Und ich geh in den Tag

Und ich geh in den Tag von Lakomy,  Reinhard
Wer war zuerst da? Der Hase (Lacky) oder der Igel (Uns Udo Lindenberg) und hat mit seinen Songs die deutsche Sprache in die Rockmusik hierzulande eingeführt? Darüber streiten sich nicht nur die Geister des Fachs, daran erfreuen sich noch heute die Musikfans und laben sich an klugen, präzisen, alltagstauglichen, launigen wie köstlich-albernen Texten. In dieser Sammlung sind alle AMIGA-Alben von Reinhard Lakomy plus seinwütend- lässiges "Spätwerk" - die „6.13 Uhr Bahn“ - aus dem Jahre 1993 versammelt. "Alles Stasi, außer Mutti" wurde zum markanten Spruch oder geflügeltem Wort. Der Song inspirierte nicht nur Nina Hagen („Wenn ich Lacky singe, dann diesen Song“), sondern auch Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker. In einem ausführlichen Booklet kommen der Meister selbst und Monika Ehrhardt-Lakomy in einer Nachbetrachtung zu Wort. In unserem Konsum finden Sie natürlich auch alle Geschichtenlieder-Alben des Gespanns Lakomy/Ehrhardt sowie die Veröffentlichungen mit elektronischer Musik - auch hier und darin war Lacky ein echter Zeitgeist-Pionier! . Lacky sieht es so: Als ich im Mai 1977 in Meißen mein letztes Konzert als Sänger Lakomy zelebrierte, mich von da ab mit Vehemenz der elektronischen Musik und der Musik für Kinder widmete, war es beschlossene Sache, als Sänger nur noch den Kindern zur Verfügung zu stehen. Das wäre auch so geblieben, hätte sich die Welt um uns herum nicht in so rasanter Weise drastisch verändert. Ich habe eine sehr lange Zeit meines Lebens für die Erkenntnis gebraucht, dass die Gesellschaftsform des Sozialismus ohne Alternative ist, wenn es uns wahrhaftig um die Zukunft unserer Kinder auf dem blauen Planeten geht. Es nützt nichts, diese Gesellschaftsform als solche an den Pranger zu stellen. Ein hoffnungsvoller Sozialismusversuch ist, auch dank der anmaßenden, lemurenhaften Rezeptbesitzer, gescheitert, wir wollten diesen verfahrenen Sozialismus nicht. Aber alles ist in Bewegung, so wie es jetzt ist, bleibt es auch nicht. Meine Heimat ist der Osten Deutschlands, speziell Berlin, ganz speziell Berlin-Blankenburg. Ich empfinde alle meine Jahre hier im Osten als Wurzeln meiner kreativen Kraft. Gerade jetzt spüre ich das regelrecht mit Genugtuung. Außerdem hatte ich hier ein Publikum, das mich angenommen hatte und mir eine große Sympathie entgegenbrachte. Die Leute verstanden meine Sprache und ich die ihre. Hier war und bin ich Lakomy, erkennbar an meiner Musik. Das vorliegende musikalische Werk will das Bild, das mein Publikum aus zurückliegenden Zeiten von mir hatte, um eine aktuelle Nuance ergänzen. Wir brauchen keine DDR-Nostalgie, aber wir sollten viele Dinge behalten aus einer Zeit, wo wir alle in wenig aufeinander angewiesen waren. In diesem Sinne ist auch die CD »Die 6-Uhr-13-Bahn« entstanden. Und es wäre schön, wenn sie bei unserer westlichen Deutschlandhälfte dazu beitragen könnte, manche unserer hiesigen Befindlichkeiten zumindest zu erahnen. Reinhard Lakomy - Berlin, im März 1993 Diese CD »Die 6-Uhr-13-Bahn« entstand unmittelbar nach dem Mauerfall. Ich wollte in meinen Texten das Empfinden vieler meiner Mitmenschen im Osten Deutschlands festhalten. Heute, nach 30 Jahren, ist es ein emotionales Zeitdokument. Gefühle können mehr vermitteln als alle Reden. Unser Leben hier veränderte sich rasant und in drastischer Weise. Von heute auf morgen war alles anders. Monika Ehrhardt- Berlin, November 2019 Sie schreibt im Booklet: Reinhard Lakomy wurde 1946 in Magdeburg geboren. Er hatte ab dem 5. Lebensjahr Klavierunterricht, ab dem 10. Lebensjahr kam Unterricht in Tonsatz dazu. Mit 16 Jahren war er bereits ein begnadeter Jazzpianist einer Magdeburger Band. Diese Band, das Heider-Swing-Sextett, spielte im Foyer des Hotels »International« in Magdeburg zur Begrüßung von Louis Armstrong, dem Jazzer schlechthin, anlässlich dessen DDR-Tournee. Lakomy saß auf dem Klavierhocker, sie spielten »I can’t give you anything but love, Baby«, da knallte Louis seinen Trompeten-Koffer aufs Klavier, nahm seine Trompete heraus und spielte einfach mit. »Reini«, spindeldürr und knabenhaft, wurde zum Abendessen eingeladen, saß mit diesen legendären Musikern zusammen und ahnte auf einmal…, das Leben hatte noch was vor mit ihm. Nach dem Abitur, durch das er wegen mangelnder Lernbegeisterung in Mathe durchgerasselt war, begann er sein Kompositionsstudium an der Musikhochschule »Carl Maria von Weber« in Dresden. Nach dem Wechsel nach Berlin wurde er Jazzpianist in der Klaus-Lenz-Band, was in diesen wilden Musikanten-Zeiten einem Ritterschlag gleichkam. Reinhard Lakomy: »Im Prinzip fängt alles, was ich je gemacht habe, erst einmal beim Jazz an. Der Jazz ist etwas, von dem man nicht wieder loskommt. Dafür wird man geboren. Dafür habe ich auch erst mal unheimlich viel Klavier geübt. Der Jazz und die sinfonische Musik sind meine Wurzeln. Mit sinfonischer Musik meine ich all das, was mit Bach, Beethoven, Schumann, Schubert, Brahms und anderen zusammenhängt. Ich bin kein Freund von Zwölfton- oder serieller Musik. Ich liebe zwar auch Ligeti, Penderecki und Georg Katzer, aber das hält sich bei mir in Grenzen. Sobald es in eine Schlechte-Laune-Musik abgleitet, in der man nichts Positives mehr darstellen kann, ist das nichts mehr für mich.« 1972 lief »Es war doch nicht das erste Mal« in meinem Radio. Eigentlich für einen anderen Interpreten gedacht, der das nicht hinbekam, sang Reinhard Lakomy den Song selbst, damit man ihn jemandem anderen anbieten konnte. So wurde er unbeabsichtigt zum Sänger. Von 1973 bis 1977 erschienen vier Langspielplatten, alle vier große Erfolge. Mit dem Aufsehen erregenden Start als Sänger seiner eigenen Kompositionen und mit der Alltagspoesie der Texte ohne Klischees und Idealisierungen, war Reinhard Lakomy aus heutiger Sicht einer derjenigen, der für die deutschsprachige Rock- und Popmusik der DDR ein deutliches Signal setzte. Der Texter Fred Gertz, aus der Routine des Tagesschlagers gerissen, schrieb in Bildern, erzählte Geschichten. Musik, Text und Interpretation wurden eine selten erlebte Einheit. Bei der vierten LP, »Dass kein Reif...«, deutete sich schon die nächste Entwicklungsrichtung Reinhard Lakomys an, die Komposition größer angelegter Werke. Die bekanntesten Titel dieser Zeit – alle von den vier LPs – waren: »Heute bin ich allein«, »Es war doch nicht das erste Mal«, die »Reise nach Prag«, »Liebe im Wald« und das sogenannte »Fressduett« mit Angelika Mann. Eigentlich könnte ich fast alle aufzählen, aber es verbindet doch jeder seinen Hit mit den ganz eigenen Erinnerungen. Angelika Mann, die »Lütte«, anfangs in seinem Background, dem zeitweise Sängerinnen wie Nina Hagen, Uschi Brüning, Sabine Rotherberg u.a. angehörten, wurde viele Jahre seine Bühnenpartnerin. Sie fiel ebenso wie Lacky aus dem Rahmen der üblichen Interpreten von Popmusik, eine 1,49 m große Sängerin mit einer facettenreichen Wahnsinnsröhre. 1977 hatte dieser Lacky mit seinen unverkennbaren Liedern, der auch äußerlich mit seiner Haarpracht, Schnauzer und Nickelbrille das personifizierte Wiedererkennungsmerkmal war, keine Lust mehr auf die Reglementierungen seitens der institutionellen Kulturbestimmer in der DDR, hatte keine Lust mehr auf 25 Konzerte im Monat. Er war Komponist mit Leib und Seele, und startete das nächste Kapitel seines Schaffens. Er wandte sich der Musik mit elektronischen Mitteln zu, mit Leidenschaft und Perfektionismus, wie bei allem, was er tat. Als einer von 350 internationalen Wettbewerbsteilnehmern für elektronische experimentelle E-Musik in Frankreich erhielt er den dritten Preis. Dort lernte er Bob Moog kennen, Leon Theremin, György Ligeti und Victor Sala, den Film-Komponisten von Hitchcocks »Die Vögel«. Er genoss ihre Anerkennung. Dieser begabte junge Komponist aus dem Osten fiel ihnen auf. Es entstanden in dieser Zeit über 200 Filmkompositionen sowie Ballettmusiken für die Komische Oper Berlin und für das Staatstheater Cottbus. Er war ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten im Umgang mit elektronisch erzeugter Musik. Er brachte neue Techniken und Klangfarben in sein Studio nach Berlin-Pankow. Es entstanden die Alben »Das geheime Leben« (1981), »Der Traum von Asgard« (1982), »Zeiten« (1985) und »Aer« (1991). Diese wurden auch in den USA veröffentlicht. In diese Zeit fielen auch die Anfänge unserer gemeinsamen Arbeit. 1978 die erste LP für Kinder, 1980 der »Traumzauberbaum«, der inzwischen ein Klassiker deutschen Liedguts geworden ist und über 4 Millionen Mal verkauft wurde. Eine der beiden Reinhard-Lakomy-Schulen ernannte ihn nach seinem Tod zum »König der Kindermusik«. Am Ende der gemeinsamen Schaffenszeit haben wir 13 CDs für Kinder produziert und eine für Erwachsene, »Die 6-Uhr-13-Bahn«. Reinhard Lakomy war ein Mann mit sehr vielen musikalischen Gesichtern, er hinterlässt ein umfangreiches Werk verschiedener Genres. Insgesamt sind es 21 eigene LPs/CDs. In einem Interview kurz vor seinem Tod definierte er, was für ihn Kunst bedeutet: »Kunst ist das, was ein Künstler als seine Sprache benutzt. Nur in ihr ist es ihm möglich, seine wahren Gefühle auszudrücken.« Seine Sprache war die Musik. Reinhard Lakomy starb am 23. März 2013 in unserem Haus in Berlin. Monika Ehrhardt-Lakomy, Mai 2013
Aktualisiert: 2023-03-28
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Der Traumzauberbaum

Der Traumzauberbaum von Ehrhardt,  Monika, Lakomy,  Reinhard, Vonderwerth,  Klaus
Kennst du den Traumzauberbaum? Er ist die reinste Traumzauberei, lässt Tag und Nacht seine Traumblätter wachsen. Sie schimmern und leuchten in vielen Farben, singen ihre Lieder und erzählen ihre Geschichten. Und dass Albträume oder die Traumlaus den Zauber nicht zerstören, darauf achten wir: Moosmutzel und Waldwuffel. Mit den Noten zu allen Liedern.
Aktualisiert: 2020-01-10
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