Schulische Leistungsbeurteilung

Schulische Leistungsbeurteilung von Böhmer,  Matthias
Die Kritik am Lehrer, seinen Fähig- und Fertigkeiten, ist wohl so alt wie der Beruf des professionellen Pädagogen selbst. Wenn es auch sehr schwierig ist, empirisch festzustellen, was eigentlich einen "guten Lehrer" ausmacht, so hat doch jeder mehr oder weniger differenzierte Vorstellungen darüber, wie sich gute von schlechten Lehrern unterscheiden. Diese Studie, die im Rahmens eines Projektes zur diagnostischen Urteilsbildung von Experten entstanden ist, betrachtet den Lehrer als kompetenten Fachmann für die "Kunst des Unterrichtens", beschäftigt sich mit Unterschieden zwischen Lehrerexperten und pädagogischen Laien bei der Wahrnehmung und Beurteilung von Schülern und fragt nach Faktoren, die diese Prozesse beeinflussen. Einer internationalen Untersuchung zufolge, fallen die Urteile von Schülern über ihre Lehrer besonders negativ aus. Auch die Zensuren beurteilen Schüler ganz überwiegend negativ, wobei sie diese kritische Haltung mit einigen prominenten Vertretern der pädagogisch-psychologischen Forschung teilen. So kritisierte Ingenkamp bereits in den 70er Jahren die mangelnde Güte der Notengebung. Die Ergebnisse der internationalen Schulleistungsstudien, der PISA- und der IGLU-Untersuchung, zeigen, dass die Debatte um die "Fragwürdigkeit der Zensurengebung" nichts an Aktualität verloren hat. Eines der besonders bedenklichen PISA-Ergebnisse lautet, dass es "deutschen Lehrerinnen und Lehrern ... an diagnostischer Kompetenz [fehlt]". Während die geringe Qualität des "Messinstruments" Lehrer bei der Notengebung seit Jahrzehnten bekannt ist, bietet die pädagogisch-psychologische Forschung jedoch nur wenige Erklärungen an, warum dies so ist. Die vorliegende Arbeit begreift die schulische Leistungsbeurteilung als einen sozial-kognitiven Prozess: Leistungsbeurteilung wird als personbezogenes Urteil verstanden und dem Paradigma der sozialen Kognition folgend untersucht. Leistungs- und Personbeurteilung werden als untrennbare Aspekte der Personwahrnehmung angesehen. Dabei wird auf das Kontinuum-Modell der Eindrucksbildung zurückgegriffen, welches zwei unterschiedliche Strategien der Verarbeitung personbezogener Information postuliert. Die eine Strategie ist durch die soziale Kategorisierung und die damit einhergehende Aktivierung eines bestimmten Stereotyps bestimmt, die andere Strategie ist durch die individuelle Wahrnehmung und Beurteilung einer Person und das damit verbundene Sammeln und Integrieren von Merkmalen dieser Person gekennzeichnet. Entscheidenden Einfluss auf diesen Prozess der Eindrucksbildung werden sowohl der Motivation als auch der Expertise des Wahrnehmenden/Urteilenden zugesprochen. Diese Sichtweise soll die pädagogisch-psychologische Forschung zu Beurteilungsfehlern in der Notengebung in mehrerer Hinsicht bereichern. Zum einen soll über die Beschreibung von Urteilsfehlern im schulischen Kontext hinaus mit Hilfe des Kontinuum-Modells eine theoretische Erklärung geliefert werden, wann Fehler in der schulischen Leistungsbeurteilung entstehen. Zum anderen sollen Aussagen über den Einfluss der Motivation sowie der Expertise der urteilenden Person auf den Eindrucksbildungsprozess getroffen werden. Damit verbunden ist die Frage, unter welchen Bedingungen die schulische Leistungsbeurteilung fehlerbehaftet und stereotypenanfällig oder präziser am individuellen Fall orientiert ist.
Aktualisiert: 2023-04-06
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Expertise und diagnostische Urteilsbildung

Expertise und diagnostische Urteilsbildung von Böhmer,  Matthias
Was macht Experten zu Experten? Was unterscheidet Experten von Nicht-Experten? Experten sind Nicht-Experten nicht nur hinsichtlich kognitiver Strukturen (Gedächtnis und Wissen), sondern auch bezüglich kognitiver Prozesse (Problemlösen und Urteilen) überlegen. Diese Abhandlung fokussiert die diagnostische Urteilsbildung als kognitiven Prozess und betrachtet sie in zwei Expertisebereichen: Psychotherapieren und Unterrichten. In beiden Bereichen urteilen Experten primär über Personen (Patienten bzw. Schüler). Daher wird die diagnostische Urteilsbildung als sozial-kognitiver Prozess verstanden und dem Paradigma der sozialen Kognition folgend untersucht. Hierbei wird auf die dualen Prozessmodelle der sozialen Urteilsbildung (z. B. Kontinuum-Modell) zurückgegriffen, die zwei unterschiedliche Strategien der Verarbeitung von Informationen über Personen postulieren. Die eine heuristische Strategie ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Urteil über eine Person weitgehend auf einer verfügbaren Kategorie beruht, also auf den Implikationen derjenigen Kategorie, der die zu beurteilende Person zugeordnet wird. Die andere informationsintegrierende Strategie zeichnet sich dadurch aus, dass ein Urteil auf den spezifischen Informationen der zu beurteilenden Person basiert, ohne dass kategorienbasiertes Wissen eine Rolle spielt. Ob die diagnostische Urteilsbildung von Psychotherapeuten und Lehrern als Experten mit Hilfe der dualen Prozessmodelle beschrieben werden kann, wird in dieser Studie geprüft. Es werden zunächst Expertise und seine Bestimmungsstücke beschrieben. Es folgt eine Betrachtung der diagnostischen Urteilsbildung als eine Teilkompetenz des Experten. Modellformulierungen über die bei der diagnostischen Urteilsbildung stattfindenden Informationsverarbeitungsprozesse werden dargestellt sowie die diagnostische Urteilsbildung als Problemlöseprozess beschrieben. Hierbei wird insbesondere auf die Flexibilität beim Problemlösen, über die Experten im Gegensatz zu Nicht-Experten verfügen, eingegangen und die zielabhängige Wahl der Problemlösestrategie der Experten betont. Diese zielgeleitete Strategiewahl, als elementarer Bestandteil von Theorien und Modellen der sozialen Urteilsbildung, wird schließlich in den Blick genommen und das Kontinuum-Modell von Fiske und Neuberg erläutert. Abschließend werden vier Experimente berichtet, mit Hilfe derer die Forschungsfrage geprüft wurde.
Aktualisiert: 2019-12-20
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