Das Buch nimmt vor dem Hintergrund des Ablaufprozesses einer qualitativ-interpretativen Forschung im sozialwissenschaftlichen Bereich die Lebensgeschichten zweier alleinerziehender Mütter in den analytischen Blick und richtet den Erkenntnisfokus auf die unterschiedlichen Prozesse der Fremdbestimmung und deren Wirkmechanismen. Während das intentionale Handeln zusehends gegen Null läuft, greifen die das Handeln fremdbestimmenden Mechanismen der den Betroffenen von außen auferlegten Rahmenbedingungen immer stärker und dominieren letztendlich die gesamte Alltagsorganisation. Durch die Fremdunterbringung jeweils eines der Kinder werden individuelle Erleidensprozesse in Gang gesetzt und auf Dauer gestellt, aus denen sich die Betroffenen ohne professionelle Hilfe kaum noch befreien können. Über das genaue Nachzeichnen der aufeinander aufbauenden analytischen Arbeitsschritte werden die Entwicklungsprozessstrukturen – sowohl im Erleben der Fremdbestimmung als auch in der Hervorbringung der individuellen Ressourcen und Bearbeitungsmuster – sukzessive und im Hinblick auf die Erkenntnisgenerierung nachvollziehbar herausgearbeitet und im soziobiografischen Kontext dargestellt. Das Buch stellt für junge ForscherInnen ebenso wie für professionell orientierte Fachkräfte in sozial-helfenden Berufen eine Fülle von Handlungsoptionen und neuen Erkenntnisperspektiven bereit.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Der Autor nimmt im Zuge des kontrastiven Vergleichs die Lebensgeschichten zweier Brüder in den Blick. Beide haben dieselbe Mutter, jedoch unterschiedliche Väter. So ist die Überfixierung auf die Mutter sozusagen vorprogrammiert, während der leibliche Vater des jüngeren Sohnes zwar in ehelicher Gemeinschaft mit der Mutter lebt, in den obiografischen Erzählungen der Brüder jedoch konturlos und ohne nennenswerte Bedeutungszuschreibung bleibt. Die Erlebensgrammatik der beiden Brüder wird im Prozess des Heranwachsens und der Sozialisation ganz offensichtlich und nachhaltig von einer stigmatisierenden und ausgrenzenden Zuschreibung seitens des dörflichen Milieus der Nachkriegszeit geprägt: Sie sind Flüchtlingskinder. Die Mutter flüchtet als junge Frau zusammen mit den Eltern aus dem damaligen Ostpreußen in ein südniedersächsisches Dorf am Harzrand, während die große Zahl der übrigen älteren Geschwister in anderen Regionen ein neues Zuhause finden. Der Mutter werden schließlich zusammen mit ihren Eltern im Rahmen der damaligen Wohnraumbelegungsverfahren zwei Zimmer im Nebengebäude eines Bauern zugewiesen. In extremer sozialräumlicher Enge erblicken zunächst Peter und fünf Jahre später Achim das Licht der Welt. Diese fünf Jahre Altersunterschied werden in der frühen Nachkriegszeit jedoch ganz entscheidend für die Startchancen und Rahmenbedingungen des Heranwachsens der Brüder, von denen Peter vaterlos aufwächst und darunter besonders leidet, während sich Achim als Kind einer vollständigen Familie mehr oder weniger nur noch mit dem Stigma "Flüchtlingskind" konfrontiert erlebt. Was den Biografien der beiden ungleichen Brüder jedoch auf Dauer anhaftet, ist das "Fluchthandlungsschema" als Bearbeitungsmuster für Krisen und soziale Konflikte. Dieses Muster hat sich über mehrere Generationen zum großbiografischen Handlungsschema entwickelt und bis heute relativ unreflektiert verfestigt. Die obiografien Erzählungen der beiden Brüder, so wie sie vom Autor und Analytiker in Szene gesetzt werden, bleiben weitestgehend als Primärdatenmaterial erhalten, werden lediglich im ein oder anderen Fall kommentiert. Auf diese Weise bekommen die erzähltheoretischen Basis- und Kernelemente den ihn gebührenden Stellenwert. Der Entdeckungsprozess durch die eigene Biografie konfrontiert die Erzähler mit selbstläufigen Entwicklungsdynamiken und Hervorbringungen von Haltungen, wie sie ihnen bisher nicht bewusst gewesen sind. Das Erzählen setzt für beide Protagonisten als Chance biografische Arbeit in Gang und lässt sie die Biografie als besondere und erkenntnisgenerierende Ressource erkennen.
Aktualisiert: 2019-12-20
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