Robert Musil hat in "Der Mann ohne Eigenschaften" Essayismus doppelt bestimmt: als Form eines frei flottierenden Lebens und als Form eines seiner selbst bewussten Denkens. Die erklärte Utopie seines Romans zielt darauf, das Experiment des Lebens mit dem Experiment des Denkens in einer ästhetischen Existenz zu versöhnen. Müller-Funks Studie folgt einem typologischen Verfahren, das sowohl die Bandbreite essayistischer Möglichkeiten als auch deren historische Logik zutage treten lässt. Die radikale Skepsis und Subjektivität Montaignes wird dabei mit der ausgreifenden Ungeduld eines Bacon konfrontiert. Experiment und Erfahrung sind die beiden Pole wie sie auch im Essayismus im Kontext von Aufklärung und Idealismus (Lichtenberg und Novalis) sichtbar werden. Den Essayismus des 20. Jahrhunderts untersucht der Autor exemplarisch an drei symptomatischen Beispielen: neben Musils stichwortgebendem Roman sind es die manierierte Prosa Gottfried Benns sowie deren emphatische und programmatische Essayistik im Gefolge der Kritischen Theorie. Der Essayismus erweist sich dabei als ein höchst widerspruchsvoller und artifizieller Versuch einer Ethik der Ästhetik, als ein Denken mit explizit ästhetischen Mitteln, das das Opfer der Abstraktion (wie es dem Szientismus zugrunde liegt) rückgängig machen will. Angesichts dessen radikaler Hinterfragung im Gefolge einer Kritik am "Logozentrismus" wird eine aktuelle Dimension eines selbstreferenziellen, "ästhetischen" Denkens sichtbar, das über alte Gegenüberstellungen (Rationalismus vs. Irrationalismus) hinaus weist.
Aktualisiert: 2023-05-29
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Robert Musil hat in "Der Mann ohne Eigenschaften" Essayismus doppelt bestimmt: als Form eines frei flottierenden Lebens und als Form eines seiner selbst bewussten Denkens. Die erklärte Utopie seines Romans zielt darauf, das Experiment des Lebens mit dem Experiment des Denkens in einer ästhetischen Existenz zu versöhnen. Müller-Funks Studie folgt einem typologischen Verfahren, das sowohl die Bandbreite essayistischer Möglichkeiten als auch deren historische Logik zutage treten lässt. Die radikale Skepsis und Subjektivität Montaignes wird dabei mit der ausgreifenden Ungeduld eines Bacon konfrontiert. Experiment und Erfahrung sind die beiden Pole wie sie auch im Essayismus im Kontext von Aufklärung und Idealismus (Lichtenberg und Novalis) sichtbar werden. Den Essayismus des 20. Jahrhunderts untersucht der Autor exemplarisch an drei symptomatischen Beispielen: neben Musils stichwortgebendem Roman sind es die manierierte Prosa Gottfried Benns sowie deren emphatische und programmatische Essayistik im Gefolge der Kritischen Theorie. Der Essayismus erweist sich dabei als ein höchst widerspruchsvoller und artifizieller Versuch einer Ethik der Ästhetik, als ein Denken mit explizit ästhetischen Mitteln, das das Opfer der Abstraktion (wie es dem Szientismus zugrunde liegt) rückgängig machen will. Angesichts dessen radikaler Hinterfragung im Gefolge einer Kritik am "Logozentrismus" wird eine aktuelle Dimension eines selbstreferenziellen, "ästhetischen" Denkens sichtbar, das über alte Gegenüberstellungen (Rationalismus vs. Irrationalismus) hinaus weist.
Aktualisiert: 2023-03-27
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Rom wird im August 410 von Alarichs Westgoten zum ersten Mal seit etwa 800 Jahren erobert. Die christlichen Barbaren zerstören, plündern, vergewaltigen, morden. Dieses Rom war eben erst christlich geworden. Haben die alten Götter die Weltstadt vielleicht doch besser geschützt? Und hat der christliche Gott gerade jetzt seine Unfähigkeit erwiesen? So denkt zumindest die weitgehend pagane Bildungselite Roms. Augustinus, der einflussreichste Theologe des westlichen Christentums, antwortet mit , einem der bedeutendsten Werke der Weltliteratur. In dem erstmals vorgelegten Kommentar zum ersten Buch, der sorgfältig komponierten Ouvertüre zu insgesamt 22 Büchern, ist der Versuch unternommen, die sprachliche und inhaltliche Leistung dieses besonders in der deutschen Forschung bisweilen heftig angefeindeten Werkes zu würdigen.
Aktualisiert: 2023-04-11
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