, Ernährung, Wasser – damit ergibt sich eine andere Wichtung als in unserer Wahrnehmung über eingangs zitierte Schlagzeilen.
Mit unserer Branche stehen wir in der Öffentlichkeit. Naturwissenschaft und Technik unterliegen gesellschaftspolitischen und subjektiven Sichtweisen. Oft sind es Wissensdefizite die zu falschen Schlussfolgerungen oder undifferenzierten
Bewertungen führen. Daher ist das KRAFTWERKSTECHNISCHE KOLLOQUIUM nicht nur für die Fachbranche selbst sondern auch für die Außenwirkung und gesellschaftliche Gestaltung eine wichtige Plattform.
In dem vorliegenden Buch sind Beiträge von über hundert Autoren zu den Themen • Fossile Kraftwerke • Pilot- und Neubauprojekte • Verbrennungstechnik • Kernkraftwerke • Oxyfuel-/Oxycoal-Prozesse • Messtechnik • Regenerative Energien • Gasaufbereitung (CCS) • Energieversorgungsnetze enthalten.
Dieser Band 1 des 41. KRAFTWERKSTECHNISCHEN KOLLOQUIUMS ist in zweifacher Hinsicht eine Premiere. Zum einen sind die Aufsätze einzeln für die Druckvorstufe bearbeitet. Dazu gehören unter anderem die Bearbeitung des Bildmaterials, die Verschlagwortung und die Herstellung eines möglichst einheitlichen Erscheinungsbildes – was auch die Homogenisierung der Fachausdrücke einschließt.
Möglich wird die Herausgabe des Buches jedoch erst durch die Autoren, die mit ihren Aufsätzen den Rohstoff für dieses Buch geliefert haben. Traditionell für das KRAFTWERKSTECHNISCHE KOLLOQUIUM sind Autoren aus der Industrie in gleicher Weise wie aus Universitäten, Forschungseinrichtungen und Behörden beteiligt. Jeder weiß, dass es für sie zusätzliche Arbeit und Belastung ist, neben ihren beruflichen Pflichten ein anspruchsvolles Manuskript zu erstellen. Ihnen
allen sei herzlich gedankt. Durch die redaktionelle Bearbeitung und die Qualität der Präsentation in diesem Buch möchten wir ihren Arbeiten eine entsprechende Würdigung verleihen.
Aktualisiert: 2020-03-03
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