Um die Finanzierung der deutschen Krankenhauslandschaft werden seit je her viele gesundheitsökonomische und politische Diskussionen geführt. Diese werden seit einigen Jahren lauter und die Rufe nach einer grundlegenden Reform konkreter. Einige größere und etliche kleinere Reformierungen wurden in den vergangenen Jahren beschlossen und umgesetzt. So konnten bereits viele systembedingte Fehlanreize sowie erkannte Doppel- oder Fehlvergütungen eliminiert werden. Das deutsche Pauschalsystem wurde so zu einem oder gar dem präzisesten der Welt.
Trotz aller Maßnahmen, das heutige aG-DRG System an die Bedürfnisse der Systemteilnehmer anzupassen, bestehen weiterhin Probleme, die jedoch weniger aus der pauschalen Vergütung an sich resultieren. Sie ergeben sich vielmehr aus den gegebenen Rahmenbedingungen sowie aus der fehlenden Flexibilität der Krankenhausfinanzierung, die nahezu ausschließlich auf der pauschalen Vergütung auf Mischkostenbasis beruht. Die gewünschte Kostendämpfung, eines der wesentlichen Ziele des durchgängig leistungsorientierten Vergütungsmodells für stationäre Versorgung, konnte nicht in ausreichendem Maße realisiert werden. Die Gesundheitsausgaben steigen seit Jahren kontinuierlich an. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen zur Finanzierung der Ausgaben sind begrenzt und schwinden zunehmend. Ein Blick auf die demographische Entwicklung und die Anzahl erwerbstätigen Bürgerinnen und Bürger zeigt deutlich, dass ein rasches Handeln erforderlich ist. Bereits 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie, überschritten die Gesamtkosten die 400 Mrd. Euro Marke. Es bedarf also dringend einer ausgereiften Reformation.
Hierfür arbeiten viele hochrangige Gesundheitsökonomen seit geraumer Zeit zusammen. Sie tragen gute Ansätze und Erkenntnisse aus In-, Um- und Ausland zusammen und analysieren und prüfen diese auf eine mögliche Adaption und Inklusion in den deutschen Gesundheitsmarkt. So kommt Prof. Dr. Jürgen Wasem im Krankenhaus Report 2020 - Finanzierung und Vergütung am Scheideweg zu dem Schluss: „Ein „optimales“ System der Krankenhausfinanzierung existiere nicht, das Spannungsverhältnis, das sich im Geflecht von Zielen und gesetzten Anreizen ergebe, müsse austariert werden. Entsprechend präferiere die Gesundheitsökonomie seit vielen Jahren „gemischte Systeme“, um die Stärken und Schwächen unterschiedlicher Vergütungsmodelle auszubalancieren“
Bei allen Möglichkeiten und Finanzierungsformen ist ein Konsens deutlich erkennbar. Um das wirtschaftlich eigenverantwortliche Handeln der Leistungserbringer nicht zu verlieren, bedarf es einem fortwährenden Wettbewerb, der durch die pauschale Vergütung über das G-DRG System Einzug in die Krankenhauslandschaft erhielt und beibehalten werden soll. Wichtig ist, dass die als notwendig identifizierten Krankenhäuser ihre Dienste kostendeckend in einer sehr guten Qualität anbieten können und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter attraktive Arbeitsplätze vorfinden. Diese zu identifizieren und den Mut aufzubringen eine Kondensation zu Gunsten dieser verbleibenden Krankenhäuser zu vollziehen, obliegt der Politik. Die gewollte, jedoch ungesteuerte Reduktion der Krankenhäuser in Deutschland birgt die Gefahr einer Schieflage in den Trägerschaften, die sich vermehrt zu jenen mit einer Gewinnorientierung entwickelt.
Welchen Herausforderungen sich das G-DRG System innersektoral stellt und wie es sich fort- und weiterentwickelt, wird in insgesamt drei Kapiteln anschaulich und anhand vieler Graphiken und Tabellen beschrieben.
Das erste Kapitel beschreibt die Interaktion der einzelnen Institutionen, deren Aufgaben sowie hervorgebrachte und systemrelevante Regelwerke. Es sensibilisiert den Leser über grundlegende Rechte und Pflichten, Versäumnisse, Enthaltungen und Auswirkungen. Es erlaubt tiefe Einblicke in die Datenerhebung, die Vorgehensweise und die Struktur der Kalkulationsteilnehmer. Ein besonderes Augenmerk liegt neben diesen Grundlagen auf den Herausforderungen des G-DRG Systems zur pauschalen (Betriebskosten-)Finanzierung. Eine tiefgründige und mehrjährig rückblickende Analyse veranschaulicht den Ist-Zustand und lenkt den Blick auf die Potentiale des Systems. Das erste Kapitel ermöglicht im Zusammenspiel mit den Inhalten des zweiten Kapitels ein sehr gutes Grundverständnis.
Im zweiten Kapitel wird der Kalkulationsprozess und die Weiterentwicklung ausführlich und anhand von Echtdaten beschrieben. Es gibt Aufschluss über Prüfmechanismen die zur Plausibilisierung und Bereinigung der erhobenen Datenmenge eingesetzt werden, um eine repräsentative Datenmenge zu extrahieren. Der Schwerpunkt dieses Kapitels liegt auf der Darstellung der Berechnungsschritte zur Ermittlung des der Verweildauer, der Bezugsgröße, der Bewertungsrelation und des Basisfallwertes. Weitergehend wird die Kalkulation der Zusatzentgelte und die Überarbeitung der Klassifikation unter Beschreibung der auslösenden Parameter beschrieben. Abschließend wird die Finanzierung des Kalkulationsprozesses und die Darstellung der hierfür eingesetzten Datenmengen erläutert.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich ausführlich mit der Einbringung von externem Sachverstand zu Zwecken der Systementwicklung. Neben grundlegenden Informationen zu Vorschlagerstellung werden hier insbesondere die Anzahl der Vorschlagseinsendungen sowie die Teilnehmerstruktur und die Art der Vorschläge betrachtet. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf der Beurteilung bzw. der Berechnung der DRG Änderungsvorschläge und der Erfüllung der Kriterien einer NUB Anfrage. Die eingehende Betrachtung der Anfrageinhalte und dessen Kriterien zur Bewertung dieses Innovationsfinanzierungsmodelles, runden die aus Kapitel 1 und 2 erlangten Erkenntnisse ab und schließen den Kreislauf der jährlichen Neubewertung des G-DRG Systems.
Das vermittelte Wissen verhilft die Komplexität und die Logik des aG-DRG System nachvollziehen zu können. Es befähigt die Leserinnen und Leser zu einer differenzierten Meinungsbildung bezüglich der Fairness desgleichen.
Aktualisiert: 2023-03-27
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