Das Studienseminar Oldenburg 1892-1983
Der lange Weg zur Professionalisierung der Lehrerausbildung an höheren Schulen
Ulrich Klügel
Die wechselvolle Geschichte des Gymnasiums spiegelt sich in der
Geschichte der Lehrerausbildung. Ihre Professionalisierung war
stets gefährdet, oft fehlte das Geld, oder politische Konflikte drängten
sich in den Vordergrund. Impulse für Reformen kamen selten von
der Verwaltung in Oldenburg, häufiger von dem großen, unbequemen
Nachbarn Preußen, von engagierten Seminarleitern, zunehmend auch
von selbstbewussten Referendaren. Mit der Zeit wurde das Studienseminar
organisatorisch selbstständig, der wissenschaftliche Anspruch an die
Ausbildung höher, die Bewertung transparenter, aber Referendare und
Ausbilder klagten auch zunehmend über Anonymisierung, Bürokratisierung
und Verrechtlichung.
Die Untersuchung verbindet die Geschichte des Seminars mit der der
höheren Schulen der Region, die hier erstmals im Zusammenhang dargestellt
wird. Es wurde eine Vielzahl von Quellen erschlossen: Personal-,
Entnazifizierungs- und Prüfungsakten, Personengutachten, Seminarprotokolle
und Schulchroniken. Sie zeigen das Studienseminar Oldenburg
als einen höchst lebendigen sozialen Mikrokosmos, in dem Ausbilder und
Referendare einander begegneten, voneinander lernten, manchmal miteinander
rangen, immer aber für ein Lehrerleben geprägt wurden.