Hugo von Hofmannsthals Libretto „Der Triumph der Zeit“

Hugo von Hofmannsthals Libretto „Der Triumph der Zeit“ von Bohlinger,  Sandra
Das im Jahre 1900/1901 verfasste Libretto „Der Triumph der Zeit“ ist ein in sich geschlossenes Werk der frühen Phase Hofmannsthals, dessen volle Bedeutung nur durch die Berücksichtigung des Tanzes in Bezug auf das Gesamtwerk Hofmannsthals verstanden werden kann. Die Analyse des Tanzes in „Der Triumph der Zeit“ wird auf drei Ebenen vollzogen: Der Tanz als schweigende Kunst und als Ausdruck des Ekels vor den Worten, der Totentanz als Errettung der Seele und als Lebensspender sowie die Tanzdichtung zur Erkenntnis einer alles umfassenden Wahrheit. Die Hauptthematik, nämlich das Verfließen der Zeit, wird unter der Berücksichtigung von Gebärden- und Begriffssprache sowie der Verwendung zahlreicher Motive des Jugendstils und der Antike analysiert und in Bezug zu der allgemeinen Zeitproblematik gesetzt. Weitere Untersuchungsgegenstände sind die sich wandelnde Lebenseinstellung Hofmannsthals, die Rolle der Symbolik und die Wahrnehmung des Bühnengeschehens durch den Zuschauer. Hugo von Hofmannsthal kann als einer der bedeutendsten Literaten seit Goethe bezeichnet werden. Kaum ein anderes Werk umfasst mehr Schriften und umfasst eine derartige Vielfalt an Gattungsarten: Dramen, Lustspiele, Libretti, Gedichte, Erzählungen sowie eine Fülle von Reden, Briefen und erfundenen Gesprächen. Doch nicht nur das Werk Hofmannsthals, sondern auch die diesbezüglichen Forschungen bieten zahlreiche Analysen zu unterschiedlichsten Aspekten. Aber noch immer gibt es kein umfassendes Werk, das in sich alle bedeutenden Aspekte wie jenen der Zeit, der Symbolik, der Sprache oder der Gattungsart vereint. Ebenso blieben in der Hoffmansthal-Forschung einige Werke bis auf den heutigen Tag nahezu unbeachtet. Dabei ist es von größter Bedeutung, dass Hofmannsthals gesamtes Werk analysiert wird, da nur so sein Kunstbegriff und seine Einstellung zur Kunst richtig verstanden werden können: „Die Kunst Hugo von Hofmannsthals ist eine hochgesellige Kunst, eine gesellschaftliche Kunst in dem Sinne, dass sie sich auf die uns allen gemeinsamen Grundlagen abendländischer Bildung beruft und sie wachzuhalten bemüht ist. Jede Zeit muss sich ihren eigenen Weg suchen, mit der Vergangenheit umzugehen. Man kann sie ignorieren, wie es der Deutsche so oft tut, wo jeder nach einem Wort Goethes gern in seiner eigenen Ecke kauzt und vor sich hinknorpelt; man kann sie zum selbstverständlichen und unbezweifelten Besitz der Gegenwart machen, wie es die Engländer und Franzosen in so beneidenswerter Form zu tun verstehen. Hofmannsthal tut es auf eine den letzteren verwandte Weise, als kunstvolles Spiel, als Spiegelung, in der sich Vergangenheit und Gegenwart gegenseitig deuten [.]“. Vor allem verstand es Hofmannsthal, verschiedene Kunstgattungen, wie die Literatur und die Musik oder die Literatur, den Film und die Musik, miteinander zu verbinden, id est, diese Medien miteinander in Verbindung zu setzen und sie durch diese Verbindung eindrucksvoller und ausdrucksstarker wirken zu lassen. Doch die Verbindung dieser Medien beziehungsweise Kunstgattungen ist keine neue Stilrichtung, sondern wurde nur durch die Beschäftigung der Literaturwissenschaft mit einzelnen Aspekten der Kunst lange Zeit in den Hintergrund gedrängt. Hofmannsthal betont die Ganzheitlichkeit der Kunst in seinen Werken, denn „das Wort als phonetische Substanz ist mit dem Ton der Musik verwandt, und seine Vertonung legt Zeugnis ab von dieser jahrtausendealten Verwandtschaft [.]“. Da die heutige Zeit von einer Diskussion um Medien und Intermedialem geprägt ist, ist es vonnöten – will man die Forschung der Werke Hofmannsthals vervollständigen – diesen Aspekt nicht außer Acht zu lassen. In Hofmannsthals Opernlibretti kommt nicht nur der Aspekt des Intermedialen zum Ausdruck, sondern diese Libretti sind zudem 'Nebenwerke', von denen Hofmannsthal sich rasch distanzierte und die aus diesem Grunde über Jahre hinweg unbeachtet blieben. Ein in den frühen Jahren entstandenes Ballett, welches den Titel „Der Triumph der Zeit“ trägt, vereint nicht nur alle oben genannten Aspekte, sondern zeugt auch von höchster künstlerischer Schaffenskraft. Es soll aus diesem Grunde Thema der vorliegenden Arbeit sein und genauer analysiert werden. Da ein derartiges Libretto allerdings immer in Kontext mit Hofmannsthals gesamten Werk, seiner Lebenseinstellung und seinen Konflikten betrachtet werden muss, werde ich zunächst auf das Ballett, den Tanz und die Wahrnehmung des Bühnengeschehens im Allgemeinen eingehen, um anschließend verschiedene Aspekte des Balletts „Der Triumph der Zeit“ zu erörtern. Der Schwerpunkt dieser Erörterung wird dabei auf den Themen 'Zeit', 'Dramatik', „Symbolik“ und „(Gebärden)Sprache“ liegen. Aber ebenso soll eine Interpretation des Werkes unter Beachtung der Vielzahl an Motiven vorgenommen werden. Da es sich als schwierig erwies, wissenschaftlich-kritische Materialien zu diesem Libretto zu finden, werde ich mich vor allem auf die Texte von Wolfram Mauser, Günther Erken und Uwe Steiner stützen, aber bezüglich der allgemeinen Themen weitere Autoren zitieren.
Aktualisiert: 2019-01-03
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Erinnerungen an Rilke und Hoffmansthal

Erinnerungen an Rilke und Hoffmansthal von Burckhardt,  Carl Jacob
Die zwei schönsten Erzählungen des grossen Europäers – jetzt als Neuausgabe Erinnerungen an Rilke und Hofmannsthal beinhaltet Burckhardts kleine Erzählung Ein Vormittag beim Buchhändler sowie sein dokumentarischer Essay Erinnerungen an Hofmannsthal und Briefe des Dichters. Beide Texte sind erstmals 1943 in der 'Sammlung Klosterberg' des Schwabe Verlags erschienen und waren seit längerer Zeit vergriffen. Ein Vormittag beim Buchhändler schildert eine Begebenheit aus dem Jahr 1924. In Paris trifft Burckhardt unerwartet auf seinen Freund, den Dichter Rainer Maria Rilke. Auf ihrem gemeinsamen Spaziergang betreten sie – mehr, um sich auszuruhen, als aus Interesse – eines der zahlreichen Antiquariate am linken Ufer der Seine. Dessen Inhaber, anfänglich wenig erfreut über die Unterbrechung seiner Lektüre, erkennt in der vermeintlichen Kundschaft schon bald seine Seelenverwandten. Die anschliessenden Gespräche über europäische Literatur sind jedoch mitnichten schöngeistig – schnell wird einem klar, dass sich in der Poesie letztlich auch die Befindlichkeit der ganzen Gesellschaft spiegelt. In Erinnerungen an Hofmannsthal und Briefe des Dichters skizziert Burckhardt behutsam und mit feinem Strich das Porträt eines der bedeutendsten Schriftsteller des Wiener Fin de Siècle, seines Freundes Hugo von Hofmannsthal (1874–1929). Die ausgewählten Briefe aus den letzten zehn Lebensjahren des Dichters sind berührende Dokumente eines brennenden Strebens, das unter den erstickenden Umständen der Zeit allmählich verglüht.
Aktualisiert: 2019-10-30
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