Von Admiral bis Zebrafink

Von Admiral bis Zebrafink von Heiter,  Susanne
Der Ausgangspunkt der Untersuchung ist eine Sammlung von circa 150 Kompositionen, Improvisationen, Klanginstallationen, Happenings, Performances - kurzum: musikalischen Arbeiten von Menschen mit Tieren oder Tierlauten, die im anhängenden Werkkatalog dokumentiert wird. Die Sammlung erstreckt sich ausgehend von einem möglichst weiten Musikbegriff und einer möglichst vielfältigen Tierbeteiligung auf den Zeitraum von 1950 - als in der experimentellen Avantgardemusik und mit der Entwicklung neuer Aufnahmetechniken eine Vielzahl neuartiger Werke auch mit Tieren entstand - bis zur Gegenwart. Sie stellt einen Materialkorpus dar, welcher der Gesamtkonzeption der Arbeit zugrunde liegt und aus dem eine Reihe von Werken zur detaillierten Besprechung ausgewählt wurde. Mit der Analyse einzelner Werke wird deutlich, dass sich viele der Arbeiten gerade in Grenzbereichen bewegen und die Grenze und Kategorisierung selbst zum Thema machen. Dies betrifft zum einen die innermusikalischen Genre-Grenzen sowie die zwischen den Kunstgattungen, aber auch die elementare Grenzziehung zwischen Musik und Nicht-Musik. Über die Einbeziehung von Tierlauten in von Menschen produzierte Klangumgebungen und durch die Einbeziehung von Tieren als Klangerzeuger und Entscheidungsträger in kompositorische Prozesse rückt aber noch eine andere Grenzziehung in den Blick, nämlich jene zwischen Menschen und Tieren. Es stellt sich dann die Frage, ob diese Grenze anhand der Fähigkeit, ästhetisch zu handeln und damit Musik - und womöglich auch Kunst - hervorzubringen, (neu) gezogen werden kann. Als in den 1950er und 60er Jahren in der Avantgarde-Musik jenseits traditioneller Harmonie- und Formkonzeptionen nach neuen strukturellen und performativen Möglichkeiten gesucht und die Frage »Was ist Musik?« aus verschiedenen Gründen auch theoretisch thematisiert wurde, war die Arbeit mit Tieren und Tierklängen vor allem ein Beitrag zur Neubewertung ebendieser Frage. Allerdings ging es dabei um die Musik der Menschen, konkreter: um europäisch geprägte Avantgarde-Musik. Es wurde erprobt, inwiefern auch Tierlaute als kompositorisches Material genutzt werden können oder wie man mit Tieren Kompositionsprozesse erweitern kann. Gerade einige dieser Aufführungen mit Tieren, wie La Monte Youngs Composition 1960 #5, bei der die nicht hörbaren Bewegungsgeräusche eines Schmetterlings im Zentrum stehen, stellten allerdings die gängige Auffassung von Musik derart in Frage, dass ihre Berechtigung als Musik explizit thematisiert wurde. Auffallend viele Arbeiten mit lebenden Tieren, aber auch solche mit Tierkörpern oder Tiertötungen finden sich im Umfeld der Fluxusbewegung, die in der Kunst die anti-institutionellen Impulse der 1968er-Umbrüche widerspiegelt. Tiere waren hier ein Mittel zur Provokation, die sich einerseits gezielt gegen den etablierten Musikbetrieb richtete, andererseits aber auch gegenüber allgemeineren gesellschaftskritischen Themen öffnete. Dazu gehörte die in den 1970er Jahren in die öffentliche Diskussion geratene Umweltkrise. Eine veränderte Wahrnehmung der Umwelt zeigte sich einerseits in Soundscape-Konzeptionen, die Tierlaute als Teil des Umweltklangs, aber auch als Indikator für den ökologischen Zustand eines Habitats erfassten. Andererseits rückten mit der Popularisierung von Walgesängen die individuellen künstlerischen Fähigkeiten von Tieren erstmals in den Vordergrund. Zunächst galten sie als ein Merkmal, das die Schutzwürdigkeit dieser Tiere, ihres Lebensraums und der Umwelt insgesamt begründete. Diese individualisierte Wahrnehmung von Tieren und Tierlauten ist aber auch eine wesentliche Voraussetzung für die Verschiebungen, die sich etwa seit der Jahrtausendwende beobachten lassen. Wenn in jüngeren Werken mit Tieren und Tierlauten gearbeitet und die Frage gestellt wird, »Is birdsong music?«, so geht es nicht mehr nur um menschliche Musik. Längst herrscht Konsens darüber, dass man mit Klängen jeder Art komponieren kann. Aktuell steht vielmehr zur Diskussion, inwiefern jene Laute und Gesänge, die Tiere für sich, in ihrem Lebensraum erzeugen, Musik sind - sei es eine der menschlichen vergleichbare oder eine ganz eigene, jeweils artspezifische Musik. Zwischen diesen Polen bewegt sich die vorliegende Arbeit: zwischen 1952 und 2017, zwischen Ereignissen mit lebenden Tieren und der Komposition mit Tonaufnahmen und Transkriptionen von Tierlauten, zwischen den nicht-hörbaren Klängen eines Admiralfalters und dem Zwitschern von Zebrafinken, zwischen dem zufälligen Eingreifen von und der gezielten Zusammenarbeit mit Tieren, Tieren auf der Bühne und in der Natur, zwischen Performance und Partitur, zwischen Musik als zufälligem Zusammentreffen von Ereignissen, als strukturiertem Klangmuster oder als Produkt universeller Fähigkeiten vieler Lebewesen, zwischen der wissenschaftlichen Untersuchung von Tier(laut)en und der künstlerischen, musikpraktischen Auseinandersetzung damit. Ausführliche Informationen finden Sie unter www.editionargus.de.
Aktualisiert: 2021-12-23
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Schönheit und Sein bei Heidegger

Schönheit und Sein bei Heidegger von Poltrum,  Martin
Das Denken des späten Heidegger fragt nach der Aufgabe und Möglichkeit des Denkens und Dichtens in „dürftiger Zeit“. Seine Themen, Kunst, Ästhetik, Schönheit, das Hölderlinwort: „Dichterisch wohnet der Mensch auf dieser Erde“, schreiben und ergeben sich aus dem Geist der Zeit. Die Welt der Wissenschaft und Technik (Gestell) hat einen Wirklichkeitsbegriff etabliert, der all jenes, das sich nicht messen und beherrschen lässt, zugrunde richtet. Im Seinsbereich der Kunst und der religiös-poetischen Welt (Geviert) liegt eine Erfahrung gespeichert, die ein Korrektiv zum „rechnenden Denken“ darstellt. Denn durch das Schöne geschieht die Heiligung und Rettung des Seins.Mit einer Reihe von Diskursen und einem Interview mit Hermann Nitsch, der sein Orgien Mysterien Theater unter anderem vom heideggerschen Seinsdenken her versteht, wird auf die Wirkgeschichte Heideggers eingegangen.
Aktualisiert: 2022-01-14
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Hermann Nitsch – die farblehre des o. m. theaters

Hermann Nitsch – die farblehre des o. m. theaters von Aigner,  Carl, Nitsch,  Hermann
Während seiner Frankfurter Lehrtätigkeit erarbeitete Hermann Nitsch von Ende der siebziger bis Anfang der neunziger Jahre in vielen Seminaren "farb- und formversuche" mit seinen StudentInnen. Im Zusammenhang mit den Vorbereitungen zum künstlerischen Jahresthema "Spektrum Farbe" 2006 im Niederösterreichischen Landesmuseum erinnerte sich der Künstler wieder an die damals erarbeiteten Mauskriptunterlagen.
Aktualisiert: 2018-02-16
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Tabu und Begehren

Tabu und Begehren von Tabor,  Jürgen
In der Dynamik zwischen Tabu und Begehren verbirgt sich ein enormes sozio-kulturelles Gestaltungspotential. Unter Rekurs auf klassische, oft jedoch auch marginalisierte kultur- und gesellschaftstheoretische, psychoanalytische und kunsttheoretische Positionen gilt es eine allgemeine Theorie zu etablieren, die den Zusammenhang zwischen Verbot und Entgrenzung erklären kann. Was zunächst als enge Verhandlung von Positionen zu Tabu und Tabuübertretung erscheint, erweitert sich zunehmend zu einer Genealogie des Verhältnisses von Verbot und Normierung versus Subversion und Subjektivierung. Aus funktionaler Sicht finden sich sehr bald Anknüpfungspunkte an ein Kunstsystem, das sich als Schauplatz der spannungsgeladenen Beziehung zwischen den psychischen Grundlagen von sozio-kultureller Ordnung und dem Drang nach Grenzüberschreitung herausdifferenziert hat. Vor diesem Hintergrund zeigt das Buch schließlich die paradigmatische Wirksamkeit der Arbeit von Hermann Nitsch, Valie Export, Flatz und Elke Krystufek.
Aktualisiert: 2022-01-14
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Das Böse Wien der Sechziger

Das Böse Wien der Sechziger von Schmölzer,  Hilde
Es war eine revolutionäre Kunst, eine wütende Kunst, die sich aus den Frustrationen der fünfziger Jahre speiste. Ein zorniger Rundumschlag, der sich gegen alles Etablierte, Bürgerliche, Satte, Zufriedene richtete. Es gab die 68er Bewegung, eine Aufbruchsstimmung, den Glauben an eine neue Freiheit, mehr Emanzipation. In Wien fand dieser Aufbruch vor allem in der Kunst statt. Es war dieses 'böse Wien', das Hilde Schmölzer als junge, ebenfalls von Welterneuerungs-Ideen bewegte Journalistin und Fotografin faszinierte und sie bewog, unter diesem Titel jene Künstler zu Wort kommen zu lassen. Der Titel benennt ein Klischee, einen Mythos, auf jeden Fall aber bietet er eine griffige Formel für die gesellschaftliche, geistige Situation in dieser Stadt. Was diese Interviews und Fotos mit den Künstlern reizvoll macht: Dieser Zeitgeist ist in ihnen eingefangen. Die Gespräche und Fotos stammen aus den Jahren 1964 bis 1972, die Fotos sind teilweise bislang unveröffentlicht. Gespräche mit und Fotos von H.C. Artmann Christian Ludwig Attersee Wolfgang Bauer Gerhard Bronner Günter Brus Valie Export Reinhold Federmann Ernst Fuchs Rudolf Hausner Alfred Hrdlicka Lotte Ingrisch Michael Kehlmann Georg Kreisler Kurt Kren Peter Kubelka Helmut Leherb Carl Merz Otto Muehl Hermann Nitsch Peter Patzak Helmut Qualtinger Arnulf Rainer Franz Ringel Gerhard Rühm Peter Turrini Peter Weibel
Aktualisiert: 2023-02-22
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Hermann Nitsch Museum

Hermann Nitsch Museum von Kraus,  Johannes, Waechter-Böhm,  Liesbeth
Hermann Nitsch ist wohl der prominenteste Bewohner des Weinviertels. Am Dionysos-Panoramaweg, der mit dem Weinviertelfries 'Gemischter Satz' von Heinz Cibulka, einem langjährigen Weggefährten von Nitsch, beginnt und an Weingärten, Obstanlagen und Höfen mit Freilandtierhaltung vorbeiführt, wurde das Hermann Nitsch Museum errichtet. Die 'Lebenswelt Weinviertel' (Eröffnung November 2007) und das Internationale Messweinarchiv (Eröffnung Frühjahr 2008) ergänzen das Museumszentrum Mistelbach. Inspiriert vom Werk Hermann Nitschs und der Klarheit der vorgegebenen Bausubstanz, transformieren die Architekten Johannes Kraus und Michael Lawugger durch gekonntes Wegnehmen und Hinzufügen ein altes Industrieareal, eine ehemalige Pflugfabrik, zu einer klosterhaften Museumsanlage. Innerhalb der umschließenden Hülle entstehen Gebäude und Freibereiche, die Assoziationen wie Langhalle, Kathedrale, Seitenschiff, Claustrum, Krypta und die einer zentralen Piazza zulassen. Ein breites Spektrum der Gestaltung für wechselnde Ausstellungen und Aktionen wird dadurch ermöglicht. Die Architektur stellt den Anspruch, das Gesamtkunstwerk von Hermann Nitsch zu unterstützen, tritt aber mit einer zurückhaltenden archaischen Sprache in den Hintergrund. Somit werden Räume für Ruhe, Entfaltung, Konzentration, Inszenierung, Aktion und eine allumfassende ästhetische Erfahrung geöffnet.
Aktualisiert: 2020-12-10
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Klinische Philosophie

Klinische Philosophie von Poltrum,  Martin
Bereits in der Antike ist ein besonderes Naheverhältnis von Philosophie und Psychotherapie konstatiert worden. Das Buch des Philosophen und Psychotherapeuten Martin Poltrum stellt die Grundlegung einer therapierelevanten, klinischen Philosophie über den Logos des Schönen dar. Er zeigt auf, dass philosophische Überlegungen einen wohltuenden Effekt auf die Seele haben und wie philosophische Gespräche Teil psychotherapeutischer Praxis werden können. Das Sein der Idee des Guten, so die erkenntnisleitende These, wird im Therapeutischen vorausgesetzt, im philosophischen Denken erschlossen und erhält in der Anamnesis, der „Wiedererinnerung“ an die Schönheit ihre Seinsevidenz. Mit der idealistischen Ästhetiktradition geht die Untersuchung in ihrer Hauptrichtung davon aus, dass die Kunst das große Stimulans des Lebens, das Ästhetische das Versprechen des Glücks und die Schönheit Vorschein der Freiheit ist. Damit sind die Kategorien genannt, die eine Klinische Philosophie zu reflektieren hat, welche in der Philosophie des Abendlandes ein Medikament für die traumatisierte Psyche sieht. Eine für die Psychotherapie relevante Hermeneutik metaphysischer Geborgenheit, wie sie hier vorgelegt wird, stößt dabei zwangsläufig auf die ästhetisch-anästhetische Phänomendialektik und die versöhnende Macht des Schönen.
Aktualisiert: 2022-01-19
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Hermann Nitsch

Hermann Nitsch von Nitsch,  Hermann
Die private Kunstsammlung beinhaltet eine sehr stringente Nitsch Kollektion mit mehr als einhundert Werken und wird im Hermann Nitsch Museum Mistelbach 2010 erstmals der Öffentlichkeit in ihrer Gesamtheit gezeigt. In den Hauptwerken aus der Duerckheim Collection lässt sich entdecken, wie Nitsch den Wechsel von der Farbe Rot zu einem erneuerten, breiten Farbspektrum vollzieht. Er bereitete eine Philosophie der Farbe, eine eigene Farblehre vor, die auch in die Theorie des Orgien Mysterien Theaters einfloss. Neue Sinneseindrücke haben seine Aufmerksamkeit auf eine spezielle Form der Farbharmonie gelenkt, die seither für sein höchst individuelles Farbempfinden in Verbindung mit einer fast archaischen Farbsymbolik charakteristisch ist. Hermann Nitsch schlägt damit eine „mythologische“, metaphysische Brücke zum tatsächlichen Geschehen des Orgien Mysterien Theaters.
Aktualisiert: 2021-09-28
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