Aufstieg und Fall der Sozialhygiene von Ewert,  Günter

Aufstieg und Fall der Sozialhygiene

Ein Beitrag zur medizinischen Wissenschaftsgeschichte in der DDR

Das Alter führt auch dazu, von Zeit zu Zeit im Krankenhaus zu verweilen, um sich gesundheitlichen Reparaturen zu unterziehen. Das stationäre Prozedere bringt es mit sich, dass die jungen Kollegen neben der klinischen Untersuchung auch eine ausführliche Anamnese erheben müssen. Beim vorab ausgefüllten Tätigkeitsnachweis habe ich als Patient im Regelfall Arzt/Hochschullehrer vermerkt. Das führte üblicherweise zu der Nachfrage nach meinem Fachgebiet. Wenn ich dann wahrheitsgemäß mit „Sozialhygiene“ antwortete, hatte ich wiederholt den Eindruck, dass die heutigen Kollegen damit nicht allzu viel anfangen können. Erst wenn ich dann auf meine frühere Tätigkeit in der Gesundheitsforschung hinlenke, wird das Verständnis besser. In den letzten Jahren habe ich mich vorrangig mit medizinhistorischen Themen im Kontext zur Greifswalder Universität befasst und wollte eigentlich mit der Katschbiografie diese aufwändige, intensive Arbeit beenden. Wenn ich nun meinen eigenen Lebensweg rekapituliere, so habe ich einige Buchvorhaben wie „Eigentlich wollte ich Gärtner werden“, „Absolvent und Hochschullehrer“ und „Militärmedizinische Sektion 1955-1990“ schon dazu genutzt, Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher und persönlicher Entwicklung dazustellen. Mit dem Beitritt der DDR zum Grundgesetz der BRD sind in den letzten Jahren Entwicklungen vollzogen worden, die stattgehabte Ziele der Gesundheitspolitik, Strukturen und Funktionen im Gesundheitswesen, Aus- und Weiterbildung von Personalen in Gesundheitsberufen, wie sie sich in der Nachkriegszeit im Osten Deutschlands ausgeprägt hatten, grundsätzlich verändert haben. Zeitgeschichtliche Vergleiche sind dadurch naturgemäß erschwert oder in Teilen gar nicht möglich. Ich gehöre zu der Ärztegeneration, die in der DDR mit einem Stipendium studieren konnte und später als Facharzt sozialhygienisch tätig wurde. In Forschung und Lehre gefordert, erkannte ich erst im eigentlichen Leistungsalter, dass ich in ein Gebiet dirigiert wurde, dass diverse Lücken in seinem Wissenschaftsprofil aufwies. Vom Vorstand der Gesellschaft Sozialhygiene beauftragt, bemühte ich mich 15 Jahre um eine Verbesserung der fachlichen Grundlagen. Als Zeitzeuge musste ich es dann erleben, dass 1990 das fertiggestellte neue Lehrbuch für die fachliche Weiterbildung es durch den Einigungsprozess lediglich bis zur Druckfahne schaffte und im universitären Bereich die Sozialhygiene der DDR durch die Sozialmedizin der BRD ausgetauscht wurde. Ich habe unsere Bemühungen aufgeschrieben, weil ich hoffe, dass spätere Ärztegenerationen wieder ein stärkeres Interesse an der gesellschaftlichen Determiniertheit von Gesundheit und Krankheit aufbringen werden. Wenn es auch letztlich egal ist, in welchem Fach ein solches Bemühen angesiedelt sein wird, dürfte das Nachlesen unserer Irrungen und Wirrungen beim Finden des rechten Weges vielleicht hilfreich sein.

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