Herwarth Walden und die russische, weißrussische und ukrainische Avantgarde

Herwarth Walden und die russische, weißrussische und ukrainische Avantgarde von Bilang,  Karla
Herwarth Walden, der Herausgeber der expressionistischen Monatsschrift „DER STURM. Zeitschrift für Kultur und die Künste“ (1910–1932) und Betreiber der gleichnamigen Galerie hatte ein besonderes Interesse an russischer Kunst und Kultur. Nell Walden, seine schwedische Ehefrau und langjährige Mitarbeiterin, sagte dazu: „Herwarth Walden hatte immer eine große Vorliebe für das russische Volk. Er bewunderte die großen russischen Künstler, Dichter, Schriftsteller und Musiker. Dostojewski und Gogol liebte er. Strawinsky lag ihm als Komponist besonders. Er war auch seit langem mit Lunatscharski befreundet.“[1] Das anfangs vorwiegend künstlerische Interesse fand in den 1920er Jahren auch seinen politischen Niederschlag. Walden wurde 1924 Mitglied der neu gegründeten Gesellschaft der Freunde des neuen Russland und bereiste in den Jahren 1927/29 die Sowjet­republiken. 1932 emigrierte er nach Moskau und wurde 1941 ein Opfer der stalinistischen Säuberungspolitik. Der Komponist, Theaterkritiker und Publizist Herwarth Walden (Berlin 1878–Lager Saratow 1941) hieß mit bürgerlichem Namen Georg Lewin und war der erstgeborene Sohn des aus dem Osten nach Berlin eingewanderten jüdischen Arztes Viktor Lewin und seiner Ehefrau Emilia, geb. Rosenthal. Die Praxis des Sanitätsrates Dr. Lewin lag in der Holzmarktstraße 65 unweit des Alexanderplatzes und der Jannowitzbrücke am östlichen Spreeufer. Der junge Georg absolvierte gegen den Willen der Eltern, die eine kaufmännische Ausbildung für ihren Sohn vorgesehen hatten, ein Musikstudium bei dem Pianisten und Liszt-Schüler Conrad Ansorge (1862 Liebau–1930 Berlin). Über Ansorge, der u. a. die Lyrik von Richard Dehmel vertonte, kam Lewin in den Kreis der literarischen Avantgarde. Er gab Klavierabende in der „Friedrichshagener Neuen Gemeinschaft“ und bei den „Kommenden“. Zu seinen engeren Dichterfreunden zählte der polnische symbolistische Schriftsteller Stanislaus Przybyzewski (1868 Lojewo–1927 Inowrocław) sowie östlich orientierte Intellektuelle, wie der Dichter Ludwig Rubiner, der Vorträge über Lew Tolstoi hielt, oder der Philosoph Samuel Lublinski, der in der Zeitschrift „Ost und West. Illustrierte Zeitschrift für modernes Judentum“[2] 1901 die ersten begeisterten Kritiken zu den Gedichten von Else Lasker-Schüler veröffentlichte. Walden seinerseits begann die Reihe seiner Vertonungen der zeitgenössischen Lyrik mit den drei Gedichten Dann, Vergeltung und Verdammnis von Lasker-Schüler. Aus der musikalisch-literarischen Zusammenarbeit wurde 1903 eine fruchtbare, wenn auch nicht unkomplizierte Künstlerehe. Lasker-Schüler war auch die Erfinderin des Künstlernamens Herwarth Walden, wobei wohl der amerikanische Anarchist und Kulturkritiker Henry Thoreau (Concord 1817–1862) Pate gestanden hat, dessen Buch „Walden oder das Leben in Wäldern“ damals weltweit großen Einfluss auf das kapitalismuskritische Denken hatte und um 1900 erstmals in deutscher Übersetzung erschienen war. Um den neuen Tendenzen in Literatur, Schauspiel und Musik ein Forum zu geben, gründete Walden den „Verein für Kunst“, der mit Vorträgen, Lesungen und Aufführungen an die Öffentlichkeit trat. Mit seiner im März 1910 gegründeten Zeitschrift Der Sturm. Wochenschrift für Kultur und die Künste und mit der zwei Jahre später ins Leben gerufene Sturm-Galerie hat Walden dann ein Netzwerk der modernen Bestrebungen auf den Gebieten der Literatur und der Künste geschaffen, das durch die internationalen Verbindungen zunächst nach Wien und Paris, später verstärkt zu den osteuropäischen Avantgarden einen kosmopolitischen und progressiv-kämpferischen Anspruch hatte. Die Reflexionen zur russischen Literatur und Kunst waren in diesen allgemeineuropäischen Kontext eingebettet.
Aktualisiert: 2020-12-03
> findR *

Koktebel – Blaues Siegel

Koktebel – Blaues Siegel von Mierau,  Fritz
Fritz Mierau (geboren 1934 in Breslau, gestorben 2018 in Berlin) war Slawist, Übersetzer, Essayist. Schon in seiner Autobiographie „Mein russisches Jahrhundert“ (2002) schilderte er einen Besuch 1965 in Koktebel auf der Krim - im Haus des russischen Dichters und Malers Maximilian Woloschin (1877-1932), der sich als Mittler zwischen den Kulturen Europas und Asiens sah, im Bürgerkrieg zwischen den Fronten stand, die einen vor den Roten rettete, die anderen vor den Weißen. Woloschin hatte einige Jahre zuvor in Paris gelebt; sein Verlangen, „nach Haus, nach Paris“ zurückzukehren, ging einher mit dem „nach einem kräftigen Schluck russischer Luft“ und dem nie erfüllten Wunsch, „für ein paar Jahre in den Osten zu gehen“, als Lama an den Baikalsee, als Zeichenschüler nach Japan. Fritz Mierau beendete die Arbeit an diesem letzten Manuskript eine Woche vor seinem Tod.
Aktualisiert: 2023-03-28
> findR *

Koktebel – Blaues Siegel

Koktebel – Blaues Siegel von Mierau,  Fritz
Fritz Mierau (geboren 1934 in Breslau, gestorben 2018 in Berlin) war Slawist, Übersetzer, Essayist. Schon in seiner Autobiographie „Mein russisches Jahrhundert“ (2002) schilderte er einen Besuch 1965 in Koktebel auf der Krim - im Haus des russischen Dichters und Malers Maximilian Woloschin (1877-1932), der sich als Mittler zwischen den Kulturen Europas und Asiens sah, im Bürgerkrieg zwischen den Fronten stand, die einen vor den Roten rettete, die anderen vor den Weißen. Woloschin hatte einige Jahre zuvor in Paris gelebt; sein Verlangen, „nach Haus, nach Paris“ zurückzukehren, ging einher mit dem „nach einem kräftigen Schluck russischer Luft“ und dem nie erfüllten Wunsch, „für ein paar Jahre in den Osten zu gehen“, als Lama an den Baikalsee, als Zeichenschüler nach Japan. Fritz Mierau beendete die Arbeit an diesem letzten Manuskript eine Woche vor seinem Tod.
Aktualisiert: 2023-03-28
> findR *

Das Ich und die Macht

Das Ich und die Macht von Sapper,  Manfred, Weichsel,  Volker
Aus dem Inhalt des Osteuropa-Heftes 12/2007: "Das Ich und die Macht. Skizzen zum Homo heroicus und Homo sovieticus 'Editorial:' Das Ich und das Rätsel der Herrschaft, S. 3 'Heiko Haumann:' "Held" und "Volk" in Osteuropa. Eine Annäherung, S. 5 'Eveline Passet:' Im Zerrspiegel der Geschichte. Deutsche Bilder von Ilja Ehrenburg, S. 17 'Dietmar Neutatz:' Identifikation und Sinnstiftung. Integrative Elemente in der Sowjetunion, S. 49 'Boris Dubin:' Gesellschaft der Angepassten. Die Brežnev-Ära und ihre Aktualität, S. 65 'Thomas M. Bohn:' "Resistenz" und "Eigensinn" in Minsk. Widerständiges Verhalten in der Sowjetunion, S. 79 'Ilshat Gimadeev, Jan Plamper:' Tatarstan: Mythos um Musa Džalil. Projektionsfläche für Identität, S. 97 'Rainer Karlsch:' Stalin, der Bluff und die Bombe. Verwirrspiel um den ersten sowjetischen Atomtest, S. 117
Aktualisiert: 2022-01-07
> findR *

Argonautenschiff 23/2014-15

Argonautenschiff 23/2014-15
Schwerpunkt des Argonautenschiffs 23/2014 sind die Jahrestagungen der Anna-Seghers-Gesellschaft 2013 und 2014 zum Thema Amitié - Báratság - Druschba. Internationale Arbeits- und Freundschaftsbeziehungen bei Anna Seghers. Vielfältig sind die Beziehungen, die Anna Seghers zu nationalen und internationalen Intellektuellen sowie Künstlerinnen und Künstlern unterhielt, wie Gisl und Egon Erwin Kisch, Lenka Reinerova, Diego Rivera, Pablo Neruda, Jorge Amado, Georg Lukács, Ilja Ehrenburg und Lew Kopelew.
Aktualisiert: 2017-07-06
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher zum Thema Ilja Ehrenburg

Sie suchen ein Buch über Ilja Ehrenburg? Bei Buch findr finden Sie eine große Auswahl Bücher zum Thema Ilja Ehrenburg. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher zum Thema Ilja Ehrenburg im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch für Ihr Lesevergnügen. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zum Thema Ilja Ehrenburg einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch.

Ilja Ehrenburg - Große Auswahl Bücher bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher zum Thema Ilja Ehrenburg, die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Autoren bei Buchfindr:

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Unter Ilja Ehrenburg und weitere Themen und Kategorien finden Sie schnell und einfach eine Auflistung thematisch passender Bücher. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.