Im Rahmen des Projekts »Duncker & Humblot reprints« heben wir Schätze aus dem Programm der ersten rund 150 Jahre unserer Verlagsgeschichte, von der Gründung 1798 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Lange vergriffene Klassiker und Fundstücke aus den Bereichen Rechts- und Staatswissenschaften, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Geschichte, Philosophie und Literaturwissenschaft werden nach langer Zeit wieder verfügbar gemacht.
Aktualisiert: 2023-06-15
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Aktualisiert: 2023-06-15
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Rainer Maria Rilke hat der Verkündigung des Todes Gottes, die Friedrich Nietzsche jubelnd und doch unter Schmerzen vorträgt, nicht zugestimmt und sie von seinem Werk ferngehalten. ›Gott‹ ist in der Dichtung Rilkes vielmehr auf allen Werkstufen gegenwärtig, obgleich nicht so, als könnten Menschen über ihn ›verfügen‹.
Der in ›Nähe und Ferne‹ anwesende Gott ist in Rilkes Dichtung höchst lebendig, angefangen von der Preisung der unmittelbaren Anrede Gottes im Gebet (»Gott, du bist groß«) bis zum beredten Schweigen angesichts des nahenden Todes. Rilkes Kritik richtet sich gegen den ›Gott‹, über den institutionell verfügt wird, den man zum Besitz erklärt und der ›die Welt‹ entwertet. Die Wirklichkeit des Göttlichen im Leben, die in Rilkes Dichtung zutage tritt und die Leser auf die Frage nach Gott verweist, ruft ein ›Erstaunen‹ hervor, das zur Orientierung im Denken gehört, die Kant als Anlass und als Aufgabe der Philosophie verstanden hat.
Dichtung leistet als solche zwar nicht selbst die gebotene Denkarbeit, sondern ist mit Platons Worten als ein ›ernsthaftes Spiel‹ zu verstehen, das um ›Gott‹ ›kreist‹. Im »Brief des jungen Arbeiters« aus der Zeit des Abschlusses der Elegien erwähnt Rilke seine »Erfahrung«, dass ihm »›Gott‹ zu sagen, so leicht, so wahrhaftig, so [...] problemlos einfach sei« (SW VI,1118). Die Hintergründe dieser verblüffenden Leichtigkeit sind zu bedenken und auf ihre Ursprünge, ihre Kontexte und Tragfestigkeit hin zu untersuchen.
Aus diesem Blickwinkel zeigt sich die Dichtung Rilkes als ein ernstes Thema der Philosophie, das Wirklichkeit enthüllt und die Frage nach Gott und dem Göttlichen neu zu bedenken antreibt.
Aktualisiert: 2023-06-16
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Friedrich Nietzsche (1844–1900) gehört zweifelsohne zu den großen Anregern der Philosophie, umso mehr als sein Werk nicht nur in der akademischen Philosophie, sondern vor allem auch in Kunst und Literatur enorme Resonanz gefunden hat. Als Gründungsvater verschiedener Schulen und Richtungen wie z. B. des Existenzialismus oder der Phänomenologie, aber auch als Vorbild und Stichwortgeber immer wieder neuer Generationen von Künstlern und Schriftstellern ist sein Einfluss bis heute nicht hoch genug anzusetzen.
Dieses für die zweite Auflage mit einem neuen Vorwort versehene und um 27 Artikel erweiterte Nietzsche-Lexikon führt alle Begriffe auf, die dem Leser bei der Nietzsche-Lektüre begegnen könnten, erklärt sie im Kontext und gibt Hinweise zum Verständnis. Die Stärke des Bandes liegt in der knappen und klaren Information über einen Philosophen, der trotz seiner stilistischen Brillanz zu den geheimnisvollsten Denkern gehört.
Aktualisiert: 2023-06-15
Autor:
Babette E. Babich,
Andreas Becke,
Christian Benne,
Anke Bennholdt-Thomsen,
Benjamin Biebuyck,
Bernhard Bischoff,
Peter André Bloch,
Dieter Borchmeyer,
Peter Bornedal,
Wolfgang Braungart,
Thomas H. Brobjer,
Almuth Bruder-Bezzel,
Micha Brumlik,
Marco Brusotti,
Giuliano Campioni,
Hubert Cancik,
Nicoletta Capozza,
Adrian del Caro,
Volker Caysa,
Michael Cowan,
Luca Crescenzi,
Iris Daermann,
Per Dahl,
Tobias Dahlquist,
Heike Delitz,
Jakob Dellinger,
Heinrich Detering,
Carol Diethe,
Steffen Dietzsch,
Heiner Drerup,
Knut Ebeling,
Ralf Eichberg,
Johann-Christoph Emmelius,
Johann Figl,
Ernst Peter Fischer,
Maria Christina Fornari,
Hartwig Frank,
Bärbel Frischmann,
Gunter Gebauer,
Walter Gebhard,
Günter Gödde,
Georges Goedert,
Stefan Goldmann,
Gerd-Günther Grau,
Wolfram Groddeck,
Peter S. Groff,
Stephan Günzel,
Daniel Havemann,
Helmut Heit,
Leonhard Herrmann,
Kathleen Marie Higgins,
Hans Gerald Hoedl,
David M. Hoffmann,
Anette Horn,
Roy Jackson,
Karen Joisten,
Wolfgang Jordan,
Hans-Joachim Kertscher,
Endre Kiss,
Christian Koecke,
Thomas Körber,
Elisabeth Kuhn,
Laura Laiseca,
Christoph Landerer,
Harald Lemke,
Burkhard Liebsch,
Martin Liebscher,
Christian Lipperheide,
Cornelius Lüttke,
Erwin Hufnagel M.A.,
Eva Marsal,
Roberto Sanchino Martinez,
Jean-Christophe Merle,
Matthew Meyer,
Enrico Müller,
Marek Naumann,
Sebastian Neumeister,
Christian Niemeyer,
Bernd Nitzschke,
Johannes Oberthür,
Rainer Otte,
Silke Pasewalck,
Paul Patton,
Michael Pauen,
Martin Pernet,
Thomas Pfeiffer,
Detlev Piecha,
Andreas Poenitsch,
Martine Prange,
Wolfert von Rahden,
Norbert Rath,
Michael Rautenberg,
Renate Reschke,
Sören Reuter,
Jacques le Rider,
Wiebrecht Ries,
Marc Rölli,
Djavid Salehi,
Richard Schacht,
Matthias Schloßberger,
Josef Schmid,
Pia Daniela Schmücker,
Donata Schöller Reisch,
Detlev Schöttker,
Hans von Seggern,
Sasan Seyfi,
Gary Shapiro,
Josef Simon,
Linda Simonis,
Michael Skowron,
Dirk Solies,
Ivan Soll,
Andreas Sommer,
Michael Stausberg,
Werner Stegmaier,
Ursula Stenger,
Martin Stingelin,
Sigmar Stopinski,
Eva Strobel,
László V. Szabó,
Mario Sznajder,
Peter Thompson,
Hubert Thüring,
Hubert Treiber,
Reinhard Uhle,
Aldo Venturelli,
Albert Vinzens,
Gerard Visser,
Vivetta Vivarelli,
Klaus Wellner,
Ludwig Wenzler,
Sven Werner,
Maurice Weyembergh,
E.v. Wilamowitz-Möllendorff,
Christof Windgätter,
Mirko Wischke,
Hanna Delf von Wolzogen,
Ralph-Rainer Wuthenow,
Wolf Zachriat,
Claus Zittel
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Aktualisiert: 2023-06-15
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Aktualisiert: 2023-06-15
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Wir haben das Gefühl, daß es kein kulturpsychologisches Problem gibt, das zu durchleuchten solche Schwierigkeiten bietet wie das Problem Friedrich Nietzsche. […] Denn Nietzsches tiefstes Erlebnis, so seltsam es auch erscheinen mag, ist beschlossen in dem des Musikers […]: wer sich nicht heimisch fühlt im Reiche der Musik, wird nie den Zauberstab finden, der das geheimnisvolle Wesen dieser Persönlichkeit entschleiert. Nietzsche, ein Sprachkünstler ersten Ranges, hat für seine Offenbarungen eine solch treffende, feine Form gefunden, daß die Ehrfurcht vor dieser Künstlermeisterschaft es gebot, dem edlen Klange Raum zu gewähren. Wir glauben so, daß das Buch, indem es auch Nietzsche sprechen läßt […], nur gewonnen hat, und gerade jenen, die sich ernstlich bemühen, unser Problem zu durchdringen, werden die Klänge, mit denen Nietzsche sich gleichsam selbst enträtselt, willkommen sein.
Aus dem Vorwort von Friedrich Muckle
Aktualisiert: 2023-06-15
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Aktualisiert: 2023-06-15
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Wichtige Aspekte der Spinoza-Rezeption sind lange Zeit im Hintergrund geblieben. Spinoza galt seit dem öffentlich gemachten Bekenntnis des Aufklärers Lessing zum Hen kai Pan als Vertreter einer Substanzenontologie für Atheisten. Friedrich Heinrich Jacobi war es, der 1785 und 1789 eine breite Debatte um Pantheismus, Atheismus, letztbegründende Prinzipien der Metaphysik, ferner um Freiheit und Notwendigkeit auslöste. Spinozas Trieb- und Affektenlehre blieb in der Forschung weitgehend unbeachtet.
Weniger lautstark als im ausgehenden 18. Jahrhundert, aber durchaus wirksam, ist Spinoza im 20. und 21. Jahrhundert durch Denker wie Gilles Deleuze oder den Neurologen Antonio Damasio erneut in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Diesmal ist es Spinozas vormals wenig beachtete Affektenlehre, die für Theorien vom ganzen, nicht bloß vom einseitig rationalen Menschen Interesse weckte.
Galt das Interesse der Aufklärung der Rationalität des Denkens, die gegen Aberglauben und Irreführungen der Vernunft ins Recht zu setzen war, so wenden sich das 20. und das 21. Jahrhundert der Entdeckung der Intelligenz und Rationalität der Gefühle zu – zuerst in der Psychologie, bald auch in der Philosophie.
Der Band nimmt das neue Interesse an Spinoza zum Anlass zu untersuchen, ob und inwieweit im Deutschen Idealismus, in der Romantik und im 19. Jahrhundert bis heute der andere Spinoza, der Spinoza einer bemerkenswerten Trieb- und Affektenlehre sowie des amor Dei intellectualis, wahrgenommen wurde. Die Beiträge zu Spinoza selbst, zu Jacobi, Kant, Fichte, Schelling, Hegel, Hardenberg/Novalis, Friedrich Schlegel, Schleiermacher, schließlich zu Nietzsche, Freud, Sartre, Lacan, Deleuze zeigen, dass dieser andere Spinoza durchaus in der einen oder anderen Weise gesehen wurde.
Aktualisiert: 2023-06-16
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Das Werk Aulards über die Französische Revolution ‒ bereits ins Englische, Polnische, Russische übersetzt ‒ erscheint hier zum erstenmal in einer deutschen Übertragung, deren Drucklegung auf Wunsch des Verlages und Übersetzers von mir fortlaufend überwacht worden ist. Dem Buch kommt für die Geschichtschreibung jener großen Zeit eine epochenmachende Bedeutung zu. […] Es bedeutete einen Einschnitt im französischen Bildungswesen, als im Jahre 1886 der durch ein dreibändiges Werk über die parlamentarische Beredsamkeit während der Revolution bekanntgewordene Professor Alphonse Aulard mit der Abhaltung des Kursus über die Französische Revolution betraut wurde, den die Stadt Paris an der Faculté des Lettres der Sorbonne damals gestiftet hatte.
Aus der Einleitung
Aktualisiert: 2023-06-15
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