Timm Rautert hat für dieses Buch aus der Frühzeit seiner fotografischen Tätigkeit der 1970er Jahre siebzehn Bildserien ausgewählt, die einen Einblick in den sozialen Alltag der Bundesrepublik Deutschland geben. Vom Vietnamkongress 1968 in Berlin über das Zechensterben 1974 im Ruhrgebiet bis zur dritten Generation der sogenannten Gastarbeiter 1976, spannt sich der Bogen seiner fotografischen Erfahrungen, hin zu den Lebenserfahrungen einer ganzen Generation. Timm Rautert hat auch Lebensumstände fotografiert, die der bundesdeutsche Durchschnittsbürger vielleicht lieber nicht sehen und wahrhaben wollte: die von Obdachlosen, Langzeitarbeitslosen, jugendlichen Ausreißern. Aber Rauterts Bilder sind nicht allein Fotoreportage oder distanzierte Dokumentation – Rautert kommt Menschen und ihrem Leben wirklich nahe. In seinem einleitenden Text zum Buch spricht Rautert auch davon, wie fotografische Bilder uns teilhaben lassen an modernem Wissen. Dieses Buch zeigt dies und dadurch auch die Kraft und Wirkung der analogen Fotografie.
Aktualisiert: 2021-11-25
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Federico Fellini war einer der bedeutendsten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Mit Produktionen wie La Dolce Vita, Amarcord oder Die Stadt der Frauen schrieb er Filmgeschichte. Bei der Konzeption seiner Filme war die Zeichnung ein unverzichtbares Arbeitsmittel: »Ebenso wie das Drehbuch die verbale Phase bei der Herstellung eines Films darstellt, kommt es oft vor, dass ich während der Vorbe- reitungszeit Entwürfe und Figuren zeichne, weil ich eine Szenerie, eine Rolle, das Kostüm einer bestimmten Figur oder eine Stimmung festhalten und visuell klarstellen möchte« (Federico Fellini, 1973).
Manche Zeichnungen sind minutiös ausgearbeitet, andere rasch aufs Papier geworfen und mit schriftlichen Erläuterungen versehen. Seine künstlerische Handschrift entwickelte Fellini bereits als junger Mann, der Urlauber am Strand von Rimini ebenso karikierte wie amerikanische Soldaten in Rom. Der Katalog präsentiert rund 200 Zeichnungen Fellinis im Zusammenspiel mit Filmstills, Aufnahmen vom Set und Auszügen aus seinen Drehbüchern. So wird unmittelbar anschaulich, welch besondere Rolle das Zeichnen im kreativen Schaffensprozess des Regisseurs spielte.
Aktualisiert: 2022-11-24
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Nachdem die Fotografie 1839 in Paris als französische Erfindung proklamiert worden war, eroberte das neue Medium in kürzester Zeit ganz Europa. Der Wettlauf um technische Verbesserungen ging zwar von den kulturellen Zentren aus, doch bald wurden die schweren Kameras auch in die Dörfer und aufs Land, in abgelegene Täler und auf die Berge getragen. In der Schweiz spielte der aufkommende Tourismus eine wichtige Rolle für das neue Geschäft mit der Fotografie. Neben dem Interesse an spektakulären Landschaften trugen auch die frühe Industrialisierung, technische Großprojekte sowie der wachsende Bedarf an Porträts zum Aufschwung des Mediums bei.
Die erste Übersichtsdarstellung über die Schweizer Fotografie im 19. Jahrhundert beleuchtet die herausragenden Leistungen der Pioniere ebenso wie gesellschaftlich bedingte Besonderheiten, so etwa den frühen Einsatz der Fahndungsfotografie. Die auf umfangreichen Recherchen beruhende Publikation stellt eine Fülle von exquisiten Wer- ken, aus öffentlichen und privaten Sammlungen vor – viele davon unbekannt –, um sowohl die ästhetischen Qualitäten als auch die unterschiedlichen Gebrauchsweisen der Fotografie anschaulich zu vermitteln.
Aktualisiert: 2021-11-30
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In seinem erfolgreichen Fotobuch Ischgl richtete Lois Hechenblaikner seine Kamera überwiegend auf die Vorderbühnen der alpinen Tourismusindustrie, auf die ausufernde Partyszene, die exzessive Eventkultur. Hechenblaikners neues Buch wirft nun einen Blick hinter die Kulissen der Après-Ski-Lokale mit ihrer vorgegaukelten Bergbauernromantik. Hütten, Holz und alpine Heimeligkeit, doch dahinter geht es geradezu klinisch zu. Hier zeigt sich das kalte Herz einer durchorganisierten Berauschungsfabrik, wo der Kunde nicht König ist, sondern Konsument: je trinkwütiger desto zahlfreudiger. Denn im Keller dieser »Wegelagererhöhlen der Neuzeit« verbergen sich computergesteuerte High-Tech-Zapfanlagen, unzählige Schläuche und hochtechnische Apparaturen. Von hier aus werden alle Getränke bis auf den Milliliter genau ins Epizentrum des Geschehens hinaufgepumpt: Bier, Glühwein, Schnaps, Jagatee. Hechenblaikner nennt diese auf Maximalversorgung mit Alkohol angelegten Einrichtungen provokant »Intensivstationen«.
Man blättert durch dieses rasante Buch wie durch ein visuelles Roadmovie, durchschreitet dabei den Alpenraum, um vollkommen augentrunken auf der letzten Seite anzukommen und sich zu fragen: Ist es nicht an der Zeit, über eine neue Art von Tourismus nachzudenken?
Aktualisiert: 2023-04-06
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Luigi Pirandello, der Dramatiker und Erzähler, hatte die Angewohnheit, am Sonntagvormittag Sprechstunden für Personen abzuhalten, die aufgrund ihres besonderen Schicksals in seine Stücke oder Erzählungen aufgenommen werden wollten. Manche, die besonders aufsässig waren, schickte er wieder fort, aber den meisten lieh er sein Ohr, und so entstand nicht nur das weltberühmte Theaterstück Sechs Personen suchen einen Autor, sondern auch ein Großteil seiner Novellen. Mit dieser ironischen Selbstbeschreibung seiner Arbeit eröffnet der vorliegende Band, um dann in die ebenso karge wie intensive Lebenswelt Siziliens einzumünden. Große und kleine Tragödien von Witwen und Waisen, Frommen und Frömmlern – Grotesken, die das menschliche Maß übersteigen und doch mitten aus dem Leben gegriffen sind. All diese leidvollen und mit tiefer Empathie beschriebenen Verhältnisse – die alte Mutter, die ihren hilfsbereiten Sohn nicht sehen will, der Mann, der immer im Schlaf lacht, die junge Witwe und der alte Witwer, die sich in ihrer Hochzeitsnacht auf dem Friedhof einfinden – haben ein erschütterndes oder absurdes Geheimnis. Über allem waltet der klare südliche Himmel, in dem der junge Ciàula, der nur die Arbeit im Schwefelbergwerk kennt, eines Nachts zum ersten Mal den Mond entdeckt.
Aktualisiert: 2022-01-27
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Eugene McCabes fesselnder Roman spielt an einem einzigen Tag des Jahres 1883: Billy Winters, protestantischer Grundbesitzer im Norden Irlands, war reichlich betrunken und sehr zornig, als er seiner Frau eröffnete, dass er ihrer Tochter Beth auf keinen Fall etwas vererben wird. Steinbruch, Pachten, Farmland und ein erheblicher Goldschatz sollten dem katholischen Kuckuckskind nicht in die Hände fallen. Jahre später beschließt Beth, den Hof zu verlassen. Sie hat genug von Billys Wutanfällen und der mehr als väterlichen Zuneigung. An ihrem Geburtstag will sie mit seinem Gold und ihrem Geliebten durchbrennen. Doch der Mann, dem sie ihr Leben und das ihres ungeborenen Kindes anvertraut, ist ein skrupelloser Verbrecher.
Aktualisiert: 2022-07-14
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Am liebsten würde die vierzehnjährige Libby Gallagher den Sommer wie immer mit ihrer Freundin Sage verbringen. In ihrem heimlichen Königreich im Wald lauwarmes Bier trinken, reden und Menthol-Zigaretten rauchen. Doch diese Ferien fangen gar nicht gut an. Auf der Fahrt von der Schule nach Hause herrscht im Auto dicke Luft. Die fünf Geschwister liegen sich in den Haaren, und Libbys kleinere Schwester Ellen bringt die Mutter zur Weißglut. So sehr, dass sie am Straßenrand anhält und ihre Tochter auffordert, auszusteigen. Sollen die anderen Geschwister protestieren wie sie wollen, die Mutter legt den Gang ein und tritt aufs Gaspedal. Im schwindenden Tageslicht, im dunklen Schatten der Bäume bleibt die zwölfjährige Ellen zurück. Die Entscheidung eines Augenblicks, die alles verändert. Licht zwischen den Bäumen ist das bewegende Porträt einer zerrissenen Familie und literarischer Thriller. Ein Roman über Loyalität und Liebe, Scham und Schuld und den bitteren Geschmack wohlmeinenden Verrats.
Aktualisiert: 2021-11-18
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»Weinen wird nicht helfen«, sagt Dianas Vater. Es sind die 1940er, und er und seine Frau haben eben beschlossen, das Mädchen auf ein katholisches Internat zu schicken. Die Schule fühlt sich für Diana wie ein Gefängnis an. Vieles, was sie liebt, fehlt: Die Abenteuer des Huckleberry Finn, denn sie darf keine eigenen Bücher lesen, ihre Eltern und ihre Schwester Wayne. Nur zwei Bilder von der Familie darf sie auf ihren Nachttisch stellen. Aber vor allem fehlt Diana eines: Susie Glenn. Susie Glenn, die von sich nur in der dritten Person spricht, die eine Sonnenfinsternis für das Jüngste Gericht hält und häufig mit Jesus Zwiegespräche führt. Vor Dianas Vater hat jeder in der Familie Respekt, sogar Angst. Nur Susie Glenn widerspricht und sagt, was sie denkt.
Dieses Memoir der bekannten amerikanischen Fotografin Diana Michener ist eine anrührende Erinnerung an den vielleicht wichtigsten Menschen ihrer Kindertage, dem sie mit diesem Buch ein Denkmal setzt. Susie Glenn ist mehr als eine schwarze Köchin: Sie ist Dianas beste Freundin, Komplizin und beinahe Mutterersatz, die dem Mädchen voller Empathie und Liebe begegnet, auch wenn es sich mit einem Mitschüler prügelt oder wegläuft.
Aktualisiert: 2022-02-10
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Die Paris Bar an der Kantstraße in Berlin-Charlottenburg ist das wichtigste Künstlerlokal Deutschlands. Allabendlich wird sie von Gästen jeglichen Alters, Geschlechts und jeglicher Couleur frequentiert. Besonders ist sie bei Malern, Künstlerinnen, Schauspielern, Schriftstellerinnen, Sammlern und Galeristinnen beliebt. Die Schauspielerin Iris Berben brachte es auf den Punkt: »Die Paris Bar ist ein erwachsenes Lokal«. Legendär ist das mit Kunst gepflasterte Interieur. Mit Werken von John Baldessari, Georg Baselitz, Joseph Beuys, Cosima von Bonin, Peter Doig, Martin Kippenberger, Bernd Koberling, Maria Lassnig, Sarah Lucas, Markus Lüpertz, Sigmar Polke, Daniel Richter, Elfie Semotan, Daniel Spoerri, Ingrid Wiener.
Mit dem vorliegenden Grafik-Zyklus liefert der Künstler und Paris Bar-Patron Michel Würthle nun die erste und einzigartige Innenansicht des berühmten Restaurants. In der Einsamkeit der Lockdown-Monate 2020/2021 schuf der Zeichner ein faszinierendes Konvolut aus mehreren hundert Blättern, Collagen und kurzen Texten, das nun als Faksimile aufgelegt wird. Paris Bar Press Confidential ist ein Pandemie-Tagesjournal, das Würthle ab Februar 2020 während der ersten Schließung der Paris Bar unter dem Titel »Speisenkarten in Krisenzeiten« zu führen begann. Daraus entwickelte der Künstler thematische Zeichnungen, fügte Erinnerungen und biografische Fragmente hinzu. Auf nahezu beiläufige Weise entstand so auch eine subjektive Kunstgeschichte der Paris Bar und gleichzeitig eine wehmütige Liebeserklärung an die Metropole Berlin.
Aktualisiert: 2023-03-17
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London im Juni 1923. Peter Vane kann nicht mehr schlafen. Eine unbekannte Stimme raunt ihm immer wieder ein einziges Wort zu: Lily. Doch der junge Kriegsveteran und Mathematikstudent kennt niemanden mit diesem Namen. Nur das Foto eines kleinen Mädchens, das ihm sein verletzter Kamerad Finley im Schützengraben zugesteckt hat, scheint auf merkwürdige Weise mit Lily in Verbindung zu stehen. Finley ist verschollen, und um ihn aufzuspüren, sucht Peter trotz aller Zweifel Hilfe bei der berühmten Spiritistin Hester Dowden, die behauptet, mit dem Jenseits Kontakt aufnehmen zu können. Doch als Peter an einer Séance teilnimmt, spürt er eine ganz andere unheimliche Präsenz: Oscar Wilde, der doch eigentlich seit 23 Jahren tot ist, diktiert ihm seine Gedanken. In der Hoffnung, all dies sei rational erklärbar, versucht Peter mithilfe der exzentrischen Dolly, das Rätsel um Lilys Foto zu lösen, Mrs. Dowden als Betrügerin zu entlarven und seine eigenen Dämonen zu besiegen.
Aktualisiert: 2021-08-17
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»Die Buchstaben sind wie Ameisen und haben ihren eigenen geheimen Staat.« Dass Elias Canetti damit recht hatte, können alle bestätigen, die täglich mit Text zu tun haben. Buchstaben sind nicht nur vielseitig einsetzbare Schriftzeichen, die unter dem Dach des Alphabets ihr semantisches Potenzial entfalten, sie sind auch eigenwillige Gesellen, die uns häufig nur allzu gern durch die Finger schlüpfen und Schabernack treiben. Stephan Krass’ ebenso kluges wie unterhaltsames Buch stellt die Buchstaben nun aufs wohlverdiente Podest und weckt Entdeckerfreude: Wussten Sie eigentlich, welche Strafe die unterlegenen Poeten bei den regelmäßigen Dichterwettkämpfen am Hofe des Tyrannenkaisers Caligula zu erdulden hatten?* Oder welcher deutsche Schriftsteller für den Suppenhersteller Maggi Werbeslogans dichtete?**
Die Spur der Buchstaben ist jedoch nicht allein eine Spielanleitung. Die 26 Kapitel über Alphabet, Blaupause, Code und vieles mehr sind trotz ihrer Kürze von beeindruckender poetologischer Tragweite und schrifthistorischer Tiefe. Man wird nach der Lektüre einmal mehr zu dem Schluss kommen, dass Sprache und Schrift unsere Realität nicht nur abzubilden, sondern auch zu formen vermögen.
* Sie mussten so lange ihre Wachstafeln ablecken, bis alle Inskriptionen wieder verschwunden waren.
** Frank Wedekind, Ende des 19. Jahrhunderts.
Aktualisiert: 2022-02-03
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»Ich muss nicht in die Parteipolitik, um wirken zu können.« Der Pianist Igor Levit ist ein Superstar – und ein unermüdlicher Streiter für Frieden und Gerechtigkeit. Im Alter von vier Jahren gab er sein erstes Konzert. Seither begeistert er als Solist sowie mit den bedeutendsten Orchestern, Ensembles und Künstlern der Welt. Für sein politisches Engagement erhielt er 2019 den Internationalen Beethovenpreis, 2020 ehrte das Internationale Auschwitz Komitee den 33-Jährigen mit der »Statue B.« die zuvor u.a. Angela Merkel, Ban Ki-moon, Wladyslaw Bartoszewski, Papst Franziskus und Prinz Charles verliehen worden war. In Mein Leben für die Freiheit spricht Levit über Sport und Mut, über das Leben in Zeiten des Virus und über seinen Versuch, Musik und Politik zu verbinden.
Aktualisiert: 2022-07-28
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Charles, jüngster Bruder von Jane Austen, fuhr Zeit seines Lebens zur See. Im Frühjahr 1816 erreicht Jane eine schreckliche Nachricht: Kapitän Austens Fregatte Phoenix hat Schiffbruch vor der anatolischen Küste erlitten. Austen reist weiter nach Smyrna, um die Heimreise zu organisieren. Doch die reiche Hafenstadt, in der viele Nationen friedlich zusammenleben, wird von dem zwielichtigen osmanischen Gouverneur Katipzade Mehmed Bey regiert, der sich seit Jahren für die Interessen der britischen Handelsfamilien einsetzt und den Hass des Sultans auf sich zieht.
Austen gerät immer tiefer in einen mit allen Mitteln geführten Machtkampf, als ihn die junge Witwe Rachel Löwenthal bittet, ihr dabei zu helfen, das Schicksal ihrer Familie aufzuklären, für das Katipzade verantwortlich sein soll. Die Suche nach Antworten führt Austen und seine neuen Freunde bis in die geheimsten Winkel der Jahrtausende alten Stadt, zu dem melancholischen Orientalisten Otto Friedrich von Richter und der taubstummen Anthoula, zu der geheimnisvollen Sängerin Arevhat, zu griechischen Freiheitskämpfern, Sufi-Meistern und chassidischen Mystikern.
Aktualisiert: 2021-11-15
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Kultur hat andere Referenzpunkte ihres Wirkens als die Grenzen von Staaten. Was ist Innen, was ist Außen? Ist Außen nicht auch Innen geworden und das neue Innen Basis eines veränderten Außen? Angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel, Migration, Digitalisierung, Ungleichheit und Corona-Pandemie sind Innenkulturpolitik und Außenkulturpolitik mehr denn je aufeinander angewiesen und müssen konsequent aufeinander bezogen sein.
Doch es gibt derzeit zu wenig Synergien zwischen beiden Politikfeldern. Nach wie vor besteht die Gefahr, dass die Außenkulturpolitik zu wenig davon vermittelt, wie das Land sich aus innenkulturpolitischer Perspektive darstellt, und die Innenkulturpolitik zu wenig versteht, in welchen größeren Zusammenhängen sie auch außerhalb ihrer staatlichen Grenzen wirkt.
Der Band Innen – Außen. Perspektiven einer integrierten Kulturpolitik lotet aus, wie eine integrierte Kulturpolitik gestaltet werden könnte, in der das Innen und das Außen stärker ineinandergreifen. Dabei werden Wege für neue Synergiebildung, Bezüge und langfristige Kooperationen aufgezeigt.
Aktualisiert: 2021-11-22
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Die Familie Burnell – Großmutter, Eltern, Tante, drei kleine Mädchen – zieht aus Wellington in ein Landhaus, vor dem eine große Aloe wächst. Der lange Blütentrieb dieser geheimnisvollen Pflanze, die nur »alle hundert Jahre einmal blüht«, nimmt für die neuen Bewohner unterschiedliche Bedeutungen an: Für die Kinder symbolisiert sie die Fremdheit der neuen Umgebung, für die Großmutter ist sie ein gutes Omen und für die kränkliche Mutter wird sie eines Nachts zum Segelschiff, mit dem sie sich fortträumt von ihrem präpotenten Mann und den Belastungen des Familienlebens.
Katherine Mansfield beleuchtet die Konflikte des komplexen Familiengespinsts aus mehreren Perspektiven und gibt gerade den schwächsten Familienmitgliedern eine eigene Stimme. All dies wird in einer Art literarischem Tachismus erzählt, der die Tradition der Short Story im englischen Sprachraum maßgeblich beeinflusste und ihr
zugleich zu einzigartigem Glanz verhalf.
Aktualisiert: 2022-02-03
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"Würden Sie dieser Frau ein Zimmer vermieten?" Als Klaus Staeck 1971 diese Frage unter das Bildnis einer alten Frau setzte (ein Bild Dürers von seiner Mutter), war sein erstes Plakat entstanden, das provokante Kunst in den öffentlichen Raum brachte. Das politische "Staeck-Plakat" wurde rasch zu einem festen Begriff. Im Lauf der Jahre entstanden über 300 Motive – in diesem Taschenbuch sind sie erstmals vollständig versammelt.
Aktualisiert: 2021-11-18
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Drei Brüder bei einer Beerdigung, einer von ihnen liegt im Sarg, betrauert von seinen Geschwistern. Aber welcher? Und warum? Nur jeweils ein Jahr sind die Drumm-Brüder William, Brian und Luke auseinander und doch könnten sie unterschiedlicher nicht sein. William hat als Filmproduzent Karriere gemacht und glaubt, ihm stehe einfach alles zu, Brian, der mittlere Bruder, Lehrer und Künstleragent betätigt sich als wenig selbstloser Friedensstifter, Luke, psychisch instabiles Nesthäkchen, ist ein international gefeierter, sehr einsamer Popstar. Aber keiner von ihnen ist der, der er zu sein scheint. Vom Tag ihrer Geburt an hat ihre narzisstische, ziemlich abgefeimte Mutter die Brüder darauf abgerichtet, um ihre Aufmerksamkeit zu buhlen. Sie spielen Spielchen, doch im Laufe der Jahre werden diese Spiele – die kleinen Grausamkeiten – immer unheimlicher, gnadenloser und gefährlicher. Toxisch geradezu, denn nur zwei der Brüder werden überleben.
Aktualisiert: 2021-11-15
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Marcel Proust legte mit 26 Jahren den Band Les Plaisirs et les Jours vor, eine Sammlung von Erzählungen und impressionistischen Miniaturen, aus denen für den vorliegenden Nocturnes-Band einige der bezwingendsten versammelt sind. Atmosphärenreiche Bilder, feinfühlige Personen- und Gesellschaftsporträts, vor allem aber die Beschwörung aller betörenden Facetten der Schwermut und der Liebe lesen sich wie elegante Vorstudien zur Suche nach der verlorenen Zeit und zeigen doch bereits Prousts stilistische Meisterschaft.
Wir befinden uns, wie immer bei Proust, in den höchsten Kreisen der Gesellschaft: Violante, die alles unternimmt, damit die Welt ihr zu Füßen liegt, muss am Ende die Eitelkeit ihres Tuns erkennen; Françoise de Breyves wird Opfer ihrer unerfüllten Verliebtheit in den mittelmäßigen Monsieur Laléande; ein zur Unkeuschheit verführtes Mädchen legt nach einem Selbstmordversuch ihre Lebensbeichte ab; der von Eifersucht geplagte Honoré erfährt erst angesichts des Todes die Befreiung einer allumfassenden Liebe. In all diesen tiefsinnigen psychologischen Parabeln spiegelt sich die moralische Brüchigkeit der Belle Époque.
Aktualisiert: 2022-01-27
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Fast neunzig Jahre nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten beschäftigt uns immer noch die Frage, die heute aktueller ist denn je: Wie konnte das alles geschehen? Wie erlebten 65 Millionen Männer, Frauen und Kinder im »Dritten Reich« die Zeit zwischen der Machtübernahme und dem Ende des Zweiten Weltkriegs?
Bernt Engelmann, der den Beginn des Terrors als Zwölfjähriger miterlebte, hat ganz verschiedene Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen befragt: Menschen, die von den Ideen der »Bewegung« begeistert waren, Menschen, die sich aus Angst vor Repressionen in den Dienst der Nazis stellten, aber auch Menschen, die Widerstand leisteten, wie »Tante Änne«, in deren Konditorei NS-Größen verkehrten und die Verfolgten half, ins sichere Ausland zu fliehen. So ist eine ungewöhnliche, vielstimmige Chronik des »Dritten Reiches« entstanden.
Aktualisiert: 2021-10-28
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Er ist egozentrisch, rücksichtslos und auf der Suche nach sich selbst. Island ist ihm zu eng und provinziell, in der großen weiten Welt leben junge Männer wie er inmitten von Ausschweifungen und leidenschaftlichen Debatten. Dorthin zieht es Stein Ellidi, auch er will zügellos leben und mitreden. Bevor er geht, verabschiedet er sich von seiner Kindheitsfreundin Dilja. Eine Nacht lang sitzen sie auf den Thingfeldern am Meer, und Stein entwirft ihr das Panorama seiner strahlenden Zukunft. Ähnlich jung war der Autor, als er Der große Weber von Kaschmir, seinen ersten bedeutenden Roman, schrieb: 23 Jahre. Auch Laxness hatte sich in das wilde Leben gestürzt, war der Enge seiner Heimat entflohen, bevor er diese bunte, lebenspralle Geschichte eines Aufbegehrenden in Sizilien niederschrieb.
Aktualisiert: 2021-11-11
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