Leiderfahrungen im autobiographischen Schreiben
Aktualisiert: 2023-06-28
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Leiderfahrungen im autobiographischen Schreiben
Aktualisiert: 2023-05-28
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Leiderfahrungen im autobiographischen Schreiben
Aktualisiert: 2023-04-28
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In vier Bänden wird der Briefwechsel Ludwig von Fickers aus der Zeit von 1909 bis zu seinem Tode 1967 in reicher Auswahl veröffentlicht. Mit dem Erscheinen dieser Bände ist nun das zu Lebzeiten freiwillig gewählte Inkognito eines Schriftstellers preisgegeben, der bisher, als „Typ“, nie recht zu fassen war. Gerade weil man seinen Namen legendenhaft in die Aura einbegriffen sah, die den Namen seines Freundes Georg Trakl umgibt, glaubte man der unverkennbar eigenen Sehweise und Denkökonomie dieses „Freundes und Förderers“ nicht näher treten zu müssen, von dem man außerhalb der enger befaßten Wissenschaft und eines Kreises von Freunden bestenfalls weiß, daß er in den Jahren von 1910 bis 1954 in Innsbruck die Zeitschrift „Der Brenner“ herausgegeben hat.
Jetzt stellt sich heraus: hier ereignet sich in vielfacher Brechung deutschsprachiger Literatur unseres Jahrhunderts. Wenn es so etwas wie „Zeitgeist“ gibt: hier erscheint er – mit wechselndem Gesichtsausdruck – krisengeschüttelte Jahrzehnte hindurch exemplarisch eingefangen. Und es geht nicht nur um die Literatur. Der Briefwechsel spiegelt – „interdiszipliär“ – auch Durchbruchsvorgänge in der Malerei, in der Musik, in der Philosophie und Theologie.
Dennoch repräsentiert der Briefwechsel keine Schule oder Richtung. Da ist kein festgefügter geistiger Standpunkt selbstgewiß vorgetragen, keine literarische „Aktion“ absichtsvoll für die Nachgeborenen zum Dokument einer geistigen Bewegtheit, die zwei Weltzusammenbrüche – ohne Anpassung, ohne Resignation – überlebte, somit zum Dokument einer Tradition, die uns – als zukunftsschließende Energie – heute stark anrührt.
Das „Eigenständige“ an Ludwig von Fickers Persönlichkeit bestand darin, sich zu anderen, deren eigenständige Begabung er oftmals früher und tiefer witterte als sie selbst, in ein Verhältnis zu setzen, das ihnen die Selbstfindung ermöglichte, zumindest erleichterte. In diesen Briefen schöpft nicht ein autonomes Ich Weisheiten aus einem brunnentiefen Verlies der Lebenserfahrung. Hier stellt sich einer unausgesetzt in Frage, um Begegnungen herzustellen, um Licht in künftige Verhältnisse zu bringen. Deshalb bewegte sich Ficker in seinem brieflichen Austausch immer auf der Höhe der Zeit. „Hora et tempus est“ war das Motto des „Brenner“.
Der vierte Band schließt mit 165 Briefpartnerinnen und Briefpartnern in 396 Briefen die Auswahl aus dem Briefwechsel Ludwig von Fickers ab.
Während des Zweiten Weltkriegs steht neben der Korrespondenz mit jungen Frontsoldaten die Auseinandersetzung um Orientierungsmöglichkeiten in der zeitbedingten Notlage wie in der Ausgesetztheit überhaupt. Themen und Problemlagen der Nachkriegszeit kristallisieren sich im Briefwechsel mit Martin Heidegger sowie in den daran anschließenden Kontroversen Ludwig von Fickers mit der jüngeren Generation und einer ihrer markanten Leitfiguren während der 60er Jahre: Theodor W. Adorno.
Bis an sein Lebensende hielt Ficker engsten Kontakt mit Künstlern und Künstlerinnen: Paul Celan, Christine Levant, Christine Buste, Michael Guttenbrunner, Thomas Bernhard, Hilde Nöbl, Paul Flora, Max Weiler, Oskar Kokoschka, Werner Berg, Alfred Kubin, Hans Erich Apostel. Sein Hauptaugenmerk richtete sich bis zum Ende des „Brenner“ (1945) auf dessen Konzept, was den Briefwechsel auch zur Geschichte dieser Zeitschrift werden läßt.
Aktualisiert: 2020-05-06
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Shakespeares Ophelia und Lady Macbeth, Medea, die rasende Kindsmörderin der griechischen Mythologie, Goethes Gretchen und Schnitzlers Fräulein Else – die Literatur ist voller weiblicher Wahnsinnsfiguren. Von Foucault wurde der Wahnsinn als Instrument der Ausgrenzung und Wahrung der Diskurshoheit entlarvt. Die spezielle Situation der weiblichen Wahnsinnigen ging dabei unter. Eine Konzentration auf die wahnsinnige Frau ist aber gerade deshalb besonders ergiebig, weil die Frau durch alle Epochen hindurch, die unterdrückte Stellung einnimmt, zur Wahnsinnigen gestempelt wird oder mit Wahnsinn reagiert; ein Prozess, welcher sich in der Literatur spiegelt. Veronika Schuchter untersucht, wie die Figur der Wahnsinnigen in der Literatur funktionalisiert wird und welche Stereotype dabei zum Tragen kommen. Die femme fragile und die femme fatale sind hier die prototypischen weiblichen Wahnsinnsfiguren. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Individualisierungstendenzen, welche die Wahnsinnige in ihrer Einzigartigkeit und Isoliertheit darstellen, wodurch das Stereotyp gebrochen und das Bild der Wahnsinnigen facettenreicher wird. Ausgehend von Shakespeares berühmten Figuren Ophelia und Lady Macbeth, wird die Verbindung der beiden Motive über Henrik Ibsens Nora oder Ein Puppenheim, Arthur Schnitzlers Fräulein Else, Christine Lavants Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus bis zu Helmut Kraussers Schmerznovelle verfolgt.
Aktualisiert: 2020-11-16
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