Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914

Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 von John,  Matthias
Immer wieder wurde und wird behauptet, dass Karl Liebknecht in der DDR als Ikone gehandelt wurde. Das mag für die ersten, das heißt, für die fünfziger Jahre stimmen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der DDR trat Rosa Luxemburg neben und vor Karl Liebknecht. Das widerspielte sich speziell in der Wissenschaft. Während Rosa Luxemburg unter den Wissenschaftlern nunmehr besondere Aufmerksamkeit genoss, wurde von ihnen das Werk von Karl Liebknecht geradezu stiefmütterlich behandelt. Erst durch die Forschungen von Annelies Laschitza in der Endphase der DDR und unmittelbar nach der Wende wurde zumindest das Leben Karl Liebknechts tiefgründig erforscht. Dabei zeigte sich aber, dass seriöse Spezialstudien zu seinem beruflichen Wirken als Anwalt nach wie vor ein Desiderat der Forschung sind. Die Herausgabe der „Gesammelten Prozesse“ soll dazu beitragen, dass diese Forschungslücke geschlossen werden kann. Es muss als ein Glücksumstand angesehen werden, dass die sozialdemokratische und zuweilen auch die bürgerliche Presse seinen Auftritten als Anwalt besondere Aufmerksamkeit widmete. Und das nicht nur wegen seines berühmten Familiennamens, sondern vor allem wegen seiner herausragenden anwaltlichen Fähigkeiten. Er galt, wie Wilhelm Dittmann in seinen Erinnerungen schrieb, als Stern am juristischen Himmel. Obwohl er in erster Linie ein politischer Anwalt war, übernahm er auch die anwaltliche Vertretung in Prozessen, die völlig unpolitisch waren; so verteidigte Karl Liebknecht unter anderem eine einfache Näherin, die von ihrem sozial aufgestiegenen Geliebten in Stich gelassen worden war. Im Mittelpunkt des 1. Bandes steht allerdings sein erster großer politischer Prozess, die Kaiserinsel. Es ging dabei um den mutmaßlichen Plan Kaiser Wilhelm II., auf der Havelinsel Pichelswerder ein Schloss zu errichten, auf dem er auch im Falle politischer Unruhen sicher sein konnte. Am häufigsten übernahm Karl Liebknecht, wie in dem vorliegenden Band dokumentiert wird, die anwaltliche Vertretung in Verfahren, in denen es um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ging. Auf Grund seiner herausragenden juristischen Fähigkeiten vermochte er immer wieder die Anklage zu Fall zu bringen. Unter den von ihm erfolgreich vor Gericht vertretenen Sozialdemokraten befanden sich nicht wenige, die später in der deutschen Sozialdemokratie eine mehr oder minder bedeutende Rolle spielten. Allerdings sollten sie Jahrzehnte später in ihren Erinnerungen – aus Gründen „der politischen Räson“ – diesen Umstand zumeist verschweigen.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914

Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 von John,  Matthias
Immer wieder wurde und wird behauptet, dass Karl Liebknecht in der DDR als Ikone gehandelt wurde. Das mag für die ersten, das heißt, für die fünfziger Jahre stimmen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der DDR trat Rosa Luxemburg neben und vor Karl Liebknecht. Das widerspielte sich speziell in der Wissenschaft. Während Rosa Luxemburg unter den Wissenschaftlern nunmehr besondere Aufmerksamkeit genoss, wurde von ihnen das Werk von Karl Liebknecht geradezu stiefmütterlich behandelt. Erst durch die Forschungen von Annelies Laschitza in der Endphase der DDR und unmittelbar nach der Wende wurde zumindest das Leben Karl Liebknechts tiefgründig erforscht. Dabei zeigte sich aber, dass seriöse Spezialstudien zu seinem beruflichen Wirken als Anwalt nach wie vor ein Desiderat der Forschung sind. Die Herausgabe der „Gesammelten Prozesse“ soll dazu beitragen, dass diese Forschungslücke geschlossen werden kann. Es muss als ein Glücksumstand angesehen werden, dass die sozialdemokratische und zuweilen auch die bürgerliche Presse seinen Auftritten als Anwalt besondere Aufmerksamkeit widmete. Und das nicht nur wegen seines berühmten Familiennamens, sondern vor allem wegen seiner herausragenden anwaltlichen Fähigkeiten. Er galt, wie Wilhelm Dittmann in seinen Erinnerungen schrieb, als Stern am juristischen Himmel. Obwohl er in erster Linie ein politischer Anwalt war, übernahm er auch die anwaltliche Vertretung in Prozessen, die völlig unpolitisch waren; so verteidigte Karl Liebknecht unter anderem eine einfache Näherin, die von ihrem sozial aufgestiegenen Geliebten in Stich gelassen worden war. Im Mittelpunkt des 1. Bandes steht allerdings sein erster großer politischer Prozess, die Kaiserinsel. Es ging dabei um den mutmaßlichen Plan Kaiser Wilhelm II., auf der Havelinsel Pichelswerder ein Schloss zu errichten, auf dem er auch im Falle politischer Unruhen sicher sein konnte. Am häufigsten übernahm Karl Liebknecht, wie in dem vorliegenden Band dokumentiert wird, die anwaltliche Vertretung in Verfahren, in denen es um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ging. Auf Grund seiner herausragenden juristischen Fähigkeiten vermochte er immer wieder die Anklage zu Fall zu bringen. Unter den von ihm erfolgreich vor Gericht vertretenen Sozialdemokraten befanden sich nicht wenige, die später in der deutschen Sozialdemokratie eine mehr oder minder bedeutende Rolle spielten. Allerdings sollten sie Jahrzehnte später in ihren Erinnerungen – aus Gründen „der politischen Räson“ – diesen Umstand zumeist verschweigen.
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Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914

Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 von John,  Matthias
Immer wieder wurde und wird behauptet, dass Karl Liebknecht in der DDR als Ikone gehandelt wurde. Das mag für die ersten, das heißt, für die fünfziger Jahre stimmen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der DDR trat Rosa Luxemburg neben und vor Karl Liebknecht. Das widerspielte sich speziell in der Wissenschaft. Während Rosa Luxemburg unter den Wissenschaftlern nunmehr besondere Aufmerksamkeit genoss, wurde von ihnen das Werk von Karl Liebknecht geradezu stiefmütterlich behandelt. Erst durch die Forschungen von Annelies Laschitza in der Endphase der DDR und unmittelbar nach der Wende wurde zumindest das Leben Karl Liebknechts tiefgründig erforscht. Dabei zeigte sich aber, dass seriöse Spezialstudien zu seinem beruflichen Wirken als Anwalt nach wie vor ein Desiderat der Forschung sind. Die Herausgabe der „Gesammelten Prozesse“ soll dazu beitragen, dass diese Forschungslücke geschlossen werden kann. Es muss als ein Glücksumstand angesehen werden, dass die sozialdemokratische und zuweilen auch die bürgerliche Presse seinen Auftritten als Anwalt besondere Aufmerksamkeit widmete. Und das nicht nur wegen seines berühmten Familiennamens, sondern vor allem wegen seiner herausragenden anwaltlichen Fähigkeiten. Er galt, wie Wilhelm Dittmann in seinen Erinnerungen schrieb, als Stern am juristischen Himmel. Obwohl er in erster Linie ein politischer Anwalt war, übernahm er auch die anwaltliche Vertretung in Prozessen, die völlig unpolitisch waren; so verteidigte Karl Liebknecht unter anderem eine einfache Näherin, die von ihrem sozial aufgestiegenen Geliebten in Stich gelassen worden war. Im Mittelpunkt des 1. Bandes steht allerdings sein erster großer politischer Prozess, die Kaiserinsel. Es ging dabei um den mutmaßlichen Plan Kaiser Wilhelm II., auf der Havelinsel Pichelswerder ein Schloss zu errichten, auf dem er auch im Falle politischer Unruhen sicher sein konnte. Am häufigsten übernahm Karl Liebknecht, wie in dem vorliegenden Band dokumentiert wird, die anwaltliche Vertretung in Verfahren, in denen es um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ging. Auf Grund seiner herausragenden juristischen Fähigkeiten vermochte er immer wieder die Anklage zu Fall zu bringen. Unter den von ihm erfolgreich vor Gericht vertretenen Sozialdemokraten befanden sich nicht wenige, die später in der deutschen Sozialdemokratie eine mehr oder minder bedeutende Rolle spielten. Allerdings sollten sie Jahrzehnte später in ihren Erinnerungen – aus Gründen „der politischen Räson“ – diesen Umstand zumeist verschweigen.
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Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914)

Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914) von John,  Matthias
Im vorliegenden Band werden wie im Band II. Teil 1 (ISBN 978-3-86464-237-1) erstmals die im „Vorwärts“ abgedruckten stenographischen Mitschriften, die Mitarbeiter des Zentralorgans im Juli 1904 während des Königsberger Geheimbund- und Hochverratsprozess anfertigten, wieder abgedruckt. Das amtliche Protokoll war schon im Jahre 1904 unter dem Titel „Königsberg. Der Geheimbund des Zaren“ (Der Königsberger Prozeß wegen Geheimbündelei, Hochverrat gegen Rußland und Zarenbeleidigung vom 12. bis 25. Juli 1904. Nach den Akten und stenographischen Aufzeichnungen mit Einleitungen und Erläuterungen) von Kurt Eisner ediert worden (eine Neuauflage dieses Protokolls erschien im Jahre 1988 im Dietz-Verlag, die von Detlef Jena besorgt wurde). Der Mangel dieser Editionen besteht darin, dass sowohl Kurt Eisner als auch Detlef Jena auf eine wissenschaftliche Kommentierung verzichteten. Dem soll mit der vorliegenden Edition abgeholfen werden. Hinzu kommt, dass die Qualität der im „Vorwärts“ abgedruckten protokollarischen Mitschriften von niemanden anders als Karl Liebknecht bemängelt wurde. Das wiederum nahmen großbürgerliche Blätter wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zum Anlass, um grundsätzliche Bedenken an der Objektivität der sozialdemokratischen Presseberichterstattung zu äußern. Um nun der Forschung die Möglichkeit zu geben, diesen Vorwurf anhand der überlieferten Quellen zu prüfen, werden in den drei Teilen des 2. Bandes der „Gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht“ die vom „Vorwärts“ veröffentlichten stenographischen Mitschriften erstmals wissenschaftlich ediert. In diesem Prozess, dem auch in der bürgerlichen Presse ungewöhnlich große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, hatte Karl Liebknecht, der schon zuvor russische Emigranten verteidigt hatte und daher mit der Materie sehr vertraut war, gemeinsam mit seinen Anwaltskollegen Hugo Haase und Hugo Heinemann die Verteidigung übernommen. Im Prozessverlauf deckten sie auf, wie eng die deutschen mit den russischen Polizei- und Justizbehörden zusammenarbeiteten, um der noch jungen russischen Sozialdemokratie den Boden zu entziehen. Im Mittelpunkt des Prozesses stand der mehr oder minder umfangreiche Schmuggel revolutionärer (in Deutschland zumeist erlaubter) Literatur in russischer Sprache, insbesondere der Schleichhandel mit der seinerzeit in München gedruckten „Iskra“, von Deutschland nach Russland. Der Schwerpunkt der in diesem Band edierten Verhandlungstage lag in der Inhaltsanalyse der einzelnen geschmuggelten Schriften, die vom Editor vollständig identifiziert werden konnten. Das war insofern äußerst schwierig, als es sich dabei um zumeist kleine Broschüren oder flugblattähnliche Veröffentlichungen handelte. Zugleich erfährt der Leser, wer ihre Verfasser waren und inwieweit bzw. wo sie überliefert sind. Über die Autoren wiederum finden sich in den Anmerkungen mehr oder minder ausführliche Kurzbiographien.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914)

Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914) von John,  Matthias
Im vorliegenden Band werden wie im Band II. Teil 1 (ISBN 978-3-86464-237-1) erstmals die im „Vorwärts“ abgedruckten stenographischen Mitschriften, die Mitarbeiter des Zentralorgans im Juli 1904 während des Königsberger Geheimbund- und Hochverratsprozess anfertigten, wieder abgedruckt. Das amtliche Protokoll war schon im Jahre 1904 unter dem Titel „Königsberg. Der Geheimbund des Zaren“ (Der Königsberger Prozeß wegen Geheimbündelei, Hochverrat gegen Rußland und Zarenbeleidigung vom 12. bis 25. Juli 1904. Nach den Akten und stenographischen Aufzeichnungen mit Einleitungen und Erläuterungen) von Kurt Eisner ediert worden (eine Neuauflage dieses Protokolls erschien im Jahre 1988 im Dietz-Verlag, die von Detlef Jena besorgt wurde). Der Mangel dieser Editionen besteht darin, dass sowohl Kurt Eisner als auch Detlef Jena auf eine wissenschaftliche Kommentierung verzichteten. Dem soll mit der vorliegenden Edition abgeholfen werden. Hinzu kommt, dass die Qualität der im „Vorwärts“ abgedruckten protokollarischen Mitschriften von niemanden anders als Karl Liebknecht bemängelt wurde. Das wiederum nahmen großbürgerliche Blätter wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zum Anlass, um grundsätzliche Bedenken an der Objektivität der sozialdemokratischen Presseberichterstattung zu äußern. Um nun der Forschung die Möglichkeit zu geben, diesen Vorwurf anhand der überlieferten Quellen zu prüfen, werden in den drei Teilen des 2. Bandes der „Gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht“ die vom „Vorwärts“ veröffentlichten stenographischen Mitschriften erstmals wissenschaftlich ediert. In diesem Prozess, dem auch in der bürgerlichen Presse ungewöhnlich große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, hatte Karl Liebknecht, der schon zuvor russische Emigranten verteidigt hatte und daher mit der Materie sehr vertraut war, gemeinsam mit seinen Anwaltskollegen Hugo Haase und Hugo Heinemann die Verteidigung übernommen. Im Prozessverlauf deckten sie auf, wie eng die deutschen mit den russischen Polizei- und Justizbehörden zusammenarbeiteten, um der noch jungen russischen Sozialdemokratie den Boden zu entziehen. Im Mittelpunkt des Prozesses stand der mehr oder minder umfangreiche Schmuggel revolutionärer (in Deutschland zumeist erlaubter) Literatur in russischer Sprache, insbesondere der Schleichhandel mit der seinerzeit in München gedruckten „Iskra“, von Deutschland nach Russland. Der Schwerpunkt der in diesem Band edierten Verhandlungstage lag in der Inhaltsanalyse der einzelnen geschmuggelten Schriften, die vom Editor vollständig identifiziert werden konnten. Das war insofern äußerst schwierig, als es sich dabei um zumeist kleine Broschüren oder flugblattähnliche Veröffentlichungen handelte. Zugleich erfährt der Leser, wer ihre Verfasser waren und inwieweit bzw. wo sie überliefert sind. Über die Autoren wiederum finden sich in den Anmerkungen mehr oder minder ausführliche Kurzbiographien.
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Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022

Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022 von Spänkuch,  Dietrich
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt. Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022

Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022 von Spänkuch,  Dietrich
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt. Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
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Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022

Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022 von Spänkuch,  Dietrich
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt. Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022

Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022 von Spänkuch,  Dietrich
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt. Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
Aktualisiert: 2023-06-27
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30 Jahre Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin

30 Jahre Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin von Banse,  Gerhard, Kant,  Horst, Pfaff,  Gerhard, Vogt,  Annette
Im April 2023 beging die Leibniz-Sozietät – gegründet 1993 als Leibniz-Sozietät e. V. und seit 2007 Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. – ihr 30-jähriges Jubiläum. Diesem Jahrestag ist die vorliegende Chronik gewidmet, denn er bietet Anlass für eine Rückschau sowie eine Zusammenstellung erbrachter Leistungen. In der Chronik werden wesentliche Aspekte der Geschichte behandelt sowie die Struktur, die Arbeitsweise und insbesondere die Leistungen der Leibniz-Sozietät in den vergangenen 30 Jahren geschildert und damit gewürdigt. Im ersten Teil werden die Hintergründe, die zur Etablierung dieser Gelehrtengesellschaft führten und an welche Traditionen sie anknüpft, ebenso wie die nachfolgenden Stufen ihrer Entwicklung bis zum heutigen Zeitpunkt skizziert, insbesondere Motive und Ziele der Gründungsmitglieder sowie wesentliche Personen, Ereignisse und Arbeitsformen. Die Leibniz-Sozietät zählt heute über 300 Mitglieder im In- und Ausland. Da wissenschaftliche Leistungen für eine Gelehrtengesellschaft essentiell sind, werden im zweiten Teil Ergebnisse des 30-jährigen Wirkens der Sozietät – insbesondere Veranstaltungen, Arbeitskreise, Projekte und Publikationen – tabellarisch dargestellt. Ergänzt wird diese Chronik durch ausgewählte Dokumente zur Geschichte der Leibniz-Sozietät sowie durch Fotos, die die vergangenen 30 Jahre in Erinnerung rufen.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914

Die gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht im Spiegel der zeitgenössischen Presseberichterstattung 1900–1914 von John,  Matthias
Immer wieder wurde und wird behauptet, dass Karl Liebknecht in der DDR als Ikone gehandelt wurde. Das mag für die ersten, das heißt, für die fünfziger Jahre stimmen. Im Laufe der weiteren Entwicklung der DDR trat Rosa Luxemburg neben und vor Karl Liebknecht. Das widerspielte sich speziell in der Wissenschaft. Während Rosa Luxemburg unter den Wissenschaftlern nunmehr besondere Aufmerksamkeit genoss, wurde von ihnen das Werk von Karl Liebknecht geradezu stiefmütterlich behandelt. Erst durch die Forschungen von Annelies Laschitza in der Endphase der DDR und unmittelbar nach der Wende wurde zumindest das Leben Karl Liebknechts tiefgründig erforscht. Dabei zeigte sich aber, dass seriöse Spezialstudien zu seinem beruflichen Wirken als Anwalt nach wie vor ein Desiderat der Forschung sind. Die Herausgabe der „Gesammelten Prozesse“ soll dazu beitragen, dass diese Forschungslücke geschlossen werden kann. Es muss als ein Glücksumstand angesehen werden, dass die sozialdemokratische und zuweilen auch die bürgerliche Presse seinen Auftritten als Anwalt besondere Aufmerksamkeit widmete. Und das nicht nur wegen seines berühmten Familiennamens, sondern vor allem wegen seiner herausragenden anwaltlichen Fähigkeiten. Er galt, wie Wilhelm Dittmann in seinen Erinnerungen schrieb, als Stern am juristischen Himmel. Obwohl er in erster Linie ein politischer Anwalt war, übernahm er auch die anwaltliche Vertretung in Prozessen, die völlig unpolitisch waren; so verteidigte Karl Liebknecht unter anderem eine einfache Näherin, die von ihrem sozial aufgestiegenen Geliebten in Stich gelassen worden war. Im Mittelpunkt des 1. Bandes steht allerdings sein erster großer politischer Prozess, die Kaiserinsel. Es ging dabei um den mutmaßlichen Plan Kaiser Wilhelm II., auf der Havelinsel Pichelswerder ein Schloss zu errichten, auf dem er auch im Falle politischer Unruhen sicher sein konnte. Am häufigsten übernahm Karl Liebknecht, wie in dem vorliegenden Band dokumentiert wird, die anwaltliche Vertretung in Verfahren, in denen es um die Meinungs- und Versammlungsfreiheit ging. Auf Grund seiner herausragenden juristischen Fähigkeiten vermochte er immer wieder die Anklage zu Fall zu bringen. Unter den von ihm erfolgreich vor Gericht vertretenen Sozialdemokraten befanden sich nicht wenige, die später in der deutschen Sozialdemokratie eine mehr oder minder bedeutende Rolle spielten. Allerdings sollten sie Jahrzehnte später in ihren Erinnerungen – aus Gründen „der politischen Räson“ – diesen Umstand zumeist verschweigen.
Aktualisiert: 2023-06-27
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30 Jahre Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin

30 Jahre Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin von Banse,  Gerhard, Kant,  Horst, Pfaff,  Gerhard, Vogt,  Annette
Im April 2023 beging die Leibniz-Sozietät – gegründet 1993 als Leibniz-Sozietät e. V. und seit 2007 Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. – ihr 30-jähriges Jubiläum. Diesem Jahrestag ist die vorliegende Chronik gewidmet, denn er bietet Anlass für eine Rückschau sowie eine Zusammenstellung erbrachter Leistungen. In der Chronik werden wesentliche Aspekte der Geschichte behandelt sowie die Struktur, die Arbeitsweise und insbesondere die Leistungen der Leibniz-Sozietät in den vergangenen 30 Jahren geschildert und damit gewürdigt. Im ersten Teil werden die Hintergründe, die zur Etablierung dieser Gelehrtengesellschaft führten und an welche Traditionen sie anknüpft, ebenso wie die nachfolgenden Stufen ihrer Entwicklung bis zum heutigen Zeitpunkt skizziert, insbesondere Motive und Ziele der Gründungsmitglieder sowie wesentliche Personen, Ereignisse und Arbeitsformen. Die Leibniz-Sozietät zählt heute über 300 Mitglieder im In- und Ausland. Da wissenschaftliche Leistungen für eine Gelehrtengesellschaft essentiell sind, werden im zweiten Teil Ergebnisse des 30-jährigen Wirkens der Sozietät – insbesondere Veranstaltungen, Arbeitskreise, Projekte und Publikationen – tabellarisch dargestellt. Ergänzt wird diese Chronik durch ausgewählte Dokumente zur Geschichte der Leibniz-Sozietät sowie durch Fotos, die die vergangenen 30 Jahre in Erinnerung rufen.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022

Raumfahrthistorisches Kolloquium 2022 von Spänkuch,  Dietrich
Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 konnte am 19.11.2022 nach vierjähriger Pause wieder als Präsenzveranstaltung bei ansprechender Teilnehmerzahl an gewohntem Ort im Einstein-Saal der Archenhold-Sternwarte durchgeführt werden. Die Raumfahrthistorischen Kolloquien waren 1981 von Dieter B. Herrmann initiiert und bis zu seinem Tod im Jahresrhythmus unter seiner Regie weitergeführt worden. Die letzte Präsenzveranstaltung war 2018. Die Coronapandemie unterbrach den Jahresrhythmus der Kolloquien. Auch 2020 konnte das Raumfahrthistorische Kolloquium als Präsenzveranstaltung nicht durchgeführt werden, sondern nur in verkürzter Fassung 2021 als Zoom-Konferenz der Leibniz-Sozietät. Dieter B. Herrmann hatte dieses Kolloquium noch organisiert und den entsprechenden Tagungsband über „Wissenschaftlich-technische Aspekte der Venuserkundung, Gestern – Heute – Morgen“ herausgegeben (Abhandlungen der Leibniz-Sozietät, Band 71). Die endgültige Fertigstellung dieses Bandes hat er nicht mehr erleben können. Mit diesem Band der Vorträge des Raumfahrthistorischen Kolloquiums 2022 wird die Tradition der Raumfahrthistorischen Kolloquien weiter fortgesetzt. Höhepunkt der Eröffnung war die Übergabe eines Artefakts mit dem Wimpel in den Farben und dem Emblem der DDR, von der Leibniz-Sozietät, vertreten durch Prof. Dr. Gerda Haßler, an die Stiftung Planetarium Berlin, vertreten durch Herrn Stefan Gotthold. Dieser Wimpel befand sich an Bord des ersten internationalen bemannten Weltraumflugs des Apollo-Sojus-Test-Projekts im Juli 1975. Das Artefakt enthält neben dem Wimpel auch die Unterschriften der Astronauten Deke Slayton, Tom Stafford und Vance Brand, die an Bord der Apollo-Kapsel waren. Das Artefakt war am 17. Mai 1977 vom Astronauten Garold P. Carr (1932–2020), Kommandant der Raumstation Skylab 4, der Botschaft der DDR in Washington zur Weiterleitung an den Vorsitzenden des „Koordinierungskomitees für die Erforschung und Nutzung des kosmischen Raumes“ (Interkosmos), Prof. Dr. Claus Grote, mit der Widmung „the People of the German Democratic Republic“ übergeben worden. Claus Grote übergab dieses Artefakt am 29. September 2007 auf dem Kolloquium der Leibniz-Sozietät „50 Jahre Weltraumforschung. Erforschung und Überwachung der Erde und des Weltraumes gestützt auf die Mittel der Raumfahrt“ dem damaligen Präsidenten der Leibniz-Sozietät Dieter B. Herrmann. Seine Witwe, Frau Sabine Herrmann, übergab das Artefakt kurz vor der Eröffnung des RHK 2022 an Frau Prof. Dr. Haßler zur Übergabe an die Stiftung Planetarium Berlin. Das Raumfahrthistorische Kolloquium 2022 war keinem bestimmten Thema gewidmet. Die Themen reichten stattdessen von historischen Versuchen zur Raketentechnik (Sagner), Wirkungen der Raumfahrt auf die Alltagskultur (Both) bis zu philosophischen Fragen der Raumfahrt (Hager, Schimming). Begonnen wurde die Tagung aber mit einer Würdigung von Dieter B. Herrmann und einem Nachruf auf Prof. Dr. Robert Knuth (1936–2022). Jürgen Hamel, langjähriger Mitarbeiter Dieter B. Herrmanns an der Archenhold-Sternwarte, gibt in seinem Beitrag „Prof. Dr. Dieter B. Herrmann (1939–2021) – Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit“ nicht nur einen Überblick über dessen Verdienste, sondern zeichnet vor allem ein umfassendes Bild dieses großen Gelehrten anhand vieler persönlich mit ihm erlebten Gegebenheiten. Robert Knuth, Gründungsdirektor des Instituts für Kosmosforschung der AdW der DDR, das er über zehn Jahre lang leitete, verstarb am 9. April 2022. Weder in der Nachfolgeeinrichtung dieses Instituts in Berlin-Adlershof noch der der Satellitenbodenempfangsstation der DDR in Neustrelitz, die er mit seinen Mitarbeitern aufbaute und deren langjähriger Leiter er war, wurde seiner gedacht. Er hat in diesen Funktionen als auch in seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Raumfahrtforschung der DDR wesentlich mitgestaltet, wie Dieter Oertel, Norbert Jakowski und Dietrich Spänkuch in ihrem Nachruf darlegen. Welche bedeutenden Arbeiten zur Raketentechnik in den dreißiger Jahren in den Junkers-Werken in Dessau durchgeführt wurden, beschreibt Reinhard Sagner in „Die Raketenforschung der Junkers-Werke (JFM AG) Dessau 1928–1938“, wo er ein eindrucksvolles Bild der Forschungsarbeiten in diesem Werk zu Pulverraketen und Benzin-Rückstoßern als Starthilfen für Raketen und gebündelten Einzeltriebwerken für Flugzeugjäger zeichnet mit zum Teil neuen und noch nicht veröffentlichten Dokumenten. Dabei geht er besonders auf die Arbeiten des Raumfahrtingenieurs Johannes Winkler (1897–1947) ein, die auch von Wernher von Braun gewürdigt wurden. Wie stark der erste Start eines Erdsatelliten die Menschheit erstaunte und begeisterte, beschreibt Wolfgang Both in „Der Sputnik in der amerikanischen Alltagskultur – zum 65. Jahrestags des Sputnikstarts“. Die ersten Reaktionen waren treffliche Karikaturen. Es folgten Beispiele von Wortschöpfungen, aus Musik, Mode und Design von Möbeln, Gebrauchsgegenständen und Kinderspielzeug. Nina Hager, angeregt durch das letzte Buch Dieter B. Herrmanns „Erde an Mars. Wie die Menschheit das Weltall besiedeln wird“, stellt in ihrem Beitrag „Auf dem „Weg zu den Sternen“ – zum Mensch-Natur-Verhältnis: Pflichten und Verantwortung“ die Frage der Verantwortung der Menschheit. Zunächst beschreibt sie die historische Entwicklung von der Beobachtung der Himmelserscheinungen und deren Nutzung für die verschiedenartigen menschlichen Aktivitäten bis zur aktiven Raumfahrt mit der Perspektive der Errichtung von Weltraumfabriken auf dem Mond und auf erdnahen Asteroiden. Diese Geschichte lehrt aber gleichzeitig, dass die Folgen dieser Aktivitäten selten oder gar nicht bedacht werden. Rainer Schimming diskutiert in „Besiedelt die Menschheit das Weltall? Kosmismus von Ziolkowski bis heute“, ob die Menschheit will, soll, darf, kann oder ins All auswandern muss.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914)

Gesammelte Prozesse des Karl Liebknecht (1900-1914) von John,  Matthias
Im vorliegenden Band werden wie im Band II. Teil 1 (ISBN 978-3-86464-237-1) erstmals die im „Vorwärts“ abgedruckten stenographischen Mitschriften, die Mitarbeiter des Zentralorgans im Juli 1904 während des Königsberger Geheimbund- und Hochverratsprozess anfertigten, wieder abgedruckt. Das amtliche Protokoll war schon im Jahre 1904 unter dem Titel „Königsberg. Der Geheimbund des Zaren“ (Der Königsberger Prozeß wegen Geheimbündelei, Hochverrat gegen Rußland und Zarenbeleidigung vom 12. bis 25. Juli 1904. Nach den Akten und stenographischen Aufzeichnungen mit Einleitungen und Erläuterungen) von Kurt Eisner ediert worden (eine Neuauflage dieses Protokolls erschien im Jahre 1988 im Dietz-Verlag, die von Detlef Jena besorgt wurde). Der Mangel dieser Editionen besteht darin, dass sowohl Kurt Eisner als auch Detlef Jena auf eine wissenschaftliche Kommentierung verzichteten. Dem soll mit der vorliegenden Edition abgeholfen werden. Hinzu kommt, dass die Qualität der im „Vorwärts“ abgedruckten protokollarischen Mitschriften von niemanden anders als Karl Liebknecht bemängelt wurde. Das wiederum nahmen großbürgerliche Blätter wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ zum Anlass, um grundsätzliche Bedenken an der Objektivität der sozialdemokratischen Presseberichterstattung zu äußern. Um nun der Forschung die Möglichkeit zu geben, diesen Vorwurf anhand der überlieferten Quellen zu prüfen, werden in den drei Teilen des 2. Bandes der „Gesammelten Prozesse des Karl Liebknecht“ die vom „Vorwärts“ veröffentlichten stenographischen Mitschriften erstmals wissenschaftlich ediert. In diesem Prozess, dem auch in der bürgerlichen Presse ungewöhnlich große Aufmerksamkeit gewidmet wurde, hatte Karl Liebknecht, der schon zuvor russische Emigranten verteidigt hatte und daher mit der Materie sehr vertraut war, gemeinsam mit seinen Anwaltskollegen Hugo Haase und Hugo Heinemann die Verteidigung übernommen. Im Prozessverlauf deckten sie auf, wie eng die deutschen mit den russischen Polizei- und Justizbehörden zusammenarbeiteten, um der noch jungen russischen Sozialdemokratie den Boden zu entziehen. Im Mittelpunkt des Prozesses stand der mehr oder minder umfangreiche Schmuggel revolutionärer (in Deutschland zumeist erlaubter) Literatur in russischer Sprache, insbesondere der Schleichhandel mit der seinerzeit in München gedruckten „Iskra“, von Deutschland nach Russland. Der Schwerpunkt der in diesem Band edierten Verhandlungstage lag in der Inhaltsanalyse der einzelnen geschmuggelten Schriften, die vom Editor vollständig identifiziert werden konnten. Das war insofern äußerst schwierig, als es sich dabei um zumeist kleine Broschüren oder flugblattähnliche Veröffentlichungen handelte. Zugleich erfährt der Leser, wer ihre Verfasser waren und inwieweit bzw. wo sie überliefert sind. Über die Autoren wiederum finden sich in den Anmerkungen mehr oder minder ausführliche Kurzbiographien.
Aktualisiert: 2023-06-27
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Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973

Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973 von Oberkofler,  Gerhard
Historikerinnen und Historiker tun sich oft schwer, den geschichtlichen Prozess als Ganzes zu erkennen und darzustellen. Was nicht in den von privaten oder staatlichen Archiven gehüteten Akten schwarz auf weiß steht, hat nicht stattgefunden oder verliert sich im Orkus der mündlichen Überlieferung. Der Autor dieser Broschüre, selbst jahrzehntelang Archivar, hat in vielen Archiven in Österreich, in der Schweiz, in der Tschechoslowakei und in Deutschland die papierene Zeugenschaft der Zeit kennengelernt. Immer wieder sind ihm dabei kaum vorstellbare Manifestationen der Unmenschlichkeit bis hin zu einem aus dem Jahr 1944 überlieferten ärztlichen Protokoll über die „verschärfte Vernehmung“ eines polnischen Studenten fern der Front in einem Innsbrucker Gefängnis begegnet („Schwellung in der rechten Scheitelgegend mit blutender Hautdurchtrennung von 1,2 cm Länge, haselnußgroße Schwellung unmittelbar links vom linken äußeren Augenwinkel. Streifenförmige Blutunterlaufungen in der Umgebung von 5 und 3 cm Länge … Durchtrennung der Kopfschwarte über dem rechten Scheitelbein“). Im ukrainischen Charkow hat die dorthin vorgedrungene deutsche Wehrmacht erstmals „Todeswagen“ eingesetzt, um größere Gruppen von Menschen jeden Alters durch eingeleitete Auspuffgase zu ermorden. Das Verbrennen von Menschen mit Napalm war eine vom US-Imperialismus angewandte massenhafte Folter. Noam Chomsky schreibt, es hätten ihm schier die Worte gefehlt, als er den völkermörderischen Aufruf zur Bombardierung von Kambodscha („Alles, was fliegt, auf alles, was sich bewegt“) von Richard Nixon und Henry Kissinger gelesen hat. Weltweit hungern Millionen von Kindern und jeder neue Tag bedeutet für diese hungernden Kinder ein Martyrium. In den Minen des Kongos, wo etwa die Hälfte der weltweit bekannten Kobalt-Reserven lagern, verrichten unzählige schwarze Kinder Sklavenarbeit für die Rohstoffkonzerne des Westens. Ungezählt sind die Opfer der Rüstungsindustrie, die deutsche Rüstungsindustrie macht Profite wie vor dem zweiten Weltkrieg. Das System des Imperialismus nimmt diese menschliche Tragödie in Kauf, eine reiche Minderheit kreuzigt die Massen von Armen, unterdrückt und beutet sie aus. In unserer Gesellschaft bedienen Botschaften wie Auslandskorrespondenten der ideologisch vorherrschenden Zeitungen den Staatsapparat ihrer Heimatländer. Tritt das in den Residenzen beschäftigte Personal für den Frieden ein? Der Blick auf die archivalische Hinterlassenschaft der österreichischen Botschaft in Santiago de Chile in den Monaten vor dem vom Westen unterstützten faschistischen Putsch (1973) macht deren Doppelmoral erschreckend deutlich.
Aktualisiert: 2023-05-25
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„Wer Kiew hat, kann Russland zwingen“ (Paul Rohrbach, 1916)

„Wer Kiew hat, kann Russland zwingen“ (Paul Rohrbach, 1916) von Wollenberg,  Jörg
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat eine lange Vorgeschichte. Er begann mit dem Ende des Kalten Krieges und der Osterweiterung der NATO ab 1997. Der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan (1904–2005) hatte als ehemaliger Architekt der Eindämmungspolitik gegenüber der UdSSR schon am 5. Februar 1994 in „The New York Times“ davor gewarnt: „Die Nato-Erweiterung wäre der folgenschwerste Fehler der amerikanischen Politik seit dem Ende des Kalten Krieges. Denn es ist damit zu rechnen, dass diese Entscheidung nationalistische, antiwestliche und militaristische Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit schürt, einen neuen Kalten Krieg in den Ost-West-Beziehungen auslöst …“ Auch die Zustimmung zur Einbeziehung des geeinten Deutschlands in die NATO war mit der Zusage verbunden, die NATO nicht nach Osten auszuweiten. Über diese Hintergründe zu reden, wurde in Deutschland nach der Ende Februar 2022 vom Bundeskanzler Scholz verkündeten „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“ tabuisiert. Auch die Optionen gegen Waffenlieferungen und für einen Waffenstillstand sowie Friedensverhandlungen als Verpflichtung des Grundgesetzes nach den zwei von Deutschland ausgelösten Weltkriegen, die auch das Kapitel der Massenmorde an Millionen von Menschen in der Ukraine enthält, fielen unter dieses Tabu. An diesen Morden beteiligten sich ab Juni 1941 auch Mitglieder der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) um Stepan Bandera. Noch heute werden ihm Denkmäler in der Ukraine gewidmet, selbst am Denkmal der Judenverfolgung mit mehr als 30.000 ermordeten Menschen in Baby Yar. Seit 2015 trägt Bandera den Ehrentitel „Held der Ukraine“. Und das wohl auch, weil die OUN von Bandera und Melnyk schon 1918 an dem Bürgerkrieg der ukrainischen Separatisten gegen Russland beteiligt war. Das komplizierte Tauziehen um die Selbständigkeit oder Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland im Gefolge des I. Weltkrieges endete 1922 mit dem Sieg prorussischen Kräfte. Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik wurde offiziell Teil der neu gegründeten Sowjetunion. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die fortexistierende nationalistische und antisemitische OUN von Bandera und Melnyk das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht im Juni 1941 erneut als Befreier von der sowjetischen Zwangsherrschaft begrüßte, sich an der Deportation und Erschießung der Juden beteiligte. Bandera rief am 30. Juni 1941 in Lemberg den unabhängigen ukrainischen Nationalstaat aus und trug so mit dazu bei, dass der Holodomor Stalins den Holocaust von Hitler in der Ukraine immer mehr verdrängte. In diesem Buchprojekt geht es darum, aus den Fehleinschätzungen der Vergangenheit zu lernen. Das scheint auch vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der 12 Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse von 1947/48 gegen die Eliten des NS-Systems als besonders geboten. Und einer der wichtigsten damalige Hauptkriegsschauplatz war – wie heute – die Ukraine.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973

Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973 von Oberkofler,  Gerhard
Historikerinnen und Historiker tun sich oft schwer, den geschichtlichen Prozess als Ganzes zu erkennen und darzustellen. Was nicht in den von privaten oder staatlichen Archiven gehüteten Akten schwarz auf weiß steht, hat nicht stattgefunden oder verliert sich im Orkus der mündlichen Überlieferung. Der Autor dieser Broschüre, selbst jahrzehntelang Archivar, hat in vielen Archiven in Österreich, in der Schweiz, in der Tschechoslowakei und in Deutschland die papierene Zeugenschaft der Zeit kennengelernt. Immer wieder sind ihm dabei kaum vorstellbare Manifestationen der Unmenschlichkeit bis hin zu einem aus dem Jahr 1944 überlieferten ärztlichen Protokoll über die „verschärfte Vernehmung“ eines polnischen Studenten fern der Front in einem Innsbrucker Gefängnis begegnet („Schwellung in der rechten Scheitelgegend mit blutender Hautdurchtrennung von 1,2 cm Länge, haselnußgroße Schwellung unmittelbar links vom linken äußeren Augenwinkel. Streifenförmige Blutunterlaufungen in der Umgebung von 5 und 3 cm Länge … Durchtrennung der Kopfschwarte über dem rechten Scheitelbein“). Im ukrainischen Charkow hat die dorthin vorgedrungene deutsche Wehrmacht erstmals „Todeswagen“ eingesetzt, um größere Gruppen von Menschen jeden Alters durch eingeleitete Auspuffgase zu ermorden. Das Verbrennen von Menschen mit Napalm war eine vom US-Imperialismus angewandte massenhafte Folter. Noam Chomsky schreibt, es hätten ihm schier die Worte gefehlt, als er den völkermörderischen Aufruf zur Bombardierung von Kambodscha („Alles, was fliegt, auf alles, was sich bewegt“) von Richard Nixon und Henry Kissinger gelesen hat. Weltweit hungern Millionen von Kindern und jeder neue Tag bedeutet für diese hungernden Kinder ein Martyrium. In den Minen des Kongos, wo etwa die Hälfte der weltweit bekannten Kobalt-Reserven lagern, verrichten unzählige schwarze Kinder Sklavenarbeit für die Rohstoffkonzerne des Westens. Ungezählt sind die Opfer der Rüstungsindustrie, die deutsche Rüstungsindustrie macht Profite wie vor dem zweiten Weltkrieg. Das System des Imperialismus nimmt diese menschliche Tragödie in Kauf, eine reiche Minderheit kreuzigt die Massen von Armen, unterdrückt und beutet sie aus. In unserer Gesellschaft bedienen Botschaften wie Auslandskorrespondenten der ideologisch vorherrschenden Zeitungen den Staatsapparat ihrer Heimatländer. Tritt das in den Residenzen beschäftigte Personal für den Frieden ein? Der Blick auf die archivalische Hinterlassenschaft der österreichischen Botschaft in Santiago de Chile in den Monaten vor dem vom Westen unterstützten faschistischen Putsch (1973) macht deren Doppelmoral erschreckend deutlich.
Aktualisiert: 2023-05-11
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„Wer Kiew hat, kann Russland zwingen“ (Paul Rohrbach, 1916)

„Wer Kiew hat, kann Russland zwingen“ (Paul Rohrbach, 1916) von Wollenberg,  Jörg
Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat eine lange Vorgeschichte. Er begann mit dem Ende des Kalten Krieges und der Osterweiterung der NATO ab 1997. Der US-amerikanische Diplomat George F. Kennan (1904–2005) hatte als ehemaliger Architekt der Eindämmungspolitik gegenüber der UdSSR schon am 5. Februar 1994 in „The New York Times“ davor gewarnt: „Die Nato-Erweiterung wäre der folgenschwerste Fehler der amerikanischen Politik seit dem Ende des Kalten Krieges. Denn es ist damit zu rechnen, dass diese Entscheidung nationalistische, antiwestliche und militaristische Tendenzen in der russischen Öffentlichkeit schürt, einen neuen Kalten Krieg in den Ost-West-Beziehungen auslöst …“ Auch die Zustimmung zur Einbeziehung des geeinten Deutschlands in die NATO war mit der Zusage verbunden, die NATO nicht nach Osten auszuweiten. Über diese Hintergründe zu reden, wurde in Deutschland nach der Ende Februar 2022 vom Bundeskanzler Scholz verkündeten „Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents“ tabuisiert. Auch die Optionen gegen Waffenlieferungen und für einen Waffenstillstand sowie Friedensverhandlungen als Verpflichtung des Grundgesetzes nach den zwei von Deutschland ausgelösten Weltkriegen, die auch das Kapitel der Massenmorde an Millionen von Menschen in der Ukraine enthält, fielen unter dieses Tabu. An diesen Morden beteiligten sich ab Juni 1941 auch Mitglieder der Organisation ukrainischer Nationalisten (OUN) um Stepan Bandera. Noch heute werden ihm Denkmäler in der Ukraine gewidmet, selbst am Denkmal der Judenverfolgung mit mehr als 30.000 ermordeten Menschen in Baby Yar. Seit 2015 trägt Bandera den Ehrentitel „Held der Ukraine“. Und das wohl auch, weil die OUN von Bandera und Melnyk schon 1918 an dem Bürgerkrieg der ukrainischen Separatisten gegen Russland beteiligt war. Das komplizierte Tauziehen um die Selbständigkeit oder Zugehörigkeit der Ukraine zu Russland im Gefolge des I. Weltkrieges endete 1922 mit dem Sieg prorussischen Kräfte. Die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik wurde offiziell Teil der neu gegründeten Sowjetunion. Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die fortexistierende nationalistische und antisemitische OUN von Bandera und Melnyk das Oberkommando der Deutschen Wehrmacht im Juni 1941 erneut als Befreier von der sowjetischen Zwangsherrschaft begrüßte, sich an der Deportation und Erschießung der Juden beteiligte. Bandera rief am 30. Juni 1941 in Lemberg den unabhängigen ukrainischen Nationalstaat aus und trug so mit dazu bei, dass der Holodomor Stalins den Holocaust von Hitler in der Ukraine immer mehr verdrängte. In diesem Buchprojekt geht es darum, aus den Fehleinschätzungen der Vergangenheit zu lernen. Das scheint auch vor dem Hintergrund des 75. Jahrestages der 12 Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse von 1947/48 gegen die Eliten des NS-Systems als besonders geboten. Und einer der wichtigsten damalige Hauptkriegsschauplatz war – wie heute – die Ukraine.
Aktualisiert: 2023-05-03
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Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973

Österreichs Spitzendiplomatie vor Ort. Das Beispiel Chile 1973 von Oberkofler,  Gerhard
Historikerinnen und Historiker tun sich oft schwer, den geschichtlichen Prozess als Ganzes zu erkennen und darzustellen. Was nicht in den von privaten oder staatlichen Archiven gehüteten Akten schwarz auf weiß steht, hat nicht stattgefunden oder verliert sich im Orkus der mündlichen Überlieferung. Der Autor dieser Broschüre, selbst jahrzehntelang Archivar, hat in vielen Archiven in Österreich, in der Schweiz, in der Tschechoslowakei und in Deutschland die papierene Zeugenschaft der Zeit kennengelernt. Immer wieder sind ihm dabei kaum vorstellbare Manifestationen der Unmenschlichkeit bis hin zu einem aus dem Jahr 1944 überlieferten ärztlichen Protokoll über die „verschärfte Vernehmung“ eines polnischen Studenten fern der Front in einem Innsbrucker Gefängnis begegnet („Schwellung in der rechten Scheitelgegend mit blutender Hautdurchtrennung von 1,2 cm Länge, haselnußgroße Schwellung unmittelbar links vom linken äußeren Augenwinkel. Streifenförmige Blutunterlaufungen in der Umgebung von 5 und 3 cm Länge … Durchtrennung der Kopfschwarte über dem rechten Scheitelbein“). Im ukrainischen Charkow hat die dorthin vorgedrungene deutsche Wehrmacht erstmals „Todeswagen“ eingesetzt, um größere Gruppen von Menschen jeden Alters durch eingeleitete Auspuffgase zu ermorden. Das Verbrennen von Menschen mit Napalm war eine vom US-Imperialismus angewandte massenhafte Folter. Noam Chomsky schreibt, es hätten ihm schier die Worte gefehlt, als er den völkermörderischen Aufruf zur Bombardierung von Kambodscha („Alles, was fliegt, auf alles, was sich bewegt“) von Richard Nixon und Henry Kissinger gelesen hat. Weltweit hungern Millionen von Kindern und jeder neue Tag bedeutet für diese hungernden Kinder ein Martyrium. In den Minen des Kongos, wo etwa die Hälfte der weltweit bekannten Kobalt-Reserven lagern, verrichten unzählige schwarze Kinder Sklavenarbeit für die Rohstoffkonzerne des Westens. Ungezählt sind die Opfer der Rüstungsindustrie, die deutsche Rüstungsindustrie macht Profite wie vor dem zweiten Weltkrieg. Das System des Imperialismus nimmt diese menschliche Tragödie in Kauf, eine reiche Minderheit kreuzigt die Massen von Armen, unterdrückt und beutet sie aus. In unserer Gesellschaft bedienen Botschaften wie Auslandskorrespondenten der ideologisch vorherrschenden Zeitungen den Staatsapparat ihrer Heimatländer. Tritt das in den Residenzen beschäftigte Personal für den Frieden ein? Der Blick auf die archivalische Hinterlassenschaft der österreichischen Botschaft in Santiago de Chile in den Monaten vor dem vom Westen unterstützten faschistischen Putsch (1973) macht deren Doppelmoral erschreckend deutlich.
Aktualisiert: 2023-05-01
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Allgemeine Technologie – Eine Bestandsaufnahme

Allgemeine Technologie – Eine Bestandsaufnahme von Banse,  Gerhard, Mertzsch,  Norbert
Am 11. November 2022 führte der Arbeitskreis „Allgemeine Technologie“ (AK AT) der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften (LS) gemeinsam mit dem Verein Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler e.V. (VBIW) und dem Leibnízlnstitut für interdisziplinäre Studien e.V. (LIFIS) im Campus Griebnitzsee der Universität Potsdam sein 10. Symposium zur Thematik zu „Allgemeine Technologie ~ eine Bestandsaufnahme“ durch. Der Arbeitskreis „Allgemeine Technologie“ der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften widmet sich seit 2001 verschiedenen Facetten und Fragestellungen einer Allgemeinen Technologie, vor allem in Form von bislang neun Symposien mit nachfolgenden „Protokollen“ in den „Sitzungsberichten der Leibniz-Sozietät“. Mit dem 10. Symposium erfolgte - an Überlegungen von ]ohann Beckmann in seinem im Jahre 1806 veröffentlichten „Entwurf der algemeinen Technologie“ (Vgl. Beckmann 1806) anknüpfend - eine Bestandsaufnahme der Entwicklung der Allgemeinen Technologie seit Beckmann und der Arbeit des Arbeitskreises seit 2001. Mit ihm wurden der Status quo bilanziert und die Tätigkeit des Arbeitskreises abschließend resümiert, sowohl hinsichtlich des Erreichten als auch des noch nicht Erreichten. Es ging dabei auch um Überlegungen zur Geschichte, zur Gegenwart und zur Zukunft einer Allgemeinen Technologie im Rahmen einer technischen (Allgemein-)Bildung. Eröffnet wurde das Symposium traditionell durch den Ko-Vorsitzenden des AK AT Gerhard Banse sowie durch Frieder Sieber für das LIFIS. Während Banse das lange Wirken des Arbeitskreises und die damit verbundenen Ergebnisse hervorhob, ging Sieber insbesondere auf den Bezug des LIFIS zur Allgemeinen Technologie ein. In seinem Schlißwort dankte der Ko-Vorsitzende des AK AT Norbert Mertzsch den Teilnehmer*innen für ihr Interesse und ihren Beitrag zum Gelingen des Symposiums. Die Vorträge belegten, dass die Betrachtung der einzelnen Phasen des Lebenszyklus von Technologien und der dazugehörigen Artefakte einen hohen Stellenwert besitzt. Bedauerlicherweise ist die Etablierung der AT im Hochschulbereich bei den technischen Fächern für „Technologieschöpfer“ trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen. Doch gerade hier könnte die AT als einigendes Band dienen: Bei der derzeitigen Vielfalt der Abschlüsse an Hochschulen und Universitäten kann man die Gefahren einer „babylonischen (Sprach)Verwirrung“ uncl zu großer Spezialisierung der Absolventen vermuten (vgl. Oltmanns 2020; Riss 2018). Da sich aber die Innovationszyklen immer mehr verkürzen, könnte das erworbene spezialisierte Wissen schnell wertlos werden. Um dann eine Grundlage zu haben, auf der zeitnah wieder Anschluss gefunden wird, könnte die AT als Orientierungsgrundlage dienen. Wie sich jedoch die AT in der Zukunft etabliert, bleibt abzuwarten. Es ist zu hoffen, dass sie die Möglichkeit bekommt bei der Lösung der Probleme der Zukunft mitzuwirken. Abschließend machte Mertzsch noch einige Anmerkungen in „eigener Sache“, d.h. als Vorsitzender des Vereins Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler (VBIW): Mit diesem Symposium werde der VBIW seine Zusammenarbeit mit der Leibniz-Sozietät beenden. Grund ist die beschlossene Auflösung des Vereins zum Jahresende, da es bedauerlicherweise nicht gelungen ist, für den Verein aktive Mitstreiter zu gewinnen, die die Vereinsführung für die nächsten jahre absichern. Er dankte der LS und insbesondere dem AK AT für die jahrelange vertrauensvolle Zusammenarbeit danken, die mit der Einladung zu einem Vortrag zum 4. Symposium des Arbeitskreises zum Thema „Ambivalenzen von Technologien ~ Chancen, Gefahren, Missbrauch“ begann. Der vorliegende Band der „Sitzungsberichte“ enthält Beiträge, die aus den Vorträgen und Anregungen dieses Symposiums hervorgegangen sind.
Aktualisiert: 2023-05-04
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