Seit Jahrzehnten ist bei den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ein Wachstumstrend zu beobachten – insbesondere durch Fusionen. Seit den 1990er Jahren ist die Anzahl der Volks- und Raiffeisenbanken von ca. 3.000 auf unter 800 gesunken. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Bilanzsumme von ca. 120 Mio. Euro auf 1.500 Mio. Euro pro Institut gestiegen. Ob dieser Trend aus bankbetriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, ist in der wissenschaftlich empirischen Literatur umstritten. Eine Vielzahl von Studien mit unterschiedlichsten methodischen Ansätzen stellt entweder einen positiven, keinen oder sogar einen negativen Zusammenhang zwischen der Bankbetriebsgröße und dem Erfolg der Banken fest. Einem Großteil dieser Studien ist gemein, dass sie nicht oder nur sehr ungenau berücksichtigen, dass die Volks- und Raiffeisenbanken von der sozioökonomischen Struktur in ihren regional begrenzten Geschäftsgebieten abhängig sind.
An dieser Stelle knüpft die vorliegende Untersuchung mit drei Leitfragen an:
Besteht ein Zusammenhang zwischen Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet und der Effizienz von Volks- und Raiffeisenbanken?
Wie wirken sich organisches Wachstum bzw. Fusionen auf die Effizienz aus?
Hängt der Zusammenhang zwischen Wachstum bzw. Fusionen und Effizienz von den Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet ab?
Zur Beantwortung der drei Leitfragen enthält die Arbeit zwei empirische Analysen:
Stochastische Frontier-Analyse zur Messung der Effizienz und ihrer Einflussfaktoren (Untersuchungszeitraum 2008-2018, ca. 800 Banken und insgesamt über 9.000 Beobachtungen)
Schätzung eines Logit-Modells zur Bewertung des Fusionserfolgs (Untersuchungszeitraum: 2009-2016, 104 Fusionsfälle)
Die wichtigsten Ergebnisse zu den drei Leitfragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Banken in wettbewerbsintensiven Regionen sind c. p. weniger effizient als in wettbewerbsarmen Regionen. Dahingegen wirkt sich die Bevölkerungsdichte c. p. positiv auf die Effizienz aus.
Große Banken sind tendenziell effizienter als kleine. Die Spreizung zwischen den kleinsten und größten ist signifikant. Im kleinen bis mittleren Größenbereich mit Bilanzsummen von ca. 200-700 Mio. Euro zeigen sich kaum größenbedingte Effizienzunterschiede. Fusionen sind kurzfristig mit negativen Effizienzwirkungen verbunden. Erst nach 3-5 Jahren kehren sich diese Wirkungen ins Positive um.
Banken in urbanen Regionen (intensiver Wettbewerb und junge Bevölkerung) wachsen ineffizienter als Banken in ländlichen Regionen.
In Summe stellt die vorliegende Untersuchung die erste Effizienzanalyse im Volks- und Raiffeisenbankensektor dar, die vergleichsweise deutlich auf einen positiven Zusammenhang zwischen Größe und Effizienz hinweist. Anzumerken ist allerdings, dass wegen mangelnder Datenverfügbarkeit genossenschaftliche Spezifika im Geschäftsmodell der Banken unberücksichtigt bleiben müssen (insbesondere die Mitgliederorientierung). Die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Aktualisiert: 2023-05-10
> findR *
Seit Jahrzehnten ist bei den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ein Wachstumstrend zu beobachten – insbesondere durch Fusionen. Seit den 1990er Jahren ist die Anzahl der Volks- und Raiffeisenbanken von ca. 3.000 auf unter 800 gesunken. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Bilanzsumme von ca. 120 Mio. Euro auf 1.500 Mio. Euro pro Institut gestiegen. Ob dieser Trend aus bankbetriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, ist in der wissenschaftlich empirischen Literatur umstritten. Eine Vielzahl von Studien mit unterschiedlichsten methodischen Ansätzen stellt entweder einen positiven, keinen oder sogar einen negativen Zusammenhang zwischen der Bankbetriebsgröße und dem Erfolg der Banken fest. Einem Großteil dieser Studien ist gemein, dass sie nicht oder nur sehr ungenau berücksichtigen, dass die Volks- und Raiffeisenbanken von der sozioökonomischen Struktur in ihren regional begrenzten Geschäftsgebieten abhängig sind.
An dieser Stelle knüpft die vorliegende Untersuchung mit drei Leitfragen an:
Besteht ein Zusammenhang zwischen Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet und der Effizienz von Volks- und Raiffeisenbanken?
Wie wirken sich organisches Wachstum bzw. Fusionen auf die Effizienz aus?
Hängt der Zusammenhang zwischen Wachstum bzw. Fusionen und Effizienz von den Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet ab?
Zur Beantwortung der drei Leitfragen enthält die Arbeit zwei empirische Analysen:
Stochastische Frontier-Analyse zur Messung der Effizienz und ihrer Einflussfaktoren (Untersuchungszeitraum 2008-2018, ca. 800 Banken und insgesamt über 9.000 Beobachtungen)
Schätzung eines Logit-Modells zur Bewertung des Fusionserfolgs (Untersuchungszeitraum: 2009-2016, 104 Fusionsfälle)
Die wichtigsten Ergebnisse zu den drei Leitfragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Banken in wettbewerbsintensiven Regionen sind c. p. weniger effizient als in wettbewerbsarmen Regionen. Dahingegen wirkt sich die Bevölkerungsdichte c. p. positiv auf die Effizienz aus.
Große Banken sind tendenziell effizienter als kleine. Die Spreizung zwischen den kleinsten und größten ist signifikant. Im kleinen bis mittleren Größenbereich mit Bilanzsummen von ca. 200-700 Mio. Euro zeigen sich kaum größenbedingte Effizienzunterschiede. Fusionen sind kurzfristig mit negativen Effizienzwirkungen verbunden. Erst nach 3-5 Jahren kehren sich diese Wirkungen ins Positive um.
Banken in urbanen Regionen (intensiver Wettbewerb und junge Bevölkerung) wachsen ineffizienter als Banken in ländlichen Regionen.
In Summe stellt die vorliegende Untersuchung die erste Effizienzanalyse im Volks- und Raiffeisenbankensektor dar, die vergleichsweise deutlich auf einen positiven Zusammenhang zwischen Größe und Effizienz hinweist. Anzumerken ist allerdings, dass wegen mangelnder Datenverfügbarkeit genossenschaftliche Spezifika im Geschäftsmodell der Banken unberücksichtigt bleiben müssen (insbesondere die Mitgliederorientierung). Die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Aktualisiert: 2023-05-05
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Seit Jahrzehnten ist bei den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken ein Wachstumstrend zu beobachten – insbesondere durch Fusionen. Seit den 1990er Jahren ist die Anzahl der Volks- und Raiffeisenbanken von ca. 3.000 auf unter 800 gesunken. Gleichzeitig ist die durchschnittliche Bilanzsumme von ca. 120 Mio. Euro auf 1.500 Mio. Euro pro Institut gestiegen. Ob dieser Trend aus bankbetriebswirtschaftlicher Sicht sinnvoll ist, ist in der wissenschaftlich empirischen Literatur umstritten. Eine Vielzahl von Studien mit unterschiedlichsten methodischen Ansätzen stellt entweder einen positiven, keinen oder sogar einen negativen Zusammenhang zwischen der Bankbetriebsgröße und dem Erfolg der Banken fest. Einem Großteil dieser Studien ist gemein, dass sie nicht oder nur sehr ungenau berücksichtigen, dass die Volks- und Raiffeisenbanken von der sozioökonomischen Struktur in ihren regional begrenzten Geschäftsgebieten abhängig sind.
An dieser Stelle knüpft die vorliegende Untersuchung mit drei Leitfragen an:
Besteht ein Zusammenhang zwischen Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet und der Effizienz von Volks- und Raiffeisenbanken?
Wie wirken sich organisches Wachstum bzw. Fusionen auf die Effizienz aus?
Hängt der Zusammenhang zwischen Wachstum bzw. Fusionen und Effizienz von den Regionalfaktoren im Geschäftsgebiet ab?
Zur Beantwortung der drei Leitfragen enthält die Arbeit zwei empirische Analysen:
Stochastische Frontier-Analyse zur Messung der Effizienz und ihrer Einflussfaktoren (Untersuchungszeitraum 2008-2018, ca. 800 Banken und insgesamt über 9.000 Beobachtungen)
Schätzung eines Logit-Modells zur Bewertung des Fusionserfolgs (Untersuchungszeitraum: 2009-2016, 104 Fusionsfälle)
Die wichtigsten Ergebnisse zu den drei Leitfragen lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Banken in wettbewerbsintensiven Regionen sind c. p. weniger effizient als in wettbewerbsarmen Regionen. Dahingegen wirkt sich die Bevölkerungsdichte c. p. positiv auf die Effizienz aus.
Große Banken sind tendenziell effizienter als kleine. Die Spreizung zwischen den kleinsten und größten ist signifikant. Im kleinen bis mittleren Größenbereich mit Bilanzsummen von ca. 200-700 Mio. Euro zeigen sich kaum größenbedingte Effizienzunterschiede. Fusionen sind kurzfristig mit negativen Effizienzwirkungen verbunden. Erst nach 3-5 Jahren kehren sich diese Wirkungen ins Positive um.
Banken in urbanen Regionen (intensiver Wettbewerb und junge Bevölkerung) wachsen ineffizienter als Banken in ländlichen Regionen.
In Summe stellt die vorliegende Untersuchung die erste Effizienzanalyse im Volks- und Raiffeisenbankensektor dar, die vergleichsweise deutlich auf einen positiven Zusammenhang zwischen Größe und Effizienz hinweist. Anzumerken ist allerdings, dass wegen mangelnder Datenverfügbarkeit genossenschaftliche Spezifika im Geschäftsmodell der Banken unberücksichtigt bleiben müssen (insbesondere die Mitgliederorientierung). Die Ergebnisse sind daher mit Vorsicht zu interpretieren.
Aktualisiert: 2023-05-02
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