Aktualisiert: 2023-07-02
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Dieser Buchtitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieser Titel erschien in der Zeit vor 1945 und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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»Doch es gibt eine weitverbreitete Spielart dieser liebenden Massen, die eine höchst notwendige und äußerst heilsame soziale Rolle einnimmt und als Gegengewicht das ganze Übel ausgleicht, das von den übrigen Arten von Versammlungen angerichtet wird. Ich meine die Masse, die ein Fest feiert, eine fröhliche, in sich selbst verliebte Masse, trunken allein von der Lust, sich um ihrer selbst willen zu versammeln.«
Das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert waren fasziniert von der Masse. Gabriel Tarde nimmt an der Dynamik von Massenerhebungen die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten des Sozialen in den Blick: Erfindung und Nachahmung.
Charismatische Persönlichkeiten und ihre Innovationen reizen die Masse, setzen ihre Nachahmungsenergien frei und damit auch soziale Bewegungen in Gang. Während der Nachahmungstrieb zunächst die Menge erfasst, wirkt er in der Folge wechselseitig. Die Logik der Gesellschaft als einer Vereinigung einander nachahmender Menschen ist in der Masse in aller Deutlichkeit zu beobachten.
Während der einzelne Mensch vernunftgesteuert agieren und einen individuellen Sozialisationsprozess für sich beanspruchen mag, ist die Masse ein unberechenbares Emergenzphänomen: Sie homogenisiert Individualität und erscheint als manisches, hysterisches Gebilde. Gabriel Tarde beschreibt ihren Auftritt als soziales Ereignis: Die Gesetzmäßigkeiten der Masse beginnen dort, wo die der Individualpsychologie aufhören, und sie zeigen die sozialen Mechanismen in Reinform.
Bei der Auseinandersetzung um die richtige Wissenschaft des Sozialen behielt Émile Durkheim für die längste Zeit des 20. Jahrhunderts gegenüber Gabriel Tarde die Oberhand. Erst seit den 1990er Jahren erleben die von Tarde entdeckten Gesetzmäßigkeiten der Nachahmung, seine Soziologie des Begehrens und der vorrationalen affektiven Kräfte, die den Gesellschaftskörper und das zwischenmenschliche Zusammenspiel durchwirken, eine Renaissance.
Masse und Meinung hatte Tarde zwischen 1893 und 1899 erstmals veröffentlicht. Er nähert sich der Masse zunächst als Kriminologe, der danach fragt, ob und in welcher Weise Massenverbrechen individuellen Mitgliedern dieser Masse juristisch zurechenbar sind. Seine erstaunlichen Studien zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Menschenmasse, zur Meinungsbildung und zum gewalttätigen Potential der großen Menge gelten in Frankreich als Standardwerk der neueren Sozialforschung.
Aktualisiert: 2023-06-30
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»Doch es gibt eine weitverbreitete Spielart dieser liebenden Massen, die eine höchst notwendige und äußerst heilsame soziale Rolle einnimmt und als Gegengewicht das ganze Übel ausgleicht, das von den übrigen Arten von Versammlungen angerichtet wird. Ich meine die Masse, die ein Fest feiert, eine fröhliche, in sich selbst verliebte Masse, trunken allein von der Lust, sich um ihrer selbst willen zu versammeln.«
Das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert waren fasziniert von der Masse. Gabriel Tarde nimmt an der Dynamik von Massenerhebungen die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten des Sozialen in den Blick: Erfindung und Nachahmung.
Charismatische Persönlichkeiten und ihre Innovationen reizen die Masse, setzen ihre Nachahmungsenergien frei und damit auch soziale Bewegungen in Gang. Während der Nachahmungstrieb zunächst die Menge erfasst, wirkt er in der Folge wechselseitig. Die Logik der Gesellschaft als einer Vereinigung einander nachahmender Menschen ist in der Masse in aller Deutlichkeit zu beobachten.
Während der einzelne Mensch vernunftgesteuert agieren und einen individuellen Sozialisationsprozess für sich beanspruchen mag, ist die Masse ein unberechenbares Emergenzphänomen: Sie homogenisiert Individualität und erscheint als manisches, hysterisches Gebilde. Gabriel Tarde beschreibt ihren Auftritt als soziales Ereignis: Die Gesetzmäßigkeiten der Masse beginnen dort, wo die der Individualpsychologie aufhören, und sie zeigen die sozialen Mechanismen in Reinform.
Bei der Auseinandersetzung um die richtige Wissenschaft des Sozialen behielt Émile Durkheim für die längste Zeit des 20. Jahrhunderts gegenüber Gabriel Tarde die Oberhand. Erst seit den 1990er Jahren erleben die von Tarde entdeckten Gesetzmäßigkeiten der Nachahmung, seine Soziologie des Begehrens und der vorrationalen affektiven Kräfte, die den Gesellschaftskörper und das zwischenmenschliche Zusammenspiel durchwirken, eine Renaissance.
Masse und Meinung hatte Tarde zwischen 1893 und 1899 erstmals veröffentlicht. Er nähert sich der Masse zunächst als Kriminologe, der danach fragt, ob und in welcher Weise Massenverbrechen individuellen Mitgliedern dieser Masse juristisch zurechenbar sind. Seine erstaunlichen Studien zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Menschenmasse, zur Meinungsbildung und zum gewalttätigen Potential der großen Menge gelten in Frankreich als Standardwerk der neueren Sozialforschung.
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»Doch es gibt eine weitverbreitete Spielart dieser liebenden Massen, die eine höchst notwendige und äußerst heilsame soziale Rolle einnimmt und als Gegengewicht das ganze Übel ausgleicht, das von den übrigen Arten von Versammlungen angerichtet wird. Ich meine die Masse, die ein Fest feiert, eine fröhliche, in sich selbst verliebte Masse, trunken allein von der Lust, sich um ihrer selbst willen zu versammeln.«
Das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert waren fasziniert von der Masse. Gabriel Tarde nimmt an der Dynamik von Massenerhebungen die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten des Sozialen in den Blick: Erfindung und Nachahmung.
Charismatische Persönlichkeiten und ihre Innovationen reizen die Masse, setzen ihre Nachahmungsenergien frei und damit auch soziale Bewegungen in Gang. Während der Nachahmungstrieb zunächst die Menge erfasst, wirkt er in der Folge wechselseitig. Die Logik der Gesellschaft als einer Vereinigung einander nachahmender Menschen ist in der Masse in aller Deutlichkeit zu beobachten.
Während der einzelne Mensch vernunftgesteuert agieren und einen individuellen Sozialisationsprozess für sich beanspruchen mag, ist die Masse ein unberechenbares Emergenzphänomen: Sie homogenisiert Individualität und erscheint als manisches, hysterisches Gebilde. Gabriel Tarde beschreibt ihren Auftritt als soziales Ereignis: Die Gesetzmäßigkeiten der Masse beginnen dort, wo die der Individualpsychologie aufhören, und sie zeigen die sozialen Mechanismen in Reinform.
Bei der Auseinandersetzung um die richtige Wissenschaft des Sozialen behielt Émile Durkheim für die längste Zeit des 20. Jahrhunderts gegenüber Gabriel Tarde die Oberhand. Erst seit den 1990er Jahren erleben die von Tarde entdeckten Gesetzmäßigkeiten der Nachahmung, seine Soziologie des Begehrens und der vorrationalen affektiven Kräfte, die den Gesellschaftskörper und das zwischenmenschliche Zusammenspiel durchwirken, eine Renaissance.
Masse und Meinung hatte Tarde zwischen 1893 und 1899 erstmals veröffentlicht. Er nähert sich der Masse zunächst als Kriminologe, der danach fragt, ob und in welcher Weise Massenverbrechen individuellen Mitgliedern dieser Masse juristisch zurechenbar sind. Seine erstaunlichen Studien zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Menschenmasse, zur Meinungsbildung und zum gewalttätigen Potential der großen Menge gelten in Frankreich als Standardwerk der neueren Sozialforschung.
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Das ausgehende 19. und das beginnende 20. Jahrhundert waren fasziniert von der Masse. Gabriel Tarde nimmt an der Dynamik von Massenerhebungen die wichtigsten Gesetzmäßigkeiten des Sozialen in den Blick: Erfindung und Nachahmung.
Charismatische Persönlichkeiten und ihre Innovationen reizen die Masse, setzen ihre Nachahmungsenergien frei und damit auch soziale Bewegungen in Gang. Während der Nachahmungstrieb zunächst die Menge erfasst, wirkt er in der Folge wechselseitig. Die Logik der Gesellschaft als einer Vereinigung einander nachahmender Menschen ist in der Masse in aller Deutlichkeit zu beobachten.
Während der einzelne Mensch vernunftgesteuert agieren und einen individuellen Sozialisationsprozess für sich beanspruchen mag, ist die Masse ein unberechenbares Emergenzphänomen: Sie homogenisiert Individualität und erscheint als manisches, hysterisches Gebilde. Gabriel Tarde beschreibt ihren Auftritt als soziales Ereignis: Die Gesetzmäßigkeiten der Masse beginnen dort, wo die der Individualpsychologie aufhören, und sie zeigen die sozialen Mechanismen in Reinform.
Bei der Auseinandersetzung um die richtige Wissenschaft des Sozialen behielt Émile Durkheim für die längste Zeit des 20. Jahrhunderts gegenüber Gabriel Tarde die Oberhand. Erst seit den 1990er Jahren erleben die von Tarde entdeckten Gesetzmäßigkeiten der Nachahmung, seine Soziologie des Begehrens und der vorrationalen affektiven Kräfte, die den Gesellschaftskörper und das zwischenmenschliche Zusammenspiel durchwirken, eine Renaissance.
Masse und Meinung hatte Tarde zwischen 1893 und 1899 erstmals veröffentlicht. Er nähert sich der Masse zunächst als Kriminologe, der danach fragt, ob und in welcher Weise Massenverbrechen individuellen Mitgliedern dieser Masse juristisch zurechenbar sind. Seine erstaunlichen Studien zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Menschenmasse, zur Meinungsbildung und zum gewalttätigen Potential der großen Menge gelten in Frankreich als Standardwerk der neueren Sozialforschung.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die ›jüdische Mimikry‹ ist im Gegensatz zu vielen anderen antijüdischen Stereotypen kaum bekannt. Und doch ist das besondere Talent zur Nachahmung und Täuschung, das Juden und Jüdinnen damit zugeschrieben wird, zentraler Bestandteil des antisemitischen Diskurses. Der Begriff ›Mimikry‹ wurde im 19. Jahrhundert in England als Bezeichnung für einen evolutionär entstandenen Schutzmechanismus in der Insektenkunde geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte er dann im antisemitischen Diffamierungsvokabular des deutschsprachigen Raumes auf. Die damit verbundenen Vorstellungen jüdischer Imitationskünste entwickelten sich allerdings schon lange vor der Entstehung des Terminus als eine Reaktion auf Ängste, die mit dem Verlust der Identifizierbarkeit von Juden und Jüdinnen im Zuge des Assimilationsprozesses einhergingen. Der vorliegende Band untersucht das wenig bekannte Stereotyp erstmals systematisch und geht dazu seiner Bearbeitung in unterschiedlichen Texten von deutschsprachigen Autoren jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft nach. Dabei wird deutlich, wie eng im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nicht nur gesellschaftliche Problematiken, sondern auch ästhetische Fragestellungen mit der sogenannten ›Judenfrage‹ verknüpft wurden.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Die ›jüdische Mimikry‹ ist im Gegensatz zu vielen anderen antijüdischen Stereotypen kaum bekannt. Und doch ist das besondere Talent zur Nachahmung und Täuschung, das Juden und Jüdinnen damit zugeschrieben wird, zentraler Bestandteil des antisemitischen Diskurses. Der Begriff ›Mimikry‹ wurde im 19. Jahrhundert in England als Bezeichnung für einen evolutionär entstandenen Schutzmechanismus in der Insektenkunde geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte er dann im antisemitischen Diffamierungsvokabular des deutschsprachigen Raumes auf. Die damit verbundenen Vorstellungen jüdischer Imitationskünste entwickelten sich allerdings schon lange vor der Entstehung des Terminus als eine Reaktion auf Ängste, die mit dem Verlust der Identifizierbarkeit von Juden und Jüdinnen im Zuge des Assimilationsprozesses einhergingen. Der vorliegende Band untersucht das wenig bekannte Stereotyp erstmals systematisch und geht dazu seiner Bearbeitung in unterschiedlichen Texten von deutschsprachigen Autoren jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft nach. Dabei wird deutlich, wie eng im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nicht nur gesellschaftliche Problematiken, sondern auch ästhetische Fragestellungen mit der sogenannten ›Judenfrage‹ verknüpft wurden.
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Die ›jüdische Mimikry‹ ist im Gegensatz zu vielen anderen antijüdischen Stereotypen kaum bekannt. Und doch ist das besondere Talent zur Nachahmung und Täuschung, das Juden und Jüdinnen damit zugeschrieben wird, zentraler Bestandteil des antisemitischen Diskurses. Der Begriff ›Mimikry‹ wurde im 19. Jahrhundert in England als Bezeichnung für einen evolutionär entstandenen Schutzmechanismus in der Insektenkunde geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte er dann im antisemitischen Diffamierungsvokabular des deutschsprachigen Raumes auf. Die damit verbundenen Vorstellungen jüdischer Imitationskünste entwickelten sich allerdings schon lange vor der Entstehung des Terminus als eine Reaktion auf Ängste, die mit dem Verlust der Identifizierbarkeit von Juden und Jüdinnen im Zuge des Assimilationsprozesses einhergingen. Der vorliegende Band untersucht das wenig bekannte Stereotyp erstmals systematisch und geht dazu seiner Bearbeitung in unterschiedlichen Texten von deutschsprachigen Autoren jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft nach. Dabei wird deutlich, wie eng im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nicht nur gesellschaftliche Problematiken, sondern auch ästhetische Fragestellungen mit der sogenannten ›Judenfrage‹ verknüpft wurden.
Aktualisiert: 2023-06-30
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Aktualisiert: 2023-06-29
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Die ›jüdische Mimikry‹ ist im Gegensatz zu vielen anderen antijüdischen Stereotypen kaum bekannt. Und doch ist das besondere Talent zur Nachahmung und Täuschung, das Juden und Jüdinnen damit zugeschrieben wird, zentraler Bestandteil des antisemitischen Diskurses. Der Begriff ›Mimikry‹ wurde im 19. Jahrhundert in England als Bezeichnung für einen evolutionär entstandenen Schutzmechanismus in der Insektenkunde geprägt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts tauchte er dann im antisemitischen Diffamierungsvokabular des deutschsprachigen Raumes auf. Die damit verbundenen Vorstellungen jüdischer Imitationskünste entwickelten sich allerdings schon lange vor der Entstehung des Terminus als eine Reaktion auf Ängste, die mit dem Verlust der Identifizierbarkeit von Juden und Jüdinnen im Zuge des Assimilationsprozesses einhergingen. Der vorliegende Band untersucht das wenig bekannte Stereotyp erstmals systematisch und geht dazu seiner Bearbeitung in unterschiedlichen Texten von deutschsprachigen Autoren jüdischer und nicht-jüdischer Herkunft nach. Dabei wird deutlich, wie eng im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert nicht nur gesellschaftliche Problematiken, sondern auch ästhetische Fragestellungen mit der sogenannten ›Judenfrage‹ verknüpft wurden.
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