Geschichten aus der Rodina

Geschichten aus der Rodina von Vogt,  Olga
Die Autorin Olga Vogt wurde als 14. von 15 Kindern 1948 geboren. Schon in der frühsten Jugend erfuhr sie von ihren Eltern nicht nur unglaubliche, sondern auch unfassbare Geschichten. Was ihre Mutter so ernsthaft aus ihrem Leben berichtete, erschien sehr verwirrend. Es war wie ein großes Rätsel, als würde ein Sack mit Puzzleteile in den Raum gekippt. Einige ihrer Kinder gaben auf, ihr Schicksal zu entwirren. Doch die jüngste Tochter gab sich mit den Aussagen nicht zufrieden. Sie begann Jahre später diese Vergangenheit aufzuarbeiten. Viele Zettel wurden beschrieben, doch sie kam so nicht ans Ziel. Traurig war der Blick ihrer Mutter, wenn sie enttäuscht sagte: "keiner von ihnen wird je erfahren, wo ich begraben bin" und Tränen rollten über ihr Gesicht. Auch ihr Papa hatte einiges zu berichten. Auf seiner Wanderschaft kam er nach Russland. Dort zog er von Ort zu Ort und bot so seine Arbeitskraft an. Irgendwann kam er nach Tashkent, wo er seiner zukünftigen russischen Frau ein Eheversprechen gab. Fast mit jeder Geburt zog sie von einen Ort in den anderen. Es schien wie eine unerklärte Bedrohung und Papa entschied sich, mit seiner kleinen Familie 1934 für die Heimreise nach Deutschland. In Deutschland angekommen entwickelte sich ein gesellschaftlicher Umbruch. wieder kamen sie zur falschen Zeit, an den falschen Ort. Während der NS-Zeit konnte die Mutter von Frau Vogt nur mit Glück überleben. Nachbarn zeigten sie beider Gestapo als Nichtarierin an. Der von J. Goebbels verliehene Mutterorden und die Tatsache, dass sie gerade schwanger war, bewahrte die Familie vor dem Transport ins KZ. Tief atmete Frau Vogt durch und schaute voller Überzeugung : "Wir sind überall, uns gehört die Welt" scherzte sie: Ich bin als freier Mensch geboren, mit eigenen Gefühlen und ich lass mich nicht in ein Muster pressen!" Der Satz klingt offenherzig, voller Lebensfreude. Genau so spricht sie ihn aus, mit einem Lächeln, das einen offenen Menschen verrät. Auch dieser Satz übertüncht das Schicksal einer Familie, die mehr um die Welt reiste, als sie eigentlich wollte. Bei der Recherche nach der Identität ihrer Mutter, erhielt sie die Bestätigung, dass die Zarenfamilie nicht ermordet wurde. Eine Lebensrettende Lüge löst sich nun endgültig auf.
Aktualisiert: 2022-03-03
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Sie war eine Romanowa

Sie war eine Romanowa von Vogt,  Olga
Die Autorin Olga Vogt wurde als 14. von 15 Kindern 1948 geboren. Schon in der frühsten Jugend erfuhr sie von ihren Eltern nicht nur unglaubliche, sondern auch unfassbare Geschichten. Was ihre Mutter so ernsthaft aus ihrem Leben berichtete, erschien sehr verwirrend. Es war wie ein großes Rätsel, als würde ein Sack mit Puzzleteile in den Raum gekippt. Einige ihrer Kinder gaben auf, ihr Schicksal zu entwirren. Doch die jüngste Tochter gab sich mit den Aussagen nicht zufrieden. Sie begann Jahre später diese Vergangenheit aufzuarbeiten. Viele Zettel wurden beschrieben, doch sie kam so nicht ans Ziel. Traurig war der Blick ihrer Mutter, wenn sie enttäuscht sagte: "keiner von ihnen wird je erfahren, wo ich begraben bin" und Tränen rollten über ihr Gesicht. Auch ihr Papa hatte einiges zu berichten. Auf seiner Wanderschaft kam er nach Russland. Dort zog er von Ort zu Ort und bot so seine Arbeitskraft an. Irgendwann kam er nach Tashkent, wo er seiner zukünftigen russischen Frau ein Eheversprechen gab. Fast mit jeder Geburt zog sie von einen Ort in den anderen. Es schien wie eine unerklärte Bedrohung und Papa entschied sich, mit seiner kleinen Familie 1934 für die Heimreise nach Deutschland. In Deutschland angekommen entwickelte sich ein gesellschaftlicher Umbruch. wieder kamen sie zur falschen Zeit, an den falschen Ort. Während der NS-Zeit konnte die Mutter von Frau Vogt nur mit Glück überleben. Nachbarn zeigten sie beider Gestapo als Nichtarierin an. Der von J. Goebbels verliehene Mutterorden und die Tatsache, dass sie gerade schwanger war, bewahrte die Familie vor dem Transport ins KZ. Tief atmete Frau Vogt durch und schaute voller Überzeugung : "Wir sind überall, uns gehört die Welt" scherzte sie: Ich bin als freier Mensch geboren, mit eigenen Gefühlen und ich lass mich nicht in ein Muster pressen!" Der Satz klingt offenherzig, voller Lebensfreude. Genau so spricht sie ihn aus, mit einem Lächeln, das einen offenen Menschen verrät. Auch dieser Satz übertüncht das Schicksal einer Familie, die mehr um die Welt reiste, als sie eigentlich wollte. Bei der Recherche nach der Identität ihrer Mutter, erhielt sie die Bestätigung, dass die Zarenfamilie nicht ermordet wurde. Eine Lebensrettende Lüge löst sich nun endgültig auf.
Aktualisiert: 2022-03-03
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