Mummelchen

Mummelchen von Möller,  Lisa
Das Besondere an Lisas dargestellter Lebensreise ist, dass sie in der “Jetzt-Zeit“ geschrieben wurde. Selten entsteht ein Buch in dieser Art, weil die Jetzt-Zeit normalerweise den Filmemachern vorbehalten ist. Der Leser kann unmittelbar in Lisas kindliche Erlebniswelt eintauchen, alles miterleben, was sie seelisch verkraften muss, weit über ein gesundes Maß normaler Herausforderungen hinausgehend. Die dargestellte Weise der manisch-depressiven Mutter, dürfte nicht nur für Psychologen von Interesse sein, denn die relevante Frage, für alle, lautet: wie ist es, wenn ein Mensch, wie die kleine Lisa, mit einer Fülle von Ereignissen konfrontiert wird, die bedrohlich erscheinen, über den Kopf wachsen und man sich dessen nicht erwehren kann? Während des Miterlebens wird nicht so sehr der Verstand angesprochen, sondern das Gefühl. In einer Gesellschaft, die dem trügerischen Verstand den Vorrang gibt, wird das Gefühl oft „unter den Tisch gekehrt“ (Mensch-Maschine). Lisas unverblümt geschilderte LebensEpisoden, zuerst in Kindheitsperspektive, lassen die besondere Atmosphäre der deutschen Nachkriegszeit aufscheinen, anfangs noch ohne Telefon und TV. Sie erzählt ihr Heranwachsen, lässt Gedanken, Gefühle und ihren Alltag lebendig werden. Geschichtlich Wichtiges kommt in den Dialogen mit den vom Krieg traumatisierten Eltern zum Ausdruck. Der Vater war bereits als junger Soldat im 1. Weltkrieg und litt massiv unter dem faschistischen Regime, konnte das blinde Mitläufertum kaum ertragen und verarbeitete dies u.a. in einem Gedicht. Lisas Kindheit ist von einem “Mangel“ geprägt, einem Mangel, der den meisten Menschen auferlegt ist, jedoch eingestreut ins Bewusstsein wie von ferne her rührend, erlebt sie, trotz allem, ein zartes Gefühl von Fülle und Vollkommenheit, das vom täglichen Leben unabhängig scheint. Angesteckt von der fröhlichen Gelassenheit ihrer Mutter, aus ihren gesunden Zeiten, diesem Teil, in dem sie sich weseneins wahrnimmt, findet sie zu einem selbstbewussten Leben.
Aktualisiert: 2021-01-14
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Mummelchen von Möller,  Lisa
Das Besondere an Lisas dargestellter Lebensreise ist, dass sie in der “Jetzt-Zeit“ geschrieben wurde. Selten entsteht ein Buch in dieser Art, weil die Jetzt-Zeit normalerweise den Filmemachern vorbehalten ist. Der Leser kann unmittelbar in Lisas kindliche Erlebniswelt eintauchen, alles miterleben, was sie seelisch verkraften muss, weit über ein gesundes Maß normaler Herausforderungen hinausgehend. Die dargestellte Weise der manisch-depressiven Mutter, dürfte nicht nur für Psychologen von Interesse sein, denn die relevante Frage, für alle, lautet: wie ist es, wenn ein Mensch, wie die kleine Lisa, mit einer Fülle von Ereignissen konfrontiert wird, die bedrohlich erscheinen, über den Kopf wachsen und man sich dessen nicht erwehren kann? Während des Miterlebens wird nicht so sehr der Verstand angesprochen, sondern das Gefühl. In einer Gesellschaft, die dem trügerischen Verstand den Vorrang gibt, wird das Gefühl oft „unter den Tisch gekehrt“ (Mensch-Maschine). Lisas unverblümt geschilderte LebensEpisoden, zuerst in Kindheitsperspektive, lassen die besondere Atmosphäre der deutschen Nachkriegszeit aufscheinen, anfangs noch ohne Telefon und TV. Sie erzählt ihr Heranwachsen, lässt Gedanken, Gefühle und ihren Alltag lebendig werden. Geschichtlich Wichtiges kommt in den Dialogen mit den vom Krieg traumatisierten Eltern zum Ausdruck. Der Vater war bereits als junger Soldat im 1. Weltkrieg und litt massiv unter dem faschistischen Regime, konnte das blinde Mitläufertum kaum ertragen und verarbeitete dies u.a. in einem Gedicht. Lisas Kindheit ist von einem “Mangel“ geprägt, einem Mangel, der den meisten Menschen auferlegt ist, jedoch eingestreut ins Bewusstsein wie von ferne her rührend, erlebt sie, trotz allem, ein zartes Gefühl von Fülle und Vollkommenheit, das vom täglichen Leben unabhängig scheint. Angesteckt von der fröhlichen Gelassenheit ihrer Mutter, aus ihren gesunden Zeiten, diesem Teil, in dem sie sich weseneins wahrnimmt, findet sie zu einem selbstbewussten Leben.
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