Mythos Bauphysik
Spiegelbild der Gesellschaft – Irrtümer, Fehldeutungen, Missbrauch, Wegweisungen
Claus Meier
Das Bauen unterliegt dem Zwang, als oberste Priorität eine Bauphysik anerkennen zu müssen, die sogar pathologische Züge trägt. Irrtümer und Fehler häufen sich. Sie entwickelt sich damit kontinuierlich zum Totengräber einer erfahrungsorientierten Bautechnik.
Weshalb dann aber Mythos? Massen bevorzugen wie immer freudig Mythen, an die sie bedingungslos glauben und denen sie blindlings zu folgen bereit sind. Mythos muss deshalb als ein repressives Aussagesystem recht kritisch gesehen werden. Die derzeitigen Ordnungsgesetze des Bauens, die Normen, verkörpern ein diffuses, fehlerhaftes und widersprüchliches Konglomerat von Thesen, die nur durch ein fast kriminell anmutendes Netzwerk gegenseitiger Bestätigungen und Belobigungen bestehen können. Um fragwürdige Empfehlungen durchsetzen zu können, ist deshalb eine Mythenbildung hilfreich. Die Belange der Bewohner allerdings werden dabei als höchst zweitrangig betrachtet, trotz gegenteiliger Beschwörungen. Nur durch Kenntnis dieser negativen Begleiterscheinungen können diese unheilvollen Tendenzen gestoppt werden. Eine kompromisslose Aufklärung, auch im Interesse der Gesundheit, ist vonnöten. Geschieht dies nicht, wird das stets proklamierte menschengerechte Bauen in einer Sackgasse enden.