Auf den Wegen des Islams
Reisegeschichten und Reflexionen
Julius Franzot
Der Reisende in islamische Länder begegnet einer Welt, die ihm auf Anhieb fremd erscheint, ist mit Sitten konfrontiert, die sich seinen gewohnten Weisheiten aus dem Leben im „Westen“ entziehen. Warum darf ich kein Schweinefleisch essen und keinen Alkohol trinken? Warum gibt es kaum Darstellungen von Menschen und Tieren? Warum sind die Schulen, die Koran-Schulen, so geheimnisumwittert? Bei der letzten Frage möchte man allzu gerne wissen, in welchem Zusammenhang die Religion mit der Politik und der Gesetzgebung steht, vor allem, inwieweit die Religion gewaltsame Ausschreitungen gegen die „westlichen Werte“ zulässt. Bei der Durchsicht der Heiligen Schriften des Islams gibt es keine eindeutige Interpretation: es handelt sich um das unabänderliche Wort Gottes, das nicht immer eindeutig ist, es gibt keine Kirche, die als Verhandlungspartner und als oberste Instanz zur Bestimmung der offiziellen Lehrmeinung auftreten könnte.
Es drängt sich die Frage auf, ob der Islam von Natur aus auf Konfrontation mit dem Christentum angelegt ist, oder ob die Hetzer sich lediglich auf einem Abstellgleis der islamischen Gesellschaft befinden. In diesem Buch kann darüber keine abschließende Antwort gegeben werden: es werden die relevanten Texte anhand von Fallbeispielen analysiert, um zum Schluss zu gelangen, dass der Islam an sich nicht besser oder schlechter als jede andere offenbarte Religion ist, nur vor dem Unvermögen steht, sich präzise zu artikulieren und den heutigen Gegebenheiten anzupassen, und mit dem „Westen“ auf Augenhöhe zu verhandeln. Im Hintergrund drängt sich die Frage nach der Berechtigung des „Westens“ sich in die Angelegenheiten der Moslems in deren Heimatländern einzumischen, auf. Wenn wir lauthals gegen die Errichtung einer Moschee in Köln demonstrieren, können wir reinen Gewissens auf die Verwüstungen im Irak aufblicken?
Ein Kapitel für sich sind die heutigen Zustände im Balkan, wo der Islam nicht so sehr ein religiöses, sondern eher ein Nationalitätsproblem ist. Daher sind dort grundverschiedene Lösungsansätze angebracht und, selbstverständlich, auch dort militärische Kraftakte mehr als fehl am Platz.