Die absolute Landschaft – Vorzugsausgabe

Die absolute Landschaft – Vorzugsausgabe von Ruetz,  Michael
Als das Berliner Museum für Fotografie im Jahr 2014 die Serie «Die absolute Landschaft» von Michael Ruetz zeigte, zog die Ausstellung 160'000 Besucher an. Auf den breiten Panorama-Bildern war immer das gleiche Motiv zu sehen: der Blick auf eine Voralpen-Szenerie mit Wiesen, Bäumen, einigen Bauernhöfen, Straßen und Bergen am Horizont. Ein unspektakuläres Sujet – sollte man meinen. Welch ein Irrtum! Denn die Bilder zeigen großes, elementares Welttheater: alle denkbaren Variationen von Licht, Schatten, Wetter und Jahreszeit. Man sieht die wundervollsten Frühlingsstimmungen und tristen Winternebel; es gibt großartig in die Höhe gestaffelte Wolkenformationen und das zarte, ruhige Herbstlicht in seiner eigenartigen Transparenz; da sind Gewitterhimmel, von mehreren Dutzend Blitzen durchzuckt, und doppelte Regenbögen, die den Horizont von einem Ende zum anderen überspannen. Selbst eine Mondfinsternis ist dokumentiert. In ihrer formalen Konsequenz wirkt die Bilderreihe wie eine moderne Variation der «36 Ansichten des Berges Fuji» von Hokusai – die Essenz einer Landschaft in der Ungleichheit des Gleichen. Das verborgene und eigentliche Thema der Bilder ist jedoch die Zeit. Dies gilt zunächst für die Länge des Projektes selbst: Nicht weniger als 8'820 Tage hat Michael Ruetz dem Vorhaben gewidmet – es dauerte von 1989 bis 2012. Durch diese Insistenz gelingt ihm, die Zeit als etwas Unsichtbares sichtbar zu machen – als das Medium von Wechsel und Konstanz zugleich. Dieses ebenso ungewöhnliche wie herausragende Werk erfordert ein außerordentliche buchtechnische Realisierung. Um den Reichtum der Bilder und die majestätische Weite des Panoramas angemessen zur Geltung kommen zu lassen, werden die Aufnahmen im A3-Überformat auf bestem Bilderdruckpapier reproduziert. Vorzugsausgabe von 50 Exemplaren mit signiertem Print in separater Bildmappe
Aktualisiert: 2020-08-17
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Durch den Süden Frankreichs

Durch den Süden Frankreichs von Hammes,  Manfred
Wer je im Süden Frankreichs unterwegs war, wird es sofort gespürt haben: Dies ist ein gesegnetes Land. Hochkultur von den Römern bis heute, unerschöpflich in seiner mehr als 2000jährigen Geschichte, in seiner Schönheit und der Reichhaltigkeit des Lebensgenusses. Es ist eine Gegend, die suchterzeugend wirkt, nicht nur wegen der Annehmlichkeiten des alltäglichen «Savoir vivre», sondern auch weil man bald mehr wissen will über die Zeugen der kulturellen Vergangenheit, die einem auf Schritt und Tritt begegnen. Dies umso mehr, als man spürt: Alle sind sie hier einmal gewesen, die großen Künstler und Schriftsteller aus ganz Europa, sei es als Reisende, Einwanderer oder Emigranten auf der Flucht. In der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts spielt der Süden Frankreichs deswegen eine besondere Rolle; Sanary-sur-mer entwickelte sich ab 1933 zu einem Zentrum des literarischen Exils, und da der «Midi» nach Ausbruch des Krieges noch lange Zeit unbesetzt blieb, konnten sich viele von hier aus retten: per Schiff von Marseille oder durch Überquerung der Pyrenäen. Manfred Hammes geht all diesen Spuren nach: Das Rhonetal abwärts reisend, durch streift er die «mittäglichen Provinzen Frankreichs» zwischen spanischer und italienischer Grenze. Er berichtet von Autoren und Künstlern, die geliebt, verfolgt oder gefeiert wurden, erzählt von geheimnisvollen Orten, die man nicht verpassen sollte, und gibt nebenher kulinarische Empfehlungen, die eine Südfrankreich-Reise vollends unvergesslich machen.
Aktualisiert: 2020-08-12
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Pogrom 1938

Pogrom 1938 von Köppe,  Astrid, Meerapfel,  Jeanine, Ruetz,  Michael, Stölzl,  Christoph
Als am 9. November 2014 der 25. Jahrestag des Mauerfalls mit Reden, Feuerwerk und Musik am Brandenburger Tor gefeiert wurde, stand auch Michael Ruetz in der Menge. Fassungslos verfolgte er, wie kein Wort darüber fiel, dass der 9. November auch der Tag der Pogrome des Jahres 1938 ist – der «Reichskristallnacht», wie die Nazis ihren Terror nannten. Dieses neuerliche Erlebnis deutscher Geschichtsverdrängung veranlasste ihn, auf die Suche nach Bilddokumenten und Augenzeugenberichten zum 9. November 1938 zu gehen. Zusammen mit Astrid Köppe hat er mehr als tausend lokale, regionale und internationale Archive kontaktiert, um eine konkrete Vorstellung davon zu gewinnen, was an jenem Tag des Jahres 1938 geschehen ist: Was der ‹ganz normale› Bürger getan, gebilligt und gesehen hat bzw. gewusst haben muss. Die Recherche förderte eine ungeahnte Fülle an Bildern und Zeitzeugenberichten zutage, die eine weitreichende Komplizenschaft von Tätern und Mitläufern zeigen: hier die Zerstörungswut und triumphierende Häme des entfesselten Mob, dort die feige Neugier der Zuschauer mit den Händen in den Taschen. Die Fotos aus ganz Deutschland dokumentieren, wie leicht auch und gerade in der ‹Provinz›, wo jeder jeden kannte, die Gewaltbereitschaft zu entfesseln war – und wie wenig Mut und Zivilcourage sich dagegen erhob. So markiert der 9. November 1938 den Probelauf und Anfangspunkt des Holocaust – unter aller Augen. Dem Band ist eine Rede von Christoph Stölzl, dem Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums, vom 9. November 1988 beigegeben, die sich der Frage widmet, wie das kollektive Gedenken an einen solchen Tag des Verbrechens aussehen könnte – oder müsste. Denn selbst hier droht eine Gedenktags-Routine, als wäre dieser Tag ein historisches Datum wie viele andere – zumal seit dem 9. November 1989 das neue deutsche Einigkeitsgefühl diese Frage in den Hintergrund drängt. Ein Essay von Michael Ruetz über den deutschen Umgang mit dem Datum des 9. November beschließt den Band.
Aktualisiert: 2020-09-24
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Erinnerungen an Igor Strawinsky und René Auberjonoins

Erinnerungen an Igor Strawinsky und René Auberjonoins von Ramuz,  Charles Ferdinand
Einen besonderen Stellenwert im Werk von C. F. Ramuz nimmt das Libretto für die Oper «Histoire du Soldat» ein, die er mit dem Komponisten Igor Strawinsky schuf und mit den Bühnenbildern seines Malerfreundes René Auberjonois im September 1918 erstmals zur Aufführung brachte. Zehn Jahre nach dieser legendären Inszenierung veröffentlichte Ramuz seine «Souvenirs sur Igor Strawinsky» und nochmals 15 Jahre später eine Monographie über Auberjonois, den dritten Beteiligten. Anlässlich des 100-Jährigen Jubiläums der Uraufführung von «Historie du Soldat» in Lausanne legt NIMBUS Ramuz’ Erinnerungen an Strawinsky und Auberjonois erstmals zusammen in einem Band vor. Die beiden Texte spannen einen Bogen von den frühen Künstlerjahren mit Auberjonoins vor dem ersten Weltkrieg in Paris über die Entstehung der Komposition von Strawinsky 1918 bis zur Freundschaft in den 1920er und 1930er Jahren in der Schweiz. Faszinierend ist, wie der feurige russische Avantgardist Strawinsky, der spröde, zurückhaltende Lausanner Maler Auberjonois und der erklärte Waadtländer Regionalist Ramuz sich bei aller Unterschiedlichkeit ihres Wesens fortwährend inspiriert und herausgefordert haben. Mit der Gabe eines einfühlsamen Beobachters beschreibt Ramuz die gemeinsamen Schöpfungsprozesse, die Hürden zwischen Konzipierung und Inszenierung, die Nachbarschaftsstreitigkeiten wegen gemeinsamer Gartenmauern oder die langen Bergwanderungen mit intensiven persönlichen und politischen Gesprächen. Bei all dem kommt auch die großartige Landschaft des Genfer Sees und des Wallis mit dem dort wachsenden Wein nicht zu kurz. So sind die Texte mehr als nur Erinnerungen an zwei Freunde, sondern ein «unbegrenzt haltbares» Dokument des Miteinander der verschiedenen Künste und Kulturen in den frühen Jahren jener Epoche, die man heute die «klassische Moderne» nennt. Ein unbekanntest Fundstück beschließt – wie bei den übrigen Bänden der Reihe – das Buch.
Aktualisiert: 2020-08-17
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Friedrich Glauser Aktionspaket

Friedrich Glauser Aktionspaket von Glauser,  Friedrich
2 Bände Friedrich Glauser in einem limitierten Sonderpaket: Band 1: Friedrich Glauser: "Pfützen schreien so laut ihr Licht". Gesammelte Gedichte. Herausgegeben von Bernhard Echte. 120 Seiten, Leinen mit Schutzumschlag. Eigentlich CHF 28 / EUR 22 Band 2: Friedrich Glauser: "Man kann sehr schön mit Dir schweigen". Briefe an Elisabeth von Ruckteschell und die Asconeser Freunde 1919-1932. 202 Seiten. Leinen mit Schutzumschlag. Eigentlich CHF 32 / EUR 24.80
Aktualisiert: 2020-09-01
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Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’s

Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’s von Erica,  Ruetz, von Pückler-Muskau,  Hermann
1834 erscheinen die «Tutti Frutti» mit dem Untertitel «Aus den Papieren eines Verstorbenen» – gewissermaßen Pücklers «Zettels Traum»: ein Kaleidoskop aus erzählerischen Texten, politischen Bemerkungen, Gesellschaftsanekdoten, literarischen Kritiken und Satiren. In Berlin riss man sich die Bände aus den Händen, die erste Auflage war schon vor Erscheinen ausverkauft. Und im Café Kranzler häuften sich die Bestellungen für das Eis «Tutti Frutti à la Pückler» ... Das Werk sollte schließlich auf 5 Bände anwachsen, doch der Autor bekannte, einen besonderen Favoriten darin zu haben: «Die Hälfte des dritten und vierten Theils macht eine Art Novelle aus, an der ich mit mehr Vergnügen gearbeitet habe, als an irgend etwas. Wenn diese Arbeit nichts taugt, so bin ich trostlos, denn es ist mein Liebling.» Dieser Liebling trägt den Titel «Acht Frühlings- und Sommertage aus dem Leben Mischling’s». Der Leser wird mitgenommen auf eine vergnügliche, nicht immer ganz ernstzunehmende Abenteuer­reise. Der Schauplatz: das preußische Deutschland. Die Epoche: das Jahrhundert zwischen Aufklärung und Romantik, Freiheitsliebe und Zensur. Der Held: ein Herzog in der Maskerade des einfachen Wandersmanns mit dem seltsamen Namen Mischling. Er reist zu Fuß durch die Städtchen und Dörfer seiner Heimat. Aufgebaut ist der Text nach der Episodenstruktur des barocken Schelmenromans: Mischling passiert wandernd alle Schichten der Gesellschaft und entwirft durch seine Erlebnisse ein höchst originelles Panorama der Zeit. Im Verkleidungs- und Verwechslungsspiel der Handlung erlebt er Sagenhaftes, Schauerliches, erzählt Spukgeschichten, stolpert fast über echte Schildbürger, verdingt sich als Puppenspieler und beginnt – wie könnte es anders sein – allerlei Liebeshändel mit rätselhaften Damen und einer knabenhaften Giannina. Am Ende lüftet sich unerwartet sein Geheimnis. Mit allen Wassern Jean Paulischer Überraschungskunst gewaschen, ist der Text bis heute kurzweilig und frisch wie am ersten Tag. «Die freie Weltanschauung, den hellen, durchdringenden Verstand, die Anmuth des Scherzes und die Kühnheit und Eleganz der satyrischen Laune wird man anerkennen müssen. Der Eindruck des Buches ist im Ganzen, wie er zu erwarten war, pikant.» August von Varnhagen
Aktualisiert: 2020-08-17
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poema

poema von Baeskow,  Heike, Bill,  Max, E. Cory,  Mark, Echte,  Bernhard, Gahse,  Zsuzsanna, Gilbert,  Annette, Gomringer,  Eugen, Gomringer,  Nora, Gomringer,  Nortrud, Hohler,  Franz, Isermann,  Ingrid, Jens,  Walter, Krampen,  Martin, Kudielka,  Robert, Lentz,  Michael, Lewitscharoff,  Sybille, Maria,  von Assel, Marti,  Kurt, Mon,  Franz, Pastior,  Oskar, Rakusa,  Ilma, Riese,  Hans-Peter, Segebrecht,  Wulf, von Matt,  Peter
Vor 65 Jahren erschien Eugen Gomringers Gedicht «avenidas» in der Zeitschrift «spirale». Es war ein erstes Beispiel jener «Konstellationen», die in der Folge eine wesentliche Grundform der Konreten Poesie bilden sollte. Auf unvermutete Weise hat dieses Gedicht in jüngster Vergangenheit für Zündstoff gesorgt und eine umstrittene Aktualität gewonnen – Anlass genug, das dichterische Werk des Begründers der Konkreten Poesie neu zu betrachten. Eugen Gomringer hat dazu eine Anzahl seiner wesentlichen Gedichte versammelt, sie selber kommentiert und ihnen Essays bekannter Autorenkollegen beigegeben. Er hält damit Rückschau auf die Entwick­lung einer literarischen Bewegung, deren minimalistischer Reduktionismus zunächst als belanglose Spielerei belächelt wurde, deren kreatives Potential sich unterdessen jedoch in einer weltweiten Rezeption und Verbreitung erwiesen hat. Im Mittelpunkt des vorliegenden Bandes stehen sechzehn Texte, die ebenso sinnfällig wie schlagend vor Augen führen, dass nicht nur inhaltliche, sondern auch streng formale Verdichtung poetische Wirkungen hervorbringen kann. Die vielen Facetten dieses Verfahrens zeigen die Gedichte «schwiizer», «ode an züri», «fünf vokale», «schweigen», «kosmos chaos extase», «chumm», «wind», «häuser des i ging», «sie wirken zusammen», «avenidas y flores», «kein fehler im system», «konstellationen», «ping pong», «möv möv», «das schwarze geheimnis», «gleichmässig gleich» und «vokale». Mit Beiträgen von Maria v. Assel, Heike Baeskow, Max Bill, Mark E. Coray, Florian Cramer, Zsuzsanna Gahse, Annette Gilbert, Nora Gomringer, Nortrud Gomringer, Ingrid Isermann, Walter Jens, Robert Kudielka, Michael Lentz, Sybille Lewitscharoff, Kurt Marti, Peter von Matt, Franz Mon, Oskar Pastior, Ilma Rakusa, Wulf Segebrecht
Aktualisiert: 2020-08-17
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Die fremden Götter

Die fremden Götter von Debrunner,  Albert M, Kesten,  Hermann
In seinem Roman, 1948 in New York entstanden und ein Jahr später beim Exilverlag Querido in Amsterdam erschienen, setzt Kesten sich intensiv mit religiösem Fanatismus auseinander. Nizza, nach Ende des Krieges: Walter Schott und seine Frau haben wie durch ein Wunder die KZ-Haft überlebt und sind heimgekehrt an den Ort, wo sie vor der Deportation ihre Tochter Luise zurücklassen mussten. Sie finden ihr Kind unverhofft wieder – französische Nachbarn hatten das Mädchen in einem Kloster in Avignon versteckt. Luise, von Nonnen fromm erzogen und inzwischen 17 Jahre alt, bekennt sich allerdings inbrünstig zum katholischen Glauben. Die Eltern, die durch ihre wundersame Rettung zu strenggläubigen Juden geworden sind, versuchen Luise zur ererbten Religion zurück zu führen. Die Tochter widersetzt sich jedoch der Autorität des Vaters, der zu immer drakonischeren Zwangsmaßnahmen greift. Auch der junge Sohn des Rabbi, der Luise auf den rechten Pfad zurückbringen soll, vermag nichts auszurichten. Vielmehr verliebt er sich in das schöne Mädchen und vergisst darüber seinen Bekehrungsauftrag. Luise hat an ihm jedoch kein Interesse – denn auch sie ist verliebt: in einen Fotografen, der sich indes zum Atheismus bekennt. Hilfe verspricht sie sich von einem unkonventionellen Onkel, der sich einem epikuräischen Buddhismus verschrieben hat. Spannungs- und temporeich erzählt Kesten, wie die Personen in einen Circulus vitiosus der gegenseitigen Verkennung geraten. Mehr und mehr verlieren sie sich im Labyrinth von Dogmen und abstrakten Grundsätzen. Im unbeirrten Glauben, das Gute und Richtige zu kennen, wer­den sie blind gegenüber den Folgen ihres Handelns und führen das Gegenteil dessen herbei, was sie beabsichtigen. Kesten erzählt die Geschehnisse als eine tragikomische Farce, in der Freiheit und Toleranz einen schweren Stand haben. Wenn man die aufge­steckten Etikettchen der religiösen Richtungen mit anderen Namen versieht, erscheint der Roman heute aktueller denn je. Dem Band ist der Entwurf eines unveröffentlichten Drehbuchs aus dem Jahr 1950 beigegeben. Zur Verfilmung des Buches kam es damals je­doch nicht, da man dem deutschen Publikum einen Stoff, in welchem – wenn auch nur am Rande – ein KZ vorkam, nicht zumuten wollte.
Aktualisiert: 2020-08-17
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Der Atlas der Erinnerung

Der Atlas der Erinnerung von Hummelt,  Norbert
Norbert Hummelt erkundet in seinen Erzählungen Landschaften und Orte, literarische und historische Schauplätze. Seine Texte sind eine kostbare Schule der Beiläufigkeit. Das ist wörtlich zu verstehen: Es läuft jemand an etwas vorbei – und findet es merkwürdig. Wichtig ist weniger das Was als das Wann und Wo. Wenn Peter Handke einst auf der Suche nach der «Stunde der wahren Empfindung» war, so beschäftigt sich Hummelt mit dem Ort der nachwirkenden Erfahrung. Wie war das seinerzeit, als halbwüchsiger Westbürger die DDR zu besuchen? Im Gedächtnis blieb die Musik von «Magdeburg» – aber wo ist sie geblieben? Und der große Plattenladen von «Saturn» in Köln – was war dieses einstige Mekka gelebter Musik gegen das öde Schaulager elektronischer Bespaßungsgeräte heutiger Tage? Wie wäre es dagegen, den Dauerlärm des Aktuellen einmal zu verlassen und sich auf die Spuren von Eichendorff in Oberschlesien zu begeben? Und was verbirgt sich eigentlich hinter der Adresse «Blabber 1», an der Günter de Bruyn irgendwo im Brandenburgischen wohnt? Unterwegs zu sein ist für diesen Autor eine Lebens- und Erkenntnis­form, wobei es gleichgültig ist, ob er den Orten einstiger Familienausflüge in der Kindheit nachgeht oder durch die Allerweltsstraße flaniert, an der er heute in Berlin wohnt. All dies ist im übrigen keineswegs ein Idylle-Programm; hier ist einer geschichtsbewusst und durch­aus kritischen Auges unterwegs. Das Eigenartige aber: In Norbert Hummelts Texten spürt man, dass eigent­lich alles interessant und belebend ist – jeder Moment wirklicher Gegenwart und jede merkwürdige Beobachtung, sei sie auch noch so beiläufig. All dies aber vollzieht sich erst in der Sprache – und hier beginnt das große Geheimnis. Das Beglückende: Norbert Hummelt hat ganz daran teil. «Die Anhänglichkeit an mein persönliches Eldorado, das zur Verbandsgemeinde Emmelshausen gehört und sich an der Landstraße bis heute mit dem magischen Ortsschild ‹Mermuth 1 km› ankündigt, kostete mich in den neunziger Jahren vielleicht eine Reise, die vielen verlockender er­scheinen dürfte. Als mich näm­lich der Leiter der Berliner Literaturwerkstatt bei einem Bier danach fragte, an welchem Ort in Europa ich jetzt am liebsten sein würde, fiel mir leider nur der Name jenes Dorfes ein, in dem mein Freund Günther, der Dribbelkönig von der Liegewiese, inzwischen Orts­bürgermeister war. Der Literaturmanager konn­te damit nichts anfangen; die richtige Antwort wäre Portugal gewesen, denn dorthin fuhr der Literaturexpreß, den er seinerzeit plante.» Aus: Meine andere Heimat
Aktualisiert: 2020-08-17
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Die Schalttafel

Die Schalttafel von Nossack,  Hans Erich
Nossacks große Erzählung 'Die Schalttafel', erstmals 1956 im Band 'Spirale' erschienen, gehört zu den radikalsten Texten, die zur Frage von Anpassung und Freiheit in Deutschland geschrieben wurden. Geschildert wird die nächtliche Unterhaltung zweier junger Männer, die sich programmatisch mißverstehen. Einem spontanem Entschluß folgend, hat der eine soeben sein Studium abgebrochen und die schlagende Verbindung verlassen, um sich von den überm.chtigen Prägungen seiner Herkunft zu lösen. Der andere, sein ehemaliger Corpsbruder, der ein raffiniertes System antizipatorischer Anpassung entwickelt hat, ist durch diesen Schritt völlig überrascht worden, so daß er glaubt, ersterer verfüge über noch ausgeklügeltere Strategien sozialer Berechnung und taktischen Verhaltens. Dabei verkennt er, daß sein Kollege keineswegs versucht hatte, ein 'Image' von sich zu erzeugen, sondern daß sein Entschluß dem Drang nach Freiheit entsprungen war. Die Diskussion der beiden läßt offen, ob es diese Freiheit in einer Welt sozialer und beruflicher Gruppenzwänge geben kann oder ob sie versteckt hinter der Mimikry eines 'Schalttafelsystems' gelebt werden muß. Zu Nossacks Text hat sich in Privatbesitz eine handschriftliche Erstfassung erhalten, die bislang unpubliziert ist und sich markant von der späteren Druckversion unterscheidet. Beide Texte werden hier nebeneinander vorgelegt.
Aktualisiert: 2020-09-01
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Helvetica

Helvetica von Andreas,  Herzau, Gomringer,  Eugen, Gomringer,  Nora
Helvetica ist eine fotografische Auseinandersetzung mit der Schweiz. Über ein halbes Jahrzehnt hat Andreas Herzau das Land immer wieder besucht und die verschiedensten Orte, Sujets und Menschen festgehalten. Ihm geht es nicht um Reportage- Fotografie im berichtenden Sinn, sondern darum, eigene, oft von Klischees verstellte Vorstellungen mit dem Vorgefundenen abzugleichen. Er zeigt ein Land, das er für seine Errungenschaften schätzt – auch wenn er bald erkennt, daß es sich mit den eigenen Ansprüchen schwer tut. Als eine Nation von großem wirtschaftlichem Wohlstand, gefestigt durch eine lange Tradition liberaler Demokratie und politischer Neutralität, bestehen dennoch starke nationale Abwehrreflexe. Herzau umkreist die Widersprüche des helvetischen Selbstbildes und reflektiert seine eigene Rolle als Fremder. Es sind genau diese Bruchstellen, auf die der Fotograf seinen Blick richtet. Ein Auslöser für die Arbeit war René Burris berühmtes Buch «Die Deutschen» aus dem Jahr 1962, das Herzau bei der Vorbereitung zu einem Vortrag über Fotobücher in die Hände fiel. Daraufhin entwickelte er die Idee, den Schweizern einen Gegenbesuch abzustatten. Analog zu Burris Werk, in dem deutsche Autoren den Bildern kurze Texte zur Seite stellten, werden Nora und Eugen Gomringer in dem Band mit Gedichten vertreten sein.
Aktualisiert: 2020-12-02
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Das Klavier auf dem Schillerstein

Das Klavier auf dem Schillerstein von Leutenegger,  Gertrud
Elf Texte aus den Jahren 1989 bis 2016 versammelt der Band, und bereits die Titelgeschichte «Das Klavier auf dem Schillerstein» signalisiert, was alles geschehen kann, wenn die Kräfte der Phantasie zu wirken beginnen. Dies um so mehr, als Gertrud Leutenegger im vorliegenden Band aus kleinen Alltagssituationen heraus die Ahnenreihe ihrer literarischen und künstlerischen Anregungsfiguren erstehen läßt. Der Besuch bei einem alten italienischen Augenarzt führt zu einer Begegnung mit Kleists «Marquise von O...»; aus der stockdunklen Nacht eines Tessiner Tals bei Stromausfall entwickelt sich eine Unterhaltung mit Novalis; die Erinnerung an die kindliche Faszination für die Verpackung von Zwieback Hug führt zu Viscontis legendärer «Gattopardo»-Verfilmung. Autorenkollegen wie Gerhard Meier und Giovanni Orelli erlebt man als Reisebegleiter in Österreich oder China, während aus der Landschaft des Genfersees die archaische Familiensaga von Catherine Colomb wieder lebendig wird. Dazwischen stehen Huldigungen an Dinge, Erlebnisse und Stimmungen, deren scheinbare Alltäglichkeit in Wahrheit Residuen der Poesie sind: kühle Treppenhäuser in der Tessiner Sommerhitze, morgen- und abendliche Pendlerbusfahrten in entlegene Täler oder die plötzliche Erinnerung an eine der ersten selbstgekauften Schallplatten. Am Ende fährt die Erzählerin auf den Furkapass, wo mit lächerlichen weißen Tüchern verzweifelt versucht wird, das Abschmelzen der Gletscher zu verhindern, während zugleich ein innerer Film in ihr abläuft: Wie einst Rimbaud im Winter den Gotthard überquerte – bis unter die Achseln im Schnee versinkend und der weißen Hölle nur mit knapper Not entrinnend. Es ist ein traumwandlerisches Neben- und Ineinander von Erleben und Erinnern, das die Texte bestimmt, durchdrungen von Poesie in jedem Satz.
Aktualisiert: 2020-08-31
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Bruderherz

Bruderherz von Kempker,  Kerstin
Die Erzählerin, deren Namen wir nicht erfahren, hat eine Gastwohnung in New York bezogen. In der Nacht schreckt sie auf: Vorhofflimmern. Sie kennt das schon, schluckt die Notfallpille. In diesem Moment beginnt die Erzählung, die zwei Stunden zwischen Schlucken und Wirken umfaßt die Erzählzeit. Gedanken an die Kindheit kommen in ihr hoch: an die Eltern, die Geschwister, die Häuser, in denen die Familie lebte. Vor allem aber kreisen ihre Gedanken um ihren Bruder. Seit bald acht Jahren sprechen die beiden nicht miteinander, seit dem Fest in Caputh... Doch dies war nur der zufällige Anlaß einer längeren Geschichte, die an jenem Abend kulminierte, als man den 80. Geburtstag der Mutter feiern wollte. Die Erzählerin sucht nach Vorzeichen, verdeckten Hintergründen; sie versucht, ihrer gemeinsamen Vergangenheit wieder habhaft zu werden. Denn die längste Beziehung im Leben ist die zu den Geschwistern. Oder: «Wer Hand in Hand durch die Kindheit ging, gemeinsam auf der Lauer lag und jeden Samstag im selben Wasser badete, der sagt nicht ohne den anderen Ich» – dies eine weiß sie gewiß. Es sind die alten Fragen: «Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?», die den Text antreiben. So beiläufig das Buch erzählt zu sein scheint, so tiefgründig erforscht es die kleinen Ursachen mit den großen Wirkungen, die – den Betroffenen weitgehend verborgen – ganze Lebensläufe und Familiengeschichten bestimmen können. Kerstin Kempkers Bücher können nie auf den Plot hin gelesen werden, sie sind genuin literarisch. Wer sich nicht sentimental betrügen lassen will, ist bei dieser Autorin richtig.
Aktualisiert: 2020-08-31
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Les chambres

Les chambres von Echte,  Bernhard, Krämer,  Felix, Nittka,  Tanja
Man braucht ein Entrée für dieses Haus gegenüber: Angelockt wurde die Künstlerin von den rätselhaften Einblicken – denn manchmal wurden die schweren Vorhänge zur Seite geschoben und das Licht des Tages erlaubte, in eine andere Zeit, in eine andere Welt hin - einzuschauen. Rokkoko-Tapeten, Plüsch möbel, Brokat. Rot. Eine Spiegelung? Oder nur ein Schatten? Und die Vor hänge schlossen sich wieder. Tanja Nittka wollte eintauchen in dieses Ambiente, die Kulisse für käufliche Lust. Sie erbat sich einen Termin mit der Dame des Hauses, kam außerhalb der Öffnungszeiten, ging durch die Räume, sammelte fotografische Skizzen, die aufgrund des wenigen Lichtes nur noch für sie lesbar waren und sich in der Erinnerung zu Bildern verdichteten – zu Malerei. Tanja Nittkas Arbeit ist keine Bilderserie über Prostitution oder Sexualität, ihr liegt keine moralische, politische oder soziale Aussage zugrunde. Sie erlaubt dem Betrachter allein zu sein – in den Zimmern. Ihr Interesse ist rein malerisch, wobei sie eine überraschende Komplizenschaft entdeckt: die Ambiance, die sie zeigt, ist in ähnlicher Weise auf die Erzeugung von Illusionen angelegt, wie dies die Malerei bei der Erschaffung von Bildern tut. So zeigt Tanja Nittka die Räume mit Vorliebe über Spiegel, widmet ihre Aufmerksamkeit der kalkulierten Wirkung von Teppichen, Tapeten und Draperien. Ihr Blickwinkel ist dabei inspiriert von französischen Malern wie Vuillard und den Bildausschnitten des Japonismus. So wird aus den Kulissen, die trivial, klischeehaft und kitschig zu sein scheinen, unversehens – Kunst!
Aktualisiert: 2020-08-17
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Gegenwind.

Gegenwind. von Ruetz,  Michael, Stölzl,  Christoph
1968: Viele der Fotos, die das kollektive Bildgedächtnis über diese Zeit ausmachen, stammen von Michael Ruetz: Rudi Dutschke am Mikrofon,die Demonstrationen nach Benno Ohnesorgs Tod, Gudrun Ensslin mit Kinderwagen und Protestplakaten. Es sind Bilder, die jeder kennt. 50 Jahre später hat sich Ruetz die Frage gestellt: Habe ich eigentlich wirklich gesehen, was ich damals fotografierte? Und sind die bekannten Aufnahmen auch die wesentlichen? In den Bildern, die zwischen 1964 und 1974 entstanden, zeigt Michael Ruetz die Menschen, wie sie ihm in den 1960er-Jahren begegneten – nicht nur auf den Fotos 1968er der Revolution, sondern auch auf Fotos aus der ehemaligen DDR, aus Polen, aus Auschwitz. Es ist ein einzigartiges Zeitpanorama, wie es kein anderer West-Fotograf in diesen Jahren zeichnen konnte. Michael Ruetz hat in seinen Fotografien die Gesichter der Menschen von damals gesucht, um sie in ihrer Individualität zu bewahren. Detailansichten, Blow-ups der von ihm gewählten Aus schnitte lassen die uns die vertrauten Bilder in einer neuen Lesart erscheinen. Was in den groß gezeigten Gesichtern der Zuschauer, der Mitläufer, der Mitdenker, der Streikenden, Kämpfenden in den 1960er-Jahre geschrieben steht, deutet sich der heutige Betrachter am besten selbst.
Aktualisiert: 2020-08-31
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Emil Pirchan

Emil Pirchan von Ifkovits,  Kurt, Lesák,  Barbara, Ludvová,  Jitka, Mühlegger-Henhapel,  Christiane, Pisarik,  Sonja, Resch,  Daniel, Seebald,  Katja, Steffan,  Beat, Steiner-Strauss,  Alexandra
Es ist das sprichwörtliche Märchen vom Fund auf dem Dachboden. Schauplatz: ein Zürcher Einfamilienhaus. Gegenstand: eine größere Anzahl alter Kisten. Inhalt: Der Nachlaß eines Mannes, der ein Universalkünstler war: zuerst Architekt, dann Innenarchitekt und Designer, dann Gebrauchsgraphiker, dann Plakatkünstler, dann Bühnenbildner, daneben natürlich auch Zeichner, Maler, Autor – und zwar nicht als fröhlicher Dilettant, sondern als anerkannter, ja berühmter Vertreter seiner Fächer. Die Rede ist von Emil Pirchan (1884-1957), der so vieles rasch hintereinander und auch wieder gleichzeitig machte, daß die gesetzte Kunst- und Theater geschichte nicht hinterher kam und das offizielle Kulturleben es schließlich dabei bewenden ließ, eine Gasse in Wien nach ihm zu benennen. Die Entdeckung auf dem Dachboden gab Beat Steffan, dem Enkel des Künstlers, nun Anlaß zu einer Expedition in Emil Pirchans kreative Welt. Zu dem Fund gehörten Skizzenbücher, graphische Arbeiten, Bühnenbildentwürfe, biographische Materialien, eine umfangreiche Bibliothek. Es stellte sich zudem heraus, daß im Theatermuseum Wien ein größerer Bestand ruhte, neben Plakaten in einschlägigen Sammlungen wie dem Stadtmuseum München oder dem Folkwang Museum Essen. Ein größeres Autorenteam hat es in den letzten zwei Jahren unternommen, das Material zu ordnen, zu erfassen, zu sichten und aufzubereiten. Das Ergebnis ist ein Band, der eine ganze Epoche der deutschösterreichisch- tschechischen Kulturgeschichte in ungeahntem Facettenreichtum wieder erlebbar macht. Dazu dienen mehr als 300 größtenteils unbekannte Abbildungen sowie Beiträge von anerkannten Fachleuten aller Disziplinen, in denen Pirchan sich bewegt hat. Der Band erscheint in einer deutschen und in einer englischen Ausgabe und enthält auch umfassende Verzeichnisse zu Pirchans Schaffen u.a. für seine Graphik, Plakate, Bühnenbilder, Bücher, Aufsätze etc. Die Publikation wird deswegen auf absehbare Zeit das maßgebende Referenzwerk für den Künstler bilden. Emil Pirchan (1884 –1957), geboren in Brünn, begann seine künstlerische Laufbahn als Schüler des berühmten Wiener Jugendstil- Architekten Otto Wagner, wechselte dann zum Interior-Design. Bald erweiterte er sein Feld auf Werbe-Graphik mit Schwerpunkt bei der Plakatkunst, gründete 1913 in München eine Schule für Gebrauchsgraphik und Bühnenbild, deren verheißungsvolle Entwicklung durch den 1. Weltkrieg unterbrochen wurde. Als Austattungsleiter am Bayerischen Staatstheater machte Pirchan durch revolutionäre expressionistische Bühnenbilder Furore; ab 1921 schuf seine Zusammenarbeit mit Leopold Jessner in Berlin epochemachende Inszenierungen zeitgenössischer und klassischer Stücke. Infolge der Wirtschaftskrise wechselte Pirchan 1930 nach Prag, ehe er 1936 zum Professor an die Akademie der Bildenden Künste nach Wien berufen wurde. Während der Zeit des Nationalsozialisus zog er sich vermehrt auf das Schreiben zurück und publizierte diverse Monographien (darunter das erste Übersichtswerk zu Gustav Klimt) und einschlägige Werke über Theaterkunst und Tanz (u.a. «Harald Kreutzberg», 1941). Die Zeit nach dem 2. Weltkrieg war schließlich von Lehrtätigkeit geprägt.
Aktualisiert: 2020-10-26
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Ernst Würtenberger

Ernst Würtenberger von Burmester,  Andreas, Hübner,  Ute, Merkel,  Ursula, Pohlmann,  Inga, Sander,  Simone, Stark,  Barbara, Volkart,  Silvia
Er war ein brillanter Porträtist und erfolgreicher Maler, ein meisterhafter Holzschneider, ein ebenso einfühlsamer wie didaktisch begabter Lehrer, ein analytisch denkender Kopf und scharfzüngiger Rhetoriker, ein gesellschaftlich vielfältig engagierter Netzwerker, ein treuer Freund sowie ein fürsorglicher Vater und Ehemann. Er galt als humorvoll, literarisch interessiert und als jederzeit interessanter Gesprächspartner in intellektuellen Belangen. Ernst Würtenberger, 1868 im südbadischen Steißlingen geboren, war von Geburt Deutscher, wuchs jedoch seit seinem achten Lebensjahr im schweizerischen Emmishofen, heute Kreuzlingen, auf und verbrachte zwischen 1902 und 1921 seine künstlerisch wichtigsten Schaffensjahre in Zürich. Hier machte er nicht nur Karriere als Porträtist, sondern auch in der örtlichen Kunstszene: Viele Jahre gehörte er der Sammlungs- und Ausstellungskommission der Zürcher Kunstgesellschaft an, hatte maßgeblichen Anteil an der Durchsetzung Ferdinand Hodlers in der Limmatstadt, beriet namhafte Sammler und unterrichtete sieben Jahre an der Zürcher Kunstgewerbeschule. Ernst Würtenberger war sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland ein bekannter und anerkannter Künstler. In über 400 gemalten Bildnissen und Genrebildern spürte er menschlicher Individualität nach. Seine frühen Portraits, vor dunklen Hintergründen weisen auf Ein flüsse Arnold Böcklins und Hans Thomas, eben so die selteneren Landschaften. In Zürich fand er unter dem Eindruck von Ferdinand Hodler und Félix Vallotton zu einer eigenen Formensprache: In klarer körperlicher Zeichnung und fein charakterisiertem Gesichtsausdruck heben sich die Personen vor neutral hellem Hintergrund ab. Die Farbe wird in zurückhaltender Pinselschrift aufgetragen. Wirkungsvoll gesetzte Komplementärkontraste modellieren die Gesichter. Diese sachliche, ganz auf die Individualität des Modells konzentrierte Porträtkunst hat das öffentliche Bild der von ihm Dargestellten bis heute vielfach geprägt. Der Band erscheint zu den Ausstellungen in der Städtischen Wessenberg-Galerie Konstanz und im Hesse Museum Gaienhofen. Er stellt die erste Monographie zum Schaffen des Künstlers dar. Ernst Würtenberger, (1868-1934) war ein deutscher Maler, Zeichner, Graphiker, Illustrator, Kunsttheoretiker und Kunstvermittler. Nach dem Studium an der Münchner Kunstakademie hielt er sich 1894/1895 bei Arnold Böcklin in Florenz auf. 1896 bis 1898 war er an der Karlsruher Kunstakademie Meisterschüler von Ferdinand Keller. Nach seiner Heirat kehrte er zunächst an den Bodensee zurück und übersiedelte 1902 nach Zürich, wo er zu einem gefragten Porträtmaler wurde. Er war Vorstandsmitglied der Zürcher Kunstgesellschaft und lehrte an der Kunstgewerbeschule Zürich. 1921 wurde Professor für Holzschnitt, Illustration und Komposition an der Akademie in Karlsruhe, wo er bis zu seinem Tod im Jahr1934 wirkte.
Aktualisiert: 2020-08-17
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Mauerfall 1989

Mauerfall 1989 von Klemm,  Barbara
In den turbulenten Tagen der unverhofftesten Ereignisse in der neuren deutschen Geschichte haben zahllose Menschen fotografiert. Doch Barbara Klemm hat jene Bilder gemacht, die im kollektiven Gedächtnis haften geblieben sind: Gorbatschow, wie er am 40. Jahrestag der DDR auf Leute am Straßenrand zugeht und den berühmten Satz über das Zuspätkommen sagt; Willy Brandt, wie er an der Invalidenstraße den offenen Grenzübergang passiert; Helmut Kohl, wie er in Dresden vor der aggressiv wirkenden Fahnenmenge spricht; Bärbel Bohley nachdenklich mit Zigarette, hinter ihr Gregor Gysi und Heiner Müller; das Podium bei der Vereinigungsfeier in einem Moment, der alle Protagonisten schlagend charakterisiert. Der Band ist ein singuläres Zeitdokument.
Aktualisiert: 2020-09-29
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Die Berliner Secession 1899-1937

Die Berliner Secession 1899-1937 von Matelowski,  Anke
Über die Berliner Secession scheint heute das Wesentliche bekannt zu sein, doch bei näherem Hinsehen liegen noch nicht einmal zum Datum ihrer Gründung und ihrer Auflösung gesicherte Informationen vor. Als ihre wesentlichen Exponenten gelten Max Liebermann, Walter Leistikow, Lovis Corinth und Max Slevogt, deren Verdienst es war, der kaiserlichen Repräsentationskunst die Moderne gegenübergestellt zu haben: den Impressionismus. Mit der Spaltung im Frühjahr 1913 schien sich die glanzvolle Rolle, welche die Secession über ein Dutzend Jahre gespielt hatte, jedoch erschöpft zu haben. Über ihr langjähriges Weiterleben nach dem Eklat von 1913 ist bislang wenig bekannt. Diese Lücke schließt die große Studie von Anke Matelowski auf eindrucksvolle Art. Mit einer enormen Zahl weitgehend unbekannter Quellen vermag sie die Gründungsgeschichte der Vereinigung ebenso neu zu beleuchten wie die Jahre vom 1. Weltkrieg über die Weimarer Republik bis in die Zeit des Nationalsozialismus. Alle Aspekte dieser wechselvollen Geschichte werden detailliert behandelt: die Ausstellungstätigkeit, die Mitgliederstruktur, die Gebäude und Räumlichkeiten, welche der Vereinigung zur Verfügung standen, das Verhältnis zu den lokalen Behörden und zur offiziellen Kunstpolitik, die Kooperationen mit anderen Künstlervereinigungen, die Strategien zur Bewältigung der politischen und wirtschaftlichen Krisen etc. Ergänzt wird die Darstellung durch umfangreiche Verzeichnisse, die erstmals verläßliche Daten liefern zu Mitgliedern, Vorständen und Ausstellungen. Gleiches gilt für die Gruppierungen, die sich von der Secession abgespaltet, mit ihr konkurriert oder mit ihr zusammengearbeitet haben. Die Arbeit stellt ein Grundlagenwerk für die wichtigste Künstlervereinigung der Moderne in Deutschland dar.
Aktualisiert: 2022-06-08
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«Zuhause im 20. Jahrhundert» – Hermann Kesten

«Zuhause im 20. Jahrhundert» – Hermann Kesten von Debrunner,  Albert M
Hermann Kesten (1900-1996) ist eine Jahrhundertgestalt. Er prägte die Literaturszene der Weimarer Republik, war eine zentrale Figur des Exils und trug wesentlich zu den Debatten der jungen Bundesrepublik bei. Er verfasste zahlreiche Romane und Erzählungen, versuchte sich als Dramatiker und schrieb Gedichte. Als Essayist machte er sich vor allem nach dem 2. Weltkrieg einen Namen. Unvergessen sind seine Porträts berühmter Kollegen, die unter dem Titel «Meine Freunde die Poeten» erschienen. Bis zuletzt blieb er ein kritischer Geist, der das Zeitgeschehen pointiert kommentierte. Im galizischen Podwolozyska geboren, verbrachte Kesten seine Kindheit und Jugend in Nürnberg. Nach einem abgebrochenen Studium zog er nach Berlin, wo er als Lektor für den legendären Kiepenheuer Verlag arbeitete und Erfolg mit seinen ersten Romanen fand. 1933 sah er sich gezwungen, Deutschland zu verlassen. Die nächsten sieben Jahre lebte er in Frankreich und betreute von Paris aus die deutsche Abteilung des Amsterdamer Verlags Allert de Lange. 1940 floh er in die USA, wo er Hunderten die Einreise nach Amerika ermöglichte. 1949 wurde er amerikanischer Staatsbürger, zog aber Mitte der 50er Jahre nach Rom. Dort lebte er bis zum Tod seiner Frau im Jahr 1977. Daraufhin übersiedelte er nach Basel und verbrachte sein letztes Lebensjahrzehnt in einem jüdischen Altersheim. Kesten gehört zu den großen Persönlichkeiten der deutschen Literaturgeschichte des 20. Jahrhunderts. Nach dem 2. Weltkrieg war er neben Thomas Mann und Lion Feuchtwanger der meistgelesene deutsche Autor in den USA. Bleibende Verdienste erwarb er sich zudem durch die Werkausgaben von Joseph Roth und René Schickele sowie durch literarische Porträts und Briefsammlungen zum Exil. Albert M. Debrunner hat sich über mehr als 25 Jahre mit Hermann Kesten beschäftigt, um dessen spannendes und vielfältiges Leben erzählen zu können. «Zu Hause im 20. Jahrhundert» ist die erste Biographie über den Autor. Sie liest sich wie ein Roman.
Aktualisiert: 2021-01-18
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