Faust

Faust von Behnisch,  Uwe, Turgenew,  Iwan
Der Briefschreiber berichtet seinem Freund, wie er sich in eine verheiratete Frau verliebt und sie mittels Faust-Lektüre für sich gewinnt, dann aber zusehen muss, wie die Geliebte sich in Wahn und Krankheit verliert und stirbt. Turgenjew, der die 1856 entstandenen Erzählung zwar in der intimen Briefform niederschrieb, gelangte am Schluss, als das Unheil über die Affäre und den Briefschreiber hereinbricht zu einer modernen, wenn man so will hartherzigen Darstellungsform, um den Schmerz irgendwie erträglicher zu machen. Psychologisch wird Sigmund Freuds psychoanalytischen Theorie vorweggenommen, dessen These der Verdrängung hier literarisch meisterhaft durchexerziert wird, zumal der Autor auch selbst in äußerst unglückliche Liebeshändel verstrickt war und möglicherweise mit diesem kleinen Text eine erste Selbsttherapie wagte.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Die Besessenen

Die Besessenen von Behnisch,  Uwe, Dostojewski,  F. M.
Nachdem mit Russland mittlerweile ein kalter bis lauwarmer Krieg ausgebrochen ist, gilt hierzulande als politisch unkorrekt, welcher versucht zu verstehen, wie die Russen ticken – d.h. wie sie denken und fühlen. Die derzeit massenweise veröffentlichte Meinung suggeriert, das sogenannte Russlandversteher als fünfte Kolonne firmieren. Wenn das so weiter geht, dann landet womöglich ein Schriftsteller wie Dostojewski auf dem Index. Es gilt also die verbleibende Zeit zu nutzen, um ein Zipfelchen von dem zu erhaschen, dass uns die Gemengelage einigermaßen plausibel macht. Und bis dato ist noch niemand am Firmament aufgetaucht, der das besser und treffender in Worte gefasst hat als der Großschriftsteller und Großhumorist F. M. Dostojewski. Insbesondere sein Roman „Die Besessenen“ (auch übersetzt mit „Die Dämonen“, „Die Teufel“, „Böse Geister“), der zu großen Teilen 1870 in Dresden geschrieben wurde und der in der verblichenen Sowjetunion de facto verboten war, enthält immens viel (Zünd)Stoff, den generellen Irrsinn des Weltenlaufs zu beglaubigen. Dostojewski war sich selbst durchaus im Klaren, dass er mit seiner rigorosen Offenheit und seinem horrenden Humor sich nur wenig Freunde machen würde: „Ich schreibe diesen Roman, weil ich zornig bin. Sie werden mich wie Hunde anbellen, die Nihilisten und die Westler und mich als einen Reaktionär behandeln. Aber hol` sie der Teufel, ich werde alles sagen, was ich denke.“
Aktualisiert: 2023-05-15
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Das Leben des Raffael

Das Leben des Raffael von Schorn,  Ludwig, Thomas,  Frank, Vasari,  Giorgio
Für Giorgio Vasari, dem einzigartigen Chronisten der italienischen Malerei gab es die Götter: Michelangelo, Leonardo da Vinci und Raffael, danach kam erst der Herrgott. Raffael war unter den Dreien der jugendliche Tragiker, der an einem Karfreitag geboren wurden und mit noch jungen Jahren von 37 ebenfalls an einem Karfreitag starb. Vasari schildert das gleichwohl illustre wie arbeitsreiche Leben Raffaels in schillerndsten Farben und gibt dabei dem ungebremsten Lebenswandel Raffaels die Schuld an seinem frühen Tod, der durch einen Aderlass zur Kurierung einer Geschlechtskrankheit verursacht worden sein soll. Ob dies tatsächlich an dem war, war zwar Streitgestand der Gelehrten über Jahrhunderte hinweg, schmälert jedoch keineswegs den Lesegenuss dieser Biografie, die voller sprühender Begeisterung für Raffaels grandiose Kunst halt gern mal über die Stränge schlägt.
Aktualisiert: 2023-05-15
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Karl Wilhelm Ramlers kurzgefaßte Mythologie der Griechen, Römer und Ägypter – Reprint 1869

Karl Wilhelm Ramlers kurzgefaßte Mythologie der Griechen, Römer und Ägypter – Reprint 1869 von Ramler,  Karl Wilhelm
Vorwort der 7. Auflage Berlin, Januar 1869 Die Ramler'sche Mythologie fand gleich bei ihrem ersten Erscheinen eine ungewöhnliche Teilnahme; es war diese eine wohlverdiente, denn bei mancherlei Vorwürfen, welche man besonders der Erzählungsweise derselben zu machen berechtigt war, durfte sie dagegen auch begründete Ansprüche auf Lob und Anerkennung erheben. In der Tat bot sie einen so überaus reichen Inhalt dar, teilte — in verhältnismäßig geringem Umfange — die Mythen und Sagen der Vorwelt in so großer Zahl, in so erschöpfender Ausdehnung mit, daß wohl nur höchst selten, ein in dieser Hinsicht Aufklärung oder Belehrung Verlangender das Buch vergeblich zu befragen fürchten durfte, und diesem Vorzüge dankte dasselbe die Gunst, welche ihm das Publikum bis heut bewahrt hat. Diesem Vorzüge und dieser Gunst verdankt Ramler's Mythologie das fernere Glück, daß fortwährend neue Auflagen nötig wurden, und somit die Gelegenheit vorhanden war, die dem Werke anhaftenden Fehler und Mängel zu verbessern und zu beseitigen. Dies ist denn auch bei jeder neuen Auflage gewissenhaft geschehen, und auch diese „siebente Auflage" ist wiederum auf das Sorgfältigste durchgesehen, und tritt in Folge dessen und mit Rücksicht auf die gesteigerten Anforderungen, welche die gegenwärtige Zeit an ein neu erscheinendes Buch stellt, in bereicherter, wesentlich veränderter, und wir hoffen es sagen zu dürfen, in verbesserter Gestalt an die Oeffentlichkeit. Das Werk gibt in gedrängter Fassung und in möglichster Vollständigkeit in den ersten beiden Abteilungen die Mythologie der Römer und Griechen, und zwar die eigentliche Götterlehre in der ersten, die Geschichte der Halbgötter, Heroen, Epigonen und Helden in der zweiten Abteilung; die dritte Abteilung endlich umfaßt die Darstellung der ägyptischen Mythologie. Als Anhang ist, wie bereits den früheren Auflagen, auch der diesmaligen eine Anleitung zur Herstellung von Allegorien beigegeben, welche besonders ausübenden Künstlern als hilfsbereiter Ratgeber gute und nützliche Dienste leisten wird. Was die äußere Ausstattung des Buches anbetrifft, so ist dieselbe geschmackvoll; Druck und Papier sind sehr gut und die in den Text gedruckten Abbildungen in Zeichnung und Holzschnitt vorzüglich und höchst sauber ausgeführt. Wir hoffen somit, daß diese siebente Auflage der Ramler'schen Mythologie mit derselben Freundlichkeit ausgenommen werden wird, welche ihre älteren Schwestern gefunden haben, und empfehlen dieselbe ebensowohl dem jugendlichen Leser zur Unterhaltung und Belehrung, als dem Maler, Bildhauer und sonstigen Künstler zum brauchbaren Hilfsbuch bei allen Veranlassungen, welche eine Kenntnis der römischen- griechischen oder ägyptischen Mythologie wünschenswert machen; das Buch wird ihnen bei solcher Gelegenheit ein trefflicher Freund, guter Ratgeber und zuverlässiger Beistand sein.
Aktualisiert: 2023-03-16
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Die Oberlausitz

Die Oberlausitz von Blumenstein,  Gottfried, Sintenis,  Johann Gottfried Theodor
Johann Gottfried Theodor Sintenis (* 20. 2. 1772 Torgau, † 6. 3. 1846 Görlitz), studierter Theologe und Pädagoge, war ordentlicher Lehrer in der Stadtschule von Zittau und ebenda ist 1812 sein Geschichtsbuch über die Oberlausitz erschienen, das seinerzeit einige Popularität erlangte. Der Anspruch des Schulmeisters war nicht, der hehren Geschichtswissenschaft mit fachsprachlichen Girlanden das Wasser zu reichen, sondern J. G. T. Sintenis befleißigte sich, schlicht und verständlich zu schreiben. Sein Bestreben war, ein „Volksbuch“ herauszugeben, „wodurch eine richtige und nähere Bekanntschaft mit der Vaterlandsgeschichte allgemeiner gemacht werden könne.“ Nichtsdestotrotz würdigte Sintenis die zahlreichen ehrwürdigen und verdienstvollen Männer, die mit äußerster Hingabe sich in ihren Schriften, wenngleich ziemlich vertrackt formuliert, der Oberlausitz gewidmet hatten. Für den vergleichsweise kleinen Landstrich zwischen Neiße, Spree und Schwarzer Elster ist die Flut an Texten aus vergangener Zeit äußerst überraschend, wenn nicht gar verwunderlich. Eine plausible Erklärung hierfür steht jedenfalls bis heute noch aus, wohingegen wenig abgesicherte Mutmaßungen, etwa dass möglicherweise die Zweisprachigkeit der Region damit zu tun hat, eher ins Kraut schossen und noch schießen. Tatsächlich bietet die turbulente Geschichte der Oberlausitz genügend Stoff, sich den Geschehnissen auf mannigfaltige Weise zu nähern und zu verarbeiten. Zahlreiche Kriege – die Hussitenfeldzuge ab 1420, der Dreißigjährige Krieg, die Schlesischen Kriege, die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und seinen europäischen Rivalen – durchfurchten die Oberlausitz. Die jeweiligen Herrscher wechselten je nach Gusto und Laune und pressten Bauern und Handwerker aus, so gut (oder eben schlecht) es halt ging. Erst 1832 wurde die Leibeigenschaft, die hauptsächlich die wendische Bevölkerung in der Oberlausitz betraf, abgeschafft. Die Pest wütete wellenartig durch die Jahrhunderte in der Oberlausitz, so dass die wenigen Überlebenden in manchen Jahren nicht in Lage waren, die Ernte einzubringen. Andererseits verursachten periodisch anfallende Missernten existenzbedrohende Hungersnote, die die Ansässigen zu Flüchtlingen machten. Bis nach Australien und Nordamerika wanderten oberlausitzische Wenden aus. Zahllose Feuersbrünste, die gleichwohl in den Dörfern und Städten wie Bautzen, Löbau und Zittau wüteten, zerstörten Hab und Gut und machten die Betroffenen, die ihr Leben retten konnten, zu erbarmungswürdigen Bittgängern. In seinem Vorwort erklärt Sintenis die Beweggründe, sich an ein populäres Geschichtsbuch zu wagen, von dem alle Stände etwas haben. Dabei geht er von der Prämisse aus, dass Vaterlandsliebe nur dann recht gedeihen kann, wenn die Kenntnis der Vaterlandsgeschichte dem vorangeht.
Aktualisiert: 2021-07-01
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Gottfried Silbermann Der Orgelbauer

Gottfried Silbermann Der Orgelbauer von Blumenstein,  Gottfried, Mooser,  Ludwig
Über den Privatmann Gottfried Silbermann (1683 in Kleinbobritzsch geboren und 1753 in Dresden gestorben), seines Zeichens „Sächsischer Hof- und Landorgelbauer“, ist kaum etwas Stichhaltiges überliefert. Hingegen war jedoch die Silbermannsche Orgelbauschule bereits zu dessen Lebzeiten legendär und lebt in den zahlreichen Orgeln, die in einigen Fällen (etwa die des Freiberger Doms) sogar noch heute im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben sind und zum Klingen gebracht werden, weiter fort. Da Gottfried Silbermann mit wenigen Ausnahmen nur in Sachsens Kirchen seine Spuren hinterlassen hat, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Sachsen quasi ‚Silbermann-Land‘ ist. Diese Orgeln sind die Stradivaris der Zunft, makellos gebaut, wohlklingend und perfekt angepasst dem jeweiligen Kirchenbau und seiner Akustik. Die nachstehende Lebensbeschreibung über Gottfried Silbermann, verfasst von einem gewissen Ludwig Mooser und im Jahr 1857 im thüringischen Langensalza in Druck gelegt, ist den Umständen entsprechend ein Konglomerat aus Dichtung und Wahrheit, das sich recht ansprechend liest und möglicherweise den barocken Zeitgeist durchaus lebensnah zu widerspiegeln vermag. Ob dem wirklich so ist, mag freilich der verehrte Leser bei der Lektüre selbst herausfinden. Immerhin war Ludwig Mooser, der 1807 in Wien geboren wurde und 1881 im ungarischen Eger starb, ein Mann vom Fach. Selbiger entstammte einer Orgelbauerfamilie und war in Österreich-Ungarn durchaus eine Koryphäe. Umtriebig und nicht immer glücklich als Geschäftsmann, agierte und baute er Orgeln unter anderem in Salzburg, Linz, Bischofshofen, Esztergom und Eger. Auch Pianofortes wurden in seinen Werkstätten gefertigt. Von Ludwig Moosers intensiver Beschäftigung mit dem Silbermannschen Leben und dessen Orgelbaukunst ist allerdings keinerlei Quellenmaterial überliefert. Es fehlen Briefe, Notizen, Manuskripte oder dergleichen. Wir wissen absolut nichts darüber, wie und ob überhaupt Mooser der Autor ist. Wenn man es recht bedenkt, muss man sogar mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass der Name Ludwig Mooser von einem Kenner der Materie mit einem unwiderstehlichen Publikationszwang geschickt übernommen worden ist, um ‚frei von der Leber weg‘ seiner Phantasie mit einem pfiffigen Pseudonym (eigentlich Pseudepigraph) ihren Lauf zu lassen. Was uns an eine Sentenz von La Rochefoucauld gemahnt, der da schrieb: „Die Phantasie vermöchte nie so viele Verkehrtheiten zu erfinden, als von Natur im Herzen jedes Menschen liegen.“ Nun denn, akribische Nachforschungen haben nunmehr tatsächlich ergeben, dass ein Musiklehrer und Organist namens Josef Krömer (geb. 1815 in Pillnitz, gest. 1880 in Lugau) sich des Namens von Ludwig Mooser bemächtigt hatte, um möglicherweise den Besserwissern und anderen Schlaubergern, die gerade in Sachsen traditionell sehr zahlreich sind, keine Angriffsfläche zu bieten. Nichtsdestotrotz ist Krömers Text der bislang einzige, der den Lebensweg Gottfried Silbermanns minutiös mit einem gerüttelt Maß an Phantasie und Unverfrohenheit nachzeichnet. Darin ist er bislang ziemlich konkurrenzlos und so ist das Buch durchaus eine Wiederentdeckung und Neuveröffentlichung wert. In diesem Sinne wünschen wir den Lesern dieses Buches viel Vergnügen und Kenntniszuwachs bei der Lektüre.
Aktualisiert: 2020-07-01
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Ein wunderliches Völkchen

Ein wunderliches Völkchen von Blumenstein,  Gottfried, Brankatschk,  Iris
Dass der 1724 in Budissin (Bautzen) geborene August Gottlieb Meissner in der deutschen Literaturgeschichte als der Begründer der Kriminalerzählung gilt, kommt nicht von ungefähr. Immerhin ist er aufgewachsen und wurde sozialisiert in der Region zwischen Neiße, Spree und Schwarzer Elster, die eine äußerst bewegte, aber eben auch sehr gewalttätige Geschichte durch die Zeiten erlebt hat. Da nimmt es nicht wunder, dass ein aufmerksamer Beobachter des oberlausitzischen Ach und Weh, der zudem ein großes Talent zum Schreiben hatte, zur Feder griff und von Mordbrennern, Messerstechern, Giftmischern und anderen Unholden in seinen Erzählungen zu berichten wusste. Vorliegende Geschichtensammlung, darunter auch eine von Meissner daselbst, die sich zumeist aus alten Gerichtsakten speisen, reflektieren die Geschehnisse dieser Region zwischen dem 15. bis 19. Jahrhundert und zeichnen ein facettenreiches Bild einer Gesellschaft, die nie zu Ruhe kam, sondern die sich in stetem Wandel befand und zwischen Gut und Böse hin und her taumelte. Einzigartig in deutschen Landen war, dass neben den Deutschen der größere Teil der Bevölkerung in der Lausitz eben slawischen Herkommens war, also Wenden (Sorben) waren, die sich wahlweise mal einem repressiven und gelegentlich aber auch lauen Germanisierungsdruck ausgesetzt sahen. Zahlreiche Kriege - die Hussitenfeldzüge ab 1420, der Dreißigjährige Krieg, die Schlesischen Kriege, die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und seinen europäischen Rivalen - durchfurchten die Oberlausitz. Die jeweiligen Herrscher wechselten je nach Gusto und Laune und pressten Bauern und Handwerker aus, so gut (oder eben schlecht) es halt ging. Erst 1830 wurde die Leibeigenschaft abgeschafft. Die Pest wütete wellenartig durch die Jahrhunderte in der Oberlausitz, so dass die wenigen Überlebenden in manchen Jahren nicht in Lage waren, die Ernte einzubringen. Andererseits verursachten periodisch anfallende Missernten existenzbedrohende Hungersnöte, die die Ansässigen zu Flüchtlingen machten, die außer Landes getrieben wurden. Bis nach Australien und Nordamerika wanderten oberlausitzische Wenden aus. Und nicht zuletzt verursachen Feuerbrünste in Städten wie Bautzen, Görlitz, Bischofswerda, Löbau oder Zittau verheerende Schäden. Dies alles zeitigte einen Menschenschlag, gehetzt von Schicksalsschlag zu Schicksalsschlag, der sich ein dickes Fell zulegte und der mit allen Wassern gewaschen war. Der Oberlausitzer verstand mit erlaubten und manchmal auch unerlaubten Mitteln für sein Recht zu kämpfen, denn nur so hatte man in solcherart wilden Zeiten (Victor Auburtin sprach in Bezug auf das Mittelalter von einer 'Höllenjauche') eine kleine Chance einigermaßen heil, all die Fährnisse zu überstehen und zu überleben. Aus Prozessakten des 16. bis 18. Jahrhunderts, die dem Chronisten Karl August Wildenhahn, Bautzener Kirch- und Schulrat, Mitte des 19. Jahrhunderts noch zu Verfügung standen, wird ersichtlich, dass selbst bei Nichtigkeiten von beiden Parteien selten klein beigegeben wurde, sondern sie ihren Fall bis zum bitteren Ende durchkämpften oder dass das Für und Wider so lange in der Schwebe gehalten wurde, bis entweder Kläger oder Ankläger verstarben. Neben Mord aus Eifersucht, aus Habgier oder purer Tötungslust einer vertierten Soldateska tauchten auch Probleme auf, die zwar eher einer zivilrechtlichen Klärung bedurften, aber die sich gelegentlich derart hochschaukelten, dass sogar von Krieg die Rede war. Etwa vom legendär gewordenen Bierkrieg zwisehen Görlitz und Zittau in den Jahren 1490-1491, der zwar keine Toten forderte, bei dem jedoch immerhin die Görlitzer ein Heer von 2 000 Mann rekrutierten, um ihr Recht durchzusetzen. Überhaupt war die Bierbrauerei, die zwar strengen, aber einigermaßen unübersichtlichen Gesetzen folgte, über all die Jahrhunderte ein beliebter Zankapfel von Brauern und Trinkern. Sehr gern mischten dabei auch die beiden in der Oberlausitz verbliebenen Klöster Marienthal und Marienstern mit ihren hochfahrenden Äbtissinnen mit, denn ihr Klosterbier spülte ordentlich Taler in die Kassen. Da ließen sie es nicht zu, dass da etwa ein kleines Bäuerlein, das zwar auch gewisse Rechte hatte, ihnen in die Quere kam und schalteten den Konkurrenten mit allen möglichen Tricks aus. Ein exemplarisches Beispiel hierfür haben wir in der Geschichte »Der Bierkrieg von Naußlitz« gefunden. Raub und Raubmord machte in den Medien zu allen Zeiten etwas her und wurde demzufolge reichlich und genüsslich ausgeschlachtet. Da hat sich von damals bis heute nur wenig geändert. Massenaufläufe bei Hinrichtungen und Hexenverbrennungen, die seinerzeit eine Art Volksfestcharakter hatten, gibt es heute zwar nicht mehr, dafür kann man im öffentlich-rechtlichen Fernsehen pro Woche bei zirka 40 bis 60 Tötungsdelikten hautnah und in Farbe dabei sein. Wenn das Privatfernsehen, Netflix und andere Streamingdienste (von stumpfsinnigen Ballerspielen gar nicht erst zu reden) hinzu gezählt werden, dann läuft momentan das Ganze komplett aus dem Ruder und die Zahl steigt ins Irrwitzige. Es ist hier freilich nicht der Platz, der Verrohung unserer Gesellschaft ins Wort zu fallen, aber bedenkenswert ist die Rückentwicklung hin zu mittelalterlichen Gewaltorgien schon. Wie auch immer, es waren wilde Zeiten in der Oberlausitz. Aber neben Verbrechen, Zwistigkeiten und anderen böses Blut verbreitenden Vorkommnissen, gab es freilich auch Bemühungen weittragender Menschlichkeit und Güte. So überlistete 1760 der Rittergutsbesitzer von Malschwitz die preußische Soldateska, um seinen Bauern und Häuslern großes Ungemach zu ersparen, 1759 gründeten in Bautzen Wohltäter einen Verein, der Witwen und Waisen über schlimme Zeiten hinweg half oder 1826 wurde in Görlitz eine aus dem Sudan stammende Afrikanerin herzlich willkommen geheißen in ihrer neuen Heimat.
Aktualisiert: 2023-04-16
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Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen

Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen von Blumenstein,  Gottfried
Als Hauptquelle für den zweiten Band über Rittergüter, Schlösser und Kirchen im Markgrafentum Oberlausitz um 1850, die sich in den mittleren Oberlausitz rund um Löbau scharen, diente das 1847 in Leipzig erschienene "Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen". Es umfasst in der Abteilung Markgrafentum Oberlausitz 264 Seiten Text und über 100 Illustrationen von den beschriebenen Objekten, die vom Architekt F. Heise gezeichnet wurden. Die Stiche, die die Vorderansicht der Gutshäuser zeigen (gewürzt mit einer Genreszene, wie flanierende Adlige oder fleißige Bedienstete) orientieren sich am damaligen Zeitgeschmack. Unverkennbar ist die Verwandtschaft zu den Zeichnungen des Dresdner Malers Adrian Ludwig Richter, der als Künstler der Spätromantik und des Biedermeiers hohes Ansehen genoss. Architekt Heise ist, möglicherweise auf Geheiß des Herausgebers, mit einem Wiedererkennungskalkül zu Werke gegangen, und er hat seine Arbeit außerordentlich gut gemacht. Die Texte stammen von verschiedenen Autoren, wobei insbesondere Otto Moser, ein seinerzeit beliebter Popularhistoriker, den größten Anteil hat und die meisten anderen Autoren entweder durch unentschlüsselbare Kürzel oder keinerlei Autorenhinweis anonym bleiben. Es gibt in den einzelnen Aufsätzen gelegentlich Überschneidungen und Wiederholungen, wenn es um grundsätzliche geschichtliche Ereignisse geht, etwa den Hussitenansturm, den Pönfall oder die Kriegswirren von 1813. Und auch vom Umfang her, was an der Quellenlage oder fehlender Mitarbeit der Rittergutsbesitzer gelegen haben mag, kommen einige Güter nur sehr kurz weg. Die Qualität der Texte ist ebenfalls unterschiedlich. Es gibt sehr spannend aufbereitete Passagen, die aus dem Anekdotischen schöpfen, wohingegen das reichlich präsentierte statistische Material eher etwas monoton wirkt. Nichtsdestotrotz sind diese Datensätze für denjenigen interessant, der die Entwicklung seines Dorfes, das womöglich in grauer Vorzeit ein bedeutender Marktflecken, wenn nicht gar eine Stadt gewesen war, im Auf und Ab der Geschichte verfolgen möchte.
Aktualisiert: 2019-08-15
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Sagenbuch der Lausitz

Sagenbuch der Lausitz von Haupt,  Karl, Osterwald,  Georg
Jede Sage ist mehr oder weniger lokal gebunden, während Mythos und Märchen heimatlos, wie das Volkslied, über die Lande vagabundieren. Die Sage wandert wohl auch, und manchmal recht wunderbar weit, aber immer doch hat sie die Tendenz, ihre Existenz an einem Ort anzuknüpfen und Heimatrecht zu erwerben. Sagen sind die Vögel, die man nicht eher zu Schuss bekommt, als bis sie sich irgendwo niedergelassen haben. So ist der Glaube an Berg- und Wassergeister sicherlich schon mit den ersten Bewohnern der Lausitz hier eingewandert. Aber zur Sage hat sich ja Mythos erst dann gestaltet, wenn das Geistergefolge sich in seinen ihm zusagenden Wohnungen einquartiert hatte. Und dann geht es den Geistern der Sage wie die Menschen: sie nehmen nach und nach die Natur des Landes an in dem sie hausen, und wie der Neger im Norden bleicht, so verliert der Zwerg von seiner gebirgischen Natur, wenn er, in die Ebene verpflanzt, sich mit kümmerlichen Hügelwohnungen behelfen muss. Abgesehen aber von dieser landschaftlichen und örtlichen Abhängigkeit der Sage im Allgemeinen, gibt es eine Menge Sagen, die an eine gegebene Örtlichkeit nicht nur anknüpft, sondern aus ihr herausgewachsen und durchaus unverpflanzbar sind. Wer erinnerte sich nicht eines schwarzen Winkels im lieben Vaterhaus, indem er als Kind im Finstern ungern vorüberging? Wie in jedem Haus so gibt es in jeder Stadt und in jedem Dorf einen oder mehrere unheimliche Winkel. Eine gewisse Seite der Kirche, eine dunkle Ecke des Kirchhofs, ein altes Gemach im Schloss, ein verfallenes Gewölbe im Pfarrhaus, wo es nicht geheuer ist, gibt es fast überall. Unter einem alten Kloster mutmaßt man stets unterirdische Gänge. Wie der Engländer Boz in seinen Romanen leblose Geräte gespenstisch belebt und lange Geschichten erzählen lässt , so macht es nun auch das Volk mit solchen unheimlichen Stellen, indem es Geschichten, die irgendwo und irgendwie sich ereignet haben mögen, nach solche Orten verlegt und sie mit den lokalen Schauer gekleidet . Es sind die Felsschluchten um Marklissa und Messersdorf von lauter schauerlichen Sagen belebt. So kann man aus dem Ortssagen der Sechsstädte recht wohl die äußere Physiognomie derselben herauslesen. Näher schon dem engeren Begriff der Ortssage stehen jene Gespenstergeschichten, die sich an den Ort heften, wo wirklich in alter Zeit ein schreckliches Ereignis stattgefunden hat. Denn die Seelen der Erschlagenen, ja auch der eines natürlichen aber auch nur eines plötzlichen Todes Gestorbenen, finden nach dem Glauben des Volkes keine Ruhe im Grab, sondern sind an die Stelle gebannt, wo sie ohne Beichte und Abendmahl „in ihren Sündenblüte“ dahingerafft wurden. Die eigentliche, echte Ortssage endlich, die hier gemeint ist, entsteht dort, wo ein Ereignis durch ein sichtbares Denkmal verewigt ist, welches nun den festen Stamm bildet, an dem sich die Erzählung durch Jahrhunderte hindurch mit größerer oder geringere Treue fortrankt. Jede Stadt hat eine Anzahl solcher Denkmäler und Erzählungen, die mitunter geschichtliche, fast immer wenigstens kulturgeschichtliche Bedeutung haben und ein geistiges Gemeingut und einen Anhaltpunkt für das historische Gemeindebewusstsein bilden. Eine andere Gruppe von Ortssagen entsteht aus dem Bestreben des Volkes, etwas ihm Auffallendes und Fremdartiges zu erklären. An einem Haus, an einem Pfeiler der Kirche ist ein Steinbild, das seinen Ursprung vielleicht nur der Laune des Baumeister verdankt. An diesem übt nun das Volk seine Fantasie und erfindet zu sein Erklärung mitunter die wunderlichsten, oft auch recht hübsche humoristische Erzählungen. Auch diese haben oft einen beachtlichen kulturgeschichtliche Kern. Ähnlich macht es das Volk mit auffallenden, ihm unverständlichen Ortsnamen, wobei oft die lächerlichsten Wortspielereien zum Vorschein kommen. Andere Ursprungssagen haben dagegen einen mythologischen Charakter und liefern zuweilen beachtenswerte Nachträge zu den Göttersagen. Eine besondere Art poetischer Lokaltradition bilden die Schwänke, wobei es herauskommt, dass das kleine Städtchen Weißenberg das Schilda oder Krähwinkel der Lausitz ist. Daran schließen Sie Spottverse und Sprüche an, womit die Städte sich gegenseitig beehren, ferner die Wahrzeichen, welche mittelalterlichen Handwerksgebrauch eine große Rolle spielten, endlich eigentümliche Rechtsgebräuche, in denen sich der symbolisierende Geist des Mittelalters ausspricht . Von den Volksfesten, welche zur Charakteristik des mittelalterlichen Städtelebens gehören, aber keine eigentlichen Sagen sind, habe ich nur zwei mythologische bedeutsame (Wie die Budissiner den Papst verbrennen; Das Semperlaufen der Budissiner Frauen) und ein historisch wichtiges (Das Gubener Weinfest) herausgegriffen, erstere zugleich als Proben meines noch unedidierten „Festkalenders der Lausitz“. Viele Sagen bewegen sich um hervorragende, für die Geschichte eines Ortes bedeutsame Personen. Da ist denn gar interessant, wie manchmal mit wenigen, augenscheinlich sagenhafte Zügen das Volk eine historische Person oder doch sein Verhältnis zu derselben auf das treffendste charakterisiert, so dass auch hier die poetische Wahrheit und Gerechtigkeit der Volkssage ins schönste Licht tritt. Der Natur der Ortssage nach war es nicht zu vermeiden, dass einzelne Sagen zu antiquarischen Notizen zusammenschrumpften, andere dagegen in fast novellistischer Weise sich zu Stadt- und Dorfgeschichten erweiterten. Karl Haupt
Aktualisiert: 2023-03-16
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Verflixte Axt – Wir sind schon wieder Weltmeister

Verflixte Axt – Wir sind schon wieder Weltmeister von Blumenstein,  Gottfried
Die Wahrheit über Konstantin Ballauf, der sich vor der großen Aufgabe der Titelverteidigung drückte und stattdessen lieber sein sauer verdientes Geld in Sicherheit bringt. Derweil rechneten in Russland blitzgescheite Algorithmen die einschlägigen Spielergebnisse durch. Es kommt zum Eklat, weil Pjotr von Deich, der Diskursethiker des deutschen Teams, den Führungsspieler Peter Tucke nicht mehr erreicht und letztlich selbst dem Weltschmerz erliegt. Des Volkes Stimmen verirren sich im Nebelgeräusch der Uwesehlass.
Aktualisiert: 2022-03-07
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Stimmen aus „Zauberberg“

Stimmen aus „Zauberberg“ von Blumenstein,  Gottfried
Seit zehn Jahren sendet im oberlausitzischen Rakecy/Königswartha das Radio am Schwarzwasser im örtlichen Kabelnetz volles Rohr 'am Trend vorbei', so beschrieb zumindest die Deutsche Presseagentur (dpa) das seltsame akustische Treiben. Da ist wohl an der Zeit, ein Resümee zu ziehen und einige Perlen des Programms aneinander zu reihen, um der Freude und den Irrsinn gleichermaßen einen zeitgeistlichen Tribut zu zollen, denn die Nachrichten überstürzen sich bekanntermaßen. Immerhin rieten die amerikanisch-russischen Freunde der deutschen Regierung, endlich Hasen mit Köpfen zu machen. Um diesem Tipp, der bei TTIP (mittlerweile tatsächlich gescheitert) nicht verifiziert wurde, Nachdruck zu verleihen, wurde von Wemauchimmer der Spargel ausgestochen, was es freilich in sich hatte. Wie aus abgestandener Quelle aus dem Bundeskanzlerinnenamt zu erfahren war, will man sich wegen dieser Machenschaften mehr den schönen Künsten widmen und das Zwergenwerfen als Volkssport fördern. "Dazu braucht es", wird der Facility Manager Egon Olson zitiert, "freilich einen Plan. Optimal wäre es, ein bisschen Bambule und Chaos zu inszenieren, um im Tumult den stillen Abgang durch die Hintertür der Semperoper zu organisieren." Was durchaus klappen könnte, denn die Wettervorhersage spricht von einem immensen Hoch über den Azoren, das demnächst platzt wie eine Seifensiederblase und ungeahnte Kräfte freisetzen würde. Ob dies Udo auch verspürt, wissen wir nicht, immerhin ist von ihm aus längst vergangenen Tagen ein Song überliefert (Take2), der dem professionellen Treiben auf den Sportplätzen gewidmet ist. Abba horcht selbst!
Aktualisiert: 2020-01-20
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The Best of Radio am Schwarzwasser

The Best of Radio am Schwarzwasser von Blumenstein,  Gottfried
Seit zehn Jahren sendet im oberlausitzischen Rakecy/Königswartha das Radio am Schwarzwasser im örtlichen Kabelnetz volles Rohr 'am Trend vorbei', so beschrieb zumindest die Deutsche Presseagentur (dpa) das seltsame akustische Treiben. Da ist wohl an der Zeit, ein Resümee zu ziehen und einige Perlen des Programms aneinander zu reihen, um der Freude und den Irrsinn gleichermaßen einen zeitgeistlichen Tribut zu zollen, denn die Nachrichten überstürzen sich bekanntermaßen. Immerhin rieten die amerikanisch-russischen Freunde der deutschen Regierung, endlich Hasen mit Köpfen zu machen. Um diesem Tipp, der bei TTIP (mittlerweile tatsächlich gescheitert) nicht verifiziert wurde, Nachdruck zu verleihen, wurde von Wemauchimmer der Spargel ausgestochen, was es freilich in sich hatte. Wie aus abgestandener Quelle aus dem Bundeskanzlerinnenamt zu erfahren war, will man sich wegen dieser Machenschaften mehr den schönen Künsten widmen und das Zwergenwerfen als Volkssport fördern. "Dazu braucht es", wird der Facility Manager Egon Olson zitiert, "freilich einen Plan. Optimal wäre es, ein bisschen Bambule und Chaos zu inszenieren, um im Tumult den stillen Abgang durch die Hintertür der Semperoper zu organisieren." Was durchaus klappen könnte, denn die Wettervorhersage spricht von einem immensen Hoch über den Azoren, das demnächst platzt wie eine Seifensiederblase und ungeahnte Kräfte freisetzen würde. Ob dies Udo auch verspürt, wissen wir nicht, immerhin ist von ihm aus längst vergangenen Tagen ein Song überliefert (Take2), der dem professionellen Treiben auf den Sportplätzen gewidmet ist. Abba horcht selbst!
Aktualisiert: 2020-01-20
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Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen

Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen von Blumenstein,  Gottfried
Die vorliegende Text- und Bildzusammenstellung konzentriert sich auf den östlichen Teil vom damaligen Markgrafentum Oberlausitz, das mit der Anerkennung der Sächsischen Verfassung erst ab 1831 nach und nach ins Sächsische Königreich eingegliedert wurde. Zudem war die Oberlausitz auf dem Wiener Kongress geteilt worden, denn das Königreich Sachsen, das lange zu Napoleon gehalten hatte, büßte fast die Hälfte seines Territoriums ein und musste zahlreiche Gebiete an Preußen abgeben. Völlig willkürlich durchschnitt die Oberlausitz nunmehr eine Grenze, die von Ruhland über Wittichenau nach Görlitz bis hinunter ins östliche Böhmen reichte. Ein bis dato homogenes politisches, wirtschaftliches und kulturelles Gebilde wurde aus machtpolitischen Ambitionen geteilt. Dies hatte schließlich auch Auswirkungen auf den Inhalt des ‚sächsischen‘ Albums, denn bedeutsame oberlausitzische Rittergüter oder Schlösser wie die in Bad Muskau, Lohsa, Gebelzig oder Kreba fanden keine Aufnahme in das Werk, da sie sich auf dem Gebiet der nunmehr preußischen Oberlausitz befanden. Und auch die heutige Edition der Texte aus den Jahren um 1850 bedarf einer Ergänzung, derweil die hier mit aufgeführten Orte Friedersdorf, Giessmannsdorf, Oppelsdorf und Reibersdorf nach dem für Deutschland verlorenen 2. Weltkrieg, der gerade im europäischen Osten barbarische Auswüchse erlebt hatte, sich auf polnischem Gebiet befinden. Im Anhang befinden Beschreibungen der beiden in der Oberlausitz verbliebenen Klöster, dem Kloster St. Marienstern und dem Kloster St. Marienthal, die dem 1888 erschienenen Buch "Geschichte der sächsischen Klöster in der Mark Meißen und Oberlausitz" von Hermann Gustav Hasse entnommen wurden.
Aktualisiert: 2021-12-19
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Wetter, Verkehr und andere Peinlichkeiten

Wetter, Verkehr und andere Peinlichkeiten von Blumenstein,  Gottfried
Seit zehn Jahren sendet im oberlausitzischen Rakecy/Königswartha das Radio am Schwarzwasser im örtlichen Kabelnetz volles Rohr 'am Trend vorbei', so beschrieb zumindest die Deutsche Presseagentur (dpa) das seltsame akustische Treiben. Da ist wohl an der Zeit, ein Resümee zu ziehen und einige Perlen des Programms aneinander zu reihen, um der Freude und den Irrsinn gleichermaßen einen zeitgeistlichen Tribut zu zollen, denn die Nachrichten überstürzen sich bekanntermaßen. Immerhin rieten die amerikanisch-russischen Freunde der deutschen Regierung, endlich Hasen mit Köpfen zu machen. Um diesem Tipp, der bei TTIP (mittlerweile tatsächlich gescheitert) nicht verifiziert wurde, Nachdruck zu verleihen, wurde von Wemauchimmer der Spargel ausgestochen, was es freilich in sich hatte. Wie aus abgestandener Quelle aus dem Bundeskanzlerinnenamt zu erfahren war, will man sich wegen dieser Machenschaften mehr den schönen Künsten widmen und das Zwergenwerfen als Volkssport fördern. "Dazu braucht es", wird der Facility Manager Egon Olson zitiert, "freilich einen Plan. Optimal wäre es, ein bisschen Bambule und Chaos zu inszenieren, um im Tumult den stillen Abgang durch die Hintertür der Semperoper zu organisieren." Was durchaus klappen könnte, denn die Wettervorhersage spricht von einem immensen Hoch über den Azoren, das demnächst platzt wie eine Seifensiederblase und ungeahnte Kräfte freisetzen würde. Ob dies Udo auch verspürt, wissen wir nicht, immerhin ist von ihm aus längst vergangenen Tagen ein Song überliefert (Take2), der dem professionellen Treiben auf den Sportplätzen gewidmet ist. Abba horcht selbst!
Aktualisiert: 2023-04-16
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Die Kunst stirbt

Die Kunst stirbt von Auburtin,  Victor, Blumenstein,  Gottfried
Victor Auburtins heroischer Abgesang auf die Kunst ist nicht zuletzt wegen des großartigen Stils ein Lesevergnügen. Aber es ist eben auch ein Bildungserlebnis und eine in seiner Argumentation durchaus schlüssige Bestandsaufnahme, was mit dem Niedergang der klassischen Ideale für einen Schöngeist wie Auburtin alles so verlorenen gegangen ist. Da ist nichts herumzudeuteln oder zu ändern. Die Messen sind gelesen, Kretins übernehmen den Laden: „Wir, die wir die Kunst fühlen, wir gehören einer absterbenden Spezies an, einer schwächlichen Spezies, die nach dem Gesetz der Selektion ausgemerzt wird, die dem Stärkeren, also Rohen, und dem Passenden, also Gemeinen, Platz zu machen verurteilt ist. Ich erschauere vor der elektrischen Größe der kommenden Generation, und ich verwerfe sie noch aus der Eierkiste heraus, in die man mich genagelt haben wird. Sollen wir verzweifeln? Nein, wir werden leben ohne Kunst, es gibt Größeres...“
Aktualisiert: 2020-09-23
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BLUMEN

BLUMEN von Lessing,  Theodor
„Die Blume ist“, wie der Dichter und Lebenskünstler Peter Hille meinte, „das Lächeln der Pflanze.“ Sehr schön gesagt und wiewohl auch richtig, aber es steckt noch mehr dahinter. Nicht nur die ökologisch-technische Funktion der Blumen, den Bestäuber mit ihren Lächeln und ihren Düften anzulocken und künstlerisch wertvoll gewunden als Blumenstrauß seine Mitmenschen zu beglücken, sondern eben durch ihre schiere Existenz Literaten und Philosophen Weisheiten abzuringen, ohne die unsere Gedankenwelt ärmer und freudloser wäre. Tatsächlich sind Blumen eben auch mit Erfindungsgabe und Klugheit beseelt, um ihr Streben hienieden zu erfüllen. Ihr Ehrgeiz ist schließlich, die Oberfläche unseres Planeten mit ihrer vielfältigen Schönheit und Farbenpracht zu bedecken, ja zu erobern. Und das ist eben nicht so leicht, es gibt jede Menge Konkurrenz mit anderen Pflanzen und den Tieren, vom Menschen einmal ganz abgesehen. Aber Intelligenz, Findigkeit und sogar Listigkeit der Blumen, sich den Anforderungen des Flugwesens, der Mechanik, der Ballistik, der Insektenbeobachtung und vielen anderen Einflussnahmen zu stellen, sind geradezu überwältigend. Dies wohl bedenkend, haben Künstler über alle Jahrhunderte hinweg mit ihrer Bewunderung nicht gegeizt und im Kleinen, mit Gedichten, Epigrammen, Aphorismen, Zeichnungen, Aquarellen oder auch im Großen mit Ölgemälden und gedankenschweren Abhandlungen, dieser wundersamen Spezies auf unserem Planeten ihre Bewunderung gezollt. Einer unter ihnen ist der Schriftsteller Theodor Lessing, der 1928 seine philosophische Dichtung „Blumen“ veröffentlichte, die seither im Kanon der Blumenliteratur eine unübertreffliche Stellung einnimmt.
Aktualisiert: 2020-04-14
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Schall und Rausch

Schall und Rausch von Blumenstein,  Gottfried, Roth,  Joseph
Joseph Roth war kein Musiker, der auf einem Instrument mehr recht oder auch bloß ausreichend dilettieren konnte. In ärmlichen Verhältnissen im galizischen Brody aufgewachsen, gab es kein bildungsbürgerliches Klaviermöbel, das in der guten Stube zum Musizieren einlud. Die Mutter, die drei Kinder allein aufziehen musste, hatte kein Geld für derartigen Luxus, dafür aber eine schöne Stimme, die sie vor allem den traurigen, ukrainischen Volksliedern schenkte. Das war Joseph Roths musikalischer Bildungsgang. Und mehr war auch nicht vonnöten, sich in seiner unnachahmlich pointierten Art der Musik und vor allem den Musikern zu nähern. In einem seiner ersten Zeitungstexte aus dem Kriegsjahr 1918 präsentierte Roth den Lesern einen Beistand vom Fach und erwähnte anlässlich der Generalprobe einer neuen Lehár-Operette mehrmals in einem Zwiegespräch mit jenem Freund, das selbiger „was von der Musik versteht.“ Da war Roth also fein raus und konnte, falls es fachlich brenzlig werden sollte, fundierten Rat einholen: „Ich sagte: Wir wollen sehen, wie sich der Meister Lehár in diesen schweren Zeiten künstlerisch entwickelt hat! Mein Freund, der was von Musik versteht, sah hin und sagte: Er ist unberufen dick geworden!“ Dieser Freund, ob frei erfunden oder nicht, taucht später in keinem von Roths Feuilletons wieder auf. Er hatte seine Schuldigkeit getan und den Autor als berufenen Unberufenen in Sachen Musik und den diese hohe Kunst Ausübenden eingeführt, der hinfort allein auf seine geniale Beobachtungsgabe, sein feines Gehör für falsche Töne und einen scharfen Blick auf die Akteure vertrauen konnte. In einer Besprechung aus dem Jahr 1928 findet sich folgende Analyse von Roths Feuilletonstil: „Er beschreibt Menschen. Er beschreibt mit einer wunderbaren, gebändigten Besessenheit. In wenigen Situationen ist mehr Schicksal als in abenteuerlichen, verschlungenen Lebensläufen. Man könnte sagen, er photographiert — aber wenn er es tut, wo steht er? Inwendig im Menschen blitzt sein scharfes Objektiv, und von innen her entwickelt er die Leiblichkeit seiner Gestalten. Seine Methode ist nicht analytisch, nicht psychologisierend, sondern der große Querschnitt und die Totalität mit Hilfe der Dialektik. Das könnte eine kalte intellektuelle Atmosphäre erzeugen, wäre dahinter der Schmerz nicht spürbar.“ Und die Liebe – muss man freilich ergänzen. Joseph Roth schrieb über Caruso, den Gefahren von Schuberts H-Moll-Symphonie, den Aida-Rummel – über den aufkommenden Jazz, Kinopianisten, Volksmusik aus aller möglichen Herren Länder und das musikalische Geschehen auf den zahllosen Varietébühnen Deutschlands in den 1920er Jahren sowieso. Dabei machte er den großen Musikkritikern der Zeit, etwa Paul Bekker, Adolf Weissmann oder Oskar Bie, freilich keine Konkurrenz. Das waren ausgefuchste Männer des Metiers, die Musik studiert hatten, Partituren lesen konnten und die Stücke nach allen Regeln der Musikwissenschaft auseinandernahmen, um ihrem Sinn- wie Freudgehalt herauszuarbeiten. Joseph Roth hingegen ließ sich als aufmerksamer Laie überraschen oder zog überraschende Schlüsse aus allgemein bekannten Tatbeständen. Sein Portrait von Caruso, das nicht den Tenor ansich, eine durchaus fragwürdige Spezies mit einer „in ihren Hals verirrte Sonntagsglocke“, würdigt, sondern den Künstler Caruso, dem eben auch ein gerüttelt Maß an Menschlichkeit eigen war, ist an Wahrhaftigkeit nicht zu übertreffen.
Aktualisiert: 2020-04-14
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Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen

Rittergüter, Schlösser, Kirchen im Königreich Sachsen von Blumenstein,  Gottfried
Als Hauptquelle für den zweiten Band über Rittergüter, Schlösser und Kirchen im Markgrafentum Oberlausitz um 1850, die sich in den mittleren Oberlausitz rund um Löbau scharen, diente das 1847 in Leipzig erschienene "Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen". Es umfasst in der Abteilung Markgrafentum Oberlausitz 264 Seiten Text und über 100 Illustrationen von den beschriebenen Objekten, die vom Architekt F. Heise gezeichnet wurden. Die Stiche, die die Vorderansicht der Gutshäuser zeigen (gewürzt mit einer Genreszene, wie flanierende Adlige oder fleißige Bedienstete) orientieren sich am damaligen Zeitgeschmack. Unverkennbar ist die Verwandtschaft zu den Zeichnungen des Dresdner Malers Adrian Ludwig Richter, der als Künstler der Spätromantik und des Biedermeiers hohes Ansehen genoss. Architekt Heise ist, möglicherweise auf Geheiß des Herausgebers, mit einem Wiedererkennungskalkül zu Werke gegangen, und er hat seine Arbeit außerordentlich gut gemacht. Die Texte stammen von verschiedenen Autoren, wobei insbesondere Otto Moser, ein seinerzeit beliebter Popularhistoriker, den größten Anteil hat und die meisten anderen Autoren entweder durch unentschlüsselbare Kürzel oder keinerlei Autorenhinweis anonym bleiben. Es gibt in den einzelnen Aufsätzen gelegentlich Überschneidungen und Wiederholungen, wenn es um grundsätzliche geschichtliche Ereignisse geht, etwa den Hussitenansturm, den Pönfall oder die Kriegswirren von 1813. Und auch vom Umfang her, was an der Quellenlage oder fehlender Mitarbeit der Rittergutsbesitzer gelegen haben mag, kommen einige Güter nur sehr kurz weg. Die Qualität der Texte ist ebenfalls unterschiedlich. Es gibt sehr spannend aufbereitete Passagen, die aus dem Anekdotischen schöpfen, wohingegen das reichlich präsentierte statistische Material eher etwas monoton wirkt. Nichtsdestotrotz sind diese Datensätze für denjenigen interessant, der die Entwicklung seines Dorfes, das womöglich in grauer Vorzeit ein bedeutender Marktflecken, wenn nicht gar eine Stadt gewesen war, im Auf und Ab der Geschichte verfolgen möchte.
Aktualisiert: 2023-03-16
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Das Leben des Raffael

Das Leben des Raffael von Schorn,  Ludwig, Thomas,  Frank, Vasari,  Giorgio
Für Giorgio Vasari, dem einzigartigen Chronisten der italienischen Malerei gab es die Götter: Michelangelo, Leonardo da Vinci und Raffael, danach kam erst der Herrgott. Raffael war unter den Dreien der jugendliche Tragiker, der an einem Karfreitag geboren wurden und mit noch jungen Jahren von 37 ebenfalls an einem Karfreitag starb. Vasari schildert das gleichwohl illustre wie arbeitsreiche Leben Raffaels in schillerndsten Farben und gibt dabei dem ungebremsten Lebenswandel Raffaels die Schuld an seinem frühen Tod, der durch einen Aderlass zur Kurierung einer Geschlechtskrankheit verursacht worden sein soll. Ob dies tatsächlich an dem war, war zwar Streitgestand der Gelehrten über Jahrhunderte hinweg, schmälert jedoch keineswegs den Lesegenuss dieser Biografie, die voller sprühender Begeisterung für Raffaels grandiose Kunst halt gern mal über die Stränge schlägt.
Aktualisiert: 2019-12-18
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