Masuren – Mein Ort. Nirgends.
Bericht meiner Reise in eine Provinz vergessenen Erinnerns.
Burkhard Wittek
Wer beim Schälen der Zwiebel zum Kern
des Wohlgeschmacks vordringen will, muss die Trübung
seines Blicks, muss diejenige im Auge des Betrachters aushalten können,
um später klarer als jemals zuvor zu sehen. Das gilt besonders für die –
jenigen, die sich mit ihren deutschen Eltern und Großeltern, mit deutschem
Nationalismus und Zweitem Weltkrieg befassen wollen und daher wissen:
Vor ihnen liegt schon des eigenen Anspruchs wegen ein wirklich weites
Feld, auf dieser nun beginnenden Reise von Europa nach Europa.
So wurde dieses Buch über meine Reise nach Masuren und ins Land und
in die Heimat der Väter und Vorväter zur Reise in die deutsche Zeitgeschichte.
Sie wurde in der Auseinandersetzung mit dem Vater zur Reise in
die europäische Kultur- und Geistesgeschichte: zum Lebensbild einer Zeit,
gezeigt an einer bürgerlichen Familie, mit der das einst im Nordosten
Europas gelegene und für uns heute verwunschene und entschwundene
und nie verwundene Seelenland in Schilderungen von Städten, Landschaften
und Menschen literarisch noch einmal aufscheint. Diese Erzählung beschwört
in Bildern der Natur Masurens und seiner Seen und Wälder noch
einmal eine untergegangene Provinz, die über Jahrhunderte Ort einer großen
europäischen Geistes- und Kulturlandschaft gewesen war: Ort einer
Mélange aus Majoritäten und Minderheiten kulturell reicher Völker, die –
überstrahlt vom Hauch der Aufklärung und Liberalität, vom Odem aus
Ethnien und Religionen – einstmals dort gemeinsam gelebt haben.
Burkhard Wittek studierte Germanistik,
Philosophie, Wirtschaftswissenschaften
und Informatik in Tübingen und
München. Von ihm sind im Wiesenburg
Verlag die Wanderreiseberichte
»Zu Fuß von München nach Venedig
« und »Zu Fuß von München nach
Prag« sowie der Lyrikband »Liebeund
Leidewelten« erschienen.