Der Aufbruch des konformistischen Geistes

Der Aufbruch des konformistischen Geistes von Stapelfeldt,  Gerhard
Die vorliegende, im Jahre 2007 erstmals publizierte Textsammlung enthält das Material zu einigen Vorträgen, die ich in den letzten Jahren gehalten habe, sowie zwei kleine Aufsätze. Verhandelt wird die Idee emanzipatorischer Bildung und deren Zerstörung durch die Ordnung des Neoliberalismus. Der neue Liberalismus hat sich nach 1973/75 sukzessiv durchgesetzt und nach 1990/95 zur ‚Globalisierung’ verallgemeinert. Weil diese Ordnung sich als eine globale Wissensgesellschaft und Wissensökonomie konstituiert hat, sind Reflexionen über Tendenzen des Bildungssystems nicht nur als Kulturkritik, sondern vor allem als Kritik der Politischen Ökonomie des neoliberalen Kapitalismus relevant. Jene neoliberale Liquidierung der Utopie von Bildung ist Ausdruck der Geschichte der Zerstörung der Vernunft (Lukács), in der die Selbstnegation der bürgerlichen Aufklärung mit dem Fortschritt der bürgerlichen Gegenaufklärung koinzidiert. Das gegenwärtige Resultat dieses destruktiven Fortschritts ist eine Welt des gesellschaftlichen Analphabetismus: eine Welt, in der die liberale „List der Vernunft“ sich zu einem irrationalen Allgemeinen, in der der liberale Fetischismus sich zu einem sozialatomistischen Rationalismus verfestigt hat. Der irrationale Rationalismus, als logos des Neoliberalismus, ist real als eine Wettbewerbsgesellschaft, die durch jenen logos zentral eine Wissensgesellschaft ist. Die neoliberale „Gesellschaftstheorie“ (Hayek) liefert die Apologie dieser Ordnung der neuen Freiheit, dieses gesellschaftlichen Fetischismus und Analphabetismus. Die deutsche Soziologie ist der neoliberalen Gesellschaftstheorie seit 1982 durch eine kulturwissenschaftliche Wendung und einen fachwissenschaftlichen Atomismus gefolgt. Die Institution des gesellschaftlichen und gesellschaftswissenschaftlichen Fetischismus ist die neoliberale Universität. Die Universitäten wurden nach 1990/95 unter die Ordnung des neoliberalen Wettbewerbs gestellt: durch die Welthandelsorganisation (WTO); durch die OECD; durch den ‚Bologna-Prozeß‘ der Europäischen Union. Den neuen Universitäten wird ihre gesellschaftliche Funktion deutlich vorgeschrieben: „die Produktion von Wissen“ kann sich „als Schnellspur zu höherem Wachstum erweisen“ (UNDP). Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Soziologische Gegenaufklärung

Soziologische Gegenaufklärung von Stapelfeldt,  Gerhard
Der zentrale Erfahrungsgehalt der Kritischen Theorie der Gesellschaft war, bei Horkheimer und Adorno, die „Barbarei“; die Kritik galt der Aufklärung von Nationalsozialismus und Antisemitismus aus der Selbstzerstörung der liberalen Aufklärung. Die erste Aufgabe einer kritischen Theorie heute ist daher die Aufklärung der Genesis der Barbarei und deren Verdrängung durch den gegenaufklärerischen neuen Liberalismus: den Ordo-, vor allem den Neoliberalismus. In der Gegenaufklärung koinzidiert ein gesellschaftlicher Irrationalismus mit einer geschichtlichen Erinnerungs- und Hoffnungslo¬sigkeit. Einzig durch die Kritik jenes Liberalismus, der eine Erinnerung des Nationalsozialismus zu verstellen scheint, ist dessen Genesis zu begreifen. Die hier versammelten Aufsätze gelten weitgehend dieser Aufklärung, ver¬mittelt durch eine Kritik der soziologischen Gegenaufklärung. Die Differenz von Gesellschaftstheorie und Soziologie läßt sich, nach der Theorie- und Gesellschaftsgeschichte, in Rücksicht auf jenes bewußtlose Allgemeine bestimmen, das liberal als invisible Hand oder „zweite Natur“ aufgefasst wurde. Die Soziologie fixiert dieses Bewußtlose naturwissenschaftlich-positivistisch zur Gesellschafts-Natur oder geisteswissenschaftlich-positivistisch zur gesellschaftlichen Irrationalität. Eine Soziologische Aufklärung (Luhmann) kann es, nach dem Gründungszusammenhang der Wissenschaft, nicht geben. Die Soziologie untersucht den logos der societas, indem sie die Verhältnisse rationalistisch oder irrationalistisch voraussetzt: sie geht vom Selbstverständnis von Gesellschaften aus. Dieses ist, seit der globalen Krisis von 1971/81, geprägt durch den neoliberalen gesellschaftlichen Irrationalismus, der erinnerungslos den Nationalsozialismus verdrängt: durch die Gegenaufklärung. Die Aufklärung des bewußtlosen Allgemeinen hat daher wesentlich durch die Kritik der soziologischen Gegenaufklärung zu erfolgen. Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg. Seitdem arbeitet er als freier Schriftsteller in Hamburg.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Neoliberalismus – Autoritarismus – Strukturelle Gewalt

Neoliberalismus – Autoritarismus – Strukturelle Gewalt von Stapelfeldt,  Gerhard
Die Kritik der ökonomischen Rationalität setzt die, auf die Kritik der Politischen Ökonomie von K. Marx sowie auf die kritische Theorie der Gesellschaft von M. Horkheimer und Th. W. Adorno zurückgehende, Tradition einer ökonomiekritisch begründeten und geschichtsphilosophisch reflektierten Gesellschaftstheorie fort. Der Band bietet Vorstudien, Ergänzungen und Reflexionen zu den bislang erschienenen vier Bänden der Kritik. Am Anfang stehen Überlegungen zur Frage einer Kritik der Politischen Ökonomie in der Tradition der Kritik von Marx, ausgeführt unter veränderten gesellschaftlichen Verhältnissen. Es folgen Vorträge zur Kritik der Politischen Ökonomie des Neoliberalismus: behandelt wird die neoliberale Wissensgesellschaft sowie das Verhältnis des Neoliberalismus zu Rassismus und Antisemitismus. Die Kritik des Neoliberalismus wird exemplarisch am Werk Friedrich August von Hayeks entwickelt. Exemplarisch: um die Gefahr zu vermeiden, durch die Konstruktion des Gegenstands der Kritik diese a priori in eine günstige Position zu versetzen. Am Werk Hayeks: denn Hayek muss, als Schüler der Wiener Volkswirtschaftslehre und als Professor an den Universitäten Londons, Chicagos und Freiburgs sowie als Vordenker der Mont-Pélerin-Society, als Haupt des Neoliberalismus gelten. Die nachfolgenden Vorträge und Aufsätze analysieren die Durchsetzung und die Logik der neoliberalen Politik-Ökonomie auf den Ebenen der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und des globalen Neoliberalismus. Jeweils ist der gesellschaftliche Autoritarismus des Neoliberalismus thematisch. Die abschliessenden beiden Texte sind als Anhang zusammengefasst, weil sie auch Autobiographisches zum Lernprozess des Autors enthalten. Zum Autor Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.
Aktualisiert: 2019-12-20
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Dialektik der ökonomischen Rationalisierung

Dialektik der ökonomischen Rationalisierung von Stapelfeldt,  Gerhard
Die Kritik der ökonomischen Rationalität nimmt die Kritik der Politischen Ökonomie von Karl Marx durch eine Kritik der Politischen Ökonomie des neoliberalen und des unmittelbar vorangegangenen staatsinterventionistischen Kapitalismus auf. Diese Fortsetzung einer grossen Tradition ist indes nicht umstandslos möglich. Marx' Kritik galt einem liberalen Kapitalismus, der sich aufklärerisch zur vorangegangenen Gewaltgeschichte verhielt und mit utopischen Ansprüchen auf Herrschaft der Vernunft, kosmopolitische Freiheit, Gleichheit aller Menschen, Verwirklichung eines allgemeinen Interesses, Wohlstand der Nationen und ewigen Frieden auftrat. Die Kritik der Politischen Ökonomie konnte die bürgerliche Aufklärung kritisch gegen sich wenden und zeigen: dass der Liberalismus keineswegs mit der "Geschichte als Schlachtbank" (Hegel), mit der bewusstlos fortschreitenden Geschichte gebrochen hatte. Die Kritik der ökonomischen Rationalität gilt hingegen einem neuen politisch-ökonomischen Liberalismus, der sich von der aufklärenden Vernunft verabschiedet hat und damit: von einer aufklärenden Erinnerung der Gesellschaftsgeschichte, von einer aufklärenden Erkenntnis der "Gesellschaft als Ganzer", von einer "vernunftgegründeten Hoffnung" (Kant). Der Neoliberalismus ist eine Ideologie ohne Utopie. Das, was ist, ist - neoliberal betrachtet - alles. Die Verhältnisse sind total verdinglicht, der "Fetischcharakter der Ware" hat den genetischen Zusammenhang zur liberalen Aufklärung verloren und ist nur noch: vernunftlose "List" (Hegel). Der liberale Fetischismus hat sich zur Ersatzreligion fixiert. Die neue Dogmatik ist ein "Glaubensbekenntnis" (Hayek). Nichts scheint aus dem neoliberalen Gehäuse hinauszuführen. Zum Autor: Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.
Aktualisiert: 2019-12-20
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Bildung – Von der Utopie zur neoliberalen Wissensgesellschaft

Bildung – Von der Utopie zur neoliberalen Wissensgesellschaft von Stapelfeldt,  Gerhard
Die Utopie der Bildung versprach einst, daß der Mensch durch seinen Aufstieg zur Gottesebenbildlichkeit sich selbst und seine Welt durch Vernunft zu bilden vermöchte: einem Bildhauer gleich. Bildung ist: höchste theoretische Einsicht in die Welt als Ganze, praktische Verwirklichung des Menschen als Menschen, der Gesellschaft als eines vernünftigen "Vereins freier Menschen" - so daß der Mensch sich seiner selbst und seiner Verhältnisse bewusst ist. Als Prozess ist Bildung: Kritik des herrschenden Bewusstseins, praktische Kritik der herrschenden Verhältnisse - Aufklärung durch das "Ändern der Umstände" und "Selbstveränderung" ineins (Marx). Diese Utopie wurde geboren in der griechischen Antike, aufgenommen und radikalisiert in der Renaissance, leitende Utopie in der Epoche der liberalen Aufklärung - um am Ende des 19. Jahrhunderts in der Ausbildung von Menschen zu Maschinenmenschen in einer Maschinengesellschaft unterzugehen. Die theoretische und praktische Negation der Utopien der Bildung: des gebildeten Individuums und der vernünftigen Gesellschaft, hat seitdem einige Stadien durchlaufen. Die neueste Gestalt der Negation dieser Utopien durch den gesellschaftlichen Fetischismus ist der zur Globalisierung verallgemeinerte Neoliberalismus: die neoliberale Wissensgesellschaft. Seit der Neoliberalismus durch die De-Regulierung von Kapital-, Dienstleistungs-, Waren- und Arbeitskräfte-Verkehr die "Wissensgesellschaft" und "Informationsgesellschaft" installierte, erscheint Wissen als der "neue Vermögenswert", scheint sich die "Produktion von Wissen als Schnellspur zu höherem Wachstum zu erweisen." (UNDP) Wissen, als immaterielle Potenz, sprengt "die Fesseln von Kosten, Zeit und Entfernung", die "Fesseln der Natur", und konstituiert dadurch nicht nur die globale Ökonomie, sondern verspricht auch die Überwindung der Grenzen des Wachstums - der Grenzen des kapitalistischen Akkumulationsprozesses. Dieses Wissen eröffnet keine Einsicht in den Logos der neoliberalen Ökonomie und Gesellschaft. Die Rationalität des erstrebten Wissens, der fetischisierten Bildung, steht unter der expliziten Voraussetzung gesellschaftlicher Irrationalität. Darum fordert die neoliberale Bildung: Anpassung an die bewusstlos wirkenden Schicksalsmächte der spontanen ökonomischen Ordnung - der vollends fetischisierten Logik des Kapitals. Der Text skizziert geschichtsphilosophisch die Genese und den Verfall der Utopie der Bildung in der praktischen Absicht ihrer Verwirklichung. Zum Autor: Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.
Aktualisiert: 2021-12-03
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Neoliberaler Irrationalismus

Neoliberaler Irrationalismus von Stapelfeldt,  Gerhard
Die Kritik der ökonomischen Rationalität setzt die, auf die Kritik der Politischen Ökonomie von K. Marx sowie auf die kritische Theorie der Gesellschaft von M. Horkheimer und Th. W. Adorno zurückgehende, Tradition einer ökonomiekritisch begründeten und geschichtsphilosophisch reflektierten Gesellschaftstheorie fort. Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg.
Aktualisiert: 2019-12-20
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