1675 gerät William Dampier, der tatendurstige Sohn einer englischen Bauernfamilie, in einer mexikanischen Bucht in die Gesellschaft der Freibeuter. Die bunte Mischung von Abenteurern aus aller Herren Länder hatte jahrzehntelang spanische Schiffe und Orte attackiert, aber nach dem Frieden von Madrid musste sie sich unauffällig verhalten, um nicht am Galgen zu enden. Mit ihnen fällt er Blutholzbäume für den Export nach England -- und in den Pausen dieser schweren Arbeit macht er seine ersten Aufzeichnungen. Ohne Vorbildung beschreibt er Orte, Pflanzen und Tiere auf eine so wissenschaftliche und verständliche Weise, wie es vor ihm noch niemand getan hatte, und vergisst dabei nie, ihren Nutzen für die Seefahrer abzuwägen. Nichts ist ihm dabei zu gering, ausgiebig untersucht zu werden, und niemals endet seine Neugierde.
Der Konflikt mit den Spaniern aber endet mit dem Friedensschluss nicht, zumal die Holzfäller ihre Arbeit mitten im spanischen Vizekönigreich Mexiko verrichten. Der erste Raubzug, an dem sich Dampier beteiligt, auf der Landenge von Panama, fällt aber mager aus. In der Folge suchen sich die Freibeuter neue Ziele, erst in der Karibik, nach der Umsegelung von Kap Hoorn dann entlang der amerikanischen Westküste auf der vergeblichen Jagd nach der reich beladenen Manila-Galeone. Mit dem Monsun folgen sie ihr nach Asien und umrunden letztendlich sogar die ganze Erde.
In den acht Jahren seiner ersten Weltumsegelung von 1683 bis 1691 reift in Dampier die Idee, seine hart erarbeiteten Kenntnisse in der Heimat zur eigenen Resozialisierung einzusetzen. Um die blutigen Einzelheiten bereinigt und dem Vorsitzenden der "Royal Society" gewidmet, erscheint 1697 in London der erste Teil seines Berichts -- und wird ein Bestseller. Als Lohn erhält Dampier den Auftrag zu seiner nächsten Fahrt: Als Kapitän der "HMS Roebuck" soll er Australien erforschen. Zweieinhalb Jahre dauert diese Reise, die ihn nach Australien, Neuguinea und Timor führt und mit einem Schiffbruch auf Ascension und weiteren wissenschaftlichen Meriten endet.
William Dampier kombinierte ein verwegenes Leben voller Abenteuer mit bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungen. Der Einfluss, den seine Bücher auf Naturwissenschaft, Literatur und Gesellschaft genommen haben, ist immens, ihre Wirkung auf spätere Reisende und die Entwicklung der Forschungsliteratur insgesamt sogar prägend. Seiner neugierigen, präzisen und vorurteilslosen Betrachtungsweise verdanken wir eines der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Grundlagenwerke, das hier nach 300 Jahren endlich wieder verfügbar ist.
Aktualisiert: 2023-03-16
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